Читать книгу 8 erotische LeXuS-Geschichten - Virginie Bégaudeau - Страница 7

LeXuS: Pold, der Abtrünnige

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Artikel M-792 - Code 19

Alle Bürger Belgrames, die gegen die Autorität der Rechtsstaatlichkeit

verstoßen, oder diese anfechten, werden strafrechtlichen Sanktionen unterzogen.

Alle Bürger Belgrames, deren Sexualität oder Ideologien gegen die Dogmen des

LeXuS verstoßen, werden im Distrikt X inhaftiert.

Registrationsnummer: -

Alias: Pold Vandertch

Geschlecht: männlich (bestimmt)

Ort: Abtrünniger

Seinen eigenen Tod vorzutäuschen ist, wie lautlos zum Orgasmus zu kommen. Es ist spannend und man fühlt sich schuldig zugleich.

Für Belgrame bin ich seit Jahren tot. Ich kann nicht sagen, dass ich für meine Freunde und Familie auch gestorben bin, denn ich habe niemanden jenseits der Grenze. Ich hielt mich für einen Freund, vielleicht sogar für einen Liebhaber. Ich war einfach ein naiver Mann. Zumindest dachten sie das immer noch von mir. Und das ist gut so. Es ist nicht Hass oder Verbitterung, die mein Handeln motivieren, sondern eher der Wunsch nach Gerechtigkeit. Außerdem bin ich jetzt zu alt, um sentimental zu werden. Ich genieße unsere Siege und träume davon, denen, die meine Hilfe brauchen, die Hand zu reichen und sie zu begleiten. Wir nähern uns einem Wendepunkt unserer Gesellschaft. Wir können nicht zurück, und ein Schritt nach vorn könnte uns das Leben kosten. Doch das ist es, was wir beschlossen haben, um die letzten Freiheitsträumer dieser Stadt zu retten.

Ich bin kein Held. Ich habe nie geglaubt, dass ich meinen Kameraden, meinen Nachbarn, denen, die wir aus Belgrame befreit haben, besonders nahe stehe. Wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich mich wahrscheinlich nicht so sehr darum bemüht, Freiheit zu schaffen. Es waren die Umstände, die mich zum Handeln angetrieben haben. Sie kamen nach und nach, nach der Krise, die ich durchlaufen habe.

Aber es gibt Worte und Gesten, die wir nicht vergessen. Träume, die uns nie wirklich verlassen. Darüber denke ich nach, als ich die letzten für den Bau der Bombe benötigten Teile erhalte. Weiter. Ich bin mir der zerstörerischen Kraft und des enormen Risikos, dessen wir ausgesetzt sind, durchaus bewusst. Diese Waffe der Zerstörung hat Jahre meines Lebens in Anspruch genommen, ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie perfekt funktionieren wird, aber in einem Monat wird sie ihren Dienst tun. Beim Praegressus werden wir, die Abtrünnigen, Belgrame aufwecken. Der Widerstand neigt sich dem Ende zu. Wir haben alle unsere Möglichkeiten ausgeschöpft. Es ist an der Zeit, das Schicksal zu wenden.

***

Ich hatte immer großen Respekt vor den Partnern, die mich großgezogen haben. Ich verstand schnell ihre Rolle innerhalb Belgrames, ihre Erwartungen und die Opfer, die sie brachten. Seltsamerweise beeinflusste meine künstliche Geburt meine Suche nach einer Identität nicht. Ich glaube, ich habe sie schon in sehr jungen Jahren verloren. In Belgrame gibt es keine biologischen Eltern, nur das Zusammenführen von Geschlechtszellen, die der leistungsfähigste Algorithmus der Welt für einander auswählt. Ich war von diesem Vorgang fasziniert, er überstieg mein Verständnis, und zwar noch mehr als unsere Zuordnung durch den LeXuS. Für mich war die Entscheidung, in welchem Distrikt wir dienen würden, keine Wissenschaft, sondern eine Übung, die die Betreiber täglich in ihren gigantischen Türmen durchführten. Sie sagen, dass der LeXuS alles bestimmt, aber der LeXuS ist nichts weiter als ein Buch voller Gesetze. Er kann keine Nummern zuweisen. Eine unfehlbare Software, die von Top-Spezialisten entwickelt wurde, übermittelt uns ein STRAP, ein E-Mail-Vorgang, der mit unserer vorübergehenden Registrationsnummer verbunden ist und für offizielle Benachrichtigungen verwendet wird. Es wird uns persönlich und in Rekordzeit zugestellt und ist zum sofortigen Lesen gedacht. Auch in diesem Fall erkenne ich die Zuverlässigkeit der Maschinerie und die außergewöhnliche Organisation dieses Staates an.

Eine Leidenschaft für Belgrame und sein ganzes System, die wir beide teilten, brachte Don und mich als Paidi, die letzten Kinder unserer Partner, einander näher. Wir lebten unter demselben Dach und genossen dieselbe Erziehung wie Hunderte von Belgramer Paidi. Streng und nahe am LeXuS. Wir lernten die meisten Gesetze kennen und konzentrierten uns darauf, wie wir uns unsere Zukunft vorstellten. Don war sich sicher, dass er ein Betreiber werden würde. Er würde an seinem 18. Geburtstag in Distrikt O geschickt werden und seine Karriere dort ohne jegliches Bedauern beginnen. Ich hingehen hatte Angst vor dem Vorgang, vor den Protokollen. Ich war nicht gerade der geborene Anführer, geschweige denn ein guter Vorgesetzter. Ich strebte nach etwas anderem, ich wusste nur nicht, wonach.

Aber wir hatten das Vergnügen, Belgrame gemeinsam zu studieren. Ich musste die Protokolle analysieren, genauer gesagt, die Organisation und Arbeitsweise derjenigen, die uns anführten. Don war besonders an Strategien interessiert. Zusammen verfügten wir über ein unglaubliches Wissen und würden das von Don so sehr geschätzte System ausbauen und es später verbessern oder es sogar abschaffen können. Wir verstanden seine Erfolge und Niederlagen. Unsere Partner, Margot und Hector sagten nie etwas Widersprüchliches zu uns. Aus Angst davor, in Distrikt X, den Distrikt der Unglücklichen, geschickt zu werden, aus dem es kein Entkommen gab? Oder schlimmer noch, aus Angst, über Nacht spurlos zu verschwinden? Denn in Belgrame wurden Autorität und Gleichgewicht durch Gewalt erzielt. Ein bewaffneter Einsatztrupp, der zu allem bereit ist, um die Stadt zu erhalten, die Wächter der Gerechtigkeit, agiert im Schatten, bleibt aber immer in Sichtweite der Bürger, damit diese ihn nicht vergessen.

Don und ich verbrachten ganze Abende damit, über den Aufbau von Belgrame zu debattieren und hatten eine unglaubliche Leidenschaft für seine Gründer. Leider wurde unsere Neugier aber nur selten befriedigt. Der LeXuS war das ultimative Lehrwerk und die, die ihn erschaffen hatten, wurden in den Hintergrund gedrängt. In Belgrame wurden sie nicht verehrt und nur selten erwähnt. Wir wussten kaum, wer sie überhaupt waren: drei schlaue Köpfe, die der Gesellschaft, in der sie lebten, neues Leben einhauchen wollten. Lestad, Xuang und Salazar, seltsamerweise prägte ich mir ihre Namen ein. Sie waren wichtig, um das verstehen zu können, was sie erschaffen hatten. Ich vermutete, dass Don davon träumte, eines Tages so wie sie zu sein. Er war ambitioniert und hatte ein klares Bild davon, wie man einen Staat zu führen hatte. Er drängte mich dazu, mir Katastrophenszenarien auszudenken, die die Sicherheit Belgrames gefährden könnten. Und immer war er der große Retter. Er kannte die Namen aller amtierenden Betreiber, ihre Aufgaben und Stellung.

Ganz offensichtlich hatte er eine besonders interessante Perspektive auf Sexualität. Also auf die Grundlagen Belgrames. Man wollte Sexualität der Einzelnen gesetzlich regeln, um sie zu kontrollieren und Verbrechen zu eliminieren. Studien belegten, dass dies die beste Lösung war. Don hatte auch zu diesem Thema seine eigenen Ansichten. Seiner Meinung nach, wussten nur die Mächtigsten mit ihrer Sexualität umzugehen. Sie ließen sich nicht durch ihre fleischliche Lust ablenken und konnten vernünftig denken, solange ihre sexuellen Impulse reguliert wurden. Und alle anderen? Sie verfügten über keinerlei Urteilsvermögen. Sie waren nicht in der Lage, ihre Libido unter Kontrolle zu halten. Sie hatten keine verantwortungsvollen Positionen, geschweige denn Vergnügungen, verdient. Wir standen am Anfang unseres Erwachsenenlebens, unsere Unreife hing uns noch ein wenig nach, aber ich teilte seine Meinung nicht. Im Gegenteil. Mir wurde schnell klar, dass Belgrame einen Riss hatte. Das Regime würde nicht andauern können, davon war ich überzeugt.

