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Vorwort

zur 5., vollständig überarbeiteten Auflage

„Eine neue Faszination des Autoritären ist nach Europa eingedrungen.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Antrittsrede, Berlin, 22.3.2017

Als wir im Jahre 2000 dieses Buch schrieben, reagierten manche erstaunt: „Machtmenschen – gibt es so etwas in der Gemeinde?“ Die Reaktionen auf unser Buch haben es drastisch bestätigt: „Ja, das gibt es. Leider!“ Die erste Auflage wurde 2001 innerhalb eines halben Jahres verkauft. Die vielen Reaktionen führten dann zu einer stark erweiterten dritten Auflage (2004). Inzwischen ist das Buch in vier weitere Sprachen übersetzt (Niederländisch, Russisch, Portugiesisch und Ungarisch). Da nun auch die vierte deutsche Auflage (2012) vergriffen ist, haben wir die Chance ergriffen, das Buch komplett zu überarbeiten.

Einerseits ist man in christlichen Kreisen seit dem Jahre 2000 sensibler für das Thema Machtmissbrauch geworden. Andererseits gibt es auch hier „eine neue Faszination des Autoritären“ (Steinmeier). Daher ist es sinnvoll, sich diesem Thema neu zu widmen. Neue Veröffentlichungen, Reaktionen auf unser Buch, unsere Vorträge und Martinas Erfahrungen in der Clearingstelle der Deutschen Evangelischen Allianz (siehe Seite 119) führen zu neuen Erkenntnissen, die eine Revision des Buchs nahelegten. So gehen wir zum Beispiel auf Führungskonzepte ein, die gerade populär sind, es aber leider einem Machtmenschen auch sehr leicht machen. Während sich die ersten vier Auflagen auf Machtmenschen in der Gemeinde konzentrierten, haben wir nun auch das Wirken von Machtmenschen in anderen Bereichen wie Familie, Berufsalltag und christliche Werke beschrieben.

Wir betrachten den Erfolg dieses Buchs zwiespältig. Als Autoren freuen wir uns über eine hohe Nachfrage. Aber diese hohe Nachfrage macht uns gleichzeitig traurig. Die fünf Auflagen und vier Übersetzungen zeigen viele Nöte und Tränen, die dahinter stecken. Viele Christen berichten, wie sie sich in einem Spinnennetz von Machtmissbrauch gefangen fühl(t)en. Bei aller Unterschiedlichkeit zeigen die Erfahrungen auffallende Parallelen.

Wie stark die Parallelen sind, belegen Reaktionen auf frühere Veröffentlichungen: Eine Person meldete sich bei dem Chefredakteur einer der Zeitschriften, in der wir zu dem Thema einen Artikel geschrieben hatten, um zu erfahren, woher wir seine Gemeinde kennen würden. Er war sich sicher, dass die Ausführungen sich auf seine Gemeinde bezögen. Wir kannten die Gemeinde allerdings nicht. Eine andere Person aus einer anderen Gemeinde rief bei einem Gemeindeberater an und fragte ihn: „Hast du diese Informationen von unserer Gemeinde aus dem Beratungsgespräch an die Autoren weitergegeben?“ Auch hier kannten wir weder die Gemeinde noch hatten wir irgendwelche Informationen über sie. Machtmissbrauch geschieht in bestimmten Mustern. Dieses Buch zeigt Muster von Machtfallen und mögliche Lösungswege auf. Die Erlebnisse, die in diesem Buch berichtet werden, gehen auf wahre Begebenheiten zurück. Sie wurden uns aus dem Blickwinkel der Betroffenen erzählt. Bei der Wiedergabe haben wir die Umstände zum Teil verfremdet.

Aufbau dieses Buchs

Ziel des Buchs ist in erster Linie, die Schwachen zu stärken und das „geknickte Rohr“ aufzurichten (Jes 42,3). Dazu gehört es, Gefahren zu erkennen und zu benennen, und dann Wege aufzuzeigen, in guter Weise damit umzugehen. Das erste Kapitel klärt die Begriffe „Macht“ und „Machtmensch“. Im zweiten Kapitel gehen wir Hinweisen aus der Bibel über Machtmenschen nach. Im dritten Kapitel schauen wir uns Machtmenschen in unterschiedlichen Kontexten an: Gemeinde, Berufsleben und Familie. Das vierte Kapitel behandelt die Persönlichkeit von Machtmenschen und ihre Taktiken. In den Kapiteln drei und vier werden Sie viele Erfahrungsberichte finden. Das fünfte Kapitel betrachtet das System, in dem der Machtmensch agiert. Denn ein Machtmensch kann nur Erfolg haben, wenn die Mitspieler ihn unterstützen. Zwei aktuell populäre Führungskonzepte werden im Hinblick auf möglichen Machtmissbrauch analysiert. Das sechste Kapitel bietet weitere Hilfen an für Situationen, in denen man Machtmissbrauch vermutet. Im Schlusskapitel geht es um einen guten Weg von Machtgebrauch zwischen Machtmissbrauch und Machtverzicht.

Wer sich mit Machtmissbrauch beschäftigt, selbst aber Führungsverantwortung hat, fragt sich mit Recht: „Wie führe ich ohne Machtmissbrauch? Wie gehe ich als Leiter mit Widerständen um?“ Dieses Thema verdient eine ausführliche Darstellung, die den Rahmen dieses Buchs sprengen würde. Denn dieses Buch bezieht sich auf die dunkle Seite der Macht. Um den positiven Gebrauch von Macht zu lernen, verweisen wir deshalb auf Literatur und Fortbildungsangebote zum Thema „Dienend führen“ („Servant Leadership“, siehe II.5). Wir machen Mut, Verantwortung zu übernehmen und dienend zu führen.

Dank

Auf Vorträge und frühere Auflagen dieses Buchs erhielten wir viele Reaktionen, die vielfach in diese Auflage eingeflossen sind. Diese Personen alle namentlich aufzuführen ergäbe eine lange Liste. Manche Namen wollen wir nicht aufführen, um diese Personen zu schützen. Wir belassen es deshalb bei einem allgemeinen, dennoch aufrichtigen Dank an jene, die vertrauens- und erwartungsvoll das Gespräch mit uns gesucht haben. Wir haben viel von Ihnen/Euch gelernt.

Wir befinden uns im Lutherjahr 2017. Martin Luther (1483–1546) sah sich als Kämpfer gegen den Machtmissbrauch der römischen Kurie. Dass er selbst und manche seiner Nachfolger an anderer Stelle Macht missbraucht haben, steht auf einem anderen Blatt. Jedenfalls hat Luthers Theologie die Macht der damaligen Kurie erschüttert und Menschen aus Machtmissbrauch befreit. Das ist auch unser Ziel: Menschen zu ermutigen, sich aus Machtmissbrauch zu befreien.

Gummersbach, im Lutherjahr 2017 Martina und Volker Kessler*

* Kommentare u. Ä. am besten per E-Mail an Martina.Kessler@acf.de oder Volker.Kessler@acf.de

Die Machtfalle

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