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ОглавлениеDer erste Ferientag
Ich wachte auf und helles Sonnenlicht schien durch mein Fenster in mein Zimmer hinein. Es war ein wunderschöner Sommer Morgen, eine Woche nach meinem sechzehnten Geburtstag. „Hanna mach schon, wir wollen heute noch los!“ Rief meine älteste Schwester Lena mir durch die Tür hindurch zu. Mit zwanzig war sie die älteste und wohnte nicht mehr bei uns. Sie war nur über Nacht geblieben um beim Packen zu helfen. Ich streckte mich, stand auf und ging über den Flur ins Badezimmer, um mich fertig zu machen. An diesem Tag war der erste Sommerferientag und meine beiden jüngeren Geschwister, Maja und John, fuhren in ein Feriencamp. Natürlich war die Aufregung riesengroß und vor der Badezimmertür polterte John mit seinem Rollkoffer die Treppe herunter. Als ich fertig war, zog ich mir die Sachen an, die zusammengeknüllt auf dem Schreibtischstuhl lagen. Kurz nachdem ich mit Schminken fertig war, polterte auch Maja die Treppen runter und schrie: „Hanna beeil dich!“ Ich verdrehte meine grünen Augen, band mir meine schwarzen, glatten Haare schnell zu einem Zopf und ging dann nach unten. Im Flur stolperte ich fast über die beiden Koffer und zahlreichen Schuhpaare die mitten im Flur herum standen. In der Küche saßen Lena, Kevin, der zwei Jahre älter als ich war, Maja, John und meine Eltern. Auf dem Arm meiner Mutter lag mein jüngster Bruder Max, der erst drei Monate alt war. Ich wünschte jedem einen guten Morgen und setzte mich an den Küchentisch und as Cornflakes zum Frühstück. Während sich alle nach dem Frühstück die Schuhe anzogen, räumte ich den Tisch ab und schlüpfte anschließend in meine Flip – Flops, die in der nähe der Haustür standen, und ging raus. Draußen verstaute mein Vater die beiden Koffer in unseren Chevy van. Als die Koffer verstaut waren, quetschten Maja, John und ich uns auf die Rückbank, Kevin und Lena setzten sich bequem auf die beiden Sitze vor uns, Mein Vater Fuhr und Meine Mutter saß auf dem Beifahrersitz und hatte den Tragekorb, in dem Max lag, auf dem Schoß. „He. Lass das!“ beschwerte sich Maja, die von John mal wieder geärgert wurde. „Hör auf deine Schwester zu ärgern John!“ schimpfte meine Mutter von vorne. Der Rest der Fahrt war ganz ruhig und John ließ Maja ausnahmsweise in ruhe. Nach einer halben Stunde Fahrt bogen wir rechts auf einen Parkplatz, auf dem zwei Reisebusse standen und Unmengen von Autos. Wir hielten an und meine Eltern und meine Geschwister stürmten aus dem Auto. Mein Vater zottelte die beiden Koffer aus dem Kofferraum, während John und Maja sich von uns verabschiedeten. Die beiden nahmen ihre Koffer, verabschiedeten sich von Papa und gingen zu den Bussen. Der Busfahrer vom vorderen Bus nahm ihnen die Koffer ab und verstaute sie im Kofferraum. Dann verschwanden John und Maja in dem selben Bus und tauchten hinter einem Fenster wieder auf. Nach dem sie sich sortiert hatten winkten sie uns zu und Maja gab uns einen Luftkuss. John hatte nichts Besseres zu tun als Maja danach durch zu kitzeln. Nach wenigen Minuten war der Bus voll und fuhr los. Die beiden winkten uns freudestrahlend zum Abschied zu und waren dann schließlich weg. Wir sahen dem Bus noch hinterher und stiegen dann wieder ins Auto und fuhren nachhause. Auf der Rückfahrt hatte ich den Babytragekorb, in dem Max schon wieder eingeschlafen war, auf dem Sitz neben mir. Der kleine sah immer so süß aus wenn er schlief und ich strich ihm über die linke rötliche Wange. „Kommst du noch zu uns, oder sollen wir dich nachhause bringen? Lena.