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Fünftes Kapitel
Die Anlage der Türme und Mauern

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1. Wenn also durch diese Methoden klargelegt sein wird, daß der Ort, an dem die Stadtmauern errichtet werden sollen, gesund ist, wenn Landstriche ausgewählt sind, die reich an Früchten zur Ernährung der Bürgerschaft sind, und wenn feste Straßen oder günstige Flußverhältnisse bequeme Transportmöglichkeiten bieten oder auch durch Häfen Zufuhren von See her bequem zur Stadt gebracht werden können, dann müssen die Fundamente der Türme und Stadtmauern so angelegt werden, daß ihre Baugruben, wenn fester Boden gefunden werden kann, bis zum festen Boden und noch im festen Boden ausgehoben werden so tief, wie es der Mächtigkeit des Baues entsprechend zu sein scheint, mit größerer Breite als die der Mauern sein wird, die über der Erde stehen werden, und diese Gruben müssen dann mit möglichst festem Mauerwerk angefüllt werden.

2. Ferner müssen Türme nach außen vorgebaut werden, damit die Feinde, wenn sich einer im Ansturm der Stadt nähern will, von den Türmen her rechts und links in den offenen Flanken mit den Geschossen verwundet werden. Und ganz besonders scheint man dafür sorgen zu müssen, daß der Zugang zu der zu bestürmenden Mauer nicht leicht ist, sondern man muß (die Mauer) so an abschüssigen Stellen herumbauen und ausdenken, daß die Wege zu den Toren nicht geradeaus gerichtet sind, sondern in schräger Richtung (von der Stadtmauer aus gesehen) links verlaufen. Denn wenn man es so macht, dann wird die rechte Seite der Angreifer, die nicht vom Schilde gedeckt sein wird, der Mauer am nächsten sein. Die Städte dürfen nicht viereckig, auch nicht mit vorspringenden Ecken angelegt sein, sondern mit Biegungen, damit der Feind von mehreren Stellen erblickt wird. In Städten nämlich, bei denen Ecken vorspringen, verteidigt man sich schwer, weil eine Ecke den Feind mehr als den Bürger schützt. 3. Die Dicke der Mauer muß nach meinem Urteil so gemacht werden, daß zwei Bewaffnete, die sich auf ihr begegnen, unbehindert aneinander Vorbeigehen können, während in der Dicke an den Enden angesengte, durchgehende Holzbalken aus Olivenholz möglichst zahlreich eingelassen werden, so daß die beiden Stirnseiten der Mauer, untereinander durch diese Balken wie durch Bolzen verbunden, ewige Festigkeit haben. Denn diesem Baustoff kann weder Fäulnis noch Witterung noch Alter schaden, und er bleibt, sowohl wenn er in die Erde eingegraben, wie wenn er im Wasser verbaut ist, immerwährend, ohne Schaden zu nehmen, brauchbar. Daher werden nicht nur Stadtmauern, sondern auch Unterbauten und Wände, die in der Stärke von Stadtmauern gebaut werden müssen, wenn sie auf diese Weise verbunden sind, nicht schnell fehlerhaft werden.

4. Intervalla |22| autem turrium ita sunt facienda, ut ne longius sit alia ab alia sagittae missionis, uti, si qua oppugnetur, turn a turribus, quae erunt dextra sinistra, scorpionibus reliquisque telorum missionibus hostes reiciantur. Etiamque contra in|5|feriores 〈partes〉 turrium dividendus est murus intervallis tarn magnis, quam erunt turres, ut itinera sint interioribus partibus turrium contignata, neque ea ferro fixa; hostis enim si quam partem muri occupaverit, qui repugnabunt rescindent et, si celeriter administraverint, non patientur reliquas partes tur|10|rium murique hostem penetrare, nisi se voluerit praecipitare. 5. Turres itaque rotundae aut polygoneae sunt faciendae; quaatas enim machinae celerius dissipant, quod angulos arietes tundendo frangunt, in rotundationibus autem uti cuneos ad centrum adigendo laedere non possunt. Item munitiones |15| muri turriumque aggeribus coniunctae maxime sunt tutiores, quod neque arietes neque suffossiones neque machinae ceterae eis valent nocere. 6. Sed non in omnibus locis est aggeris ratio facienda, nisi quibus extra murum ex alto loco plano pede accessus fuerit ad moenia oppugnanda. Itaque in eius |20| modi locis primum fossae sunt faciendae latitudinibus et altitudinibus quam amplissimis, deinde fundamentum muri deprimendum est intra alveum fossae et id extruendum est ea crassitudine, ut opus terrenum facile sustineatur. 7. Item interiore parte substructionis fundamentum distans ab exte|25|;riore introrsus amplo spatio, ita uti cohortes possint quemadmodum in acie instructae ad defendendum supra latitudinem aggeris consistere. Cum autem fundamenta ita distantia inter se fuerint constituta, tunc inter ea alia transversa, coniuncta exteriori et interiori fundamento, pectinatim dis|30|posita, quemadmodum serrae dentes solent esse, conlocentur; cum enim sic erit factum tunc ita oneris terreni magnitudo |23| distributa in parvas partes; neque universa pondere premens poterit ulla ratione extrudere muri substructiones. 8. De ipso autem muro, e qua materia struatur aut perficiatur, ideo non est praefiniendum, quod in omnibus locis, quas optamus co|5|pias, eas non possumus habere. Sed ubi sunt saxa quadrata sive silex seu caementum aut coctus later sive crudus, his erit utendum. Non enim, uti Babylone abundantes liquido bitumine pro calce et harena et cocto latere factum habent murum, sic item possunt omnes regiones seu locorum pro|10|prietates habere tantas eiusdem generis utilitates, uti ex his comparationibus ad aeternitatem perfectus habeatur sine vitio murus.