„Du konntest zum Enteigneten werden“, sagte ich ihm.

„Mit Sicherheit nicht!“

„Aber sie sind der Stolz Belgrames, sie sind die Denker und Hüter der Vernunft. Wäre das nicht eine Ehre?“

Aber nein. Don war ein Anführer. Er wollte unbedingt an die Macht, selbst damals schon mit seinen 16 Jahren. Für unsere Partner war auch klar, dass er Betreiber werden würde. Sie waren schon im Vorfeld stolz darauf, ein Kind aufgezogen zu haben, das es zu einer so hohen Position in der Gesellschaft gebracht hatte. Sie wären prestigeträchtige Partner. Sie verdrängten die Vorstellung, dass er ebenso gut ein Enteigneter oder Verbraucher werden könnte, beide Gruppen waren in den Augen von Don und unseren Partnern, die Verlierer Belgrames. Allerdings unterlagen die Enteigneten einer gewissen Moral und verfügten über einen besonderen Status, über den man uns nicht viel lehrte. Aber wir hatten selbst entdeckt, was es mit ihnen auf sich hatte.

Don war davon überzeugt, dass Sex niemals sein Leben beeinflussen würde. Eines abends, am Tag nach seinem 18. Geburtstag, erklärte er es mir in wütendem Tonfall erneut. Ich verstand, dass seine Wut dadurch verstärkt wurde, dass er an seinem Geburtstag, wider Erwarten, keine Zuordnung erhalten hatte. Jetzt hieß es also Warten. Zwei Jahre, drei Jahre. Alles war möglich. Er argumentierte für die verschiedenen Belgramer Distrikte und drängte mich, für die Gegenseite einzustehen. Es war eine Falle, ich ließ mich nicht täuschen. Doch ich sah, wie sein wohlgeformter Körper unter seinen Worten und der Versuchung, die ihn zu überkommen drohte, bebte. Ich konnte nachvollziehen, wie er sich fühlte. Ich kannte ihn besser als unsere Partner. Ich wusste, dass er, während er sich gegen Sexualität aussprach, darauf brannte, sie zu erforschen. Worauf wartete er? Er kam näher, eine Strähne seines braunen Haares fiel ihm in die Stirn. Unser Zimmer lag gegenüber vom Schlafzimmer unserer Partner und mit einem Mal lag ein elektrisches Knistern in der Luft. Don holte in Mitten seines Monologes tief Luft und dann umgab uns Stille.

Ich konnte seinen scharfen Atem riechen, als er mich küsste. Ganz unverhofft. Es schien ihn selbst zu überraschen. Instinktiv zog ich ihn näher an mich heran. Unsere Zungen trafen sich und ein elektrischer Schock durchfuhr meinen Körper. Niemals zuvor hatte ich ein so intensives Verlangen danach, jemanden zu besitzen. Ich wollte, nein musste, ihn berühren und konnte nicht mehr von ihm ablassen. Don war brutal. Er fürchtete unser zügelloses Verhalten und verlor die Orientierung. Ich führte ihn zum nächstgelegenen Bett, meinem. Ich wusste nicht, was ich dann tun sollte, aber ich ließ mich von meiner Lust leiten. Ich begann, Don seine Robe auszuziehen, um seinen muskulös geformten, unbehaarten Körper freizulegen. Dann übernahm er. Natürlich würde er die Führung übernehmen. Ich ließ mich leiten, meine Lust stieg in halsbrecherischer Geschwindigkeit an.

Als seine Lippen sich an meine schmiegten, streichelte seine Hand über meinen bebenden Oberkörper und glitt bis zum Saum meiner Unterwäsche hinab.

Ich versuchte nicht, meine Erektion zu verstecken und zitterte, als seine Finger meine Haut berührten. Ich hatte mein Verlangen nach Don all die Jahre, in denen wir uns so nahe standen, versteckt. Ich versuchte, mit ihm Schritt zu halten und seine Gesten nachzuahmen. Unser Atem gab uns das Tempo vor. Ich tastete mich gerade an seinen Schritt heran, als er nach meinem versteiften Glied griff. Niemals zuvor hatte sich eine Erektion so gut angefühlt. Ich war etwas erschrocken und beeilte mich damit, den Penis meines nächtlichen Liebhabers zu finden. Er gab den Weg frei und ich griff nach dieser, vor verbotener Lust pulsierenden, Rute, die größer war als meine. Er schob meinen empfindlichen Penis zwischen seine Finger, ich fühlte seine warmen Handflächen auf meiner zarten Haut, bis hoch zu meiner geröteten Eichel. Bereits wenige Auf-und Abbewegungen genügten, um ihn leicht nässen zu lassen. Mein Magen verkrampfte sich vor unbekannter Lust. Ich versuchte unermüdlich, ähnliche Emotionen in Don hervorzurufen, der immer leidenschaftlicher wurde.

Die Lichter der Stadt schienen auf unsere nackten Körper, die auf dieser unbequemen Matratze lagen. Jung, wie wir waren, hielten wir nun dieses heilige Organ in unseren Händen und suchten nach neuen Empfindungen. Als Don mich masturbierte, wollte ich mich ihm ganz hingeben. Wie konnte eine einfache Berührung ein solches Gefühl auslösen? Mein Körper strahlte Wärme und Erregung ab. Der Schmerz der Ekstase war köstlich. Ich beobachtete seine Gesichtszüge, die seine Lust verbargen, aber sein Stöhnen konnte nicht lügen. Ich beschleunigte meine Bewegungen, um sie den seinen anzupassen. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich dem Orgasmus nahe. Ich hatte das Gefühl, dass ich kurz davor war, zu kommen. Er oder ich, und er würde nicht wollen, dass er der Erste war. Ich machte weiter. Ich überraschte ihn und legte meine zweite Hand auf seine Hoden. Ich mied seinen Blick. Er zuckte. Einmal. Noch einmal. Ich wurde nicht langsamer. Dann lief eine klare Flüssigkeit über meine Hand und Don stöhnte vor sich hin. Und schließlich erreichte sein Geschlechtsteil den Höhepunkt. Aus dieser vor Lust geröteten Eichel floss warmer, weißlicher Samen, der meine Finger bedeckte. Ich hatte kaum Zeit, darüber nachzudenken, was geschehen war, da fing mein Körper auch schon an, die Kontrolle abzugeben. Auch ich kam. Zum allerersten Mal ejakulierte ich. Die Ekstase war unglaublich. Ich nahm das lüsterne Glühen in Dons Augen wahr. Wir waren überwältigt. In nur einem Augenblick hatte der Orgasmus alle unsere Überzeugungen infrage gestellt.

Sex würde ganz eindeutig Einfluss auf unser Leben haben und egal, was wir sagten, wir hatten nur einen Wunsch: es noch einmal zu tun. An unsere Grenzen zu gehen. Bis zum Morgengrauen zu ejakulieren, wenn es sein musste, und den Rest unserer Körper zu erkunden. Wir waren dazu geschaffen, zu kommen. Das sollte Don nicht vergessen. Ich für meinen Teil vergaß das nie wieder.

Ich glaubte aufrichtig daran, dass diese Erfahrung der Beginn einer intimen und verbotenen Beziehung sein würde. Ich wollte es so sehr. Eine Freiheit, die ich unbedingt erleben wollte. Doch schon am nächsten Tag brach alles in sich zusammen. Ich hörte Margot nervös den Gang entlang gehen. Es hatte eine Anschlag in Distrikt O gegeben. Die Wächter der Gerechtigkeit hatten ihn unter Kontrolle gebracht, aber die Betreiber waren von dieser Ausnahmesituation erschüttert. Es ging das Gerücht, das versehentlich Zuordnungen verschickt worden waren. Aber die Medien beruhigten die Bürger der Stadt diesbezüglich. Ich wollte gerade hören, was sie berichteten, als Margot sagte:

„Pold, du wurdest ins Kontrollbüro gerufen.“

Und das war alles, was ich wusste, als ich in die schwarze Limousine stieg, die mich ins Kontrollbüro des Distrikt II brachte. Man sagte mir, dass viele STRAPs aufgrund der Ereignisse des Vortages nicht abgeschickt worden waren und dass die Zugangscodes geändert worden seien. Stattdessen hatte man notfallmäßig Post vorbereitet und ich erhielt einen Umschlag, auf dem mein Name stand. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass ich ein Betreiber werden würde. Ich war sprachlos. Ich, ein Betreiber? Ich, der ich von Freiheit träumte und keine Lust auf Politik hatte? Auf welcher Grundlage funktionierte der LeXuS?

