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Viertes Kapitel

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Die nächsten Tage verbrachte Doug mit ausgiebigen Inspektionsritten durch seine Ländereien. Der Eindruck fiel dabei überwiegend zu seiner Zufriedenheit aus: Alle Felder waren bestellt, das Vieh stand auf saftigen Weiden, und die Ernten der letzten Jahre waren so gut gewesen, dass auch die Speisekammern der Bauern gut gefüllt waren. Es gab kaum einen Hof, dem man die Abgaben erlassen musste, weil die Pächter Not litten, und wenn, so lag es meist an Misswirtschaft. Doug pflegte die Leute dann zu rügen und ihnen Hilfe durch seinen Verwalter anzubieten. Wenn gar nichts mehr ging, mussten die Pächter gehen, aber hier sah er vorerst nirgendwo Handlungsbedarf.

Doug erkannte aber auch, dass es durchaus nicht überall so prosperierte wie auf den Gütern von Caernon. An der Grenze zu den Ländereien des Dukes of Glenmorgan etwa sah er ausgemergelte Gestalten und von Unkraut überwucherte Felder, und auch auf den Gütern der Blaemarvans klagten die Pächter. Die Abgabenlast ließ ihnen angeblich kaum Geld für den Kauf von Saatgut. Doug hielt das durchaus für möglich. Der alte Blaemarvan war gierig, davon hatte ihn schon das kurze Gespräch in seiner Halle überzeugt. Doug selbst empfand es als zumindest kurzsichtig, die Leute so auszunutzen. Auf die Dauer würden sie das Land verlassen und sich anderswo verdingen. Dann konnte Blaemarvan seine Felder allein bestellen.

Doug lächelte, als er sich die schöne Lissiana beim Unkrautjäten vorstellte. Sicher ein reizvoller Anblick, wenn sie dazu die Röcke raffte und ihre Beine sehen ließ wie die Bauernmädchen.

Ob die junge Frau von der Raffgier ihres Vaters wusste? Wahrscheinlich nahm sie die Unterschiede zu anderen Burgherrn kaum wahr. Mädchen wie Lissiana pflegten sich um ihre Kleider und Pferde zu kümmern – und ihr einziger Blick in die Zukunft galt einer guten Heirat. Wieder drängte sich ihm der Vergleich mit Elizabeth auf. Die Mädchen mochten im gleichen Alter sein, aber Elizabeth kümmerte sich um ihre Familie und obendrein das halbe Dorf, während Lissiana nur ihr Vergnügen im Kopf hatte.

Bei Doug selbst war das allerdings bis vor kurzem nicht viel anders gewesen. Und auch Lissiana würde reifen, wenn sie erst einem großen Haushalt vorstand und sich um die Witwen und Waisen im Dorf kümmern würde. Bis dahin mochte sie tändeln. Die Kinder des Adels bekamen einfach mehr Zeit, um erwachsen zu werden. Euer Leben wird glücklich sein, denn Ihr seid in einem Schloss geboren ...

Elizabeth ging Doug nach wie vor nicht aus dem Kopf, und am Samstag war er fest entschlossen, ihren Mann im Pub spielen zu hören. Vielleicht kam sie ja selbst herüber. Es war Mädchen und Frauen nicht untersagt, im Pub zu zechen, und selbst die ehrbarsten Frauen wie etwa Dicks Anna gingen manchmal mit, tranken ein oder zwei Ale und nahmen dabei den neuesten Dorf klatsch wie Schwämme in sich auf. Erst zu später Stunde gehörte der Pub meist ganz den Männern – wenn sich kein Tanz ergeben hatte, aber das kam selten vor. Nach einer Woche auf den Feldern oder in der Mine stand kaum noch jemandem der Sinn danach, das Tanzbein zu schwingen.

Kurz bevor er aufbrechen wollte, wurde Doug jedoch in die Ställe gerufen. Er hatte dem Stallmeister vor zwei Tagen Urlaub gewährt, da dessen Mutter in Caerdydd erkrankt war, und nun standen der völlig überforderte Francis und ein kaum besser geschulter Stallknecht vor einer Zuchtstute mit Kolik. Seufzend machte Doug sich daran, das Pferd selbst zu behandeln, und verbrachte die Nacht nicht mit Musik und Tanz, sondern damit, dem unwilligen Tier Öl einzuflößen, den Stallknecht im Anlegen heißer Wickel einzuweisen und das Pferd immer wieder im Kreis zu führen. Als die Sache endlich ausgestanden war, wich der Mondschein bereits der Morgendämmerung. Die Dorfbewohner lagen sicher längst in ihren Betten. Doug musste sein Vorhaben auf die nächste Woche verschieben.

