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Prolog
ОглавлениеTage der Toten
Dias de los muertos
Diese Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit.
Einige Namen der beschriebenen Personen wurden verändert, denn nicht alle gaben die Zustimmung zur Erzählung dieser Geschichte.
Es ist die erste Reisegeschichte von Javier Torres de Font.
Er meinte Geräusche im Treppenhaus zu hören, aber das konnte auch täuschen. Nach all diesen Eindrücken, die er an diesem Abend gewonnen hatte, konnten ihm seine Sinne hier einen schreckhaften Streich spielen.
Das war sogar sehr wahrscheinlich.
Denn einige der Geschichten von heute waren doch sehr bedenklich gewesen.
Er drehte sich in den weißen, gut duftenden Laken, in diesem holzgezimmerten Bett auf die linke, der Tür abgewandten Seite und schloss müde und satt die Augen.
Es war klar, er würde heute von den Maya träumen und seinem Triumph für die Nachwelt, den er zweifelsohne bald erringen würde.
Dadurch sah er sie nicht kommen.
Sie hatten lautlos die Tür geöffnet, sie kannten das Haus und befanden sich bereits in seinem Zimmer, nachdem sie einen fast verräterischen Laut auf der Treppe von sich gegeben hatte.
Sie waren zu zweit.
Und sie funktionierten wie ein eingespieltes Team.
Natürlich hatten Sie nicht vor ihm den Schädel einzuschlagen und es musste einigermaßen lautlos werden.
Nebenan schliefen die anderen.
Der Mann holte ein scharfes Obsidian Schwert hervor, wie es die Inkas immer für ihre Ritualzeremonien benutzt hatten.
Obsidian, ein vulkanisch gehärtetes Glas.
Die gehärteten rasiermesserscharfen Klingen waren großflächig in das Holz eingearbeitet.
Ein abgeflachter Baseballschläger mit Obsidian Klingen im oberen Drittel.
Und er fand es nur allzu passend für sein Vorhaben in der heutigen Nacht. Dieser Mensch hier vor ihm im Bett hatte ja eine Vorliebe für Glas.
Ein Tod aus Glas.
Ein geübter Schlag reichte ihm, um den Kopf des Schlafenden vom Rumpf zu trennen. Das hätte auch jedem anderen Zeremonienmeister wahrlich gefallen.
Kein lästiges, unsauberes Nachschlagen war nötig.
Sauber und effektiv.
In früheren Zeiten hätten ihm die Massen am Fuße der Pyramide wahrscheinlich laut zu gejohlt, da war er sich sicher.
Unter den Laken war eine großflächige Plastikfolie unterlegt, die das Einsickern all dieses Blutes in die Matratze verhinderte und damit nach sorgfältiger Entsorgung des Bettzeugs keinerlei Spuren hinterließ.
Das Zimmer war schon eine Stunde später so jungfräulich wie tags zuvor.
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Mexiko City, 30.10.2015