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3. HOFFMANNS FLUCH
ОглавлениеDer nächste Tag war ein Montag und die Theatertruppe machte sich zurück auf den Weg nach Hause. Die allermeisten fuhren mit den beiden Bussen die etwa sechshundert Kilometer. Vallier hatte es sich angewöhnt, mit dem eigenen Wagen zu den Gastspielen zu fahren. Da war er unabhängiger und kam meist auch viel eher ans Ziel. Er benutzte die Reisezeit gerne zum Hören neuer CDs oder von Musik, die er demnächst dirigieren würde und erfreute sich an seinem neuen Auto. Vallier war kein Autonarr, aber er fand, dass ein Auto flott und sicher zu sein hätte, die Umwelt nur wenig belasten und nur wenig Benzin verbrauchen dürfe sowie bequeme Sitze aufweisen müsse. Der Rest war ihm ziemlich egal. Er benötigte ein Auto nicht als Statussymbol und all dieser Technik-Firlefanz, den manche Männer für unverzichtbar hielten, war ihm von Herzen gleichgültig.
Heute musste er sich ein bisschen sputen, da er um siebzehn Uhr einen wichtigen Termin im Rathaus seiner derzeitigen Heimatstadt Dresden wahrzunehmen hatte. Also lud er nach einem relativ frühen Frühstück sein Gepäck ins Auto und fuhr los. Zuerst führte ihn sein Weg noch einmal kurz ins Festspielhaus, wo er mit dem Intendanten verabredet war. Sie besprachen das nächstjährige Gastspiel. Wieder sollten es drei Vorstellungen sein, diesmal Rossinis Der Barbier von Sevilla. Der sehr freundliche Intendant dankte Vallier für die erfolgreichen Hoffmann-Aufführungen und bekräftigte seine große Zufriedenheit. Drei ausverkaufte Vorstellungen und fast ausschließlich gute Kritiken, was wollte man mehr?
„Und dazu noch Ihren Fernsehauftritt bei der Premierenfeier“ sagte der Intendant und schmunzelte. „Ich hoffe, es geht Ihnen wieder gut und Sie behalten dieses Gastspiel in Baden-Baden trotzdem in guter Erinnerung. Und sagen Sie, heißen Sie wirklich Giselher im zweiten Vornamen, wie die Fernsehfrau verraten hat? Das ist ja ulkig. Oder ist das vielleicht ein Künstlername?"
Vallier lächelte verhalten und verabschiedete sich eilig, denn der Dresdner Rathaustermin saß ihm im Nacken. Sein Intendant war beim Kulturbürgermeister einbestellt und hatte ihn und den Verwaltungsdirektor gebeten, ihn zu begleiten. Es ging wohl um die zukünftige finanzielle Ausstattung des Stadttheaters, also um ein heikles Thema. Leider war für den Bürgermeister kein anderer Termin möglich gewesen, aber Vallier war ein flotter Autofahrer und er hatte für die knapp sechshundert Kilometer über acht Stunden Zeit, das würde bei weitem reichen.
Auf der Autobahn herrschte heftiger Verkehr. Kolonnen von LKWs fuhren Stoßstange an Stoßstange. Trotzdem kam er gut voran. Auf halbem Weg machte er eine kleine Pause, aß eine Kleinigkeit und telefonierte mit seinem Intendanten, um ihm mitzuteilen, dass er planmäßig unterwegs sei.
Ungefähr achtzig Kilometer vor seinem Ziel überholte er auf der dritten Spur mit etwa hundertsiebzig Stundenkilometern zwei einander überholende LKWs. Schon vorher hatte er von Ferne einen großen Habicht bemerkt, der in geringer Höhe über der Autobahn ruhig seine Bahnen zog. Als Vallier sein Überholmanöver beinahe abgeschlossen hatte, sah er den Vogel plötzlich links neben der Kühlerhaube des sich knapp vor ihm befindenden - auf der mittleren Spur fahrenden - LKW auftauchen und im Tiefflug auf sich zuschweben. Bevor Vallier überhaupt irgendwie reagieren konnte, krachte das Tier frontal in seine Windschutzscheibe, die sofort in Millionen Splitter zerbrach und augenblicklich teils milchig weiß, teils blutig rot wurde, sodass er fast nichts mehr zu erkennen vermochte.
Vallier trat heftig auf die Bremse und schaltete geistesgegenwärtig die Alarmblinkanlage an. Im Rückspiegel konnte er erkennen, dass die Fahrer der beiden LKW, die er überholt hatte, die Situation offensichtlich mitgekriegt und auch ihre Warnblinkanlagen eingeschaltet hatten. Der Fahrer des nachfolgenden Autos, der viel zu dicht hinter ihm hergefahren war, musste eine Vollbremsung hinlegen, worauf der Wagen ins Schleudern geriet und Reifenqualm aufstieg. Auch die Autofahrer hinter ihm, die ebenfalls im Begriff gewesen waren, die beiden LKW zu überholen und deshalb auf Valliers Spur fuhren, gerieten in Schwierigkeiten, konnten jedoch alle ihre Fahrzeuge wieder in ihre Gewalt bringen.
