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BAPTÊME – Taufe

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»Baptême«, das französische Wort für Taufe, kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Eintauchen«. Die Menschen, die sich stets von ihren Sinneswahrnehmungen leiten lassen, stellten sich schlicht vor: Was den Körper reinigt, reinigt auch die Seele. Für Priester und Eingeweihte gab es in den ägyptischen Tempeln große unterirdische Becken. Seit undenklichen Zeiten haben sich die Inder im Wasser des Ganges gereinigt, und diese Zeremonie erfreut sich noch immer großer Beliebtheit. Sie wurde von den Hebräern übernommen, hier taufte man alle Fremden, die das jüdische Gesetz annahmen, sich aber nicht der Beschneidung unterziehen wollten. Vor allem Frauen wurden getauft, bei denen man diese Operation, die sie nur in Äthiopien zu erdulden hatten, nicht vornahm. Es war eine Neugeburt, sie verlieh eine neue Seele, ebenso wie in Ägypten. Zu diesem Thema lese man bei Epiphanios, Maimonides und in der Gemara* nach.

Johannes taufte im Jordan und taufte sogar Jesus, der aber niemals jemanden taufte, jedoch geruhte, diese alte Zeremonie zu heiligen. Jedes Zeichen ist für sich genommen unbedeutend, und Gott lässt seine Gnade ruhen auf dem Zeichen, das auszuwählen ihm gefällt. Die Taufe wurde bald zum ersten Ritus und zum Siegel der christlichen Religion. Allerdings waren die ersten fünfzehn Bischöfe von Jerusalem beschnitten, ob sie getauft waren, ist nicht sicher.

In den ersten Jahrhunderten des Christentums missbrauchte man dieses Sakrament; nichts war alltäglicher, als mit der Taufe bis kurz vor dem Tod zu warten. Das Beispiel Kaiser Konstantins beweist dies ziemlich gut. Seine Überlegungen waren die folgenden: Die Taufe reinigt von allem, ich kann also meine Frau, meinen Sohn und alle meine Verwandten umbringen, danach lasse ich mich taufen und komme in den Himmel – was zu tun er tatsächlich nicht verfehlte. Dieses Beispiel war gefährlich; nach und nach wurde dann der Brauch, den Tod abzuwarten, bis man sich in das geweihte Bad begab, abgeschafft.

Die orthodoxe Kirche behielt die Taufe durch Untertauchen stets bei. Die römisch-katholische Kirche ersetzte diese Art der Taufe am Ende des 8. Jahrhunderts durch einfaches Besprengen, als sie ihre Religion nach Gallien und Germanien ausgedehnt und bemerkt hatte, dass die Kinder in kalten Ländern vom Untertauchen sterben konnten. Oft belegte die orthodoxe Kirche sie deswegen mit einem Bann.

Man befragte den heiligen Cyprian, Bischof von Karthago, ob diejenigen, die sich den ganzen Körper nur hatten besprengen lassen, wirklich getauft seien. Er antwortete in seinem 76. Brief, dass »mehrere Kirchen bezweifelten, dass diese Besprengten Christen seien; was ihn selbst betreffe, so denke er, dass sie Christen sind, aber unendlich viel weniger Gnade erlangen als jene, die dem Brauch entsprechend dreimal untergetaucht wurden.«

Bei den Christen war man von dem Moment an eingeweiht, wo man untergetaucht worden war, vorher war man nur ein Taufbewerber. Um eingeweiht zu werden, brauchte man Gewährsleute, Bürgen, die man mit dem Namen bezeichnete, der Paten entspricht, mit dem Ziel, dass die Kirche der Treue der neuen Christen sicher sein konnte und dass die Mysterien nicht verbreitet wurden. Deshalb waren die Heiden in den ersten Jahrhunderten genauso schlecht über die christlichen Mysterien unterrichtet wie die Christen über die Mysterien der Isis und von Eleusis.

Kyrillos von Alexandria drückt sich in seiner Schrift gegen Kaiser Julian folgendermaßen aus: »Ich würde über die Taufe sprechen, wenn ich nicht befürchtete, dass meine Rede jene mitbekommen, die nicht eingeweiht sind.«*

Schon im 2. Jahrhundert begann man, Kinder zu taufen; es war natürlich, dass die Christen wünschten, dass ihre Kinder, die ohne dieses Sakrament verdammt gewesen wären, dieses empfangen sollten. Man beschloss schließlich, es ihnen am Ende des achten Tages zu spenden, weil sie bei den Juden in diesem Alter beschnitten wurden. Die orthodoxe Kirche praktiziert dies immer noch so. Jedoch setzte sich im 3. Jahrhundert der Brauch durch, sich erst zum Zeitpunkt des Todes taufen zu lassen.

Nach den strengsten Kirchenvätern waren jene, die in der ersten Lebenswoche starben, verdammt. Doch im 5. Jahrhundert dachte sich Petrus Chrysologus den Limbus aus, eine Art mildere Hölle, genauer gesagt den Rand oder Vorhof der Hölle, wo die ohne Taufe gestorbenen kleinen Kinder hinkommen, wo auch die Kirchenväter vor Jesu Christi Niederfahrt zur Hölle waren, so dass seither die Ansicht vorherrscht, dass Jesus Christus in den Limbus hinabgefahren sei und nicht in die Hölle.

Es wurde diskutiert, ob ein Christ in den Wüsten Arabiens mit Sand getauft werden könne, dies hat man verneint; ebenso, ob man mit Rosenwasser taufen könne, und man entschied, dass reines Wasser nötig sei, man könne sich aber auch des Sumpfwassers bedienen. Man versteht leicht, dass alle diese Vorschriften von der Weisheit der ersten Seelenhirten abhingen, die sie aufstellten.

Philosophisches Taschenwörterbuch

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