Ich verstand auch, dass Don kein Betreiber werden würde. Es war sehr selten, dass zwei Betreiber im selben Partnersektor rekrutiert wurden. Wie würde ich es ihm beibringen? Durfte ich es ihm überhaupt sagen? Ich fragte mich, warum er nicht zusammen mit mir ins Büro gerufen wurde. Der Bürger, der uns empfing, informierte uns über die außergewöhnlichen Maßnahmen: er übergab Margot die Zuordnungsbriefe für Don und mich. Don wäre in einer Woche einberufen worden, aber man wusste nicht, welche Folgen die Sabotage nach sich ziehen würde und so zog man es vor, alle Umschläge aus demselben Haushalt auf einmal zu übergeben. Ich fand das Verfahren unangenehm. Margot behielt beide Umschläge auf dem Rückweg fest in der Hand und sah sich den für Don auf der Veranda an. Sie hätte lügen und ihm sagen können, dass seine Zuordnung sich verzögern würde. Aber sie wäre sanktioniert worden, wenn das herausgekommen wäre. Sie wusste schon im Voraus, wie ihr Paidi reagieren würde. Margot bat mich, das Geheimnis noch ein paar Stunden, oder vielleicht sogar ein paar Tage lang, für mich zu behalte. Es stand nicht in ihrer Macht, die Zuordnung zu ändern, aber sie liebte Don besonders und zu erfahren, dass er niemals ein Betreiber sein würde, brach ihr das Herz. Es stimmte, dass er die Fähigkeit besaß, die Menschen um ihn herum in seinen Bann zu ziehen. Er war charmant. Ein Anführer.

Schließlich war mir klar, dass er in Distrikt IV gehen und ein Enteigneter werden würde, ohne dass sie es mir sagen musste. Ich dachte darüber nach und es war ganz offensichtlich verrückt. Der LeXuS hatte erkannt, dass Don den notwendigen Charakter hatte um das Wort des LeXuS zu verbreiten, ganz im Sinne der Gründer. Er wäre der geistige Wächter, den wir brauchten. Er würde uns nicht anführen, aber er wäre genauso nützlich. Außer, dass er keinerlei Anspruch auf Vergnügen haben würde. Und das ist wahrscheinlich die Tragödie, die wir befürchtet haben.

Er flehte mich an, ihm zu erzählen, was es mit meinem Besuch im Kontrollbüro auf sich hatte. Wie hätte ich diese Neuigkeiten für mich behalten können? Wir waren Freunde, mehr noch, Liebhaber. Don schwieg nach meinem Bericht, es war schließlich ganz einfach. Es hatte einen Fehler gegeben. Es handelte sich lediglich um eine fehlerhafte Zuordnung aufgrund der Sabotage der Datenbank. Er war nicht wütend. Sein Schmerz war still, aber er saß tief. Ich trat einen Schritt nach vorne, in der Hoffnung, seine Enttäuschung durch einen Kuss zu lindern. Vielleicht könnte ich sogar das, was wir zusammen empfunden hatten wieder erwecken? Wir waren noch keine Bürger von Belgrame, es war also kein allzu schweres Vergehen. Don stieß mich von sich und entschuldigte sich dann wenig überzeugend.

Dann zog er mich an sich heran. Mein Magen verkrampfte sich. Alles begann, wie bei unserem ersten Mal und ich wurde schon hart, als ich nur in seiner Nähe war. Er auch. Ich wusste, was ich zu tun hatte und freute mich schon fast auf die Ekstase. Ich war zwischen der quälenden Warterei und dem Orgasmus hin- und hergerissen. Ein Schwebezustand, den ich nie verlassen wollte.

Aber Don hatte etwas anderes vor. Ein Blick zu ihm genügte, und ich verstand. Wir waren wie verrückt und verzehrten uns vor Erregung. Ich kniete mich vor ihm nieder und stecke mir mit einer heftigen Bewegung seine riesige Rute in den Mund. Ich wollte sie verschlingen, sie ohne jede Zärtlichkeit lecken. Ich umklammerte sein Gesäß, während ich dieses noch jungfräuliche Glied lutschte. Ich fühlte jeden Winkel und jede Ritze seiner Haut, ertastete jeden Hohlraum. Ich bearbeitete seine Eichel und stellte mir gleichzeitig vor, wie meine zu seinen Füßen tropfte. Er hatte sie ergreifen können, aber er war regungslos. Er stand aufrecht und sah mir in die Augen. Da war erst Hass, dann Ekel und dann Verlangen. Ich konnte nicht aufhören. Er würde in meinem Mund kommen und ich würde sein Sperma schlucken. Ich würde sein Sperma genießen, als sei es ein kostbarer Samen, dessen ich nicht würdig war. Er legte eine Hand auf meinen Kopf, packte mich bei den Haaren und erzwang meine Bewegungen. Meine Kehle würde alles aufnehmen, was er mir gab. Ich nahm ihn tief in mir auf und seufzte. Ich spürte, wie er plötzlich erstarrte, bevor er sich zurück zog. Er würde kommen.

Ohne ein Wort zu sagen, zog er sich hoch und beugte meinen Körper nach vorne. Ich fand mich auf allen Vieren auf dem Boden unseres Zimmers wieder. Ich hatte Angst, aber ich blieb ruhig. Mein Glied war immer noch erigiert, sogar noch stärker als beim letzten Mal. Ich ergriff es und begann zu masturbieren. Ich konnte nicht länger warten. Die Lust war schmerzhaft und ich war vor Verlangen ungeduldig.

Don nahm mir mein Glied aus der Hand und befriedigte es weiter. Er liebkoste meinen Rücken, oberhalb meines Gesäßes. Ich verstand. Mein Speichel hatte seinen Schwanz gleitfähig gemacht und er drang ohne Ankündigung in mich ein. Das Gefühl machte mich schwindelig. Der stechende Schmerz der Penetration. Doch er verblasste, als sein Glied immer wieder in mich eindrang und sich dann wieder zurückzog. Ich gehörte ganz ihm. Ich gehörte ihm und er nutze es schamlos aus. Don bemerkte, dass ich vor Überraschung verunsichert war und beeilte sich, mich wieder in Fahrt zu bringen. Seine Hand auf meinem angeschwollenen Phallus und sein Glied in meinem engen, gerade entjungferten After waren eine gefährliche Mischung. Aber sie war perfekt. Ich ermutigte ihn, die Bewegung seines Beckens, diese kontrollierten Stöße, fortzusetzen. Wer von uns beiden würde wohl zuerst kommen? Ein letzter Stoß seines Beckens gab die Antwort. Ich ejakulierte auf den Boden, mein Körper wurde von Krämpfen gepackt. Er folgte meinem Orgasmus und spritzte sein Sperma tief in mich, während ich versuchte, ihn noch ein wenig hinzuhalten. Ich bedauerte, nicht gesehen zu haben, wie er sich hatte gehen lassen. Ich hatte nicht gesehen, wie er sich der wilden, tierischen Lust unserer Körper hingegeben hatte.

Wir standen über dem Gesetz, über dem LeXuS, und an jenem Abend war ich mir sicher, dass er uns niemals bezwingen würde.

Ich ging zu Bett, erschöpft von dieser neu entdeckten Lust. Er wollte mich dominieren, sein Revier markieren, mich auf seine eigene Art versklaven. Ich hatte das verstanden und liebte ihn umso mehr dafür. Hinter diesem verzweifelten Akt steckten Widerstand und eine gewisse Zärtlichkeit.

Zwei Tage nach meiner inoffiziellen Zuordnung wurde ich mitten in der Nacht geweckt. Das Geräusch von zerbrochenem Glas und das Flüstern von Hector und Don drangen an mich heran. Das Bett neben meinem war leer und das Licht im privaten Zimmer der Partner war an. Ich stand unbeholfen auf und beschloss, zu ihnen zu gehen.

Es brauchte nur einen Augenblick und ich verstand, was sie taten. Don und Hector saßen am Schreibtisch und waren damit beschäftigt, die vorläufigen Zertifikate, die der Gebietsleiter Margot gegeben hatte, zu fälschen. Auf frischer Tat ertappt, versuchten sie kurz, das zu vertuschen. Es war ein Geschenk Gottes, dass wir niemals ein STRAP bekommen würden. Und wenn der für die Zuordnungen zuständige Sektor in Distrikt O Verdacht schöpfen würde, würde Don auf die gedruckte Version plädieren und darauf bestehen, dass das System nicht richtig funktionierte. Sie waren auf ihre mühselige Fälscherei konzentriert und mit präzisen Schneide- und Kalligraphie-Instrumenten ausgestattet. Ich bezweifelte nicht, dass sie unendlich viele Ideen gehabt hatten, dieses von der Belgramer Verwaltung gestempelte und nun wertlose Blatt Papier so authentisch wie möglich zu fälschen.

Es gab nur einen Weg, sie aufzuhalten. Sie zu denunzieren.

Ich sah puren Hass in Hectors Augen. Er hatte mich seit dem Tag meiner Ankunft nicht leiden können. Margot allein hatte das Einfühlungsvermögen und die Zuneigung, die für meine Erziehung notwendig waren. Ich glaube, er hatte seit vielen Jahren auf diesen Moment gewartet: mich für immer aus ihrem Leben zu schaffen. Ich war davon überzeugt, dass Don, obwohl er die Quelle dieser Ambitionen und des übertriebenen Ehrgeizes war, nicht der Anstifter für die Fälschung des Willen des LeXuS war. Das war Hector.

