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Der Mondknoten-Rhythmus

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Möglichkeit, der Lebensintention ansichtig zu werden

Dieser astrologisch-astronomisch geprägte Rhythmus sei nur erwähnt, ohne ausführlich auf ihn einzugehen. Er hat sicher seine Bedeutung für das Menschenleben und auch Einfluss auf den Lebenslauf, doch nicht in der gleichen Betonung wie die Jahrsiebte und die Jahrzehnte. Von einem Mondknoten wird dann gesprochen, wenn genau die Konstellation von Sonne, Mond und Sternen, die zum Zeitpunkt der Geburt eines Menschen bestand, erneut eintritt. Das geschieht regelmäßig alle 18 Jahre, 7 Monate und 9 Tage. In dem Zeitabschnitt um einen Mondknoten begegnen wir dem Tor unserer Geburt, und damit dem Eintritt in dieses Erdenleben, erneut. Das ist eine Möglichkeit, der Intention, die uns in dieses Leben führte, ansichtig zu werden und an ihr zu ermessen, inwiefern wir ihrer Realisation gefolgt sind oder uns ihr zumindest angenähert haben. Es sind Augenblicke, in denen wir dem uns begleitenden Engel ganz nahe kommen und mit ihm in den gemeinsam entwickelten Lebensplan schauen können.

Er, unser Engel, ist uns immer ganz nah, doch wir haben ihn aus unserem Bewusstsein verloren, wissen vielleicht gar nichts mehr von ihm, bezweifeln als moderne Verstandesmenschen überhaupt, dass es ihn gibt. Dabei ist er in der heutigen Geistferne der Menschheit eigentlich das Wesen, das die geistige Welt am dichtesten an uns heranträgt. Vor allem in der Nacht versucht er, mit unserem Ich zu kommunizieren, mit uns ins Gespräch zu kommen, uns auf Versäumnisse oder Irrwege hinzuweisen. Am Tag erleben wir etwas davon in dieser besonderen Instanz in unserem Bewusstsein, die wir Gewissen nennen, das eigentlich immer anwesend ist, oft aber nicht gehört wird, ja bei vielen Menschen heute gar nicht mehr gehört wird, bei denen wir eine Gewissenstaubheit erleben können. Ein einziger Blick in das politische Tagesgeschehen zeigt in Überfülle eine Gewissenlosigkeit, die schon erschüttern kann, wenn man den Ursprung des Gewissens in der Sprache unserer Engel erlebt.

Element der Rückschau

Die Zeiten der Mondknoten verbinden sich mit dem Element der Rückschau. Im Menschenleben überwiegt heute der Blick nach vorn, ja oft auch das Vorauseilen oder gar -stürmen. Es mangelt an der Fähigkeit innezuhalten, den Blick zu wenden und wahrzunehmen, wie und wo wir zuletzt oder auch schon vor längerer Zeit gegangen sind. In der Mythologie entsprach diese Zweiheit dem Götterpaar Prometheus und Epimetheus.

Rudolf Steiner hat dieses Problem mit der Empfehlung einer konzentrativen Übung beantwortet: der abendlichen Tagesrückschau.25 Jeden Abend vor dem Schlafen solle man den Tag und seine Erlebnisse, Inhalte und Begegnungen am inneren Auge vorbeiziehen lassen, und zwar rückwärts gerichtet vom Abend bis zum Morgen, zum Aufwachen. Dabei solle man die Position einnehmen, sich selber bei allem zuzusehen, also wie von außen die Tagesabläufe zu bilden. Diese tägliche Übung kann nun auch viel größere Zeiträume umfassen, zum Beispiel einen Jahresrückblick am Ende des Kalenderjahres oder auch des eigenen Lebensjahres. Oder – und dazu eignen sich die Mondknoten in besonderem Maße – einen Lebensrückblick von dem Ort und Zeitpunkt, an dem wir gerade stehen. Wie wichtig dieses Rückschauen für unsere Selbsterkenntnis und Menschwerdung ist, kann auch daraus ermessen werden, dass jeder Mensch in den ersten Tagen nach seinem Tod eine Lebensrückschau erlebt, bei der alle Ereignisse in einem großen Bildpanorama vor unserem geistigen Auge stehen und uns ein Staunen ergreift vor der Fülle des menschlichen Lebens.

Entscheidungen

Der 1. Mondknoten um das 18. Lebensjahr herum wird selten so erlebt, dass sich mit ihm schon ein starkes Rückschauen verbindet. Hier treten mehr wie von außen Fragen oder auch Ereignisse an den jungen Menschen heran, die ihn vielleicht überraschen oder Entscheidungen erfordern, zum Beispiel die Berufswahl. Denn natürlich tragen wir auch in uns, haben in den Lebensplan eingeschrieben, in welchem sozialen Umfeld wir unsere Lebensziele verwirklichen wollen. Und da ist der Beruf oder das Arbeitsleben von größter Bedeutung. Wie ratlos erleben wir heute viele der Jugendlichen, wenn es um diese für das Leben so wichtige Frage geht.