Am Sonntagmorgen war er entsprechend unausgeruht und schlecht gelaunt, aber das gab sich rasch, als er kurz vor der Mittagsstunde einen Wagen in den Burghof rollen hörte. Es war ein leichter, schnittiger Einspänner, das Pferd davor ein eleganter Gob mit hohen, tänzerischen Bewegungen, sicher gelenkt von den Händen einer jungen Lady.

Lissiana Blaemarvan lächelte Doug herausfordernd an.

»Ich dachte mir doch, dass ich Euch hier Trübsal blasend in Euren Burgmauern finde! Trauer ist gut und schön, Lord Caernon, aber das muss auch mal ein Ende haben. Seht Ihr nicht, wie die Sonne vom Himmel strahlt? Kommt, steigt ein – oder holt Euer Pferd, wenn Ihr lieber reiten mögt. Ich habe ein Picknick vorbereitet, wir können es am Fluss einnehmen und den Frühling genießen.« Die junge Frau trug diesmal ein leichtes, grünes Seidenkleid, kein Reitkleid, sondern eher geeignet für festliche Anlässe. Es war von hellerer Farbe und weniger streng geschnitten als das Kostüm, das sie bei ihrem ersten Treffen getragen hatte. Das Oberteil bot tiefe Einblicke in Lissianas vollkommenes Dekolleté, und ihr Spitzenmieder lugte vorwitzig darunter hervor. Der Rock fiel bauschig und betonte die betörend schmale Taille. Natürlich war das Mädchen geschnürt, aber Doug hatte durchaus Lust, diese Bänder zu lösen, wenn Lissiana ihn nur dazu aufforderte. Er liebte es, die Frau, die er umwarb, von dem beengenden Panzer aus Fischbein zu befreien und ihr schwellendes Fleisch darunter zu liebkosen ...

Lissiana blickte so spöttisch, als hätte sie seine Gedanken erraten. Aber auch ihre grünen Augen ruhten in einer Art Vorfreude auf dem Spiel der Muskeln auf seiner Brust. Doug war spät aufgestanden und hatte sich nur nachlässig gekleidet. Sein weites Hemd stand zur Hälfte offen und gab den Blick auf seinen Oberkörper frei, dazu war sein Haar nur notdürftig geglättet und umspielte seinen Kopf nun in wilden Locken, als gehöre es zu einem der ungezähmten Helden der Sagen und Märchen.

»Was ist nun, Mylord?«

Doug verneigte sich. »Wie könnte ich eine solche Einladung abschlagen! Selbstverständlich komme ich mit Euch, aber wartet einen Moment, ich will mich anständig kleiden ...« Er gab einem Stallknecht die Anweisung, seinen Hengst zu satteln. Ein anderer griff nach den Zügeln von Lissianas Pferd,

»Ich nehme Euch auch unanständig mit!«, lachte sie. »Aber ich vergaß, Ihr habt ja einen Ruf zu verlieren. Immerhin werden wir durch Euer Dorf fahren, und da darf sich der Earl natürlich nicht unschicklich präsentieren. Stimmt es, dass sich all die Mädchen von Caernon nach Euch verzehren, Mylord?« Lissianas Katzenaugen funkelten.

»Die Mädchen von Caernon sind züchtig und untertänig«, erwiderte Doug grinsend. »Sie würden es nicht einmal wagen, ihrem Herrn ins Gesicht zu sehen, geschweige denn, lüstern auf seine Brust zu starren ... Aber nun entschuldigt mich. Ich bin gleich wieder da und dann ganz der Eure.«

Francis stand bereits bereit, ihm Sonntagskleidung vorzulegen. Seine Stimmung war allerdings wieder mal nicht die beste.

