Читать книгу TERRA FUTURA - TESECO im Einsatz - W. Berner - Страница 5
2.
Оглавление„Eine herrliche Welt!“
Paula Mantee geriet beim Betrachten des Abbildes von Greenwich auf einem der Monitore ihres Arbeitsbereiches ins Schwärmen.
„Ich habe noch nie so viele Grün-Schattierungen in meinem Leben gesehen!“
Es war aber auch in der Tat ein Bild, wie es die Raumfahrer nicht alle Tage sahen. Bis auf wenige Wüstenflecken im Feuergürtel der äquatorialen Vulkane schien der komplette Planet mit einem einzigen, riesigen Urwald bewachsen zu sein. Kein Wunder, denn seine geringe Achsneigung, die von zwei kleinen, den Marsmonden Phobos und Deimos nicht unähnlichen Trabanten, stabilisiert wurde, erzeugte ein relativ ausgeglichenes Klima auf dem ganzen Globus. Das hieß, dass es auch keine Eiskappen an den beiden Polen gab. Allerdings wuchsen in den nördlich- und südlichsten Breiten eher Buschlandschaften, durch die die blauen Bänder ungebändigter Flüsse mäanderten, bevor sie in eines der blaugrün glitzernden Binnenmeere mündeten.
„So stelle ich mir das Paradies vor der Vertreibung vor“, seufzte Paula, immer noch ganz gefangen von dem Anblick des Planeten.
Doch die ausgebildete Galaktobiologin und Planetologin an Bord der ENIGMA, die Brasilianerin Astada Kaibo, holte Paula ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.
„Wenn das Paradies ein brühwarmes Dampfbad war, dann verzichte ich auf diese ‚paradiesischen Umstände’“, meinte sie in ihrer bekannt trockenen Art. „Wir werden auf jeden Fall Atemfiltermasken tragen müssen“, führte sie weiter aus. „Die Luft dort unten wimmelt nur so von pflanzlichen Sporen und Keimen. Außerdem …“, sie deutete auf die Monitore, auf denen laufend die neuesten Messergebnisse eingeblendet wurden, „…außerdem würde der hohe Sauerstoffanteil in der Atmosphäre bei uns recht schnell zu einem Oxygenrausch führen, da wir das nicht gewöhnt sind. Ich finde es nicht gerade paradiesisch, ohne einen Schluck Hochprozentiges zu sich genommen zu haben, wie ein Betrunkener herum zu torkeln. An den Sauerstoffgehalt muss man sich erst langsam gewöhnen.“
Die Kommandantin pflichtete der Fachfrau bei.
„Astada hat natürlich recht“, sagte sie mit ernster Stimme. „Wie bei jedem neu entdeckten Planeten, der von Menschen das erste Mal betreten wird, werden wir uns peinlich genau an die dafür vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen halten. Alles andere wäre tödlicher Leichtsinn!“
Ihre Finger huschten über die auf ihrem Pult eingeblendete Tastatur. Rasch schloss sie den Bericht für das Bordbuch ab, den sie gerade eingab. Dann erhob sie sich von ihrem Sessel und kam um das Kommandopult nach vorne gelaufen.
„Whitt, übernimm bitte“, wies sie ihren Stellvertreter an. „Ich werde hinunter ins Magazin gehen und die Ausrüstung für die Erkundung auf der Oberfläche von Greenwich überprüfen und zusammenstellen. Da kann ich mir wenigstens mal ein bisschen die Beine vertreten.“
Der Subcommander bestätigte kurz, dann nickte Letitia Krim ihren Kollegen zu und trat in den zentralen Bordlift, um sich hinunter auf das Ausrüstungsdeck tragen zu lassen. Währenddessen erledigten die in der Zentrale zurückgebliebenen Besatzungsmitglieder weiter ihre Aufgaben. Momoto Kochi schloss mit Hilfe von Paula Mantee die Vermessung des Planeten ab, während Temia Bwemba die energetische und funktechnische Abtastung der Oberfläche beendete. Alle waren mehr als eifrig bei der Arbeit. Der in verschiedenen Grüntönen schimmernde Ball des Planeten schien einen geradezu verlockenden Reiz auf alle auszuüben, eine faszinierende Anziehungskraft, der sich kaum einer an Bord widersetzen konnte.
Nach weniger als fünf Stunden waren alle Arbeiten beendet und die Crew hatte sich wieder vollständig in der Kommandozentrale versammelt.
„Leute, es ist soweit“, sagte Letitia Krim.
Die Kommandantin hatte wieder hinter ihren Kontrollen Platz genommen.
„Macht euch für die Landung fertig“, befahl sie dann. „Ich habe mich für einen Platz auf der nördlichen Hemisphäre entschieden. Und zwar dort, wo der dichte Waldbewuchs in die Gebiete mit den niedrigen Buschlandschaften und weiten Grasebenen übergeht. Dort erscheint mir eine Landung einfacher und sinnvoller, denn wir müssen uns nicht erst einen Landeplatz in die Vegetation brennen.“
Es kam kein Widerspruch aus den Reihen ihrer Kolleginnen und Kollegen. Sie hätte auch keinen erwartet. Zum einen war die Wahl sinnvoll, zum anderen lag es in ihrer alleinigen Kompetenz, einen Landeplatz zu bestimmen. Rasch überzeugte sich die Kommandantin, dass alle ihre Positionen in der Kanzel eingenommen hatten. Dann aktivierte sie die Steuerkontrollen. Die ENIGMA bekam durch den de Grelle einen ‚Schubs’ verpasst, der sie den bis dahin stabilen Orbit um Greenwich verlassen ließ. In einem flachen Winkel strebte das Vermessungsschiff der Oberfläche des grünen Planeten entgegen. Gleichzeitig veränderte sich der Kurs des Schiffes so, dass es nun die nördliche Hemisphäre ansteuerte. Schon bald stieß die ENIGMA auf die ersten Ausläufer der Atmosphäre. Im Prallschirm, der das Schiff schützend umgab, begann es zu irrlichtern und zu lodern, als sich die Luftpartikel am schützenden Energiefeld zu reiben begannen. Bald war der große Flugkörper komplett von einer flammenden Aureole umgeben, die in einem großen Bogen der Planetenoberfläche entgegen zu stürzen schien. Im Gegensatz zu Körpern wie Meteoriten wurde die Fluggeschwindigkeit dabei langsamer. In einer Höhe von fünfzig Kilometern über Grund schaltete sich der de Grelle automatisch ab und das ANGRAV- Triebwerk übernahm. Allmählich wurde die Landekurve des Raumschiffes steiler. Letitia Krim steuerte die ENIGMA nun direkt auf den ausgewählten Landepunkt zu, zuletzt in einer Höhe von fünfhundert Metern über den höchsten Wipfeln des Urwaldes hinweg, parallel zur Planetenoberfläche. Dabei wurde der Flug immer langsamer. Exakt über dem berechneten Landepunkt ließ der ANGRAV das Schiff scheinbar regungslos mitten in der Luft stillstehen. Dann sank es langsam senkrecht nach unten, einer Gras bewachsenen Lichtung am Rande des Urwalds entgegen. Als nur noch fünf Meter zwischen dem untersten Punkt der Bodenschleuse und dem Boden übrig waren, kam der Schiffskörper auf seinen unsichtbaren Antigrav- Polstern zum Stillstand. Starke Traktorfelder verankerten das Vermessungsschiff energetisch mit seiner Umgebung. Andernfalls hätte schon ein kleiner Lufthauch das praktisch gewichtslose Schiff zur Seite abdriften lassen. Schließlich war es soweit: die ENIGMA befand sich am Ziel!