“ Fragte mein Vater meine Schwester. „Ich komm noch zu euch mit, wenn ich darf. Ich kann euch beim packen helfen.“ Erwiderte Lena. „Ja, gern. Warum nicht.“ Sagte meine Mutter. „Du kannst mir beim packen helfen.“ Sagte ich scherzeshalber. „Ok, mach ich.“ Sagte Lena. „Bist wohl zu faul zum selber packen.“ Sagte Kevin scherzeshalber. „Kannst deine blöden Bemerkungen auch sein lassen.“ Fuhr ich ihn aus spaß an. „Sä, Sä, Sä“ Machte Kevin. Meine Mutter schüttelte nur ihren Kopf und Lena schmunzelte. Die Halbe Stunde Rückfahrt verging wie im Flug und wir fuhren schon nach gefühlten zehn Minuten auf unser Grundstück. Ich hievte den Babykorb aus dem Auto, drückte meiner Mutter den Korb in die hand und ging ins Haus. Ich zog mir die Flip-Flops aus und ging in die erste Etage in mein Zimmer. Dort zog ich ein Koffer unter dem Bett vor und kippte die Bücher, die darin lagen heraus. Ich war gerade dabei die Bücher lose unter mein Bett zu verstauen, als Lena ins Zimmer kam um mir beim Packen zu helfen. „Was machst du den?“ fragte sie mich. „Ich habe meinen Koffer frei geräumt, damit ich ihn für die Reise benutzen kann.“ Antwortete ich ihr. „Hast du dir was rausgelegt?“ „Nein.“ Lena seufzte und öffnete den Schrank, der neben meinem Fenster stand. „Also gut, dann werden wir mal sehen.“ Sagte sie und zog eine Schublade auf, in der meine Socken drin lagen. „Drei Wochen seid ihr weg?“
Fragte sie mich unsicher. „ Ja, drei Wochen.“ Sagte ich. „kommt Kevin eigentlich auch mit oder ist er bei Kati?“ Wollte sie wissen. „Kevin kommt leider nicht mit. Schade eigentlich wäre bestimmt lustig geworden.“ Sagte ich. „Das soll auch ein Entspannungsurlaub werden. Ihr Beide seit zusammen ohnehin schon kaum auszuhalten.“ „Na, wenn du meinst?“ sagte ich lachend. Kevin und ich waren schon immer wie Pech und Schwefel. Wir hatten uns nie wirklich ernsthaft gestritten und hatten immer wahnsinnig viel mit einander gemacht. Er war einfach mein Lieblingsgeschwisterkind. Die Bücher waren fertig verstaut und ich begann mir Unterwäsche und Oberteile, mit Lena zusammen, ein zupacken. Nach einer Stunde war der Koffer komplett gepackt. Ich schleppte ihn runter in den Flur und ging anschließend wieder in den ersten Stock, in das Schlafzimmer meiner Eltern, um ihnen zu helfen. Da sie schon fast fertig waren, weil Kevin ihnen schon geholfen hatte, sollte ich mich um Max kümmern, der gerade erst aufgewacht war. Ich nahm den kleinen auf den Arm und ging in die Küche, in der Lena begonnen hatte etwas zu kochen und setzte mich auf einen Stuhl. „Was gibt es zu essen?“ Fragte ich meine Schwester. „Nudeln mit Tomatensoße.“ Antwortete Lena. Was sollte es auch anderes geben? Dachte ich. Wenn Lena gekocht hatte gab es immer Nudeln und Tomatensoße. Echt einfallslos. Dachte ich mir. Ich nahm ein Kuscheltier aus dem Kuscheltierkorb im Flur und spielte mit ihm. Max gefiel es und lachte. „Schon Hunger?“ fragte mich Lena. „Da du schon recht früh angefangen hast zu kochen, hab ich nicht wirklich doll Hunger. Aber ich werde schon etwas essen können.“ Sagte ich. „Na ja. Es dauert ja auch seine Zeit bis das essen fertig ist.“ Verteidigte sich Lena. „Schon, aber ich glaub nicht, dass du zwei Stunden brauchen wirst.“ Ärgerte ich sie. „du bist doof.“ Beschwerte sie sich. „ Hanna? Könntest du bitte die Kataloge auf dem Wohnzimmertisch weck werfen?!“ Rief meine Mutter von oben durch das Haus. „Ja.