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1.1 Mit politischen Reformen zu wirtschaftlichem Erfolg

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Deutschlands Position in der Weltwirtschaft ist bemerkenswert und eine Erfolgsgeschichte: Wir sind Europas größte Volkswirtschaft, Exportnation, Entwickler modernster Maschinen und Verfahren, Forschungsstandort. Die berühmte »deutsche Gründlichkeit« und Arbeitseifer sind international mittlerweile gängige Narrative über Deutschland. Das kam nicht über Nacht. Die Geschichte der deutschen Volkswirtschaft ist eine Erzählung von großen Herausforderungen und politischen Reaktionen auf diese.

Mehrfach in den letzten gut 200 Jahren fand Deutschland sich wirtschaftlich und politisch am Boden. Mehrfach leiteten kluge Reformen den wirtschaftlichen (Wieder-)Aufstieg ein. Ein Beispiel verdeutlicht das: Nach der Niederlage gegen Napoleon lag Preußen Beginn des 19. Jahrhunderts am Boden – militärisch besiegt, politisch und technologisch unterlegen. Während anderorts, vor allem in Großbritannien, der Strukturwandel von einer Agrargesellschaft hin zu industrieller Produktion Fahrt aufnahm, war davon in Preußen wenig zu spüren. Die Gründe fand man in den Strukturen selbst: zu unproduktiv, unkoordiniert, planlos agierte die Verwaltung, zu unstrukturiert, rückständig war das Bildungssystem. Von dieser Erkenntnis getrieben, schafften Reformer wie Karl Freiherr von Stein und sein Partner im Geiste, Karl August von Hardenberg, einen neuen Staatsapparat. Wilhelm von Humboldt krempelte das Bildungssystem um. Die Reformen waren so kontrovers wie radikal, vor allem aber schafften sie die Grundlage für einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufstieg. Innerhalb weniger Generationen stieg Deutschland zu einer Hochtechnologienation auf, es entstanden Firmen, die noch heute unsere Wirtschaft prägen, wie Siemens, BASF, Bayer oder AEG. Das alles war sicherlich nicht ausschließlich auf den Staat zurückzuführen, es brauchte auch Unternehmergeist, Innovation und Startkapital. Aber Reformen hin zu echter Gewerbefreiheit, Abschaffung der Zünfte, Aufbau einer Ministerialbürokratie, Änderungen im Unternehmensrecht und die Umstellung hin zum humanistischen Bildungsideal nach Humboldt legten den Grundstein, auf dem der wirtschaftliche Aufstieg stattfand.


Abb. 1: Die erste Gründerzeit in Deutschland (Quelle: Heilmann/Schön, 2020)

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