Vallier betete, dass die Autobahn geradeaus weiterführen und sich vor ihm kein Hindernis befinden möge, denn er konnte so gut wie nichts erkennen und fuhr nahezu blind. Er drosselte die Geschwindigkeit immer weiter und kam schließlich auf der Autobahn zum Stehen. Auch die LKW standen nun, die Autos hinter ihm, alles stand. Das Ganze mochte kaum eine Minute gedauert haben.
Vallier überkam eine Welle von Übelkeit und ließ seinen Kopf aufs Lenkrad sinken. Der Fahrer hinter ihm verließ sein Fahrzeug und eilte zu ihm nach vorne. Er riss die Tür auf und rief: „Was ist mit Ihnen? Sind Sie verletzt?“
Vallier war noch ganz benommen, fasste sich aber und stammelte: „Nein, ich bin nicht verletzt. Mir geht es gut, danke.“
„Soll ich einen Krankenwagen oder die Polizei rufen?“ fragte der Fahrer. Vallier winkte ab, bat aber, der Fahrer möge ihn auf den Seitenstreifen lotsen, damit er die Autobahn freimachen und der Verkehr wieder rollen könne.
Dies geschah. Auch andere Fahrer waren ausgestiegen, halfen bei der Aktion und bestiegen danach wieder ihre Fahrzeuge. Auch der hilfsbereite Mann stieg in sein Auto, das voller Blutspritzer war. Notdürftig reinigte er vorher die Scheibe und die Autokolonne setzte sich wieder in Bewegung.
Der noch immer geschockte Vallier blieb zurück. Seine Hände zitterten. Was hatte er nur für ein unglaubliches Glück gehabt!
Was war jetzt zu tun? Er blickte auf die Uhr. Noch lag er gut in der Zeit, dennoch waren es etwa achtzig Kilometer bis zu seinem Ziel. Kurz entschlossen schlug er mit der harten Kante seines Autoatlasses von außen ein Sehloch in die zerstörte Windschutzscheibe. Wenn ihn die Autobahnpolizei nicht von der Straße holte, könnte er es bis zur etwa dreißig Kilometer entfernten Autobahnraststätte schaffen. Er wählte die Nummer seines Intendanten, erklärte, was geschehen war und bat, ihn von der Raststätte abholen zu lassen. Der Intendant reagierte beunruhigt und erleichtert zugleich und versprach, alles dafür Notwendige zu veranlassen.
Vallier startete seinen Wagen, ließ die Warnblinkanlage weiterhin eingeschaltet, suchte eine Lücke im langsam wieder schneller werdenden Verkehr und reihte sich ein. Er traute sich nicht, schneller als achtzig Stundenkilometer zu fahren und wurde deshalb andauernd von verwunderten oder verärgerten Autofahrern mit der Lichthupe angeblinzelt und überholt. Der Fahrtwind blies ihm durch das offene Loch in der Scheibe ins Gesicht, aber das störte ihn nicht, denn wieder war es ein warmer Frühsommertag.
Nach etwa zehn Kilometern sah Vallier im Rückspiegel, wie sich ein Polizeiauto mit großer Geschwindigkeit und Blaulicht näherte.
„Na, das war’s dann wohl“ dachte er, fuhr aber weiter.
Das Polizeiauto kam näher und raste an ihm vorbei. Vallier erwartete schon die rote Kelle, die gleich aus dem Fenster gereckt werden würde.
Aber die Polizisten schienen nicht ihn zu meinen, denn sie fuhren mit unverminderter Geschwindigkeit weiter.
„Glück gehabt“ sagte Vallier zu sich selbst.
Schließlich sah er das Schild, welches die Raststätte ankündigte, verließ die Autobahn und suchte einen Parkplatz.
Er stieg aus und besah sich den Schaden. Sein Auto sah grauenvoll aus. Überall Blutflecke, Reste von Vogelfleisch, Federn und ein Stück Kralle. Aber wahrscheinlich musste lediglich die Scheibe ausgewechselt und der Wagen einmal durch die Waschanlage gefahren werden. Er hatte ein unwahrscheinliches Glück gehabt, dass nicht mehr passiert war. In dieser Situation wurde ihm wieder einmal bewusst, wie sich von einer Sekunde auf die andere das ganze Leben schlagartig ändern kann.
