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Siebtes Kapitel Von den Steinbrüchen

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1. Über die verschiedenen Sorten von Kalk und Sand und ihre Eigenschaften habe ich gesprochen. Es ist nun an der Reihe, über die Steinbrüche zu sprechen, aus denen Quadersteine und Bruchsteine zum Hausbau gebrochen und gewonnen werden. Es findet sich aber, daß diese ungleiche und unähnliche Eigenschaften haben: die einen sind nämlich weich, wie die „Roten“97 in der Umgegend von Rom, die von Palla, Fidenae und Alba98. Andere sind mittelhart, wie die bei Tivoli99, Amiternum100, Soracte101 und die sonst von dieser Art sind. Einige sind hart wie z.B. die Basalte. Es gibt aber auch mehrere andere Arten, z.B. in Campanien Arten von rotem und schwarzem Tuff, in Umbrien, Picenum und Venetien weißen, der sich auch mit einer gezähnten Säge wie Holz schneiden läßt. 2. Aber diese alle, die weich sind, haben diesen Vorteil: wenn aus ihnen Steine gebrochen sind, werden diese leicht bearbeitet, und wenn sie an überdeckten Stellen verbaut sind, dürften sie wohl Belastung aushalten. Wenn sie aber an offenen und ungeschützten Stellen (verbaut sind), zerbröckeln sie durch Fröste und Reif und lösen sich auf. Ebenso verwittern sie an der Meeresküste, zerfressen vom Salz, und ertragen keinen Wogenandrang. Die Tiburtinischen (Travertin) aber und alle Steine der gleichen Art ertragen die Unbilden der Lasten und der Stürme, aber sie sind nicht feuerfest, und, sobald sie vom Feuer angegriffen sind, zerspringen und zerfallen sie, weil sie in ihrer naturgegebenen Mischung wenig Feuchtigkeit und ebenso nicht viel vom erdigen Grundstoff, aber sehr viel Luft und Feuer besitzen. Da also weniger feuchter und erdiger Grundstoff in ihnen enthalten ist, dringt das Feuer, nachdem durch die Berührung mit ihm und durch die Kraft des Gluthauchs die Luft herausgetrieben ist, in das Innere ein, nimmt die leeren Räume der Zwischenadern ein, flackert auf und macht von den von ihm ergriffenen Körpern her andere ähnliche glühend. 3. Es gibt ferner mehrere Steinbrüche im Gebiet von Tarquinii102 — sie werden Anicianische genannt — von der Farbe wie die albanischen, deren Werkstätten um den Bolsenasee103 liegen, und ebenso in der Präfektur von Statonia104. Diese aber haben unendliche gute Eigenschaften. Ihnen nämlich kann weder die Zeit der Fröste noch Berührung des Feuers schaden, sondern (der Stein) ist fest und überdauert daher lange Zeit, weil er von der naturgegebenen Mischung her nur wenig Luft und Feuer hat, von Feuchtigkeit aber mäßig viel und sehr viel vom erdigen Grundstoff. So gefestigt durch die dichte Zusammensetzung wird ihm weder von dem Wetter noch von der Macht des Feuers geschadet. 4. Dies aber kann man am besten beurteilen auf Grund der Denkmäler, die in der Umgebung der Landstadt Ferentum105 aus (Steinen aus) diesen Steinbrüchen gefertigt sind. Denn dort hat man sehr große, hervorragend ausgeführte Standbilder und auch kleinere Figuren und Blumen und Akanthusblätter, die fein herausgearbeitet sind. Obwohl sie alt sind, erscheinen sie so neu, als wären sie eben erst gemacht. Ebenso benutzen Erzgießer beim Erzgießen Formen, die aus (Steinen aus) diesen Steinbrüchen gemacht sind, und haben von diesen für den Erzguß sehr großen Nutzen. Wenn diese (Steinbrüche) nahe bei der Hauptstadt Rom wären, verdienten alle Bauten aus (Steinen aus) diesen Steinbrüchen gemacht zu werden. 5. Da also wegen der Nähe die Notwendigkeit dazu zwingt, aus den roten Steinbrüchen97 und denen von Palla97 und (anderen), die sonst in nächster Nähe der Stadt sind, das Material zu verwenden, wird man, wenn man fehlerfrei bauen will, so Vorkehrungen treffen müssen: Wenn gebaut werden soll, sollen die Steine zwei Jahre vorher nicht im Winter, sondern im Sommer gebrochen werden, und sie sollen dauernd an offenen Stellen lagern. Diejenigen aber, die in diesen zwei Jahren, der Witterung ausgesetzt, beschädigt sein werden, die sollen in Grundmauern eingebaut werden. Die übrigen, die nicht beschädigt sind, werden, als von der Natur selbst geprüft, oberhalb der Erde verbaut, Dauer haben können. Und das muß nicht nur bei Quadermauerwerk beobachtet werden, sondern auch bei Bruchsteinmauerwerk.

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