Hector stand auf, seine Augen erfüllt von einer Wut, die ich bei ihm noch nie gesehen hatte.

Meine Erinnerungen daran sind ebenso verschwommen wie schmerzhaft.

Als Hector nach meinem Arm griff, erhob sich Don. Er zitterte nicht. Er wusste, dass ich vielleicht schreien und dass Margot eingreifen würde, aber was würde dann mit ihr geschehen? Ich wusste, dass Hector mich mit diesem Geheimnis nicht gehen lassen würde. Ich war Opfer und Zeuge zugleich. Dann forderte er Don auf, es ihm nachzutun. Ich konnte fühlen, wie sich meine Haut unter dem Druck seiner Hand rot färbte. Er wusste nicht, was er tun sollte, das konnte ich deutlich sehen. Seine Brutalität war größer als seine Überraschung und plötzlich griff er zu einem Revolver, den er illegal in seiner Schublade aufbewahrte. Er brachte mich zu dem Parkplatz, auf dem die Limousine der Partner geparkt war. Eine schwarze Limousine für drei Paare. Ich saß vorne auf dem Vordersitz. Don saß auf dem Rücksitz, ohne ein Wort zu sagen. Ich hatte Angst. Das Auto startete in der kühlen Nacht von Belgrame und ich versuchte, zu retten, was noch zu retten war. Ich würde den Mund halten und ohne zu zögern Dons Platz einnehmen. Wohin sie mich wohl brachten? Ich fragte Don, in leichter Panik, und versprach, mich seinem Ehrgeiz nicht in den Weg zu stellen. Er verdiente es, ein Betreiber zu sein, Und außerdem, warum riskierte Hector sein Leben für seinen Paidi? Keiner von ihnen beantwortete meine Fragen, geschweige denn meine Bitten. Und dann hatte ich wirklich Angst. Wir erreichten eine verlassene Brücke. Hector zog mich aus dem Fahrzeug heraus und wurde dann brutal. Er schlug mir ins Gesicht, erst einmal, dann ein zweites Mal. Mir drehte sich der Kopf, ich hatte das Gefühl, ihm vollkommen ausgeliefert zu sein, ich sah Don an, der schweigend hinter unserem Partner stand. Nun zeigte er sein wahres Gesicht. Er war ein Feigling. Der LeXuS hatte Recht, er hatte nicht die Konstitution eines Betreibers. Er rief ihm zu, während Hector mich schlug und zu Boden warf. Was hatte ich all die Jahre getan, um eine solche Gewalt verdient zu haben? Ich hatte das Gefühl, dass es mehr als nur Schuldgefühle waren, die heute Abend ans Licht kamen. Ich beleidigte Don immer wieder, in der Hoffnung, ihn zu einer Reaktion, oder vielleicht sogar zum Handeln zu bringen. Ich hatte den Geschmack von Blut im Mund, ganz anders als der Geschmack des Samens, den ich wahrscheinlich nie vergessen werde. Ich versuchte, mein Gleichgewicht wiederzufinden, denn ich wollte ihn konfrontieren, von Angesicht zu Angesicht. Seine Augen begutachteten mich einen Augenblick lang und ich verstand, dass es für uns vorbei war. Besonders für mich.

Dann fielen Schüsse in der Stille der Nacht. Ich bekam eine Kugel ab, ohne lokalisieren zu können, wo ich getroffen worden war und Don griff auf Hectors Befehl hin nach dem Kragen meines Pyjamas.

Diese Brücke war die höchste Belgrames und der Sturz schien eine Ewigkeit anzudauern. Es war ebenso gefährlich wie befreiend. Der Wind auf meiner geschwollenen Haut, die Kugel in meinem schmerzenden Körper und das eisige Wasser nahmen mir das, was von meinem Bewusstsein noch übrig war.

*

Ich kam in einem schaukelnden Fahrzeug zu mir. Ich lag auf einer provisorischen Bahre. Ich konnte keine Sirene hören, keine Geräusche außerhalb des Fahrzeugs. Ich konnte mich an nichts erinnern, außer an zwei Arme, die mich aus dem Wasser hoben, in das ich halb bewusstlos gesunken war. Ich wäre ertrunken und verblutet. Das hatten sich Hector und Don erhofft, auch wenn sie nicht unbedingt vorgehabt hatten, einen Menschen zu töten. Sie hatten das alles nicht gut geplant und waren eindeutig Amateure auf dem Gebiet. Wie dem auch sei. Ich wagte es nicht, auf mich aufmerksam zu machen. Ich wusste nicht, wer mich gerettet hatte und warum. Aber ich war auch nicht in der Verfassung, weiter darüber nachzudenken und wurde wieder bewusstlos.

Als ich einige Stunden, oder sogar Tage, später wieder zu mir kam, machte die Sonne mir Gänsehaut. Ich lag immer noch, aber jetzt in einem Bett. Es war ein eisernes Bett. Ich befand mich in einem Zimmer mit Meerblick. Ich hatte das Meer noch nie zuvor gesehen. Ich dachte, ich wäre tot. Und ein Gefühl des Glücks überkam mich. Ich sah mir die Landschaft an und suchte nach den Türmen von Belgrame, diese Gebäude an denen man unmöglich vorbei kam, und die die Grenzen unserer Distrikte markierten. Doch da war nichts. Nur der unendlich blaue Himmel und der Ozean, soweit das Auge reichte. Von hier oben konnte ich den Strand unten kaum erkennen. Dieser Raum war anders ausgestattet, als bei den Partnern. Ich atmete tief aus und begutachtete meine Wunden. Ein scharfer Schmerz durchbohrte meine rechte Seite und ich hatte wahrscheinlich ein blaues Auge und angeschwollene Wangenknochen. Aber ich war in der Lage, meine Beine, Arme und meinen Hals zu bewegen. Was die Kugel anging, so hatte ich es mir nicht eingebildet - sie hatte meine Schulter durchbohrt. Etwas tiefer, und es wäre das Herz gewesen. Ein sauberer Verband rief die Erinnerung an all das wieder wach.

Die Tür öffnete sich mit einem Mal und ein Mann um die Mitte Zwanzig mit langem, wunderschönem blonden Haar lächelte mir zu. Bevor er überhaupt etwas sagen konnte, hatte ich verstanden. Ich hatte erreicht, wovon Tausende von uns kaum zu träumen gewagt hatten.

„Sie sind weit weg von Belgrame. Ich habe Sie rechtzeitig gefunden. Ich habe nicht gesehen, wer Sie von der Brücke gestoßen hat, aber ich kann mir vorstellen, dass es nicht aus Jux und Tollerei war und man Sie zum Sterben zurückgelassen hat. Die Wächter der Gerechtigkeit hätten Sie finden und das schmutzige Geschäft beenden können. Aus welchem Distrikt kommen Sie?“

Sein Name war Marty. Nur Marty. Und er durchstreifte die Stadt Belgrame auf der Suche nach streunenden Hunden, sozusagen, Hunden wie mir, die man hinausgeworfen hatte und deren Leben nun am seidenen Faden hing. Er rebellierte ohne sich wirklich bewusst zu sein, was er da tat. Warum war er überhaupt in Rebellion? Wer war er für Belgrame? Wo waren wir hier?

Fünfundzwanzig Jahre später erinnere ich mich noch sehr genau an die anschließende Diskussion. Marty hatte am Ende von Distrikt X eine Unterführung entdeckt, ganz offensichtlich ohne zu wissen, dass es möglich war, Belgrame zu verlassen. Genauer gesagt, es als freier Mensch zu verlassen. Zuvor Distrikt III, dem Verbraucherdistrikt zugeordnet, war Marty aufgrund eines Verwaltungsfehlers auf einen Wachposten bei den Unglücklichen degradiert worden. Seine sexuelle Aktivität war reduziert worden und sein Frust hinderte ihn daran, Gelassenheit zu erlangen. Er sehnte sich nach Freiheit, er war nicht für dieses Leben geschaffen. Er hatte seine Freiheit letztendlich bei denen gelassen, die verurteilt worden waren. Sie waren zahllos. Am Anfang lernte er Jeanne kennen, eine schöne junge Frau aus Distrikt II, die nicht zu den Partnern gehörte. In einer warmen und stillen Nacht hatte Marty Jeanne am Ende seiner Schicht getroffen und Distrikt X in Richtung Distrikt II verlassen. Gemeinsam waren sie in derselben Nacht auf eigene Gefahr geflohen. Sie hatten keinerlei Proviant bei sich und wussten absolut nicht, wohin sie gehen sollten. Wären sie in eine andere Stadt zogen, egal wie weit entfernt sie auch war, könnten sie denunziert werden. Sie wären also bei ihrer Rückkehr nach Belgrame hingerichtet worden. So mussten sie lernen, sich zu verstecken und von niemandem abhängig zu sein. Das Haus am Meer, in dem ich damals aufgewacht war, war das Haus, das sie gefunden hatten, eingestürzt und verlassen. Ein Geschenk des Himmels!

