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AMITIÉ – Freundschaft

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Das ist ein stillschweigender Vertrag zwischen zwei füreinander offenen und aufrichtigen Personen. Ich sage offen, weil ein Mönch, ein Einsiedler, keineswegs bösartig sein muss und doch lebt, ohne die Freundschaft zu kennen. Ich sage aufrichtig, weil die Bösartigen nur Komplizen haben, Wollüstlinge haben Kumpane ihrer Ausschweifungen, Gewinnsüchtige Teilhaber, Politiker versammeln Parteigänger, der gewöhnliche Müßiggänger hat seine Beziehungen, Prinzen haben Höflinge, allein aufrichtige Menschen haben Freunde. Cethegus war der Komplize von Catilina und Maecenas der Höfling von Octavius, aber Cicero war der Freund von Atticus.

Wozu führt dieser Vertrag zwischen zwei zartfühlenden und aufrichtigen Seelen? Die Verpflichtungen sind je nach dem Grad ihrer gegenseitigen Offenheit und der Anzahl der erwiesenen Dienste usw. stärker oder schwächer.

Die Begeisterung für die Freundschaft war bei den Griechen und bei den Arabern stärker als bei uns. Die Erzählungen über die Freundschaft, die sich diese Völker ausgedacht haben, sind bewundernswert, wir haben nichts Vergleichbares, wir sind in allem ein wenig trockener.

Die Freundschaft war bei den Griechen Bestandteil der Religion und der Gesetzgebung. Die Thebaner hatten das Regiment der Liebenden*: ein schönes Regiment! Einige haben es für ein Regiment von Sodomiten gehalten; sie irren und halten die Nebensache für die Hauptsache. Die Freundschaft war bei den Griechen durch Gesetz und Religion geboten. Die Päderastie wurde bedauerlicherweise von ihren Sitten toleriert, man sollte einem Gesetz aber nicht den schändlichen Missbrauch anlasten. Wir werden später darauf zurückkommen.

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