Er zückte sein Handy und rief seine Frau an. Kurz und beschwichtigend schilderte er, was passiert war. Ingrid war hörbar geschockt und bat Vallier, sofort nach Hause zu kommen. Diesen Wunsch konnte er ihr nicht erfüllen. Stattdessen bat er sie, die Werkstatt anzurufen mit dem Auftrag, dass man seinen Wagen von der Raststätte abholen und wieder fahrbereit machen möge. Er benötigte das Fahrzeug bereits morgen früh, denn für den täglichen Weg zu seiner Arbeit war ein fahrbarer Untersatz unabdingbar. Die Familie Vallier wohnte am fast schon ländlichen Stadtrand und es war sehr umständlich, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt zu gelangen.
Kaum hatte er zehn Minuten gewartet, sah er auch schon den Theater-eigenen gelben VW-Bus in der Auffahrt zur Raststätte auftauchen. Der junge Assistent des Verwaltungsdirektors saß am Steuer. Vallier machte sich bemerkbar, lud all sein Gepäck um und setzte sich auf den Beifahrersitz.
„Na, da haben Sie aber einen Schutzengel gehabt, Herr Vallier“ sagte der Assistent.
„Das kann man wohl sagen“ antwortete Vallier und blickte auf die Uhr. Fünfzehn Uhr vierzig. Wenn jetzt nichts mehr dazwischenkam, würde er es schaffen. Der Verkehrsbericht im Autoradio verkündete eine Warnung vor einem drei Kilometer langen, sich vergrößernden Stau an der Stelle, wo er vorhin seinen Unfall hatte.
Der junge Mann, der ihn chauffierte, fuhr sicher und zügig. Auch er wusste von dem wichtigen Rathaustermin und war bemüht, Vallier rechtzeitig zum Theater zu bringen. Von dort aus wollten er, sein Intendant und der Verwaltungsdirektor gemeinsam zum Rathaus fahren.
„Mensch Vallier, was machen Sie für Sachen“ begrüßte ihn etwas später der Intendant und klopfte ihm auf die Schulter. „Das hätte ja böse enden können. Nehmen Sie Platz, Sie sehen geschafft aus. Na, das ist ja auch kein Wunder.“
Der Intendant goss zwei bernsteinfarbene, sechzehn Jahre im Eichenfass gelagerte Malt Whiskeys ein und reichte Vallier ein Glas.
„Willkommen zurück und Gratulation und herzlichen Dank für das erfolgreiche Gastspiel“ sagte der Intendant. „Ich habe gehört, dass Sie gleich zweimal ohnmächtig geworden sind. Was ist mit Ihnen? Fühlen Sie sich überarbeitet und wollen sich eine Woche ausklinken? Das wäre sicherlich machbar.“
Vallier winkte ab und bedankte sich für das Angebot.
„Nun gut“ meinte der Intendant, hob sein Glas und stieß mit Vallier an. „Und jetzt wollen wir mal sehen, was uns der Bürgermeister mitzuteilen hat. Ich habe kein gutes Gefühl. Ich fürchte, er wird uns ab nächstes Jahr Geld streichen. Wie verhalten wir uns in diesem Falle?“
„Haben Sie eine Ahnung, in welcher Höhe sich diese Kürzung bewegen wird?“ fragte Vallier.
„Der Buschfunk spricht von vierhunderttausend Euro“ entgegnete der Intendant. „Was das bedeutet, brauche ich Ihnen nicht zu erklären. Stellen könnten nicht neu besetzt werden, am Ausstattungsetat müsste eklatant gespart und Gäste könnten kaum noch engagiert werden. Und wir müssten den Spielplan noch einmal neu überdenken. Wahrscheinlich könnten nicht alle von uns geplanten Neuproduktionen stattfinden. In jedem Falle aber werde ich versuchen, diese Summe herunterzuhandeln.“
Vallier schwieg und überdachte das Gesagte. All dies überraschte ihn nicht und war von ihm schon lange befürchtet worden. Aber immer schon war er Pragmatiker gewesen und hatte versucht, das Beste aus einer Situation zu machen. Das Theaterleben würde trotz der einzusparenden Summe weitergehen und die Theaterleitung müsste die Wirtschaftlichkeit des Betriebes eben noch genauer in Augenschein nehmen. Für alle würde dies mehr Arbeit bedeuten, die aber scheute Vallier nicht. Solange sich die Mehrbelastung innerhalb der gewerkschaftlich tolerierten Arbeitsregeln bewegte, würde dies keine Probleme verursachen. Chor und Orchester würden natürlich protestieren, letztendlich wäre ihnen jedoch der Erhalt der Arbeitsplätze lieber, als tolerante Freizeitregelungen und die anderen Privilegien, die in den letzten Jahren erkämpft worden waren. Es würde unter anderen an ihm sein, den Leuten zu vermitteln, dass die Kürzung zwar unangenehm sei, es sich dabei aber um keine Katastrophe handle.
Der Verwaltungsdirektor erschien und gemeinsam fuhren sie zum Rathaus. Vallier wusste, dass der Intendant um jeden Cent kämpfen würde, denn das gehörte zu seinem Job, und er machte seinen Job gut. Auf der anderen Seite würde die Theaterleitung wohl oder übel einsehen müssen, dass in der Zeit von Finanzkrisen und immer enger werdenden öffentlichen Geldzuwendungen jede Branche ihr Opfer zu bringen hatte.