Die zwei Jahre, die sie auf der Flucht verbrachten, wenn gleich sie trotzdem sesshaft waren, waren ein Kampf ums Überleben. Aber sie fanden ihre Lebensfreude und die Freude, sich gegenseitig zu lieben, wieder. Ohne Zuordnung, ohne LeXuS. Ihre Sexualität war natürlich. Frei. Um seinen Standpunkt zu illustrieren, ging er auf unzüchtige Details ein, die direkte Auswirkungen auf mich hatten. Meine Erektion war unter dem Bettlaken verborgen und ich war überrascht, dass mein Zustand mir solche Empfindungen erlaubte. Wie mir das gefehlt hatte! Marty erzählte mir vom ersten Mal, als er Jeanne, die er in der Abenddämmerung im Sand entkleidet hatte, in seine Arme geschlossen hatte. Die Angst vor dem LeXuS und den Wächtern der Gerechtigkeit hatte sein Handeln geleitet. In diesem Moment war er frei und er war der glücklichste Mann der Welt. Jeanne bebte unter seinen Liebkosungen. Er beschrieb die Schönheit dieser jungen Frau auf der Flucht und die von den Strahlen der untergehenden Sonne verdunkelten Haut, die bei Berührung Gänsehaut bekam. Ich hatte eine blühende Fantasie und den köstlichen Eindruck, an ihrer Seite zu sein, sie zu beobachten und mit zu machen. Marty hatte die Gesetze missachtet, die ihn zurückgehalten hatten und er hatte jeden Winkel von Jeannes Körper geküsst. Seine Zunge hatte sich den Weg in die Höhle aller Qualen und Verbote gebahnt. Er hatte ihre schlanken Beine gespreizt und ihre Vulva entdeckt, die er verschlingen wollte. Aber diesmal hatte er sich zurückgehalten, so sagte er. Er hatte seine Finger von ihrem flachen Bauch bis zu ihren kleinen Lippen hinabgleiten lassen und die geschwollenen Konturen ihres feuchten Geschlechts berührt. Er hatte ihre harte Klitoris gefunden, jene Lustperle, die so viele Möglichkeiten eröffnet, und mit ihr gespielt. Jeanne hatte gestöhnt. Marty hatte sich damit begnügt, seine Erkundungen fortzusetzen, um diese Frau, die er für den Rest seines Lebens schätzen würde, zum Orgasmus zu bringen.

Er hätte noch unendlich viel Zeit, in sie einzudringen und in ihr, auf ihr und neben ihr zu kommen. In jener Nacht hatte er sie schreien hören wollen, ohne ihr Leben zu riskieren. Er hatte sie bis zur Ekstase liebkost. Er hatte sogar Freudentränen gesehen. Freiheit und Lust waren endlich eins geworden.

Es schien mir ebenso aufregend wie utopisch und doch war es offensichtlich. Sie befanden sich nicht mehr in der Gewalt der Betreiber und waren entschlossen, ihren Aufstieg noch weiter fortzusetzen, indem sie es anderen Bürgern ermöglichten, die Diktatur zu verlassen. Auf der Suche nach Nahrung und neuen Rekruten schlichen Jeanne und Marty sich abwechselnd nach Belgrame. Marty fand mich am Ende seiner Runde und riskierte seine Sicherheit, um mich zu retten. Heute habe ich einen Haushalt von vier Personen aus dem System geschleust.

Sie waren in ihrem Handeln eingeschränkt gewesen und hatten keinerlei Pläne für die Zukunft, nur den Beweis, dass ein Leben fernab von Belgrame möglich war und dass die Bürger davon träumen konnten. Ich würde ihnen helfen. Das war meine eigentliche Zuordnung. Ich dachte, dass ich niemals glücklicher sein würde als in diesem Moment.

Marty. Jeanne. Vera. Sax. Diese vier Namen hatte ich mir vom ersten Tag an gemerkt. Sobald ich mich erholt hatte, war ich zu allem bereit und genoss die Ruhe des Hauses. Die Ruhe der Sorglosigkeit, wahre Liebe und viele glückliche Tage, die mir bevorstanden. Es gab keine Wächter der Gerechtigkeit und keine Vorladungen zu Kontrollpunkten. All das existierte nicht mehr und ich musste mich oft daran erinnern. Ich lernte, mich diskret zu halten und mich zu tarnen. Unsere Missionen unterlagen strengen Zeitplänen, genauso wie unsere Tage. Ich erfuhr außerdem, dass ich eine Ausnahme war. Kein Bürger kann Belgrame ohne vorherige Untersuchung und triftige Beweggründe verlassen. Marty und Jeanne prüften die Moral einer Person, die sie herausschmuggeln sollten, stellten sicher, dass sie zuverlässig war und vor allem, dass es sich nicht um einen Spion aus Distrikt O handelte. Aber Marty hatte in der Nacht als Don mich von der Brücke geworfen hatte, Angst um mich gehabt. Er hatte sich unverantwortlich verhalten und sein innerer Instinkt hatte überhand genommen: Er musste einen Menschen retten. Ich dachte nicht viel über Don nach, aus Groll oder Stress, das weiß ich bis heute nicht.

Und zusammen amüsierten wir uns, Marty, Jeanne, ich und die anderen. Es gab weder Bedingungen, noch Tabus. Wir hatten durch unsere persönlichen Beziehungen, unsere körperlichen Begegnungen und unsere feuchten Träume, eine starke Verbindung aufgebaut. Zuerst war es mir peinlich, nicht zu wissen, wo unsere Grenzen waren. Doch es gab keine. Orgasmen waren unsere Belohnung für unsere Arbeit in Belgrame. Wir hatten keine fixen Partner. Wir waren alle miteinander verbunden, aber hatten keine speziellen Beziehungen.

Der Strand war einer unserer Lieblingsplätze und gleichzeitig ein Treffpunkt. An manchen Abenden trafen wir uns am Ozean, mit Wein, den wir aus Belgrame gestohlen hatten. Wir stellten ein Radio auf, das Musik von einem unbekannten Sender spielte. Wir konnten sicher die Signale der umliegenden Städte empfangen. Auch wenn wir uns täglich sahen, eröffnete Vera oft den Tanz der Wollust. Unsere Erregung stieg gemeinsam mit dem Alkohol an und wir waren glücklich. Lachen ging in lustvolle Seufzer über, wenn eine Hand sich an die Haut eines anderen herantastete. Man musste mich nur ansehen und ich war schon steif. Nicht immer war ich an ihren erotischen Spielen beteiligt. Vera liebte es, Jeanne zu necken. Sie war meistens die Anstifterin. Eines Abends nahm sie Jeanne den blassen Umhang ab, den diese immer trug. Jeannes Körper war der sinnlichste von allen. Ihre üppigen Kurven ließen mich lechzen. Sie trug keine Unterwäsche und ich erblickte ihr blondes Schamhaar, als Vera ihr Kleid anhob. Vera umschlang die Hüften ihrer Freundin und gab ihr einen Kuss auf ihren flehenden Mund bevor sie sich ihrem Hals und dem oberen Teil ihrer Schultern widmete. Sie arbeitete sich bis zu ihren Brüsten und den beiden bräunlichen Brustwarzenhöfen vor, an denen sie hastig leckte und saugte. Jeanne seufzte erst und stöhnte schließlich.

Ich war von der Vorführung zutiefst beeindruckt und nahm mein Geschlecht heraus, als niemand mich ansah. Ich masturbierte neben ihnen, mit einem Gefühl von unvergleichlicher Freiheit.

Veras Hand glitt hinunter bis zu Jeannes Bauch, streichelte das Haar auf ihrem Schambein und drang zärtlich in ihre nasse Vulva ein, wobei sie das mit einem Ruck tat, der mich überraschte. Sax ging auf dieses explosive Pärchen zu und während Vera sich zwischen die feuchten Schenkel ihrer Freundin wagte, ging Sax um sie herum, sein geschwollenes Glied in einer Hand, den prallen Hintern der schönen Brünetten in der anderen. Vera widmete sich ganz dem Saugen an Jeannes Klitoris, die so erregt war, dass ich sie aus ihren äußeren Lippen herausragen sah. Sax ließ seine Finger über seinen Penis gleiten. Das warme Sommerlicht untermalte ihre Umarmung. Und ich schaffte es, meinen Orgasmus zurückzuhalten, um den der anderen zu genießen.

Ich genoss das Wimmern und Seufzen, dieses Konzert der unglaublichen Lust.

Nachdem Vera von ihrem in Ekstase pochenden Geschlecht abgelassen hatte, war Jeanne plötzlich auf allen Vieren. Mit einer ausschweifenden Geste griff Sax nach Jeannes vollem Haar und Vera verschwand. Der junge Mann drang von hinten in Jeanne ein, die sich nicht zurückhielt. Sie hatte die Augen vor Glück geschlossen und begleitete seine Bewegungen, wie sie es immer tat. Sie hatten Routine.