»Fangt bloß nichts mit dieser Hexe an!«, zischte er. »Auch wenn sie keine Besen reitet, sondern die schönsten Pferde. Was ist nur aus unseren tugendhaften Mädchen geworden! Ein Grafenkind, aber fahrt allein in der Gegend herum und bietet sich Euch an wie eine Straßenhure!«

»Nicht doch, Francis! Neuerdings siehst du wohl überall Hexen!«, beschwichtigte Doug. »Lady Lissianas Tugend ist über jeden Zweifel erhaben. Sie ... spielt eben gern etwas mit dem Feuer ... aber wenn du mich fragst, ist das harmlos. Und selbst wenn wir in Liebe zueinander entbrennen würden – die Lady of Blaemarvan ist doch eine gute Partie.«

»Wer mit dem Feuer spielt, kann sich schnell daran verbrennen«, brummte Francis. »Aber im Ernst, Mylord: Denkt Ihr wirklich daran, dieses Mädchen zu Eurer Gemahlin zu machen? Dann bitte ich Euch nur darum, mich vorher in Ehren zu entlassen. Ich bin zu alt, um mich von ihr herumstoßen zu lassen.«

Doug lachte. »So weit ist es noch nicht, Francis. Aber gib zu, sie ist schön! Sie könnte mich durchaus reizen. Tatsächlich ist mir kaum irgendwo ein Mädchen begegnet, das so viel Liebreiz mit derart viel Courage verbindet. Oder findest du es nicht tollkühn, einfach herzukommen und eine Abfuhr zu riskieren?«

Francis verdrehte die Augen. »Sie hat Euch schon an der Angel, Mylord, da erübrigt sich jede Warnung. Aber ich nehme mir doch die Freiheit, Euch darauf hinzuweisen, dass Mut und Tollkühnheit nicht das Gleiche sind!«

Doug hatte inzwischen ein enges, hellblaues Wams über sein weißes Hemd gezogen und dazu eng geschnittene Hosen und weiche Lederstiefel gewählt. Er sah schmuck aus, die Sachen stammten aus Italien und waren von neuester Mode. Oder mochte das stutzerhaft auf sie wirken? Immerhin war Lissiana ein Mädchen vom Lande ... Vielleicht doch besser Lederbreeches? Ach was! Auch das Kleid der jungen Lady war nach Mailänder Vorbildern geschneidert. Sie musste wissen, was man in den Salons der großen Städte trug.

Tatsächlich war Lissianas Blick nicht spöttisch, sondern aufrichtig bewundernd, als Doug die Treppen herunterkam und den gesattelten Cougar entgegennahm.

»Was für einen feinen Kavalier Ihr abgebt!«, bemerkte sie anerkennend. »Ich werde mich wie eine Prinzessin fühlen, wenn ich neben Euch Platz nehme. Aber nun kommt – wisst Ihr einen schönen Platz für unser Picknick?«

Caernon County lag an den Ufern des Wye, und Doug kannte durchaus einige verschwiegene, schilfbewachsene Stellen am Fluss, mehr oder weniger fern der befestigten Wege. Besonders eine Bucht schwebte ihm dabei vor, in der er als Junge viel Zeit mit Piratenspielen verbracht hatte. Das Wasser floss hier träge vorbei, das Schilf am Ufer mäßigte die Strömung und lud viele Wasservögel zum Brüten ein. Etwas oberhalb des Flusslaufs war das Ufer grasbewachsen, und ein paar Weiden boten Schatten, deren Zweige und Blätter fast bis ins Wasser hingen. Sie bildeten einen natürlichen, grün und golden gesprenkelten Vorhang, der jeden vor neugierigen Blicken schützte, der unter dem Blätterdach Zuflucht suchte. Doug hatte diesen Effekt oft genutzt, wenn seine Diener oder Spielgefährten nach ihm suchten. Er konnte stundenlang unter dem seltsamen Kuppeldach liegen und vor sich hin träumen – von aufregenden Abenteuern, fremden Ländern – und später natürlich auch von den Mädchen, die er einst erobern wollte. Er lächelte, als er sich daran erinnerte. Nun, er war nahe daran, diese Träume wahr zu machen. Zunächst musste er den verwunschenen Ort aber wiederfinden. Und mit der Kutsche wurde das schwierig. Also bat er Lissiana, am Weg zu warten, bis er die Stelle gefunden hatte. Cougars breite Hufe bahnten sich dabei ruhig den Weg durch das Schilf. Vom Wasser aus waren die verschwiegenen Plätze unter den Weiden noch am ehesten einzusehen. Doch so verschwiegen waren sie diesmal gar nicht!