Vallier hatte allerdings den Eindruck, dass der Kulturbetrieb in einer unverhältnismäßigen Art und Weise vorrangig zur Kasse gebeten wurde. Hinzu kam die gefährliche Situation, dass von vielen Leuten aus der Politik - und sogar von Menschen, die selbst am Theater arbeiteten und dadurch Einblick in die Materie hatten - das Stadttheater-System als schwerfälliges Auslaufmodell angesehen wurde, welches tief in der Tradition des neunzehnten Jahrhunderts verwurzelt war und mitunter auch die altertümliche, nicht mehr zeitgemäße Ästhetik jener Zeit vertrat. Die meisten Musicalproduktionen und die Orchesterkonzerte wurden vom Publikum geschätzt, aber die Opernsparte und viele Operetten mussten um jeden Zuschauer kämpfen.
Die Gründe hierfür waren mannigfaltig. Natürlich hatten sich die Seh- und Hörgewohnheiten des Publikums über die vergangenen zwei Jahrhunderte von Grund auf geändert. Die Abläufe waren viel schneller und komplexer geworden, das Theaterpublikum verzieh Langatmigkeit nicht mehr. Hinzu kamen Regisseure, die sich nur dann ernst genommen fühlten, wenn sie das Werk, welches sie gerade „in der Mache“ hatten, vollständig demolierten, um ihnen heutige Sichtweisen zu entlocken, die die Stücke oft überhaupt nicht oder nur sehr schwer hergaben. Dies stieß häufig auf Unverständnis beim traditionsbewussten Bildungsbürgertum, welches den Grundstock der Opernbesucher bildete. Die jüngere Generation, in deren Kreisen die Oper meist als langweiliges Kunstprodukt vorvergangener Zeit und ästhetisch als Schnee von gestern galt, verweigerte sich zum Großteil den Opernbesuchen, zumal den meisten Regisseuren nicht viel dazu einfiel, diese Vorurteile zu entkräften. Dazu waren auch die musikalischen Leistungen manchmal beklagenswert und dies nicht nur in der Provinz. Wahrlich eine schwierige Situation.
Der Kulturbürgermeister ließ sie etwa zehn Minuten warten, dann öffnete sich seine Türe und sie wurden hereingebeten. „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, meine Herren? Tee, Kaffee, Wasser, Orangensaft?“ fragte der Bürgermeister und deutete auf eine Ledersitzgruppe als Aufforderung, sich zu setzen. Alle drei wählten Kaffee, der alsbald von der netten, älteren Sekretärin serviert wurde.
„Meine Herren“ sagte der Bürgermeister. „Gehen wir gleich in medias res. Ich nehme an, Sie wissen, weshalb Sie hier sind. Zuerst möchte ich Ihnen meine Hochachtung für Ihre Arbeit aussprechen. Es ist höchst achtenswert, wie sehr Sie unser Stadttheater auch über die Grenzen der Stadt hinaus im Bewusstsein der kulturell interessierten Bevölkerung und auch im überregionalen Feuilleton etabliert haben. Dafür gebührt Ihnen das allerhöchste Kompliment. Ausdrücklich spreche ich auch im Namen der Oberbürgermeisterin, die Sie übrigens aufs Herzlichste grüßen lässt. Das letzte Gastspiel, das, glaube ich, eben zu Ende gegangen ist, war ja wieder, wie zu hören war, ein voller Erfolg. Auch dafür gratuliere ich Ihnen sehr. Herr Vallier, ich hoffe, es geht Ihnen wieder gut. Ich habe von Ihrem Pech erfahren, das tut mir leid.“ Vallier bedankte sich für die Anteilnahme des Bürgermeisters und beruhigte ihn hinsichtlich seiner Gesundheit.
Der legte jetzt eine Kunstpause ein und sprach dann weiter: "Meine Herren, ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Sie wissen wie schwierig es ist, in den Zeiten der Finanzkrisen und unter dem Aspekt der Neudefinition des Kultur-Begriffes die immer weniger werdenden öffentlichen Gelder gerecht zu verteilen. Jede Sparte muss sich ein wenig einschränken, das Straßenbauamt genauso wie der öffentliche Nahverkehr, die Schulen, Kindergärten und Sportvereine. Und natürlich ist auch der Kulturbereich davon betroffen, die städtischen Museen und Büchereien genauso wie, ja wie eben auch das städtische Theater.“Der Bürgermeister hielt inne, um seine Worte wirken zu lassen.
