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Vorwort

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Eine Utopie ist der Entwurf einer fiktiven Gesellschaftsordnung, die nicht an zeitgenössische historisch-kulturelle Rahmenbedingungen gebunden ist.

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Im alltäglichen Sprachgebrauch wird Utopie (insb. als Adjektiv »utopisch«) auch als Synonym für eine von der jeweils vorherrschenden Gesellschaft überwiegend als schöne, aber unausführbar betrachtete Zukunftsvision benutzt.

Aus der deutschen Wikipedia

Lange Zeit warf die Science Fiction durchaus positive Blicke auf die Zukunft. Neben frühen Stoffen, in denen käferäugige Monstren (»bug eyed monsters«) unsere Frauen klauen wollten, war es immer wieder so, dass man Fortschritt und Technologie als etwas Positives sah, als Hilfsmittel, die die Menschheit weiter bringen konnten und würden. Und auch gesellschaftlich erfand man Modelle, die die Zukunft in weitaus rosigeren Farben zeichnete, als es beispielsweise der kalte Krieg tat. Es gab Geschichten über eine Menschheit, die - allen Widrigkeiten zum Trotz - ihre Probleme überwunden hatte und geeint zu den Sternen drängte.

Doch auch in den positiven Utopien steckte selbstverständlich Konfliktpotential, denn zum einen sollen Geschichten unterhalten, dazu braucht es Gegenspieler, und zum anderen waren scheinbar böse oder andersartige Aliens ein Vehikel, um den ach so hehren Protagonisten einen Spiegel vorzuhalten und ihre Ethik auf die Probe zu stellen. Alan Dean Fosters Humanx Commonwealth sind ebenso ein Beispiel dafür, wie die diversen Star Trek-Inkarnationen.

Und dann veränderte sich die Science Fiction. Ich will nicht wirklich sagen, dass alles mit William Gibsons Cyberpunk begann (H.G. Wells` »Krieg der Welten« ist letztendlich ebenfalls ein Vertreter des Genres, und wurde bereits 1889 erstmalig veröffentlicht), aber ich hatte und habe den Eindruck, dass seit »Neuromancer« vermehrt Postapokalypsen und Dystopien veröffentlicht werden. Und gerade in den letzten Jahren wird der Phantastik-Markt geradezu davon überflutet. Mich persönlich nervt das. Warum? Einfach:

Unsere Welt ist in der Realität auf dem Weg in eine Dystopie. Kriege. Überwachung. Lobbyismus, die Macht der Konzerne und Banken. Postdemokratie. Das erschreckende Erstarken der neuen Rechten. Der Verlust von Empathie. Wenn man dann auch in seiner Freizeit als Eskapismus immer wieder nur Negatives vorgesetzt bekommt, dann festigt das in meinen Augen einen Eindruck, dass das alles eben so sit, und man nichts ändern kann.

Und angesichts dessen könnten wir positivere Blicke auf die Zukunft meiner Ansicht nach derzeit viel besser brauchen, als immer neue Dystopien und Postapokalypsen. Das war der Grund, warum ich dieses Projekt aus der Taufe gehoben habe und dankenswerterweise sind etliche Autorinnen und Autoren dem Ruf gefolgt.

Wer nun meint, dass in den Geschichten alles »Friede, Freude, Eierkuchen« sei, der ist selbstverständlich auf dem Holzweg, denn wie ich bereits weiter oben ausführte, braucht man Gegenpole für die Utopie, man benötigt Reibungspunkte und Antagonisten, um Kontraste zu erzeugen. Und dann gibt es selbstverständlich noch ein weiterer Punkt: Was die eine für eine Utopie hält, mag für den anderen eine entsetzliche Vorstellung sein.

Dieses Buch wird die Welt nicht verändern. Aber es hilft vielleicht ein kleines Bisschen dabei, die Leser daran zu erinnern, dass wir alle durchaus dazu in der Lage sind, etwas zu bewirken. Auch mit Kleinigkeiten. Wenn einfach wir nur positiver denken und ein wenig Toleranz üben. Denn dann ist die angeblich »unausführbare Zukunftsvision« aus dem Wikipedia-Zitat vielleicht gar nicht so unerreichbar.

Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre von »Reiseziel Utopia« und bedanke mich bei Autoren und Verleger.

Stefan Holzhauer

Reiseziel Utopia

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