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Als Person Personen begegnen

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Die Entretiens werden hier also als die praktische Umsetzung von Mouniers personalistischem Ansatz verstanden, oder vielleicht eher andersherum: Aus seinen Begegnungen erwächst in gewisser Weise seine philosophische Position – und die Notizen dokumentieren die Erfahrungen, auf denen der Personalismus gründet, weil die Begegnung des Selbst mit anderen als eine universelle menschliche Grunderfahrung interpretiert wird. In den Entretiens zeigt sich, was es heißt, eine Person zu sein und als Person zu leben. Dass dieser Anspruch nicht nur von außen an die Texte herangetragen wird, sondern dass auch Mounier eine „personalistische Praxis“ intendierte, geht aus einem Brief hervor, den er an seine spätere Frau Paulette am 01.09.1933 schreibt. Rückblickend auf sein bisheriges Leben heißt es dort: „Personen zu begegnen, das erwartete ich vom Leben.“5 Und in Le personnalisme heißt es darüber, wie man die Person „beweisen“ könne: „[M]an lebt öffentlich die Erfahrung des personalen Lebens und hofft, damit eine große Anzahl zu überzeugen, die wie Bäume, Tiere oder Maschinen leben.“6 Denn darin besteht „das Paradox der personalen Existenz: Sie ist die eigentlich menschliche Art und Weise der Existenz. Und doch muss sie unablässig errungen werden.“7 Die Entretiens lassen sich also sowohl als Zeugnis des (inter-)personalen Lebens als auch als Aufruf dazu lesen.

Geist & Leben 3/2021

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