4. Die Zwischenräume zwischen den Türmen aber sind so zu machen, daß der eine Turm vom andern nicht weiter als einen Pfeilschuß entfernt ist, so daß, falls ein Turm bestürmt werden sollte, dann von den Türmen, die rechts und links liegen, mit Skorpionen und anderen Wurfmaschinen die Feinde zurückgeworfen werden. Auch muß die Mauer gegen die unteren Teile der Türme hin durch Zwischenräume, die so breit wie die Türme sind, unterbrochen werden, so daß die inneren Teile der Türme aus Balken bestehende Gänge haben, und diese (Balkengänge) sollen nicht mit Eisenklammern befestigt sein. Wenn nämlich der Feind irgendeinen Teil der Mauer besetzt hat, werden die Verteidiger (die Balkengänge) einreißen und werden, wenn sie dies schnell bewerkstelligt haben, verhindern, daß der Feind in die übrigen Teile der Türme und Mauer eindringt, wenn er sich nicht kopfüber in die Tiefe stürzen will. 5. Daher sind die Türme rund oder vieleckig anzulegen. Viereckige Türme zerstören nämlich die Belagerungsmaschinen schneller, weil die Widder die Ecken durch ihren Stoß zerbrechen. An Rundungen aber können sie keinen Schaden anrichten, weil sie die (hier keilförmigen Steine) wie Keile zum Mittelpunkt (der Rundung) treiben. Gleichermaßen sind mit Erdwällen verbundene Mauer- und Turmbefestigungen ganz besonders sicher, weil weder Sturmböcke noch Minierungen noch die übrigen Kriegsmaschinen ihnen schaden können. 6. Aber nicht überall braucht man diese Methode des Erdwalles anzuwenden, sondern nur, wo von einer hochgelegenen Stelle außerhalb der Mauer auf gleicher Ebene eine Annäherung zum Sturm auf die Mauer gegeben ist. Daher müssen an derartigen Plätzen zuerst Gräben von möglichst großer Breite und Tiefe gezogen werden. Dann muß ein Mauerfundament innerhalb des Bettes des Grabens eingesenkt werden, und dies muß in solcher Dicke erbaut werden, daß die Erdanschüttung leicht ausgehalten wird. 7. Ferner muß an der inneren Seite dieses Unterbaues ein zweites Fundament (c) errichtet werden in so weitem Abstand von dem äußeren (b) nach innen zu, daß sich Kohorten wie in Schlachtreihe aufgesteilt zur Verteidigung oben auf der Breite des Walles aufstellen können. Wenn aber die so voneinander abstehenden Fundamente errichtet sind, sollen zwischen ihnen andere, quer gerichtete Mauern, verbunden mit dem äußeren und inneren Fundament, kammartig angeordnet, wie die Zähne einer Säge zu sein pflegen (d), errichtet werden. Wenn man es so macht, dann wird der große Druck der Erdfüllung, verteilt in kleinere Teile und nicht mit dem ganzen Gewicht auf das Ganze drückend, auf keine Weise die Grundbauten der Mauer wegdrücken können. 8. Was nun die Mauer selbst angeht, so kann man deshalb nicht vorausbestimmen, aus welchem Material sie errichtet und ausgeführt werden soll, weil wir nicht überall die Baustoffe haben können, die wir wünschen. Wo aber Quadersteine oder Basalt oder Bruchstein oder Ziegel, gebrannter oder ungebrannter, zur Verfügung stehen, soll man diese Baustoffe verwenden. Es können nämlich nicht, wie man in Babylon die Mauer infolge des überreichen Überflusses an flüssigem Erdpech damit, anstatt mit Kalk und Sand, und aus gebranntem Ziegel gebaut hat, ebenso alle Gegenden oder Örtlichkeiten mit ihrer Eigenart so vorteilhafte Baustoffe derselben Art aufweisen, daß man aus ihrer Beschaffung für die Ewigkeit eine einwandfreie, fehlerfreie Mauer hat.

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