“ Rief ich zurück. Ich stand auf und ging mit Max auf dem Arm ins Wohnzimmer, dessen Tür im Rechten Winkel zur Küchentür stand. Dort legte ich Max in sein Gitterbettchen, das an der Hinterseite der Couch stand. Die Kataloge lagen auf dem kleinen Couchtisch, die ich nahm und in der Küche in den Müll warf. „Fahrt ihr wieder nach Thüringen?“ Fragte Lena mich, nach dem ich die Küche betreten hatte. „Ja, wir fahren sogar wieder nach Dietrichshütte.“ Informierte ich sie. „Habt ihr da denn auch wieder die Bungalows?“ Wollte sie wissen. „Ja, und diesmal hab ich einen Bungalow für mich allein.“ Gab ich an. „Ah. Freust du dich schon?“ „Na ja, nicht wirklich. Dieses Jahr ist ja keiner wirklich da mit dem ich mich beschäftigen könnte.“ Erwiderte ich ihr. „Du kannst dich doch mit Max beschäftigen.“ Bemerkte Lena. Ich schaute sie schräg an und sagte: „ Der schläft doch sowieso nur.“ „Da hast du auch Recht.“ Stimmte sie mir zu. „Du kannst mich ja auch anrufen. Ein Handy hast du ja.“ Bat Lena mir an. „Ich werde dich aber nicht jeden Tag anrufen können. Mama und Papa würden mir, wegen der Handyrechnung den Kopf abreißen.“ Sagte ich. „Du wirst schon nicht umkommen vor Langeweile.“ Sagte sie zu mir. „So. Essen ist fertig. Holst du schon mal die anderen?“ „Ja, mach ich.“ Stimmte ich ihr zu und nahm, beim Treppe hoch gehen zwei stufen auf einmal. Ich ging ins Schlafzimmer und holte die anderen nach unten zum Essen. Das Essen stand schon auf dem Tisch und Lena holte gerade das Besteck aus dem Besteckkasten. Wir setzten uns alle an den Küchentisch und begannen dann zu essen. Nach dem alle satt waren und der Tisch abgeräumt war bat meine Mutter Kevin, die beiden Koffer mit meinem Vater zusammen in den Flur nach unten zu bringen. Simone, meine Mutter, ging in dieser Zeit ins Badezimmer, und hing die Wäsche, die sie am Morgen gewaschen hatte auf den Wäsche Ständer. Da das Geschirr schon in den Geschirrspüler geräumt war, brauchte ich diesen nur noch an zu schalten. Auf der Treppe polterten mein Vater und mein Bruder mit den Koffern nach unten in den Flur. Lena machte sich einen Kaffee und setzte sich mit mir an den Küchentisch. „ Na? Wisst ihr schon, was ihr machen werdet?“ fragte Lena mich. „ Na ja, ich denke mal, dass wir wandern gehen. Zwar nicht so oft wie die letzten male, wegen Max aber wir werden, denke ich mal, öfters unterwegs sein.“ Antwortete ich ihr. Lena nickte stumm mit dem Kopf, weil ihr nichts einfiel, was sie mich noch fragen könnte. „Ich hoffe wir werden öfters Burgen besuchen.“ Sagte ich um überhaupt etwas zu sagen. „Warum?“ fragte sie mich. Sie wusste zwar, dass diese frage ganzschön blöd war, aber sie wollte wenigstens etwas von sich geben. „Weis nicht, könnte interessant werden.“ Erwiderte ich. „Warum meinst du, dass es interessant werden könnte?“ Noch eine Blöde frage, die ich ihr beantwortete. „Keine Ahnung. Eventuell werden uns Geschichten über herumspukende Geister erzählt. Wäre ja mal etwas Interessantes.“ „Oder vielleicht nur, weil dort eventuell par hübsche Jungs rumlaufen?“ Fragte Lena um mich zu Piesacken. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass in diesen Kaffs irgendwelche hübschen Jungs rumlaufen.“ Sagte ich, um meine Schwester von dummen Gedanken abzubringen. Sie kuckte mich schräg an und trank den letzten Schluck Kaffee aus ihrer Tasse. Lena stand auf und wusch die Tasse ab. Sie nahm ein frisches Handtuch aus der Schublade und trocknete die Tasse ab um sie wieder in den Schrank zu stellen. „Gut ich werde dann mal allmählich los düsen, denn ich habe noch viel zu tun.