Was für mich nicht galt. Umso besser.

Vera legte sich direkt vor Jeanne auf den Boden und zog ihren Rock hoch. Jeanne verstand und tauchte mit ihrem Mund zwischen die tropfnassen Lippen ihrer Verführerin. Die Stöße ihrer Zunge kamen im gleichen Rhythmus, wie die von Sax und ich war, eine Hand auf mein Geschlecht gelegt, am Rande der Implosion. Veras Hände tasteten sich über ihren Bauch zu ihren ausgestreckten Brüsten hinauf. Sie spielte mit ihren vor Erregung erhärteten Brustwarzen, ein Blick zu Sax, ein Blick zu mir.

Ich hätte aufstehen und mich ihnen anschließen wollen. Aber ich hatte keine Zeit gehabt. Ich kam zusammen mit Jeanne. Vera hielt sich noch einen Moment zurück. Sax kam als Zweiter. Vera widerstand immer noch. Jeanne ließ von der Vulva der jungen Frau ab und bot ihr an, sie anstatt dessen weiter mit der Hand zu liebkosen. Sie akzeptierte das Angebot und ich sah ihnen beim Masturbieren zu, während mein Glied dabei war, wieder hart zu werden.

Sax gesellte sich zu mir und setzte sich neben mich, sein Penis, mit der von heißem Sperma bedeckten Eichel, an der Luft. Ich konnte mich davon abhalten, ihn zu berühren. Wir sahen zu, wie unsere Freunde im Teufelskreis der gegenseitigen Orgasmen gefangen waren. Sie taten es im Laufe des Abends noch mehrere Male. Ich war überglücklich.

Ich war nicht gerade begeistert von der Idee, unsere kleine Gruppe zu erweitern. Mit ihr verband ich die Worte „Familie“ und „Zuflucht“. Aber Marty hatte andere Ambitionen und er zögerte nicht, sie mir mitzuteilen. Wir waren uns einig. Belgrames verlassene Bürger aufzunehmen war ehrlich, aber es war nicht genug. Wir mussten uns dem LeXuS widersetzen. Mehr noch. Wir mussten ihn stürzen. Es war uns klar, dass die Menschheit sich einer solchen Gesetzgebung nicht unterwerfen durfte. Sex gehörte zu uns als Individuen. Zuerst war es mein persönlicher Kampf, dann mein Bündnis mit Marty.

Wir wollten einen interne Widerstandsbewegung aufbauen. Wir wollten das erreichen, was niemand vor uns gewagt hatte. Wir brauchten einen Entscheidungsträger. Einen Anführer. Ich glaube, Marty hat mich inoffiziell vorgeschlagen und die anderen haben mir den Vorrang gelassen. Ich hatte vielen Ideen und Kenntnis des Belgramer Systems. Don und ich hatten es jahrelang studiert. Eines Abends, als ich am Strand gleich neben unserem Haus lag, verkündete ich lachend:

„Wir sind Abtrünnige, Marty.“

„Ganz genau.“

Und das waren wir dann auch offiziell. Und sind es noch heute, fast fünfundzwanzig Jahre später.

Ich habe versucht, Geld zu beschaffen und es aus Belgrame zu stehlen. Als ich zum ersten Mal wieder einen Fuß auf Belgramer Boden setzte, hatte ich Angst, dass ich nicht mehr herauskommen würde. Aber die Organisation war perfekt. Vera begleitete mich auf dem Einsatz. Wir mussten einen Bürger aus Distrikt III und einige Waffen zurückschaffen, die Mittelmänner vor Ort in unsere Obhut übergeben hatten. Unser Netzwerk wurde immer größer. Uns gingen die Unterkünfte aus und der Bau von Baracken rund um das Hauptgrundstück begann mit großer Begeisterung.

Ein Jahr nach meiner Ankunft waren wir zu acht. Zwei Jahre später waren wir fünfzehn. Wir bekamen eine beeindruckende Lieferungen von Schusswaffen und hatten drei vertrauenswürdige Mittelmänner in Belgrame. Wir selbst konnten nicht so gut dorthin gelangen. Gerüchte über unsere Organisation breiteten sich aus. Wir waren Abtrünnige und hatten dabei niemanden verletzt oder getötet. Was für ein Triumph.

Ich bot meine Hilfe bei allen Projekten an, die eine strategische Analyse erforderten. Jeanne war perplex, als sie erfuhr, dass Waffen zum Einsatz kommen würden, ich erklärte ihr, dass wir nicht so tun konnten, als könnten wir ein System mit bloßen Händen stürzen. Die Sabotage von Computern war möglich, aber nicht ausreichend. Man sollte uns fürchten. Und es gab Ausnahmesituationen, in denen man die Diplomatie außen vor lassen musste. In letzter Instanz wandten sich die Vermittler an uns. Es hatte sich sogar eine kleine Gruppe in Distrikt III gebildet: „Exodus“. Ich wollte nicht mit anderen Organisationen in Verbindung gebracht werden, nur die, mit denen ich mich perfekt auskannte. Es war riskant. Wir hatten nicht dieselben Mitglieder und Ambitionen oder denselben Schutz. Wir konnten leicht von gefolterten aktiven Mitgliedern denunziert werden. Ich betone noch einmal die Wichtigkeit unserer Position im Verborgenen. Die Abtrünnigen waren kein weiterer Distrikt von Belgrame. Es wäre ein Fehler, sie als solchen zu betrachten. Und dennoch! Es war ein Geschenk des Himmels, ein Gefühl der Rache, ja sogar der Vergeltung, eine solche Organisation gerade in Belgrame aufblühen zu sehen. Eine Rebellion sollte nicht nur außerhalb der Mauern einer Stadt stattfinden. Eine Rebellion inmitten Belgrames, angeführt von Belgramer Bürgern, wäre noch stärker. Die Frucht aus dem Kern heraus zu verderben war sicherlich unsere beste Chance für die Zukunft. Dieser „Exodus“ konnte für uns sicherlich sehr nützlich sein.

Jeanne und Vera hatten sich einen Platz auf der großen Veranda gesucht. Ich wusste, dass sie immer noch von ihrem kürzlichen Orgasmus erregt waren, den man über den ganzen Korridor entlang gehört hatte. Mir fiel der allgemeine Mangel an Schamgefühl nicht mehr auf und er erregte mich auch nicht mehr großartig. Ich hatte genug, um jeden meiner Impulse und jeden meiner Wünsche zu befriedigen. Marty kam zu uns und schien leicht aufgebracht. Ed, einer unser Mittelsmänner, hatte ihn kontaktiert.

„Laut Ed gibt es ein Paar Partner, die uns brauchen.“

„Sie wollen überlaufen? Du weißt, dass es zu zweit schwer ist, vor allem für Partner. Wir berühren die Unberührbaren und das Herz Belgrames und so sehr mir die Idee auch gefällt, so gefährlich ist sie auch.“

„Ich weiß nicht, ob sie diesen Weg gehen wollen, aber sie laufen durch das, was sie getan haben, Gefahr, gehängt zu werden. Ed ist gerade von,Exodus‛ zurückgekommen. Sie sind verzweifelt.“

„Warum gerade sie“

„Weil sie sich lieben. “

Das war ein unschlagbares Argument. Liebe in Belgrame war es wert, gerettet zu werden. Aber das war nicht der einzige Grund. Ich kam zu meiner ursprüngliche Idee einer Rebellion aus dem Herzen der Stadt heraus, zurück. Schon am darauf folgenden Tag bereiteten wir den Einsatz vor. Es war ein heikles Thema. Zwei Partner würden auf natürlichem Wege ein Kind bekommen. Eines der größten Vergehen gegen den LeXuS.

Man würde sie hängen, wenn es herauskommen würde. Marty hatte Mitglieder des Netzwerkes ins Zentralkrankenhaus geschickt und wir beide würden uns der Mission annehmen, die Krankenhausunterlagen fälschen und einen unserer medizinischen Vermittler über diese Notfallsituation informieren. Ich war der Einzige, der über die wichtigsten Posten Bescheid wusste und einen detaillierten Plan des Krankenhauses vorlegen konnte, den ich noch aus der Zeit im Kopf hatte, als Don und ich alles über Belgrame erfahren wollten. Was Marty betrifft, so kannte er den Allgemeinmediziner und den zuständigen Leiter. Die für die Transaktionen wesentliche Person. Tatsächlich hatte er vor, sich uns in Kürze anzuschließen. die war die Gelegenheit. Ohne uns würden die Partner scheitern.

Eigenartigerweise hielten Marty, Ed und ich unsere Mission geheim. Wir konnten nicht allzu viele unserer eigenen Leute einweihen, da das unsere Fähigkeiten und unseren kleinen Rahmen gesprengt hätte. Es handelte sich hier nicht um das Herausschmuggeln von Bürgern. Aber es würde möglicherweise Hoffnung für die Zukunft Belgrames spenden. Ein Kind, das aus einer aufrichtigen Verbindung heraus geboren wurde. Das war eine Operation, an die ich mich immer erinnern werde.