Bilanzieren

Beim 2. Mondknoten, um das 37. Lebensjahr herum, kann oder sollte das Rückschauen, das auch immer ein Bilanzieren enthält, stärker erlebt und vollzogen werden. Die eigene Seelenentwicklung geht auf ihr Ende zu und es steht der Lebensabschnitt an, den wir mit dem Ergreifen des Altruismus angesprochen haben.

•Wie weit bin ich mit der Entwicklung gekommen, mich als ein Selbst zu erleben? Als jemand, der aus eigener Urteilsfähigkeit sein Leben führt, der die eigene Entwicklung so weit gebracht hat, dass er seine Eigenverantwortlichkeit nun auf eine Verantwortung für andere, für anderes ausweiten kann?

•Stehe ich stark zu mir, im Sinne der Christusworte »Liebe deinen Nächsten so wie dich selbst«, habe ich also gelernt, mich ganz zu bejahen, dass ich dies auch jedem anderen Menschen gegenüber tun kann? Oder verweile ich im Egoismus, der nur sich selbst sieht und erlebt und die anderen nur insoweit wahrnimmt, wie sie dem eigenen Ego nützlich sind?

Dass das heute eine Komponente des sozialen Lebens darstellt, wird auch daran erlebbar, dass immer mehr Menschen ein sogenanntes Single-Dasein führen. Doch auch der Kapitalismus hat hier seine Wurzeln.

geistiges »Stirb und werde«

Beim 3. Mondknoten, der zeitlich um das 56. Lebensjahr liegt, erleben wir eine große Nähe zu dem später ausführlich dargestellten Beginn des 9. Jahrsiebts (siehe Seite 67 ff.). Hier wird uns ein geistiges »Stirb und werde« gespiegelt. Hier hat im Lebenslauf ein akuter Herzinfarkt sein Maximum, die größte Häufigkeit. Und auch dieses medizinisch definierte Geschehen meint genau dieses »Stirb und werde«.

Das bedeutet nicht, im leiblichen Sinne zu sterben, sondern alles Bisherige des Lebens so infrage zu stellen, dass daraus auch ein Schritt in etwas völlig Neues entstehen kann. Wieder ist es die radikale Bilanz des Lebens anhand der ehrlichen Rückschau, die jetzt ansteht und deren Ergebnis die weitere Lebenszukunft prägen wird. Die Intensität des Rückschauens steigert sich von Mal zu Mal, der erforderliche Mut, zu ihren Ergebnissen zu stehen und Konsequenzen zu ziehen, wird immer größer.

Freiheit und Dankbarkeit

Der 4. Mondknoten um das 75. Lebensjahr fällt bereits in den Lebensabschnitt, den ich zum Hohen Alter rechne, in welchem eine Zeit von immer größerer Freiheit angebrochen ist, wo der eigentliche Lebenslauf sich gerundet hat. Und doch kann auch hier wieder neu auf das Leben zurückgeschaut werden. Und uns begegnet eine Seelenkraft, die uns auch schon vorher zu eigen war, die nun aber mit voller Intensität hervorbrechen kann: die Dankbarkeit. Ähnlich wie für die Gnade gesagt, wird auch die Dankbarkeit in ihrer Besonderheit, ihrer seelischen Wurzel aufgesucht und beschrieben werden (siehe Seite 87 ff.). Sie ist ein Anteil der Seele und im ganzen Leben anwesend, doch ihre größte Intensität erleben wir im Alter.

Wissen um die Rhythmen

So können wir den ganzen Lebenslauf von Rhythmen durchzogen sehen, die ihn gestalten und deren Aufgabe wir kennen sollten, um ihnen Gestaltungsmöglichkeiten zu geben, die uns zugute kommen. Sie sind uns einverwoben, gestalten auch, ohne dass wir uns ihrer bewusst sind. Doch gehört es zum modernen Menschsein, mehr und mehr von ihnen zu wissen und sich aus Freiheit mit ihnen zu verbinden. Das gilt im Besonderen für alle Berufe, die sich der Hilfe für die Menschwerdung verpflichtet haben, ob Pädagogen, medizinische Berufe, Seelsorger oder auch Eltern, Großeltern und Paten. Denn in der Nichtachtung der Rhythmen oder ihrer Störung liegen viele Wurzeln für Erschwernisse oder Krisen des Lebenslaufs bis hin zu Krankheiten. Es wirken Kräfte mit, die uns bei der Entwicklung helfen wollen, doch auch solche, die sie behindern oder verfälschen wollen. Darauf sei im Folgenden kurz geschaut.

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