“ Kündigte Lena an, das mich darauf schließen ließ, dass sie erst in frühstens einer stunde wirklich los gehen wird. „Ok.“ sagte ich und ging nach oben in mein Zimmer. Dort machte ich meinen Computer an und öffnete „Age of Pirats“ mein Lieblings spiel. Ich musste oft Schlachten mit anderen Schiffen führen und öfters das Spiel neu beginnen, weil ich die Meutereien an Bord immer wieder verlor. Durch dieses Spiel konnte ich gut Strategien lernen. Nach zwei Stunden kam meine Schwester ins Zimmer und verabschiedete sich von mir. Nach cirka fünf stunden spielen wurde mir doch sehr langweilig und ich beschloss den Computer aus zu schalten. Ich legte mich auf mein Bett und starrte an die Decke. Nach gefühlten zwanzig Stunden, die allerdings nur zehn Minuten waren, klopfte meine Mutter an die Tür und gab mir bescheid, dass das Abendessen fertig war. Die anderen saßen schon am Tisch als ich rein kam. Ich setzte mich neben Kevin. Dann begannen wir zu essen. „Wann gehst du morgen zu Kati?“ Fragte meine Mutter meinen Bruder. „Um eins. Sie muss nämlich noch ihr Zimmer aufräumen.“ Antwortete er. „Wann fahren wir eigentlich los?“ wollte ich wissen. „Na ja, ich hatte mir so gedacht, dass wir morgen um elf losfahren. Die Autobahn ist dann noch nicht so voll.“ Sagte meine Mutter. „Dann, bringe ich die Koffer heute noch zum Auto. Hilfst du mir?“ Fragte mein Vater meinen Bruder. „Ja, klar, gerne.“ Erwiderte dieser. „Weckt einer von euch mich dann?“ fragte ich in die Runde. „Du kannst dir auch einen Wecker stellen.“ Sagte meine Mutter. Ich legte mein Kopf zur Seite, schmollte, machte meine Augen ganz groß und sagte: „Bitte, Bitte, Bitte.“ „Man, ja gut in Ordnung ich wecke dich.“ gab meine Mutter nach. Ich grinste wieder und nahm mir eine Weitere Scheibe Brot. „Wie lange werden wir brauchen, bis wir da sind?“ Fragte meine Mutter. „Wenn wir durch fahren und gut durch kommen, brauchen wir zwei Stunden. Wenn wir aber in den Stau geraten, könnte es sein, dass wir auch erst zum Abend ankommen werden.“ Erwiderte mein Vater. „Können wir dann auch gleich auf die Sommerrodelbahn?“ Wollte ich unbedingt wissen. „Lass uns doch dann erst mal ankommen und in Ruhe auspacken.“ Sagte meine Mutter. „Aber dafür werden wir doch nicht den ganzen Tag brauchen.“ Drängte ich. „Mensch Kind sei doch nicht so ungeduldig.“ Sagte mein Vater, leicht genervt. „Wir werden Morgenabend erst einmal schön grillen und den Urlaub genüsslich einleiten.“ „Und was machen wir den restlichen Teil des Tages?“ Wollte ich wissen. „Ankommen und auspacken.“ Sagte meine Mutter. „Langweilig.“ Brummelte ich. Da wir mit Essen fertig waren, räumte ich den Tisch ab und ging ins Bad um mich zu baden. Ich drehte den Wasserhahn auf und regelte die Temperatur zu einer angenehmen Wärme. Nachdem ich mich entkleidet hatte stieg ich ins Wasser und legte mich in die Badewanne. Im Kopf überlegte ich mir schon, was man alles machen könnte, während den ganzen langweiligen Sparziergängen. Eigentlich freute ich mich auf den Urlaub, aber irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl, als ich an die Wälder dachte. Im Kopf ging ich die Wege lang, die wir letztes Jahr langgegangen waren. Diese Wälder kamen mir so überlegen und geheimnisvoll vor. Obwohl ich zu wissen glaubte, dass ein Wald nur aus Pflanzen und Tieren bestand. Doch als ich so nachdachte viel mir auf, dass ich nur die Wege schon einmal lang gelaufen war. Doch was einige Meter links oder rechts vom Weg war, oder was ein Wald verbergen kann, war mir nicht bewusst. Ich bemerkte nicht wie ich langsam in den