Vor kurzem mussten wir unseren Zugang nach Belgrame ändern, denn der erste Durchgang, den wir am Tag meiner Rettung benutzt hatten, war von den Wächtern der Gerechtigkeit verschüttet worden. Er war nun unpassierbar. Nachdem wir das mit Ed abgesprochen hatten, plante er unsere geheime Mission. Wir würden uns im Krankenhaus mit Legassov, dem Vater des ungeborenen Kindes, treffen, bevor wir in die Lagerhalle, der Zentrale des „Exodus“ weitergehen würden. Marty hatte die Zugänge überwacht, und er kannte sie besser als ich. Ich zog die Uniform eines Betreibers an, die Ed samt dem codierten Ausweis, der für das ganze Gebäude galt, gestohlen hatte. Ich durfte nur so wenigen Bürgern wie möglich über den Weg laufen und musste meine Bewegungen beschränken. Im Falle eines Alarms mussten wir uns trennen. Marty, Ed und ich.

Wir hatten nicht viel Zeit. Ich war schon im Vorfeld fasziniert. Natürlich dachte ich an Hector und Margot, mit einem fernen Gefühl des Bedauerns für sie. In den Korridoren der Ebene 3 des Krankenhauses, dem großen Fischteich Belgrames, habe ich die Unergründlichkeit und gleichzeitig die Zerbrechlichkeit der dort stattfindenden Operationen, abgeschätzt. Die Betreiber schützen diesen Bereich mehr als die anderen Stockwerke. Und ihre größte Angst ist die komplette oder auch nur teilweise Zerstörung der Entwurfkontrollsysteme des Sektors.

Dort werden die Kinder Belgrames nach einem äußerst gründlichen genetischen Screening gezeugt. Die Keimzellen, die die Fortpflanzung ermöglichen, stammen aus den vor der Sterilisation der Bürger Belgrames obligatorischen Spende. Der Embryo wird in einen Inkubator gegeben, der die Funktion der Gebärmutter übernimmt und mit der Entwicklung des Fötus wächst. Sie werden gemäß dem Zeitplan geboren und Ärzte kümmern sich um diese fiktive „Entbindung“. In Belgrame gibt es keine Schwangerschaften, sie sind verboten, das ist der Sinn unserer Existenz, und ich frage mich immer noch aufrichtig, wie es wohl vor dem LeXuS gewesen war, wenn es so etwas wie ein Davor gegeben hatte. Diese Partner haben es uns bewiesen. Die Methode des Staates führt zu einer Misserfolgsquote von weniger als 1 % und die DNS der Paidi, der im Zentralkrankenhaus geborenen Kinder, ist quasi perfekt. Und doch entwickelt sich diese Perfektion ständig weiter. Im Vergleich zu der neuen Generation bin ich überflüssig. Ich war neugierig auf die Kehrseite der Medaille.

Legassov legte eine gewisse Zuversicht an den Tag. Er strahlte eine Sympathie aus, die mir direkt auffiel. Er wusste nichts über meine Stellung oder die Abtrünnigen. Er vertraute mir instinktiv. Ich war gerührt. Wir wurden von dem Arzt empfangen, der die Antragsformulare für die Adoption ausgefüllt und virtuell einen Embryo für das Paar gezeugt hatte, aber mit meinem Namen und meiner vorläufigen Registrationsnummer war ich nie wirklich gefährdet gewesen und es war fast unmöglich für mich, erkannt zu werden. Die Registrationsnummern der Partner hingegen hätten bei einer Kontrolle Verdacht erregen können. Ich nutze die Gelegenheit, um die Vereinbarung zu unterzeichnen, die es den Partnern erlaubte, ein weiteres Kind aufzunehmen, was derzeit nicht der Fall war. Die Transaktion war einfach. Im Gegenzug verpflichteten sie sich dazu, nichts durchsickern zu lassen und das noch ungeborene Kind als Paidi zu betrachten. Auch das Kind wäre in großer Gefahr, wenn der Verrat aufgedeckt würde. Aber alles war unter Kontrolle. Es waren noch einige Wochen bis zum offiziellen Geburtstermin und bis dahin würden wir alles geregelt haben. Ich schlug Legassov vor, sich uns außerhalb von Belgrame anzuschließen, aber er war noch nicht bereit. Ganz im Gegensatz zu Ild, seiner Partnerin, die ich ein paar Stunden später im Lagerhaus traf. Sie wäre mir gefolgt, weit weg, aber nicht ohne ihn. Liebe spiegelte sich in ihren Augen und in ihren Gesten wieder, und der Anblick ihres runden Bauches berührte mich. Es war das erste Mal, dass ich so einen Bauch gesehen hatte. Sie dankte mir zutiefst und ich ermutigte sie, mich über einen unserer Mittelsmänner zu kontaktieren, wenn sie Lust hatte, Belgrame zu verlassen. Wir wären da.

Dann hörten wir Sirenen in der Nähe des Lagers. Die „Exodus“-Gruppe löste sich auf. Allen war klar, dass eine Razzia durch die Wächter der Gerechtigkeit bevorstand. Es war sogar möglich, dass man uns denunziert hatte. Das wäre eine Katastrophe. Wir hörten, wie der Lieferwagen vor den Metalltüren zum Stehen kam. Jeder wusste, welchen Fluchtweg er einzuschlagen hatte. Legassov nahm Ild mit. Ich habe sie nie wieder gesehen. Und Marty lud seine Waffe. Ich besaß keine Waffen und fühlte mich hilflos. Ed packte mich am Arm, und es fühlte sich genau so an, wie damals, als Hector mich aus dem Auto gezogen hatte. Ein Lichtblitz schlug mich für einen Moment bewusstlos. Wir mussten Belgrame jetzt verlassen. Das Fahrzeug wartete hinter dem Gebäude auf uns. Ich rief nach Marty, aber er hörte mich nicht. Die Wächter waren nur weniger Meter von uns entfernt und es fielen Schüsse. Ich wollte Marty zurückholen und ihn mitnehmen. Ich kam zu spät, zwei Wächter hatten bereits das betreten, was vor ein paar Minuten noch ein Ort der Freude gewesen war, ein Ort der Freude und der Hoffnung. Ed befahl mir, ihm zu folgen und das tat ich. Wenn ich in die Nähe von Marty zurückginge, würden sie mich erwischen. Das Letzte, was ich von ihm sah, war dass er zu Boden stürzte. Direkt am Kopf getroffen. Ich stieß einen gedämpften Schrei auf dem Rücksitz des Autos aus, das Ed fuhr. Er war sich nicht sicher, ob wir es bis zur Grenze schaffen würden, vor allem, da uns die Wächter der Gerechtigkeit aufgespürt hatten. Ich wusste, dass wir heute ein extrem hohes Risiko eingegangen waren. Trotzdem würde ich es nicht bereuen. Ich hätte nie gedacht, dass ich hier einmal Liebe sehen würde.

Aber Marty war tot. Marty war kein Abtrünniger mehr.

Ich würde offiziell den Platz des Anführers einnehmen. Und Marty rechen.

*

Zwanzig Jahre waren nicht genug, um die Erinnerung an diese Nacht auszulöschen. Ich habe Marty nicht vergessen. Ich verdanke ihm mein Leben und er hatte seines durch seine große Geste verloren. Er wollte seine Leute retten und ich wollte das Regime, das sie unterdrückte, stürzen. Wir hatten uns ergänzt. Nach meiner Rückkehr, gaben die Abtrünnigen mir Macht und Vertrauen, ohne eine Zeremonie, stillschweigend und voller Loyalität. Sie wussten, dass wir die Dinge von nun an anders regeln würden. Wir hatten vor, Belgrame zu stürzen.

Man legte mir nahe, meinen Namen zu ändern, um meine Sicherheit nach dem Grenzübertritt zu gewährleisten. Ich lehnte es ab. Ich hatte bis dahin meine Identität behalten und ich hielt an ihr fest. Hier würde man sie mir nicht nehmen, Don und Hector würden nicht alles zerstört haben.

In den ersten zehn Jahren war unsere Gruppe gewaltig gewachsen. Wir waren fast 500 Personen hier am Strand. Soldaten. Verzweifelte Menschen. Verlorene Verliebte. Ich habe meinen Kurs nicht geändert. Ich wollte mit gleichzeitig für Marty und an Don rechen.

Ich war mir nicht wirklich im Klaren darüber, was mir wichtiger war. Jeanne hatte mich vom ersten Tag an unterstützt und auf das gehört, was ich ihr sagte.

