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Fünftes Kapitel
Vom Kalk

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1. Hat man sich über den Sand Klarheit verschafft, muß dann auch Sorgfalt hinsichtlich des Kalks angewendet werden, daß er aus weißem Bruchstein oder Silex87 gebrannt wird. Der Kalk, der aus festem und hartem Stein gewonnen wird, wird im Mauerwerk brauchbar sein, der aus porösem aber beim Verputz. Wenn er gelöscht ist, dann soll der Mörtel so gemischt werden, daß, wenn der Sand Grubensand ist, drei Teile Sand und ein Teil Kalk hineingeschüttet werden; wenn es aber Fluß- oder Meersand ist, sollen zwei Teile Sand und ein Teil Kalk zusammengeschüttet werden. So wird nämlich das Mischungsverhältnis richtig sein. Auch wird man, wenn man bei Fluß- oder Meersand ein Drittel gestoßenes, gesiebtes Ziegelmehl hinzufügt, eine Mörtelmischung hersteilen, die besser zu verwenden ist. 2. Weshalb der Kalk aber, wenn er Wasser und Sand aufnimmt, dann das Mauerwerk bindet, dafür scheint dies der Grund zu sein, daß wie die übrigen Körper auch die Steine aus (den vier) Grundstoffen gemischt sind. Die mehr Luft enthalten, sind weich, die mehr Wasser enthalten, sind infolge des Feuchtigkeitsgehaltes geschmeidig, die mehr Erde haben, sind hart, die mehr Feuer haben, sind brüchig. Daher werden Steine, wenn sie, bevor sie gebrannt werden, fein zerstoßen und mit Sand gemischt in Mauerwerk eingebaut werden, nicht fest und können das Mauerwerk nicht binden. Wenn sie aber, in den Kalkofen geworfen, von der heftigen Hitze des Feuers ergriffen die Eigenschaft der früheren Härte verloren haben, dann bleiben sie, nachdem ihre Kräfte ausgebrannt und ausgeschöpft sind, mit offenen und leeren Poren zurück. (Daher88 aber können die Steine, wenn sie aus dem Kalkofen herausgenommen werden, nicht dem Gewicht entsprechen, mit dem sie in den Ofen hineingeworfen werden, sondern, wenn sie ausgewogen werden, findet man, daß zwar die Größe des Steines geblieben ist, aber, dadurch daß die Feuchtigkeit herausgebrannt ist, das Gewicht um etwa 1/3 verringert ist.) 3. Also wird der Stein, wenn die Feuchtigkeit, die in dem Körper des Steines ist, und die Luft herausgebrannt und ihm entzogen sind und er die zurückbleibende verborgene Wärme in sich hat, eingetaucht in Wasser, bevor er die infolge der Einwirkung des Feuers (verlorene) Kraft wiedergewinnt89, durch die in die leeren Räume der Poren eindringende Feuchtigkeit heiß und, so wieder abgekühlt, läßt er, nunmehr zu Kalk geworden, aus seinem Körper die Hitze entweichen. Wenn also die leeren Räume der Poren offen sind, reißen sie den beigemischten Sand in sich hinein, (Kalk und Sand) haften auf diese Weise fest aneinander, gehen beim Eintrocknen mit den Bruchsteinen eine Verbindung ein und erzeugen die Festigkeit des Mauerwerks.

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