Schlaf glitt und die Wege nun im Traum ablief. Neben mir huschte etwas raschelnd vorbei, dass ich nicht erkennen konnte. Das Licht schien merkwürdig durch die Bäume und tauchte den weg in ein leichtes warmes grün. Nun Bog ich auf einen Weg, den ich noch nie zuvor gesehen hatte und ging auf eine Bank zu, auf der jemand saß. Ich kannte die Person nicht. Es war ein Mann, mit langen schwarzen Haaren, die er zu einem sehr lockeren Zopf gebunden hatte. Als er mich bemerkte drehte er sich zu mir und sagte in einer heiseren nachhallenden Stimme: „ Königin Hanna, Königin Hanna. Wir warten schon auf sie!“ Er zeigte auf die Schlucht die vor uns lag. Ich schaute in die Schlucht hinein und sah Krieg. Dort unten war eine Tosende Schlacht, in der der Aufschlag der Schwerter als Donnern zu vernehmen war. Ich drehte mich um und um mich Herum tobte die Schlacht, mit Feuer und Schwertern. Die Schlacht kam immer näher und zog mich an. Tausende von Zelten brannten. Allmählich wurde ich wieder aus dem Traum gezogen und das Donnern wurde lauter. Das Donnern, was ich als Krieg aufnahm, war das Klopfen meiner Mutter an der Tür, die mich anscheint schon seit einiger Zeit rief. „Ja?“ Fragte ich laut. „Was machst du denn da drin. Du belegst schon seit zwei Stunden das Bad.“ Sagte meine Mutter. „Oh, ich komme gleich raus.“ Sagte ich und stieg schnell aus der Badewanne, auf das davor liegende Handtuch. Ich nahm mein Bademantel, der auf dem Stuhl mir gegenüber lag und zog ihn mir an. Mit meinem Handtuch, das auf der Waschmaschine neben dem Stuhl lag, trocknete ich mir die Haare ab. Ich ging zum Waschbecken, nahm den danebenliegenden Kamm und kämmte mir die Haare vor dem Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Draußen war es schon dunkel und die beiden Lampen, die links und rechts vom Spiegel hingen tauchten das Bad in ein bräunliches, warmes Licht. Als meine Haare glatt gekämmt waren hing ich das Handtuch an den Haken, an der Tür und ging schließlich raus. Meine Mutter stand vor der Tür und wartete bis sie ins Bad gehen konnte. Das Licht auf dem Flur war hell und blendete mich ein wenig. Wortlos ging meine Mutter ins Bad und schloss hinter sich die Tür. Ich ging in mein Zimmer, trocknete mich ab und zog mir einen frischen Schlafanzug an. An der Tür klopfte es und die Stimme meines Bruders fragte: „Kann ich rein?“ „Ja, klar.“ Antwortete ich ihm. Kevin öffnete die Tür und kam in mein Zimmer. „Was ist los?“ fragte ich ihn, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Ich wollte nur noch ein bisschen Zeit mit meinem Schwesterchen verbringen, bevor ihr ne Weile weg seid.“ Sagte er und setzte sich auf eine meiner beiden Sessel und holte einige Süßigkeiten aus dem Rücksack, den er bei sich hatte und legte diese auf meinen kleinen Glastisch der vor ihm stand. Ich lachte und setzte mich sofort neben ihn auf meinen anderen Sessel. „Hast du eigentlich schon ein Freund in Aussicht?“ fragte mich Kevin. „Ne, leider nicht.“ Antwortete ich ihm. „Und weist du schon was du und Kati machen werdet?“ fragte ich. Kevin grinste und meinte: „Eigentlich haben wir bis jetzt nur eine Sache vor.“ „Und die da wäre?“ fragte ich neugierig. „Wir wollten mit den Fahrrädern hoch zur alten Mühle.“ Sagte er. „Schön. Und darf ich wissen was ihr da oben macht?“ hakte ich nach. „Wenn du mir versprichst die Klappe zu halten, sag ich dir was ich mit ihr machen möchte.“ Sagte er mit einem Grinsen. „Ok, ich werde nichts sagen.“ Versprach ich ihm. „Na schön. Wir wollen dort oben ein Picknick machen und dann will ich ihr einen Antrag machen.