Читать книгу TERRA FUTURA - TESECO im Einsatz - W. Berner - Страница 9
6.
Оглавление„Ortung spricht an!“
Luornu Hagar, die Mars geborene Astronavigationsspezialisten rief diese Meldung in den Raum, ohne ihren konzentrierten Blick von den Anzeigen vor ihr abzuwenden.
Die NEXUS, die GANYMED III und die EXODUS kreisten in verschiedenen Orbitalbahnen um den Planeten Greenwich. Die Abtastung der Oberfläche lief auf Hochtouren.
„Die Scanner haben auf der Planetenoberfläche eine metallische Massenkonzentration erfasst“, berichtete die hagere Spezialistin mit dem Pferdegebiss weiter. „Nach den vorläufigen Auswertungen entsprechen Zusammensetzung und Ortungsecho den Spezifikationen eines Raumschiffes der NE-GALAKTUS-ZETA-3 – Baureihe. Pioniereinheiten sind größtenteils Schiffe dieses Typs. Außerdem messe ich noch Energieerzeuger an, die auf Minimallast laufen. Ich denke, es dürfte klar sein, was sich dort unten befindet.“
„Die PLUTARCH?“, fragte Pam Willioms vorsichtig nach.
„Mit 90- prozentiger Sicherheit“, bestätige Luornu Hagar.
„Interessante Neuigkeiten, Mrs. Hagar“, sagte Zabo Krakar.
„Mr. N’Kasa, konnten sie schon Kontakt über Normalfunk herstellen?“
„Negativ, Sir“, antwortete N’Kasa bedauernd.
„Ich versuche es fortwährend, auf allen gebräuchlichen Frequenzen und mit höchster Sendeleistung. Doch da draußen herrscht Totenstille!“
Schweigend hatte der Crewmaster sich diese Meldung angehört. Dabei trommelte er nachdenklich mit seinen Fingern einen Wirbel auf dem Pult vor sich.
„Wollen wir mal hoffen, dass sie mit der ‚Totenstille’ Unrecht haben, Mr. N’Kasa“, sagte er mit Sorgenfalten auf seiner Stirn.
„So langsam wird die Sache nämlich seltsam. Selbst wenn das Hauptfunkgerät an Bord ein Totalausfall wäre, müssten sie uns jetzt auch mit ihren Armbandfunkgeräten empfangen können!“
Er ließ seine rechte Faust krachend auf das Kommandopult sausen.
„Mrs. Willioms?“
„Crewmaster?“
„Machen Sie eine SILVERJET startklar. Es hilft nichts, wenn wir hier ins Blaue hinein Mutmaßungen anstellen. Wir müssen uns die Sache aus der Nähe anschauen, wenn wir Klarheit haben wollen!“
Die stellvertretende Kommandantin nickte nur kurz wortlos zur Bestätigung. Dann ließ sie ihre Finger über die Sensorfelder ihres Kontrollpultes huschen. Nur wenige Augenblicke später leuchtete ein grünes Signal auf, neben dem sich ein Statusdisplay öffnete.
„Hangar geflutet“, meldete sie. „Die S-NEXUS 2 ist startklar. Steht die Besatzung des Beibootes schon fest?“
Zabo Krakar überlegte kurz.
„Sie werden mich hier an Bord vertreten“, bestimmte er dann. „Mr. N’Kasa und Mrs. Hagar werden mich zur Planetenoberfläche hinunter begleiten.“
„In Ordnung, Crewmaster.“
Pam Willioms erhob sich.
„Ich gehe in den Hangar und führe den Routine- Kanzelcheck durch. Sie können dann sofort los fliegen, wenn sie drei sich ausgerüstet haben und zum Start bereit sind.“
„Einverstanden, Mrs. Willioms“, bestätigte der Crewmaster.
Er sah seiner Stellvertreterin nach, während diese zum Antigravlift ging und sich dem nach unten führenden Kraftfeld anvertraute. Gleich darauf hatte der Commander seine Eintragungen für das Bordbuch abgeschlossen und erhob sich ebenfalls.
„Ich wäre soweit“, sagte er. „Mrs. Hagar kann mich gleich nach unten zur Rüstkammer begleiten.“
Und an Mweru N’Kasa, dem Kommunikationsspezialisten, gewandt, sagte er: „Sie werden unsere beiden Begleitschiff entsprechend informieren. Wenn Sie damit fertig sind, rüsten Sie sich aus und folgen uns in den Hangar. Ich denke, leichte Bodenausrüstung sollte genügen.“
„Verstanden, Crewmaster“, erwiderte der hochgewachsene Afrikaner.