„Der Stadtrat hat beschlossen, dem Stadttheater ab dem kommenden Kalenderjahr eine Etat-Kürzung von fünfhunderttausend Euro aufzuerlegen“ fuhr er fort. „Ich bitte Sie, meine Herren, mir möglichst zeitnah ein Konzept zukommen zu lassen, wie Sie mit dieser Minimierung umzugehen gedenken und was das Publikum angesichts dessen zu erwarten hat. Ich muss Sie auch bitten, sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen, wie die Effizienz Ihres Betriebes zu steigern ist. Ich denke da zum Beispiel an die Ausweitung Ihrer Gastspieltätigkeit, an eine Erhöhung Ihrer Vorstellungsfrequenz oder an die Aufnahme des ein oder anderen weiteren Musicals in Ihren Spielplan. Aber da möchte ich Ihnen selbstverständlich nicht hineinreden. Bitte begreifen Sie diese Kürzung, so schmerzlich sie auch ist, trotzdem als ein Bekenntnis der Stadt zu ihrem erfolgreichen Theater und letztendlich dadurch auch zu Ihrer beeindruckenden Arbeit.“Der Bürgermeister blickte in die Runde. Es herrschte Stille, alles war gesagt.„Ist die Summe verhandelbar?“ fragte der Intendant nach einer Weile.
„Ich freue mich, dass Sie diese Frage stellen“ antwortete der Bürgermeister, nahm seine Brille von der Stirn und begann sie zu putzen. „Zwischen der Oberbürgermeisterin, dem Finanzbürgermeister und mir herrscht Konsens, dass ich Ihnen mit hunderttausend Euro entgegen kommen darf. Somit beträgt also die endgültige Summe der Kürzung lediglich vierhunderttausend Euro. Ich denke, wir sollten dieses Verhandlungsergebnis so in der Presse lancieren. Dies würde unserer aller Reputation dienen. Ihr Ansehen in der Öffentlichkeit und vor Ihrer Belegschaft wäre noch mehr etabliert, weil Sie sich gegen die ursprünglich im Raume stehende Summe von fünfhunderttausend Euro gewehrt und für das städtische Theater wirkungsvoll gekämpft haben. Und die Außenwirkung der Politik auf die Bevölkerung wäre positiv, weil so dem Eindruck entgegen gewirkt wird, dass die Kultur rigoros kaputt gespart werden soll, wie immer wieder in einschlägigen Medienberichten gesagt wird. Stattdessen reagiert die Kulturpolitik mit Augenmaß, kompromissbereit und mit sensibler Hand auf die Herausforderungen der Zeit.“ Donnerwetter, also reden konnte er wirklich, dachte Vallier, das musste man ihm lassen. Naja, deshalb war er wohl auch Politiker geworden. „Herr Bürgermeister“, sagte der Intendant und stand auf. „Ich muss nicht eigens betonen, dass Sie uns wenig erfreuen. Trotzdem verstehe ich Ihre Situation und bedanke mich für Ihr Entgegenkommen in der Frage der endgültigen Kürzungssumme. Und ich weiß, dass Sie wissen, dass unser Spielplan bis Mitte nächsten Jahres und zum großen Teil sogar bis Mitte übernächsten Jahres bereits angesetzt und kalkuliert worden ist. Wir“ – und damit deutete er auf den Verwaltungsdirektor und Vallier – „müssen uns jetzt mit den neuen Fakten auseinander setzen. Dies wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Wir lassen dann baldigst von uns hören. Bitte richten Sie der Oberbürgermeisterin unsere herzlichsten Grüße aus.“
Damit verabschiedeten sich die Drei und verließen das Amtszimmer. Vallier hatte die ganze Zeit über so gut wie kein Wort gesagt. Eigentlich hätte er sich auf der Autobahn nicht so wahnsinnig beeilen müssen.Aber jetzt meinte er: „Er ist schon ein Schlitzohr, unser Kulturbürgermeister. Habe ich es richtig verstanden, dass er von vornherein die niedrigere Summe im Hinterkopf gehabt, aber zuerst eine höhere benannt hat, um dann vor der Presse und der Öffentlichkeit die niedrige Summe als Verhandlungsergebnis darstellen zu können? Das ist wahrlich kein schlechter Schachzug. Aber er hat schon irgendwie recht, beide Verhandlungspartner ziehen ihren Vorteil daraus."
„Und täuscht vor allen Dingen über den eigentlich Skandal hinweg, dass dem Theater eben schon wieder fast eine halbe Million Euro entzogen worden ist“ entgegnete der Intendant trocken. „Und nimmt mir den Wind aus den Segeln, die vierhunderttausend noch weiter nach unten zu verhandeln. Vor drei Jahren waren’s schon mal dreihunderttausend. Wenn das so weitergeht, müssen wir in ein paar Jahren schließen. Aber soweit wird es nicht kommen, wenigstens nicht so lange ich auf meinem Stuhl sitze.“ Er wirkte richtig kämpferisch. Das war, was Vallier so sehr an ihm schätzte. Nie ließ er sich unterkriegen und er verstand es meisterhaft, den Spagat zwischen künstlerischem Willen und kommerziellen und politischen Zwängen hinzukriegen.