“ „Echt? Oh toll.“ Sagte ich begeistert. „Hast du schon einen Ring?“ fragte ich ihn. „ Ja, klar. Möchtest du ihn sehen?“ fragte er. „Ja, gerne.“ „Warte kurz, bin gleich wieder da.“ Sagte er und verließ mein Zimmer. Während er weg war, aß ich schon meinen dritten Schokoriegel. Nachdem Kevin mein Zimmer wieder betreten hatte setzte er sich und holte ein kleines Schächtelchen aus seiner Tasche und öffnete es. In dem Schächtelchen lag ein silberner Ring, in dem kleine weiße Edelsteine eingelassen waren. „ Der ist wunderschön.“ Sagte ich zu Kevin, der vor stolz über beide Wangen grinste. „ Denkst du sie freut sich drüber und sagt ja?“ fragte er mich leicht ängstlich. „Wer so etwas ablehnt wäre echt bescheuert. So wie ich sie kenne wird sie vor Freude heulen.“ Er gab ein erleichtertes seufzen von sich. „Wann hast du eigentlich vor, es Mama und Papa zu sagen?“ fragte ich ihn. „Wenn ihr wieder da seit.“ Sagte er entschlossen und selbstsicher. „Warum willst du es noch nicht sagen?“ Fragte ich ihn verwundert. „Du kennst doch Mama. Vor Aufregung sagt sie es noch Katis Mutter und die wiederum verplappert sich womöglich Katie gegenüber und dann ist das alles keine Überraschung mehr.“ Erklärte er. „Ja, das klingt einleuchtend.“ Erwiderte ich nachdenklich. „Und außerdem hab ich Angst, dass Mama oder Papa etwas dagegen haben.“ Fügte Kevin hinzu.
„Denkst du wirklich, dass die beiden etwas dagegen haben könnten?“ Fragte ich ungläubig. „Du kennst sie doch. Es könnte sein, dass sie der Meinung sind, dass wir noch zu jung sind. Oder fänden es unpassend, weil wir erst zwei Jahre zusammen sind. Irgendetwas würde den daran schon nicht gefallen.“ Überlegte er. „Weiß es wenigstens Katis Vater? Denn ohne dass er es erlaubt, sie zu fragen, wäre nicht gerade schlau.“ Fragte ich ihn. „ Ja, Werner weiß, dass ich ihr ein Antrag machen will. Er hatte mir Versprochen es niemanden zu sagen.“ Antwortete Kevin. „Dann ist gut.“ Sagte ich. Bis es fast dreiundzwanzig Uhr war, unterhielten Kevin und ich uns und aßen nebenbei haufenweise Süßigkeiten. Er erzählte mir im Detail, wie er Kati den Antrag machen wollte und wie er ihre Reaktionen erhoffte. Danach packte Kevin den Müll und die restlichen Süßigkeiten zurück in seinen Rucksack und ging mit der Ringschachtel in der Hosentasche in sein Zimmer nach oben, in den zweiten Stock. Ich ging zu meinen Eltern, die im Wohnzimmer vor dem Fernseher saßen und wünschte beiden eine gute Nacht. Nachdem ich ihnen einen Kuss gegeben hatte ging ich zu Kevins Zimmer und klopfte an die Tür. „Wer ist da?“ fragte Kevin durch die Tür hindurch. „Ich. Hanna. Ich wollte dir gute Nacht sagen.“ Erwiderte ich. „Komm rein.“ Sagte er. Ich öffnete die Tür und betrat das Zimmer, in dem Kevin nur in Boxer Shorts, auf dem Boden saß und den Ring ansah. Er stand auf als ich direkt vor ihm stand. Wir umarmten uns und er gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Gute Nacht Kevin.“ Sagte ich. „Gute Nacht Schwesterchen.“ Erwiderte er. Wir lösten die Umarmung und ich verließ sein Zimmer und ging runter in mein Bett. Ich hüllte mich in meine kuschelige Decke und knautschte mir mein Kopfkissen zu Recht. Von meinem Bett aus konnte ich die Sterne, die wie tausende Kerzen am Himmel schwebten, beobachten. Der Mond schien hell und Klar. Jeder einzelne Krater war in dem silbrig glänzenden Ball zu sehen. Eine Weile betrachtete ich den Himmel und bewunderte die Sterne. Ich schloss meine Augen und glitt langsam und sanft in den Schlaf.