Der Kommandant nickte befriedigt.
„Gut, dann kann es ja losgehen. Miss Hagar, folgen Sie mir bitte!“
„Ich komme!“, rief die Angesprochene.
Gemeinsam mit dem Kommandanten begab sie sich zum Antigravlift, wo sie gleich darauf nach unten, dem „E“- deck entgegen sanken, wo sich die Rüstkammer befand. Etwa fünfzehn Minuten später kletterten sie durch das mannshohe, ovale Luk am untersten Punkt des silbern schimmernden Beiboots ins Innere und stiegen die kurze Sprossenleiter zur Kanzel hinauf. Dort wurden sie schon von Pam Willioms erwartet, die einen kurzen Statusreport ablieferte und damit das Beiboot an den Piloten übergab. Anschließend verließ sie den ellipsoiden Flugkörper, um in die Kommandozentrale zurückzukehren, von wo aus sie Start und Mission der S-NEXUS 2 überwachen würde. Kaum war die Submasterin im nach oben gepolten Teil des Antigravschachtes verschwunden, kam auf der abwärts führenden Seite Mweru N’Kasa in den Hangar geeilt. Rasch begab auch er sich an Bord und verschloss sogleich die Zugangsluke hinter ihm. Sekunden später erreichte er die Kanzel der SILVERJET, wo er umgehend seinen Platz einnahm.
„Die Kommandanten der EXODUS und der GANYMED II haben bestätigt“, meldete er dem silberhaarigen Crewmaster. „Sie werden jeweils ein Beiboot in Bereitschaft versetzen, um rasch zur Hilfe zu eilen, sofern das notwendig sein sollte.“
„Sehr umsichtig“, lobte Krakar. „Das sollte uns ein beruhigendes Gefühl während unserer Mission vermitteln.“
Er nahm einige Schaltungen vor und summend erwachten ein Stück unter ihnen die Energieerzeuger und Antriebsaggregate zum leben.
„Wir sind startbereit“, meldete der Kommandant seiner Stellvertreterin in der Kommandozentrale der NEXUS.
„Verstanden“, bestätigte diese. „Ich starte den Countdown für den automatischen Startvorgang. Hals- und Beinbruch für die Mission.“
Während die mächtigen Pumpen des Beiboothangars diesen für den Start Luft leer pumpten, wandte sich Krakar an den Kommunikationsspezialisten.
„Mr. N’Kasa, wir werden bei der Mission eine Aufzeichnungsdrohne einsetzen“, befahl er ihm. „Das erspart uns später langwierige Berichte. Bis wir die Oberfläche erreicht haben, werden Sie ein solches Gerät entsprechend programmieren!“
Der schwarzhäutige N’Kasa nickt zur Bestätigung, da zählte die Bordoptronik auch schon laut die letzten Sekunden des Countdowns herunter. Gleichzeitig öffnete sich über dem Beiboot der Lamellenverschluss des Hangars, so dass ein kreisrunder Ausschnitt des schwarzen Weltalls über dem oberen Scheitelpunkt des ellipsenförmigen Körpers erschien. Als der Countdown bei Null angelangt war, griffen starke Traktorfelder nach dem Flugkörper und katapultierten ihn in dieses Schwarz hinaus.
Direkt vor ihnen, fast zum Greifen nah, leuchtete grün und geheimnisvoll das mächtige Rund des Planeten Greenwich. Seitlich von ihm, in Flugrichtung links, lugte der flammende und gleißende Feuerball der Sonne Enigma hinter der Krümmung des Planeten hervor.
Zabo Krakar steuerte die SILVERJET langsam den Koordinaten entgegen, die Luornu Hagar als Landeplatz der PLUTARCH ermittelt hatte. Mit mittleren Fahrtwerten näherten sie sich so Greenwich mehr und mehr an. Gebannt starrte Luornu durch die einseitig transparente Beibootwand aus NULL-Metall hindurch auf den Planeten ‚hinunter’.
„Dieses Grün!“ sagte sie leiser voller Ergriffenheit.
„Unglaublich, in wie vielen Schattierungen und Nuancen von Grün der Planet leuchtet. Ist das nicht faszinierend?“
„Faszinierend?“, meinte Mweru N’Kasa zweifelnd.