In all diesen Jahren habe ich nie wieder einen Fuß nach Belgrame gesetzt. Ich war nicht dazu in der Lage gewesen und malte mir zurecht aus, wie die Betreiber auf der Lauer lagen. Der Zugang zu unserer illegalen Grenze wurde kurz nach dem Vorfall im Lager geschlossen. Der Transport der Bürger wurde nun auf eine andere, weniger organisierte Weise geregelt. Wir weihten die Neuankömmlinge nun bei Einbruch der Nacht in einer Zeremonie ein und ordneten sie dauerhaft den Abtrünnigen zu. Wir entfernten ihre Chips und ihre Armbänder. All das, was Belgrame ihnen gewaltsam aufgedrängt hatte, und es ihm ermöglichte, jeden Bürger aus der Ferne zu identifizieren. Manchmal mussten wir die Verbindungen deaktivieren, bevor wir die Stadt verließen. Im Gegensatz dazu, was man sich vielleicht vorstellen mag, war unser Handeln nicht von Hass motiviert, im Gegenteil.

„Der LeXuS hat sich noch nie geirrt“, sagte Jeanne mir eines Morgens, als sie in meinem Bett lag. „Du bist ein Betreiber. Du bist wie dafür geschaffen, ein Land zu regieren.“

Diese Kompliment ging mir sehr nahe. Sie hatte Recht. Ich hatte meine Ambitionen in den Dienst der Abtrünnigen gestellt. Ich war all der Missionen nicht müde, aber ich wartete auf die eine, die noch vor mir lag.

Lazarus, ein ehemaliger Enteigneter, dem die spektakulärste Flucht aus Belgrame geglückt war, und der nun eine Legende und das Sinnbild des Versagens der Wächter der Gerechtigkeit war, war meine rechte Hand geworden. Er war ein Element von selten zu findender Klarsicht und unerschütterlicher Loyalität. Sowie er mit seinem Liebhaber Gregsen die Grenze überquert hatte, wollte er andere Bürger transferieren. Er war zu allem bereit. Ich übertrug ihm die Verantwortung für die Rekrutierung. Er wusste, wie man Zielpersonen in Belgrame ausfindig machte. Von ihm erfuhr ich, dass Don am Leben war. Natürlich. Und dass er nun ein hochkarätiger Betreiber mit einer steilen Karriere war. Für einen Hochstapler ein beträchtlicher Erfolg. Ich wollte ihm aber nichts. Um ehrlich zu sein, war mein Groll versiegt.

Später verkündete Lazarus, Don sei wegen Mordes an mir verhaftet worden. Ich musste lachen. Schallend und aus tiefster Seele. Er dachte wirklich, ich sei tot und irgendjemand in Belgrame wollte ihn zur Rechenschaft ziehen. Was hätte ich nicht dafür gegeben, mehr darüber zu erfahren. Aber ich konzentrierte mich nun auf das Ereignis, das mich sehr viel Zeit und Gedanken kostete: der Praegressus. Ein von den Betreibern organisierter Sex-Krieg, der schlecht zugeordneten Bürgern die Illusion vermittelte, sie könnten ihr Leben ändern. Am Ende dieses Spiels war alles möglich. Natürlich war es ein verabscheuungswürdiger und gefährlicher Vorgang. Aber er machte die Betreiber sehr stolz. Ein Symbol für Belgrame. Und dieses Symbol war es, das wir zerstören mussten, um die Macht zu stürzen.

Ich hatte Jahre investiert, um die bestmögliche Strategie zur Zerstörung des bestehenden Systems zu finden. Der Praegressus hatte sich heraus kristallisiert. Wir mussten alles Menschenmögliche tun. Ich wusste, dass es sich mit unserer Geheimgesellschaft erledigt haben könnte, wenn wir versagten. An diesem Tag würde ich all unsere Abtrünnigen brauchen.

Das Spiel hatte sich gelohnt und wir hatten all unsere regulären Missionen abgeschlossen. Lazarus hatte mir sogar erzählt, dass einige Leute in Distrikt O den Ort unseres Verstecks zu kennen vermuteten. Ich glaubte ihm in der Nacht, als er mit Theodora, einer Arbeiterin aus Distrikt O zurückkehrte, von der er mir seit Monaten erzählt hatte. Ihre Expedition war geplant, es gab Bürger, die wir retten sollten, allen voran ein Wächter. Davon hatten wir noch keinen in unseren Reihen und ich war sicher, dass es einige unter ihnen gab, die klar genug sahen, um sich uns anzuschließen. Das stimmte für Azad, der leider an diesem Tag starb, um andere zu retten.

Lazarus hatte Theodora zum Haupthaus geführt, das mittlerweile ziemlich heruntergekommen war. Ich erkannte ihre Augen unter ihren Tränen wieder. Ich wusste, wo sie herkam und ich wusste, dass ihre Eltern alles verkörpert hatten, woran ich glauben wollte: Liebe. Aber sie repräsentierten auch, ohne es zu wissen, den Tod von Marty. Azad war ihr Geliebter gewesen und auch er war von der Leidenschaft mitgerissen worden. Menschlich. Sofort erzählte ich ihr von unserer Mission. Was Lazarus überraschte. Aber ich hatte Vertrauen und musste meine Last mit jemandem teilen.

Ich musste meine Angst und meine wieder aufkommende Wut irgendwo abladen. Druck ablassen. Als ich ihre Hand ergriff, wusste ich, dass die Menschheit nie wieder Unterdrückung durch den LeXuS erleben sollte. Sobald wir Belgrame hätten, könnten wir in die anderen Städte weiterziehen. Wir hatten keine Gewissheit darüber, wo genau sich diese befanden. Wie war es da draußen? Was für ein LeXuS dort wohl herrschte? Welche Distrikte es wohl gab? Wir hatten so viele Fragen, wie Pläne. Und obwohl ich meine Lippen gerne auf die Theodoras gelegt und sie lustvoll auf dem Tisch im Esszimmer, in dem wir uns befanden, geküsst hätte, ließ ich sie in die ihr von Lazarus zugewiesene Baracke gehen. Sie strahlte verlorene Liebe aus, unsere Zusammenkunft hätte keinerlei Bedeutung. Und ich wollte nicht, dass sie dachte, ich nutze ihre Situation aus. Sie wird auch lernen, frei zu leben und zu entscheiden, wem sie sich hingeben will.

***

Am Vorabend unserer großen Mission sind die Abtrünnigen Dank unserer Vermittler bereits in Belgrame stationiert. Ich bebe vor Ungeduld und Angst. Doch es ist die Erfüllung meines Lebenswerks und ich bin bereit. Ich glaube, das war ich schon immer. Erst Martys Gesicht und dann Dons, erscheinen in meiner Erinnerung und beide verschmelzen sie mit meinen Gedanken. Ich schaue auf das ruhige, schöne Meer hinaus. Die Ruhe ist ein Lebensretter. Ich sehe Theodora am Strand entlang spazieren. Sie ist atemberaubend schön. An Stelle einer Uniform trägt sie ein weißes Kleid aus leichtem, fast durchsichtigem Stoff. Ihr Haar ist offen und fällt bis auf ihren unteren Rücken hinab. Sie hat in den letzten sechs Monaten, die sie bei uns verbracht hat, Farbe angenommen.

Jeanne klopf an die Tür meines Schlafzimmers, dasselbe Zimmer, das ich seit meiner Ankunft bewohne. Die Zeit hat ihrem Gesicht nichts angehabt, die Reife steht ihr gut. Sie war immer wunderschön, es war fast schon absurd. Damals, als das alles nur eine seltsame Utopie war, in die ich hineingeraten war, wandelte immer Jeannes Körper durchs Haus.

Jetzt ist sie bei mir und wir sind die Letzten, die das Andenken an Marty bewahren. Sie fordert mich auf, sie hart auf der Kommode vor dem Erkerfenster zu nehmen. Passanten können uns sehen und ich glaube, Theodora hebt für einen Moment den Kopf. Wir müssen nicht länger unsere Gefühle oder unsere Leistungen unter Beweis stellen. Jeanne und ich haben schon immer akzeptiert, dass wir Tiere sind, unkontrollierbar. Sie steht auf dem Möbelstück, auf der Höhe meines Glieds. Ich spreize ihre Beine und streichelt verstohlen ihre bereits feuchte Vulva. Ich halte mich damit zurück, sie zu berühren, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Ich weiß, welche Schätze sie für mich bereithält. Ich küsse ihre Schulter und dringe direkt in sie ein. Ich spüre, wie sich ihre Vagina um meinen Penis, den sie in- und auswendig kennt, zusammenzieht. Ich weiß genau, was ihr gefällt und wann sie kommen wird. Ich weiß alles über ihre Gesten, ihre Seufzer und ihre Hände auf meinem Körper. Sie beugt sich nach vorn und ihr Körper wölbt sich unter meinen Stößen. Ich halte meinen Orgasmus zurück, es macht mehr Spaß, gemeinsam zu kommen. Sie umfasst meine Hüften mit ihren Beinen und übernimmt die Führung.

Morgen gehe ich nach Belgrame. Zum ersten Mal seit 20 Jahren. Und wenn es sein muss, werde ich sterben, nicht als Märtyrer, sondern als Held. Jeanne hat Recht, der LeXuS irrt sich nicht.

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