Doug hörte helles Lachen, als er sich dem Ufer näherte, und sah dann einen Korb im Schilf – üppig mit Decken und Tüchern ausgeschlagen –, in dem ein Kind ruhte wie einst Moses im Nil. Das Baby schlief tief, Doug erhaschte einen Blick auf ein zartes Gesichtchen mit rötlich blondem Flaum auf dem Kopf, die winzigen Fäuste im Schlaf geballt. Auch schwamm der Korb natürlich nicht im Fluss, sondern war auf festem Boden abgestellt – sicher im Blick der Eltern, die Dougs alten Lieblingsplatz besetzt hielten. Fast empört über diesen Frevel spähte der junge Earl zwischen Schilf und Weidenvorhang hindurch – und erkannte ein rotblondes Mädchen, das da eben einen dunkelhaarigen, jungen Mann mit Apfelstückchen fütterte. Wobei sie auch sonst dem Bild der Eva glich. Sie hatte ihr Hemd über die Schulter herabgestreift und bot ihrem Liebsten unverstellten Blick auf ihre weiße Haut und ihre schwellenden Brüste. Doug selbst bekam nicht so viel zu sehen. Für ihn verdeckte der Vorhang aus rotgoldenem, gekräuseltem Haar, das gelöst über ihren Rücken fiel, die Wonnen ihres Fleisches. Mit klopfendem Herzen verfolgte er, wie Elizabeth ihrem Brian den Apfelsaft vom Kinn küsste.

»Die Äpfel sind süß, nicht wahr? Leona gab sie mir, eins der Küchenmädchen im Schloss, dem ich gegen Blutfluss half. Sie sind aus dem Garten des Grafen.«

Doug runzelte die Stirn. Es gefiel ihm gar nicht, dass sich die Hausangestellten derart ungeniert von seinen Gütern bedienten, dass sie selbst die Dorfzauberin damit bezahlten. Andererseits – wie viele Äpfel konnte er allein essen? Die Küchenmädchen erhielten kaum Gehalt, nur Kost und ein Kleid zu jedem Weihnachtstag. Da war es nur verständlich, dass sie sich manchmal eine Kleinigkeit vom Tisch ihres Herrn gönnten und auch ab und zu etwas für die Familie daheim mitgehen ließen. Elizabeth hätte er die Früchte zudem durchaus gegönnt ... ihrem Mann dagegen ... Doug konnte sich nicht helfen, aber er verspürte vage Eifersucht, als der Jüngling nun Anstalten machte, Elizabeth weiter zu entkleiden. Er zog ihr Hemd bis zu den Hüften herunter und weidete sich offensichtlich an ihrer Schönheit.

»Du bist schön wie ein Liebeslied, das einst einer Elfe galt. Doch der Sänger war ein Sterblicher, dem sie ihre Gunst nicht schenken konnte. Sie vergoss darüber heiße Tränen, und aus einer davon hat die Göttin der Liebe dich erschaffen ...« Brian flüsterte zärtliche Worte, während er Elizabeths schmalen Leib liebkoste. Doug konnte sich nur vorstellen, wie seine Finger dabei über ihre Brüste fuhren und ihre festen Umrisse nachzeichneten. Er stellte sich ihre Brustwarzen vor wie ihre Lippen, zartrosa und fest, zuckend und dann anschwellend unter der Berührung forschender Hände. Fast meinte er selbst ihr festes, warmes Fleisch zu spüren, den Duft ihres Haars zu riechen. Vielleicht der warme Geruch von Äpfeln und Zimt ... oder Sommerblumen aus Annas buntem Bauerngarten ...

»Du meinst, dass ich aus einer Träne erschaffen wurde, Liebster?«, neckte Elizabeth ihren Gatten, als er kurz von ihr abließ. Sie nutzte die Zeit, um ihr Hemd ganz abzustreifen, und gewährte Doug dabei ungewollt einen Seitenblick auf ihre hohen, schwellenden Brüste. Sie waren nicht so klein und fest, wie er es sich vorgestellt hatte – aber sicher, sie musste das Baby ja noch stillen ...

»Nein, das will ich nicht hoffen. Lieber möchte ich ein Sonnenstrahl sein, den das Taggestirn heimlich in den Wiesen zurückließ, um ihn dem Mond zu schenken. Und du bist der Kuss des Mondes, der ihm endlich Erfüllung bringt ...«

Elizabeth öffnete das Hemd ihres Gatten und beugte sich über ihn. Ihre Brüste schwebten über seinem Körper und streichelten ihn schließlich, bevor sich die Lippen der beiden zum Kuss verbanden ... Doug meinte diesen Kuss fast zu spüren. Die Süße der Früchte, die vertraute, zärtliche Vereinigung, die doch immer wieder den Weg zu neuen Wonnen öffnete. Er träumte sich an Brians Stelle, wünschte sich, das Mädchen jetzt rasend an sich zu ziehen, die zarte, rosa Blume zwischen ihren Schenkeln zu ertasten ...