Vallier hatte für heute genug, rief sich ein Taxi und ließ sich mit seinem vom Theater abgeholten Gastspielgepäck nach Hause fahren. Er war müde, leicht deprimiert und verdrießlich.
Zuhause erwarteten ihn seine Frau, ein leckeres Abendessen und eine Flasche spanischen Rotwein. Bald würde sich seine Laune wieder heben. Er berichtete Ingrid über den erfolgreichen Verlauf des Gastspieles, über seine und des Konzertmeisters Missgeschicke und besonders über seinen gefährlichen Autobahn-Unfall. Ingrid war geschockt, konnte sich dann aber doch ein leichtes Schmunzeln über seine Nöte in der zweiten Aufführung auf Grund seiner Darmkoliken nicht verkneifen.
Am nächsten Tag holte er sein Auto von der Werkstätte ab und der Theateralltag setzte wieder ein. Proben waren zu disponieren und zu leiten, Vorsingen zu organisieren und abzunehmen, Aufführungen zu beaufsichtigen oder zu dirigieren. Zusätzliche Sitzungen, Besprechungen, Beschwichtigungen und der ganze Bürokram ließen Vallier manchmal daran zweifeln, ob er wirklich an einem Kunstinstitut arbeitete.
Fünf Tage später war aufs Neue eine Vorstellung von Hoffmanns Erzählungen angesetzt, das erste Mal seit dem Gastspiel. Vallier freute sich darauf, denn er dirigierte das Werk gerne. Es kam ihm in seiner Musikauffassung und seinem Verständnis für das Genre Oper sehr entgegen. Eine stringent erzählte dramatische Handlung, großartige Musik, großer Chor, großes Orchester, tolle Sänger. Dirigentenherz - was willst du mehr?
Der Abend begann wie immer: das Publikum füllte den Saal, das Saallicht erlosch und Vallier betrat – diesmal im sehr viel bequemeren Smoking – unter Applaus den Orchestergraben. Er hob den Stab und die Aufführung begann. Die kurze Orchestereinleitung und das Vorspiel im Keller von Lutter & Wegener gingen vorüber und der Olympia-Akt begann. Die Sopranistin sang wieder betörend schön, das Orchester spielte engagiert und so gut wie fehlerfrei. Alle folgten Valliers Tempovorgaben, wie er es liebte: flott, frisch, keck, aber auch voller getragener Innigkeit, wenn die Musik und die Szene es verlangten.
Das Orchester leitete jetzt über in den Antonia-Akt. In der unheimlichen Szene, in der Antonias tote Mutter erscheint, Doktor Mirakel als Teufelsgeiger auftritt, durch Wände geht und durch allerlei Hokuspokus Antonia zum für sie tödlichen Singen anstachelt, wurde auf der Bühne allerhand pyromanisches Spektakel betrieben. Blitze zuckten, Donner krachte furchterregend, Feuerkugeln rollten und aus dem Schlund der Hölle gleißte ein bengalisches Feuer. Dabei entwickelte sich Rauch, der leider auch manchmal in den Orchestergraben waberte, die Musiker und Vallier zum Husten reizte und dann in den Zuschauerraum schwebte, wo er beim Publikum dieselbe Wirkung verursachte. Vallier hatte während der Proben auch auf Bitten des Orchesters versucht, den Regisseur von diesem Einfall abzubringen, aber der hatte auf seine künstlerische Freiheit verwiesen und alles so belassen. Auch der Intendant hatte ihn nicht umstimmen können. Ein solches Verhalten konnte Vallier nicht verstehen. Abgesehen davon, dass es sich hierbei nun wirklich um eine nicht schwer nachzuvollziehende Bitte, die zudem leicht zu erfüllen gewesen wäre handelte, stellte er sich die Frage, ob der Mann denn nicht wieder an ihrem Theater engagiert werden wollte. Und so kam es, dass diese Weigerung des Regisseurs der Hauptgrund für Valliers Veto gegen ein Folgeengagement war, als die Diskussion darum ging, wer wohl als Regisseur für die Neuinszenierung von Barbier von Sevilla in Frage käme.
Auf der Bühne war Doktor Mirakel nunmehr auf dem Höhepunkt seiner Zaubershow. In dem großartigen Terzett zwischen Antonia, ihrer Mutter und ihm öffnete sich der Boden und das vom Bühnenunterboden aufsteigende lodernde bengalische Feuer entwickelte weißen Rauch, der diesmal aber nicht in Richtung Bühnenrand und Orchestergraben waberte, sondern steil zur Bühnendecke stieg.
