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Verbindlich eingebunden

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Unverbindlichkeit und Bindungsscheu wird dem heutigen Menschen häufig attestiert. Um »ungeordnete Neigungen« (Ignatius von Loyola) zu lösen und sein Leben neu und klarer zu ordnen, bedarf es einer gewissen Verbindlichkeit und sanfter Selbstdisziplin. »Achte sorgfältig darauf, wie du dein Leben führst«, heißt es im Epheserbrief (vgl. 5,15). Gerade im Zusammenleben und Zusammenarbeiten mit anderen ist ein gewisses Maß an verlässlicher Verbindlichkeit und Ordnung unverzichtbar. In der geistlichen Begleitung wird deutlich, wie unterschiedlich Menschen damit umgehen.

Die eine setzt Ordnung und Verbindlichkeit so hoch an, dass sie sich selbst Räume für neue, ungewohnte Erfahrungen verbaut und das Wirken des Heiligen Geistes hemmt, »dessen geheime Freude es ist, mit den Unterschieden zu spielen«.6 Nicht selten wird ihr nach Jahren bewusst, dass sie mit der eigenen emotionalen Bedürftigkeit und mit der Andersartigkeit anderer kaum umgehen kann. Langsam muss sie lernen, nicht nur festzuhalten und zu verharren, sondern Ungewohntes zu wagen und sich dabei dem eigenen Sicherheitsbedürfnis und den dahinter verborgenen Ängsten zu stellen.

Die andere empfindet Ordnung und Verbindlichkeit geradezu als Bedrohung ihrer Identität. Sie ist auf andere Weise darauf fixiert, niemanden an sich heranzulassen, sich mit niemandem abzustimmen. Sie ist darauf festgelegt, sich nicht festzulegen. Für alle Eventualitäten will sie sich möglichst viele Optionen offenhalten, ohne sich für die eine oder andere zu entscheiden. Deutlich erkennbar führt auch hier die Angst Regie.

Beide Extreme bedürfen oft neben der geistlichen einer psychologischen Begleitung. Die eine wie die andere gilt es, darin zu unterstützen, sich bislang Verdrängtem und Unbekanntem anzunähern und zu öffnen. Ohne solches Sich-Öffnen und Hinauswagen wird ihr geistliches Leben nicht lebendig.

Um hier begleiten zu können, bedarf der Begleitende selbst der Erfahrung: »Ich bin als Mensch immer mehr, als ich denke. Ich werde ich, indem ich über mich hinausschaue, aus mir herausgehe und mich verbinde und einbinden lasse. Meine Identität ist das Fragment. Ich bin ein kostbares, unverzichtbares Bruchstück des Ganzen, das im Kommen ist.«7

Inspiration 3/2021

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