Aber dann riss er sich zusammen. Was machte er hier? War es eines Caernon würdig, heimlich wie ein Dieb in der Nacht seine Untertanen beim Liebesspiel zu beobachten? Dies hier ging ihn nichts an, und obendrein wartete Lissiana am Wegrand. Seit Stunden, wie es ihm schien. Nicht auszudenken, wenn sie die Geduld verloren, ihn gesucht und hier gefunden hätte! Vorsichtig, um möglichst keinen Lärm zu machen und das Liebespaar nicht aufzuschrecken, wendete er Cougar. Der Hengst hatte brav im Wasser gestanden und gewartet, ohne sich zu rühren. Nun brachten seine Hufe das Wasser etwas in Bewegung, aber am Ufer würde das kaum auffallen. Doug atmete trotzdem auf, als er – eine Pfeilfluglänge unterhalb der Plätze unter den Weiden – wieder festen Boden erreichte. Rasch fand er die Stelle an der Uferstraße, wo er Lissiana zurückgelassen hatte. Dort befand sich der Wagen aber nicht mehr. Doug, heftig erschrocken ob der Möglichkeit, dass Lissiana ihm doch nachgegangen und sein schändliches Tun bemerkt hatte, fand sie wenig später an einer Wegmündung, die zum Fluss herunterführte. Als Lissiana das Warten zu dumm wurde, war sie heruntergefahren, hatte ihr Pferd an einem Baum angebunden und das Picknick zum Fluss getragen. Die Stelle war nicht so romantisch verschwiegen wie Dougs Lieblingsplatz, aber von der Straße aus einsehen konnte man sie auch nicht. Ein paar Felsen am Ufer warfen Schatten, dazu bot der Ort einen reizvollen Ausblick über den Fluss. Hier verstellte kein Schilf die Sicht, und Lissiana hatte sich die Zeit damit vertrieben, Boote und Frachtkähne zu beobachten, die über die breite Wasserstraße trieben oder gerudert wurden. Dazu hatte sie sich Erfrischung gesucht. Sie saß auf einem Felsen am Ufer, hatte Schuhe und Strümpfe ausgezogen und ließ die weißen, nackten Füße im Wasser baumeln. Doug konnte sich an dem Anblick kaum satt sehen. Lissiana hatte heute wohl wirklich vor, das Bauernmädchen zu spielen. Dabei waren ihre schmalen Fesseln natürlich nicht unförmig angeschwollen vom langen Stehen auf den Feldern, und ihre Füße wiesen keine Hornhaut vom Barfußgehen auf. Stattdessen wirkten ihre Zehen wie vollkommen geformte, kleine Blüten an zarten Ranken, ihr Anblick erinnerte Doug an die Marmorstatuen in Italien, die römische Göttinnen zeigten.

»Endlich, Mylord!«, lachte Lissiana. »Was hat Euch aufgehalten? Habt Ihr den Garten Eden nicht gefunden?«

Doug errötete. Wie gut, dass sie nicht ahnte, wie nah er Eva und ihrem erwählten Garten wirklich gewesen war!

»Ich muss es gestehen, Lady. Der Spielplatz meiner Jugend hat sich heute meinen Blicken entzogen. Aber Ihr habt den Zugang zum Paradies ja nun bereits an anderer Stelle geöffnet. Nur fürchte ich, dass es nicht von Eva, sondern Venus bewohnt wird!«

Doug ließ sich etwas oberhalb von Lissiana nieder und gestattete sich, ihren Nacken sanft zu liebkosen. Ihr dunkles Haar war heute aufgesteckt, ein grünes Haarnetz und ein Blütenkranz hielten es an seinem Platz und ihr Nacken lag frei. Weiß wie der Hals eines Schwans bot er sich Dougs Blicken.

»Wer sehnt sich denn auch nach Eva?«, neckte Lissiana, ohne sich umzuwenden. »Sie war ein bisschen ungehorsam, ja, aber sonst doch eher langweilig – und wenig wählerisch. Wenn man bedenkt, wie viele Engel um diesen Garten herumstanden ... einer schöner als der andere, leuchtend wie Marmor ... dazu Satan, der sicher auch seine Reize hatte ... Welche wirklich sinnliche Frau hätte da den alten Adam verführt?«

Doug musste lachen und begann, ihren Nacken mit kleinen Küssen zu bedecken.

