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In allem Eins

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Es ist in uns gelegt, die Welt zu verwandeln, indem wir die Welt in uns verwandeln.“

U. Schaffer

Wir alle haben etwas gemeinsam, wenn auch zu unterschiedlichen Anteilen. Seit Jahren teilen wir eine Krise. Eine Krise, deren Verursachung gerne der mit dem Kapitalismus verschränkten neoliberalen Wirtschaftsordnung zugeschrieben wird. Eine Krise, die ausgehend vom Finanz- und Bankenwesen über Wirtschaft und Sozialwesen bis hin zu Schul- und Bildungswesen mittlerweile alle Systeme auf fatale Weise durchdringt und schicksalhaft verbindet. Eine Krise, die vor keinem Halt macht, und deshalb dennoch nicht gerecht ist. Eine Krise, die betrifft und betroffen macht und nur gemeinschaftlich zu bewältigen ist. Längst unserer Kontrolle entglitten, treiben die von uns im Namen des Wohlstands herbei beschworenen Geister Profit, Wachstum, Konkurrenz und Gier uns, ihre „Meister“ vor sich her. So hat sich die Meisterschaft verkehrt und eine Dynamik hervorgerufen, die nicht mehr kontrollierbar scheint. Und doch sind wir es, die diese Phänomene mit unserer Geisteshaltung am Leben erhalten, könnten sie doch – für sich genommen substanzlos – nicht aus sich allein heraus (weiter) existieren. Wir also sind die Krise oder zumindest die Quelle ihrer Existenz und Aufrechterhaltung.

Faulen Krediten gleich, denen realwirtschaftlich gesehen nichts „Wahres“ gegenübersteht, gehen viele Worte gewissermaßen schon inflationär in Reformdebatten verloren, machen die Betroffenen zu Gläubigern, auf eine Tilgung der „Schuld“ wartend, die niemandem erlassen und erspart wird. Sind wir doch als Gesellschaft allesamt Schuldner und Gläubiger zugleich. Und während wir gemeinsam auf die Begleichung unserer eigenen Ausstände durch uns selbst warten, wächst die Blase, die nur mit mehr Menschlichkeit und Solidarität ihr Hohlsein verlieren könnte.

Was lässt uns als Menschen in unserer Persönlichkeits- und Bewusstseinsentwicklung wachsen? Wer legt Wert auf menschliches Wachstum? Woher nehmen wir die Berechtigung, im Gewahrsein der himmelschreiend ungerechten Verteilung von Gütern, Einkommen und Bildungschancen auf unserer Erde, so weiter zu machen wie bisher?

Dass Menschen ohne Unrechtempfinden ihren Wohlstand auf dem Elend ihrer Mitmenschen begründen, lässt sich – wenn überhaupt – nur mit der zunehmenden Entfremdung von…, ja von fast allem erklären: der Natur, den Mitmenschen, dem Leben schlechthin, von uns selbst …

Wir halten uns in unserem Tun und Denken bedeckt, bleiben damit lieber anonym, lassen auch andere lieber in ihrer Anonymität verweilen und halten sie damit auf Distanz. Den Dolchstoß mit eigener Hand zu versetzen ist seit jeher missliebiger als das Verrecken-Lassen in der Ferne irgendwo. Wenn schon Blut fließen muss, möge s nicht das eigene Gewand besudeln und die Tat als Unrecht oder gar Verbrechen entlarven. Dann schon lieber ein Knopfdruck, der die Folgewirkungen aus dem Gesichtskreis verbannt. Was ich nicht weiß, sehe, höre, fühle…, das lässt mich besser leben und ruhiger schlafen. Die eigenen Probleme genügen ohnehin, wer möchte sich da noch was anderes aufhalsen.

Meine, deine, eure Probleme… Hier beginnt der geistige Irrtum. Sind wir doch alle ein großer Organismus, untrennbar miteinander verbunden mit all unseren Herausforderungen, aber gottlob auch mit unseren Lösungen. Dass diese oft länger auf sich warten lassen im Vergleich zur „Problemgeschwindigkeit“, dürfte daran liegen, dass wir problembehaftete Zustände oft über lange Zeiträume hinweg gleichsam als „Naturgesetze“ hinnehmen und zuweilen gar nicht auf die Idee kommen, es ließe sich etwas ändern. Derart konditioniert, neigen wir dazu, uns mit problematischen Gegebenheiten zu arrangieren und uns dieselbe Medizin zu verschreiben, die schon bisher nicht im erhofften Sinn gewirkt, ja die Symptome mitunter sogar noch verstärkt hat. Mehr vom Selben also, zur Bestätigung des vermeintlich Unvermeidlichen und Unveränderbaren oder auch zur bequemeren Beibehaltung des – wenn auch unliebsamen – Gewohnten.

Die Crux ist, dass es keine Lösungen gibt, die außerhalb unserer selbst liegen. Und nichts von dem, was wir anderen verordnen möchten, trägt zu unserer Gesundung bei. Das Potential zur heilsamen Veränderung finden wir ausschließlich in uns selbst. Es liegt im Blick, den wir auf unser eigenes Menschsein werfen, in der Art und Weise, wie wir uns selbst, als den Menschen, der uns vom Fühlen her am nächsten ist, mit seinem Sehnen, Hoffen, Lieben, Fürchten und Bangen sehen. Das Bild, das wir von uns als Einzelwesen, stellvertretend für alle Menschen, halten – unser Menschenbild, in dem sich das Bild von der Welt, von Krieg oder Frieden, Freiheit oder Unterdrückung, Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, Solidarität oder Konkurrenz, kurz, von allem, was für uns bedeutsam ist, widerspiegelt. Und das uns vor Probleme oder vor Lösungen stellt. Niemand außer uns selbst kann dieses Bild umgestalten. Viele haben sich bereits ans Werk gemacht. Möge daraus ein neues „Gesamtkunstwerk“ entstehen!


Foto: V. Wlasaty

Vom Schein zum Sein

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