Selbstverständlich verfügte das Theater – wie jedes öffentliche Gebäude – über die notwendige Brandschutzanlage. Diese musste bei dieser Szene für einige Minuten außer Betrieb genommen werden, da die Sprinkleranlage ansonsten auf die Rauchentwicklung reagiert und sich in Gang gesetzt hätte. Auf Anweisung der Inspizientin kümmerten sich die bei jeder Vorstellung im Bühnenbereich anwesenden Feuerwehrleute um diese Aufgabe.
Bislang war es noch nie vorgekommen, dass die ansonsten absolut zuverlässige Inspizientin diese Anweisung vergessen hatte. Heute aber schon.
Und so kam es, wie es kommen musste. Mit einem lauten Klacken schaltete sich die Sprinkleranlage an und Hunderte Liter Wasser ergossen sich in Sekundenschnelle aus Dutzenden Düsen auf die gesamte Bühne. Die drei Sänger reagierten blitzschnell und brachten sich auf der Seitenbühne in Sicherheit. Vallier sah das Wasser in Richtung Bühnenrand auf sich zufließen und gab dem Orchester geistesgegenwärtig Zeichen, den Orchesterraum sofort zu verlassen. Die am weitesten vorne sitzenden Musiker packten hurtig ihre Streichinstrumente und eilten als erste in Richtung Ausgang. Die anderen Musiker folgten sofort und in knapp zwei Minuten war der Orchesterraum leer.
Mit lautem Gebimmel setzte sich der eiserne Vorhang, der den Bühnenbereich vom Zuschauerraum trennt, in Bewegung. Vallier blieb auf seinem Dirigentenpodest stehen und beobachtete, wie die Wassermassen den Orchesterraum überfluteten. Eben waren die Orchesterwarte dabei, die vier Kontrabässe, die Harfe, das Schlagwerk und die Pauken in Sicherheit zu bringen.
Mittlerweile hatte auch der letzte Besucher im Zuschauerraum bemerkt, dass dies alles nicht zur Inszenierung gehörte. Der Abendspielleiter trat durch die Türe des inzwischen vollständig herunter gefahrenen eisernen Vorhangs auf die Bühnenrampe, erklärte kurz, was geschehen war und forderte das Publikum auf, in Ruhe den Saal zu verlassen.
Vallier stieg jetzt über die Leiter vom Orchesterraum auf die Bühne und begab sich zum Inspizientenpult, wo er eine völlig aufgelöste Inspizientin vorfand. Er versuchte, sie zu trösten und bemerkte, dass die Sprinkleranlage mittlerweile ausgedreht worden war, sodass sich der Schaden vermutlich in Grenzen halten würde.
Reinigungskräfte waren schon dabei, das Wasser auf der Bühne mit großen Tüchern aufzusaugen und in Eimer zu wringen. Vallier sah, dass sich auch viele Solisten und Chormitglieder an dieser Aktion beteiligten, was ihn sehr freute. Er eilte in sein Zimmer, zog seine Alltagskleider an und machte sich auf den Weg zum Orchestergraben, um sich die dortige Bescherung anzusehen und mitzuhelfen.
Hier stand das Wasser fast knöcheltief. Aber kein einziges der wertvollen Instrumente war beschädigt worden. Reinigungskräfte und Orchestermitglieder waren auch hier intensiv dabei, das Wasser zu beseitigen. Er nahm sich einen Eimer und beteiligte sich an der Hilfsaktion.
Der eiligst verständigte Intendant war mittlerweile eingetroffen. Er und Vallier beschlossen, zumindest die morgige Vorstellung abzusagen. Bis dahin würde der gesamte Bühnen-Orchester-Bereich so weit wiederhergestellt sein, dass sichtbar würde, wie weiter zu verfahren sei.
Als er nach Hause kam, war seine Frau überrascht, ihn schon so früh zu sehen. Vallier erklärte ihr, was geschehen war.„Das ist jetzt bereits die dritte Vorstellung innerhalb von vier Aufführungen, in der eigenartige Dinge passiert sind" antwortete sie. "Und erinnere dich an die Hoffmann-Vorstellung im Frühjahr, in der diese unangenehme Sache mit dem Tenor vorgefallen ist. Also ich finde das alles schon langsam mysteriös.“
Vallier wusste, worauf seine Gattin anspielte. Damals war dem Tenor mitten im Olympia-Akt auf offener Szene schlecht geworden. Er hatte ganz rechts auf der Bühne gestanden, wo er sich in der Rolle des Hoffmann versteckt hielt und fasziniert Olympias Koloraturarie lauschte. Im anschließenden Akt-Finale erkennt Hoffmann, dass er sich in einen Roboter verliebt hat. Diese Erkenntnis veranlasst ihn zu den verzweifelten Tenor-Rufen „Ein Automat war’s! Ein Automat!“ Beim zweiten „Automat“ ergoss sich ein Schwall des Mageninhaltes aus dem weit geöffneten Mund des Tenors, haarscharf an Vallier vorbei, über die vordersten Orchestermusiker bis zur ersten Zuschauerreihe. Die betroffenen Musiker und Besucher reagierten angeekelt und panisch, verließen laut schimpfend ihre Plätze und eilten zum Ausgang.Ein zweiter Schwall landete auf der Bühne. Ein Balletttänzer kam auf dem glitschigen Bühnenboden ins Rutschen, knallte heftig hin, brach sich dabei den Unterarm und fing an, vor Schmerzen laut zu brüllen.Die Vorstellung musste natürlich unterbrochen, der Tänzer verarztet und ins Krankenhaus gebracht und der Bühnenboden gesäubert werden.