»Adams Nachfahren bemühen sich seitdem dazuzulernen«, bemerkte er und löste vorsichtig ihr Haar. Lissiana erschauerte, als er ihre Kopfhaut berührte. Ganz langsam drehte sie sich um.

»Evas Töchter würden sie sonst auch rügen ...«

Während sich ihr schweres, langes Haar über ihren Rücken ergoss, begann Lissiana, Dougs Wams zu öffnen. Sie war dabei ungeschickt und riss ein paar Knöpfe von seinem Hemd. Doug ertappte sich bei der Überlegung, dass Elizabeth, eine Bucht weiter, hier sicher vorsichtiger mit ihrem Gatten umging. Sie musste die Knöpfe schließlich später wieder annähen ... Aber wie konnte er nur an Elizabeth denken, wo doch jetzt Lissianas Lippen seine Brust liebkosten? Die junge Lady war offenbar entschlossen, sich das zu nehmen, was sie vorher nur begehrlich anstarren konnte. Sie schob Doug ins Gras, bis er halb unter ihr lag, und ertastete dann seine Muskeln mit ihrer Zunge, umspielte damit leicht seine Brustwarzen, bis Doug sich ihr in erster Erregung entgegenhob.

»Psst, liegen bleiben, mein Seraphim, wir wollen doch nicht auffallen im Garten Eden!«

Lissianas Haar fiel nun über ihre Schultern und streichelte seine Brust, sie nahm eine Strähne davon und begann ihn damit zu reizen, als trage sie einen Pinsel in der Hand. Es kitzelte und er musste lachen, aber dann war es doch wieder heißeste Erregung, die ihn durchfuhr, als Lissiana den Gürtel öffnete, der seine samtenen Beinkleider an ihrem Platz hielt. Mit dem edlen Stoff ging sie sorgfältiger um, streifte ihn Zoll um Zoll herunter und streichelte Doug dabei weiter mit ihrem Haar. Sein Glied hatte längst zu pulsieren begonnen, schwoll an unter den tastenden Fingern ihrer linken Hand.

»Mein Marmorengel hat also doch menschliche Regungen ...«, lachte Lissiana. »Beim letzten Mal war ich mir da gar nicht mehr so sicher. Aber nun ...« Sie beugte sich über seinen flachen, harten Bauch und begann ihn auch hier zu küssen und zu lecken.

»Ihr habt ... eine seltsame Vorstellung von einem Picknick ...«, wandte Doug ein. Er brachte die Worte kaum noch ohne ein Keuchen heraus, langsam verlor er die Fassung, taumelte durch Kaskaden der Lust – aber dennoch gefiel ihm etwas nicht ... Er wollte die Kontrolle nicht völlig verlieren, es schien fast, als fehle es ihm an Vertrauen, sich Lissiana ganz und ohne Vorbehalt zu überlassen. Dennoch gab es jetzt kein Zurück mehr. Als sie eine Strähne ihres Haars wie eine Kette um sein Glied wand und es daran sanft an ihren Mund zog, entlud sich seine Erregung zwischen ihren zarten, ihn umschmeichelnden Lippen. Sie ließ ihn danach jedoch nicht los, sondern fuhr fort, zu schmeicheln, zu knabbern und zu saugen, bis er ihr nochmals entgegenwuchs. Doug bäumte sich unter ihr auf, wusste in seinem süßen Schmerz nicht, ob er sie abwerfen oder sich noch tiefer in sie hineinwinden wollte. Schließlich brach er zusammen und stöhnte wohlig, als sie ihn mit langen, beruhigenden Bewegungen streichelte.

»Was ist nun mit einem Glas Wein, Mylord?«, fragte sie dann lächelnd. »Ihr habt mir ja bereits Erfrischung geboten, aber vielleicht braucht Ihr selbst ein wenig Ambrosia, um wieder zu Kräften zu kommen?«

Doug zitterte noch leicht, als er ihrem Wunsch nachkam und die Karaffe edlen Weins entkorkte, die ihr Picknickkorb enthalten hatte. Er trank durstig, noch aufgewühlt von den Wonnen, die ihm diese ›züchtige Jungfrau‹ da eben bereitet hatte. Und vorhin hatte er Francis gegenüber noch Lissianas Tugend gerühmt.