„Ich finde, geheimnisvoll, oder, besser gesagt, unheimlich trifft es besser. Noch nie habe ich eine derart von Vegetation überschäumende Welt gesehen!“
Krakar, der Crewmaster, war der Unterhaltung seiner beiden Crewmitglieder bisher schweigend gefolgt. Seine Stirn war dabei in nachdenkliche Falten gelegt und seine Augen schienen in eine unbekannte Ferne zu starren. Das verlieh dem eher spröden Mann etwas Entrücktes.
„Seltsam…“, murmelte er dann plötzlich vor sich hin.
„Wirklich…sehr seltsam!“
„Was ist denn so seltsam?“
Der Kommunikationsspezialist hatte seinen Kopf gedreht und betrachtete den Kommandanten mit neugieriger Miene.
„Es ist schwer zu beschreiben“, begann Krakar zögerlich eine Erklärung auf diese Frage.
„Von diesem Planeten geht eine ungeheure Anziehungskraft aus und zwar seit dem Moment, wo das Beiboot die NEXUS verlassen hat und wir eine ungehinderte Sicht auf die Welt vor uns hatten.“
„Anziehungskraft?“, hakte N’Kasa nach.
„Wie sollen wir uns das vorstellen?“
Krakar zuckte mit seinen Schultern.
„Vielleicht klingt es sehr weit her geholt“, meinte er dann, „Aber ich fühle mich, als würde ich von Greenwich gerufen. Oder besser gesagt, als würde etwas auf dem Planeten dort unten mich zu sich rufen.“
„Aber mir geht es doch ganz genau so!“, platzte es da aus Luornu Hagar heraus. „Bis zu Ihrer Erklärung dachte ich allerdings, dass ich mir alles nur einbilde.“
„Damit wären wir schon drei!“, fügte Mweru mit grüblerischem Gesichtsausdruck hinzu. „Ich glaube, hier sind Umstände im Spiel, die uns noch manche Überraschung bereiten könnten.“
„Hoffentlich keine bösen!“
Luornu blickte von Mweru zum Kommandanten und zurück. Doch keiner der beiden Männer kommentierte ihren Wunsch.
Inzwischen hatte die S-NEXUS 2 die ersten, atmosphärischen Ausläufer erreicht. Im Prallschirm um das Beiboot begann es zu flackern und zu irrlichtern. Das riss die drei TESECO- Agenten aus ihren grüblerischen Gedankengängen heraus. Zabo Krakar schüttelte die unerklärlichen Empfindungen von sich ab, als wenn er gerade unter der Dusche hervorgetreten wäre.
„Entfernung?“, fragte er knapp.
Mweru N’Kasa schaute auf das Display vor ihm. Eine grafische Darstellung zeigte den Abstand zur Planetenoberfläche.
„169 Kilometer“, antwortete er. „Höhe über Grund rasch fallend. 150 Kilometer…140 Kilometer…130 Kilometer…“
Er gab nun laufend die schrumpfende Distanz laut an. Währenddessen steuerte Krakar die SILVERJET in eine flacher verlaufende Flugbahn, bis sie schließlich parallel zur Oberfläche flogen. Ihre Flughöhe betrug exakt zweitausend Meter. Rasch nahm der Crewmaster noch einige geringfügige Kursänderung vor, dann lag die S-NEXUS 2 auf direktem Kurs zum Landeplatz der PLUTARCH. Als die Pioniereinheit von den optischen Systemen des Beibootes erfasst wurde, verzögerte Krakar dessen Geschwindigkeit. Einige Minuten später konnten die drei TESECO- Agenten den Raumer durch die einseitig transparente Hülle des Beibootes aus dem Grün des fast undurchdringlich erscheinenden Dschungels auftauchen sehen. Der Kroate reduzierte die Geschwindigkeit weiter, bis die acht Meter durchmessende SILVERJET wie ein silbern schimmernder Schemen regungslos neben der PLUTARCH in der Luft hing, nur gehalten von den energetischen Polstern des ANGRAV.
Die drei TESECO- Spezialisten musterten Schiff und Umgebung genau, wobei sie sich natürlich nicht nur auf ihre Augen verließen. Auch die Scanner und Ortungsanlagen der SILVERJET arbeiteten auf Hochtouren.