Der Intendant war auf die Bühne getreten und hatte sich bei den direkt betroffenen Zuschauern entschuldigt und sie zum Sekt an die Foyer-Bar eingeladen. Außerdem versprach er, für sämtliche Reinigungskosten aufzukommen. Dies entspannte die Lage erheblich und nach etwa vierzig Minuten hob sich der Vorhang wieder. Der Tenor wäre vor Scham am liebsten in den Erdboden versunken, war aber Profi genug, um weiterzumachen. Er wurde sogar mit Applaus bedacht, als er wieder auf die Bühne trat.Vallier war ihm allerdings ein wenig gram, denn mehrere Male hatte er beobachtet, wie sich der Tenor nur wenige Minuten vor der Vorstellung den Magen vollschlug. Das war für Vallier völlig undenkbar. Er war vor einer Aufführung trotz seiner langjährigen beruflichen Praxis immer noch viel zu aufgedreht und angespannt, als dass er hätte etwas essen können, und schon gar nicht diese schweren Speisen, die sich der Tenor mit Vorliebe einverleibte.
Das erinnerte Vallier an einen seiner Assistenten, den er vor Jahren mit der musikalischen Leitung einer ersten eigenen Einstudierung betraut hatte. Bislang war der recht begabte junge Mann hauptsächlich als Korrepetitor eingesetzt worden, also als jemanden, der sich um die musikalische Einstudierung der Sänger vom Klavier aus kümmerte und die Regieproben pianistisch betreute. Ab und an durfte er bereits Werke nachdirigieren. Das hieß, dass er an diesem Abend ein Werk dirigierte, welches von einem anderen musikalischen Leiter schon lange vorher einstudiert worden war und nach dessen künstlerischen Vorgaben er diese Abendaufführung zu leiten hatte. Da der junge Kollege alle diese Aufgaben zu Valliers voller Zufriedenheit erfüllt hatte, übertrug ihm Vallier als Dank und Anerkennung die allein verantwortliche musikalische Leitung und Einstudierung einer Operette. Dies war die allererste eigenständige Produktion überhaupt für den jungen Mann.
Als Vallier etwa zehn Minuten vor Premierenbeginn durch die Kantine ging, um den dort anwesenden Künstlern Glück zu wünschen und ihnen – wie es in Theaterkreisen üblich ist – mit einem Toi-toi-toi dreimal symbolisch über die Schulter zu spucken, sah er den jungen Kollegen seelenruhig am Esstisch sitzen, vor sich einen Teller mit Wiener Würstchen und Kartoffelsalat, daneben ein Glas Bier.
Vallier schüttelte heute noch den Kopf über diese Begebenheit. Niemals hätte er so kurz vor seiner ersten Premiere irgendetwas Essbares heruntergebracht, dazu hatte er unter viel zu viel Lampenfieber gelitten. Für ihn war es in diesem Moment das Wichtigste überhaupt, diese Premiere gut über die Runden zu bringen und er hatte einen dicken Kloß im Magen verspürt, der ihm jede Nahrungsaufnahme verbot. Und sein junger Kollege saß hier zehn Minuten vor dem bislang wichtigsten beruflichen Ereignis seines Lebens, mampfte sein Abendessen und spülte mit Bier hinterher. Unbegreiflich!
Und als ob dies schon ein erster Hinweis gewesen wäre: obwohl er seine Sache durchaus passabel gemacht hatte, kündigte der junge Kollege keine zwei Jahre später seinen Theaterjob, wechselte in den öffentlichen Dienst und wurde Mitarbeiter im Kulturamt der Stadt. Warum auch nicht? Bestimmt war das die bessere Berufswahl für den jungen Mann.
Was Hoffmanns Erzählungen anbelangt, musste Vallier seiner Frau, die trotz ihres Berufes ein bisschen esoterisch angehaucht war, widerwillig ein wenig Recht geben. Tatsächlich war die Häufung von Merkwürdigkeiten, die sich um die Aufführungen der Oper rankten, auffällig. Trotzdem weigerte er sich nach wie vor, die Vorkommnisse mit irgendwelchen übernatürlichen Dingen in Verbindung zu bringen. Dies alles waren einfach unglückliche Zufälle gewesen und damit basta!
Außerdem erinnerte sich Vallier an ähnliche Begebenheiten, die mit Hoffmanns Erzählungen rein gar nichts zu tun hatten.