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Interkulturelle Aspekte

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Das Thema „Machtmenschen“ wird je nach Kultur sehr unterschiedlich beurteilt. Unser Verständnis davon, welches Machtverhalten wir als richtig oder falsch beurteilen, ist stark von der Kultur geprägt, in der wir aufgewachsen sind. Die erste umfangreiche Studie zu interkulturellem Management wurde 1980 von dem Niederländer Geert Hofstede veröffentlicht. Er hatte IBM-Mitarbeiter in 50 Ländern und drei Länderregionen befragt und identifizierte vier Dimensionen, um kulturelle Unterschiede zu messen. Eine davon ist die Machtdistanz, das ist nach Hofstede „das Ausmaß, bis zu welchem die weniger mächtigen Mitglieder von Institutionen bzw. Organisationen eines Landes erwarten und akzeptieren, dass Macht ungleich verteilt ist“13. Machtdistanz wird hier aus dem Blickwinkel der weniger Mächtigen beschrieben. Eine hohe Machtdistanz bedeutet, dass die weniger Mächtigen in dieser Kultur akzeptieren und zum Teil erwarten, dass Macht ungleich verteilt ist und Insignien der Macht gezeigt werden. In einer Kultur mit geringer Machtdistanz würde ein solches Verhalten der Mächtigen auf Widerstand stoßen und schnell als Machtmissbrauch angeprangert werden. Was sich ein Herrscher in Russland erlauben kann, dürfte er in der Schweiz nicht tun. Umgekehrt könnte die Schweizer Führungsmethode mit ausgeprägter Basisdemokratie von Russen leicht als Schwäche angesehen werden.

Es gibt somit eine Grauzone, wo man nicht in absoluter Form davon reden kann, ob ein gewisses Verhalten Machtmissbrauch ist oder nicht. Aber es gibt auch „rote Linien“. Ist eine davon überschritten, so liegt klar Machtmissbrauch vor. Die Bibel sieht zum Beispiel eine rote Linie darin, wenn Mächtige das Recht nach ihrem Gutdünken beugen (siehe etwa 3Mo 19,15; Jes 10,2). Auch Mächtige dürfen nicht über dem Recht stehen!

Der Australier Shahid Khan untersuchte, welchen Einfluss die Kulturdimensionen darauf haben, wie Untergebene Machtmissbrauch durch Vorgesetzte wahrnehmen. Er geht davon aus, dass es Machtmissbrauch in allen Kulturen gibt, dieser aber unterschiedlich wahrgenommen wird. Je höher die Machtdistanz, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Untergebene das Verhalten ihrer Vorgesetzten als Machtmissbrauch interpretieren.14

Die Machtfalle

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