Auf den ersten Blick sah alles normal und unverdächtig aus. Die Raumfahrer sahen ein Raumschiff, welches dem von TESECO und der USF verwendeten Typs sehr ähnlich war. So verfügte die PLUTARCH über die scheibenförmige Grundform, die am Rand wulstartig abgerundet war. Der Unterschied zur NEXUS bestand in der größeren Halbkugel auf der Scheibenunterseite und des ebenfalls größeren Kugelsegments auf der Unterseite. Man hatte bei diesem Schiffstyp die Waffensysteme zugunsten eines größeren Transportvolumens um einige Nummern kleiner ausgelegt. Auch waren die Triebwerke nicht ganz so leistungsfähig wie die der schnellen TESECO- Kreuzer.
Zabo Krakar steuerte die SILVERJET ein paar Mal kreisförmig um den Schiffskörper der PLUTARCH herum. Dabei fiel auf, dass die sie umgebenden Bäume und Pflanzen bereits wieder damit begonnen hatten, das Schiff zu überwuchern.
„Sie haben sich einfach einen Landeplatz aus dem planetaren Dschungel heraus gebrannt“, stellte Luornu Hagar fest. „Das entspricht ganz und gar nicht dem Standardprotokoll für die Landung und Errichtung von Basen auf unerforschten Planeten.“
„Allerdings“, pflichtete der Kommandant der marsgeborenen Frau bei.
„Machen Sie einen entsprechenden Vermerk ins Bordbuch“, wies er sie dann anschließend an. „Mr. Ziegler von der AVEK wird uns erklären müssen, warum eine Crew aus seinem Verantwortungsbereich so grob die Standardvorschriften missachten kann!“
Während die hagere Frau mit dem Pferdegebiss den Anweisungen ihres Kommandanten nachkam, ließ dieser die SILVERJET sanft neben der PLUTARCH nach unten sinken. Ein optisches Signal auf dem Steuerdisplay zeigte an, dass die drei teleskopartigen Landestützen ausgefahren waren. Sanft und ohne Nachfedern setzte die S-NEXUS 2 auf der Oberfläche Greenwichs auf.
„Unheimlich!“, entfuhr es Mweru N’Kasa.
Seiner Stimme war ein deutliches Unbehagen anzuhören.
„Kein Mensch weit und breit zu sehen. Das ist kein gutes Omen!“
„Da stimme ich mit Ihnen überein, Mr. N’Kasa“, sagte Krakar zu seinem Kommunikationsspezialisten. „Deswegen werden wir auch erhöhte Vorsicht walten lassen, wenn wir gleich aussteigen!“
Und zu Luornu Hagar sagte er: „Mrs. Hagar, Sie werden an Bord der SILVERJET bleiben und das Beiboot in Alarmstartbereitschaft halten. Außerdem zeichnen sie alles auf, was die integrierten Mikrokameras der Einsatzkombinationen aufnehmen. Und egal was passiert: Sie werden uns auf keinen Fall folgen! Ist das klar?“
„Vollkommen klar, Crewmaster!“, bestätigte die TESECO- Spezialistin die soeben erhaltenen Befehle.
Krakar und N’Kasa überprüften ihre Kombinationen und die mitgeführte Ausrüstung. Dann nahm der Crewmaster seine Waffe, einen TESECO- Multitasker Omega 23, kurz auch TMO 23 genannt, stellte die Betriebsart ein, entsicherte sie und steckte sie zurück in das Oberschenkelhalfter.
„Mr. N’Kasa, stellen Sie ihre TMO 23 bitte auf Paralyse ein“, wies er den Afrikaner an.
Dieser blickte den drahtigen Mann mit dem kurzen, graumelierten Haar fragend an.
„Meinen Sie denn, wir brauchen unsere Waffen?“
„Ich hoffe nicht“, entgegnete dieser. „Aber sicher ist sicher!“
Die zur Schau gestellte entschlossene Miene unterstrich die Ernsthaftigkeit seiner Worte.
„Wir werden außerdem Filtermasken tragen“, sagte er dann und warf dabei einen prüfenden Blick durch die Kanzelwand des Beibootes nach draußen.
„Die Luft ist zwar laut unseren Instrumenten gut atembar, doch der Sauerstoffgehalt ist für unsere Verhältnisse ziemlich hoch. Außerdem wird die Luft da draußen mit Pollen oder ähnlichem Kleinzeug gesättigt sein. Ich verspüre keine große Lust darauf, einen interplanetaren Heuschnupfen zu bekommen!“