Nun, Doug war nicht prüde und machte sich auch nichts aus allzu schamhaften Maiden. Die Liebe war zu schön, um sie unter der Bettdecke zu verstecken, er wünschte sich, dass seine Lady sie genauso genießen sollte wie er selbst. Was das anging, so schien Lissiana leicht erregbar zu sein. Sie ging gern darauf ein, als er das Spiel nun umgekehrt anging und ihr Mieder löste. Dabei ging er sorgfältiger vor als das Mädchen, er öffnete Kleid und Hemd mit fast quälender Akribie und löste dann die Schnüre an ihrem Korsett, als öffne er ein kostbares Geschenk. Ihr weißes Fleisch, das befreit und schwellend darunter hervorwogte, war ihm dann auch eine Quelle der Freude. Er küsste ihre Brüste ... groß und üppig, die Warzen riesig und einladend weich. Doug senkte sein Gesicht zwischen die beiden duftenden Hügel – und musste in all diesem Schwelgen in Wärme und Üppigkeit an den kurzen Blick auf Elizabeths eher kleinen, hohen Busen denken. Brian hatte jede ihrer Brüste mit einer Hand umfassen, aufheben und sanft kneten können ...

Doug fühlte, dass sein Glied nicht beim Abtauchen in Lissianas aufreizend dargebrachte Formen, sondern eher im Gedanken an den zarten Körper der kleinen Hexe pulsierte. Das dürfte nicht sein!

Erschrocken hob er den Kopf und musste sich dann fast zwingen, Lissiana weiter mit den Lippen zu liebkosen. Alles an dieser marmorweißen Schönheit war vollkommen: Die Brüste groß und schwellend, doch die Körpermitte auch ohne Korsett wohlgeformt und fest. Doug schob ihr Kleid tiefer herab und enthüllte auch ihre Hüften, wundervoll gerundet und ein prachtvoller Rahmen für den sanft gewölbten Hügel der Venus. Doug verlor sich einige Sekunden lang nur in dem köstlichen Anblick – und doch konnte er nicht verhindern, dass sich unvermittelt das Bild von Elizabeths schmalem, feenhaften Körper davor schob, die Formen nur zu erahnen unter dem wehenden Lockenhaar, der Anblick nur widergespiegelt auf Brians verzaubertem Antlitz.

»Warte, da kommt jemand!« Lissianas warnende Stimme riss ihn aus der Verlegenheit. »Schnell, bedeck mich! Und dich ebenfalls, niemand soll denken ...«

Doug zog seine Hose hoch und schob sich vor das liegende Mädchen. Lissianas Blöße jetzt schnell bedecken zu wollen war hoffnungslos, da hätte er ihr schon eine Decke über den Kopf werfen müssen. Aber wer auch immer jetzt vorbeikam, würde ja wohl genug Schamgefühl besitzen, nicht den Hals zu recken, wer da mit dem Lord of Caernon spielte.

Tatsächlich hielten die beiden Wanderer den Blick überaus verlegen gesenkt. Sie kamen von den Wiesen am Fluss und mussten Doug schon vom Wasser aus erkannt haben. Die Lady hoffentlich nicht. Andererseits erriet jeder, der nicht ganz dumm war und ihren Einspänner an der Straße sah, wer seine Begleiterin war. Und dumm waren diese beiden jungen Leute sicher nicht.

Doug wurde flammend rot, als er sie erkannte.

»Seid gegrüßt, Mylord!«, sagte Elizabeth mit singender Stimme. Sie trug den leichten Picknickkorb, während Brian das Körbchen mit dem schlafenden Baby hielt.

»Einen schönen Tag noch, Herr!«, wünschte auch Brian. Er war ebenfalls leicht errötet. Doug sah den jungen Mann erstmals bei Tageslicht von nahem. Dunkles, lockiges Haar, sehr kurz, wie die Bergleute es trugen. Ein blasses, schmales Gesicht, aber fein geschnitten, mit fast aristokratisch klaren Zügen. Die Augen, die jetzt angestrengt geradeaus schauten, grau und verträumt wie die Wolken an einem Nebeltag.

Doug erwiderte die Grüße nicht, er hätte wohl kein Wort herausgebracht. Auf jeden Fall war ihm die Lust, Lissianas Körper weiter zu erforschen, jetzt gründlich vergangen.

»Was ist, Mylord?«, fragte das Mädchen, als Brian und Elizabeth längst gegangen waren, Doug aber immer noch keine Anstalten machte, das Liebesspiel wieder aufzunehmen.

»Wir müssen gehen«, antwortete Doug. »Die Gegend hier ... ist nicht sicher ...«

Lissiana richtete sich auf und runzelte die Stirn. »Wegen einem Bauernlümmel und seiner kleinen Hure? Was denkst du denn, was die hier getrieben haben? Genauso verbotene Spiele wie wir!«

Den Korb mit dem Kind hatte sie offensichtlich nicht gesehen. Doug verspürte jähen Ärger, als sie Elizabeth eine Hure nannte.

»Für diese zwei sind solche Spiele nicht verboten, sie sind miteinander verheiratet. Zudem ist es ein Unterschied, ob sich ein Bauernlümmel mit einer Magd im Gras am Ufer des Wye wälzt oder ein Lord mit einer Lady. Verzeiht, dass ich mich habe hinreißen lassen, Lissiana.«

»Dass du dich hast hinreißen lassen?« Lissiana sah ihn zornig an und raffte ihre Kleider um sich.

Doug errötete beschämt. Sie hatte Recht, er hatte eigentlich gar nichts getan. Tatsächlich hatte Lissiana ihm alle Wonnen der Lust geschenkt, während er sie nun unbefriedigt zurückließ. Aber er konnte nicht ... er konnte einfach nicht, es war fast, als hätte er diesen letzten, kurzen Blick, den er mit Elizabeth getauscht hatte, damit entweiht. Ohne ein weiteres Wort stand er auf und wandte sich ab, als Lissiana sich ankleidete.

Der Zorn der jungen Lady verrauchte zum Glück rasch – oder zumindest beherrschte sie ihn. Allerdings würde sie Doug von nun an argwöhnisch beobachten. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Lissiana kannte seinen Ruf als Abenteurer und Frauenheld. Er war sicher ein guter und erfahrener Liebhaber. Woher kam jetzt dieser Wankelmut, diese plötzliche Zaghaftigkeit ohne erkennbaren Grund? Sollte er wirklich befürchten, ihr, der Jungfrau, zu nahe zu treten? Aber er musste doch wissen, wie man eine Frau befriedigt, auch ohne die letzten Grenzen zu überschreiten! Lissiana beschloss, auf keinen Fall aufzugeben. Sie hatte sich diesen Mann zum Gatten erwählt, aber sie wollte keinen verschämten Jüngling, der sich ihr in der Hochzeitsnacht ehrfürchtig näherte. Doug sollte ihr völlig verfallen, bevor sie ihm erlaubte, um sie zu werben ... Um sie dann in jener Nacht aller Nächte in einem Crescendo der Seligkeit ganz zu besitzen!

Doug packte die Sachen zusammen, während sie ihren Rock anzog und ihr Mieder ordnete – beide blieben völlig sachlich, als sie ihn dabei bat, ihr Korsett erneut zu schnüren. Er erwies sich dabei als sehr geschickt – wieder ein Beweis dafür, dass er bislang keinem mönchischen Dasein gefrönt haben konnte. Lissiana musste nur Geduld mit ihm haben.

Schließlich lächelte sie auch wieder, als sie den Einspänner bestieg und ihr Pferd antraben ließ. Schwungvoll lenkte sie den Wagen Richtung Caernon, was Doug gar nicht so recht war. Er wäre lieber langsam gefahren, um Elizabeth und Brian nicht nochmals zu begegnen. So überholten sie die beiden noch vor dem Dorf. Brian hielt den Blick gesenkt. Elizabeth hob allerdings kurz die Augen, als Cougar vorübertrabte – Lissiana hatte sich nicht die Mühe gemacht, vor den Wanderern ihr Pferd zu drosseln, so dass die beiden jetzt durch eine Staubwolke schreiten mussten.

Ihr wissender, leicht spöttischer Blick traf Dougs Gesicht, bevor er betont beiläufig wegschauen konnte. Er hoffte, dass sie das kurze Aufflackern des Begehrens in seinen Augen nicht bemerkt hatte. Er hatte es unterdrücken wollen, aber als das Mädchen zu ihm aufblickte und ihre leuchtenden Augen blitzten, durchfuhr es seinen Körper wie ein Schlag.

Elizabeth hatte Dougs Blick jedoch nur gestreift – im Gegensatz zu Lissiana, die kaum die Augen von ihm lassen konnte. In ihrem unbefriedigten Körper pochte es immer noch, und der Anblick des großen, blonden Mannes, der so elegant zu Pferde saß, als wäre er eins mit seinem starken, schwarzen Hengst, ließ die Erregung in ihr aufwallen. Zumindest bis sie die Sehnsucht in seinen Augen sah, als er an diesem rotblonden Mädchen vorbeiritt ...

Verheissungsvolle Sehnsucht

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