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2.

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In der Steilwand der Insel Novatlantis, unterhalb des Küstenparks von Centerra, öffnete sich der Lamellenverschluss eines Einflugtunnels des Centerra Spaceports. Es sah aus, als würde sich ein riesiges Kameraobjektiv für einen Schnappschuss bereit machen. Doch anstatt ein Bild zu schießen, schoss aus der entstandenen Öffnung ein ellipsoider Flugkörper hervor, welcher sofort steil und mit rasch anwachsender Geschwindigkeit in den blauen Himmel über dem Atlantik stieg, und dessen makellose, silberne Hülle im Licht der hellen Morgensonne wie ein besonderes Schmuckstück aufblitzte.

Bei dem Flugkörper handelte es sich um eine SILVERJET der TESECO-Flugbereitschaft, an deren Bord sich zwei Passagiere befanden. Zum einen der Pilot des Raumbootes, zum anderen die Leiterin TESECOS, Generalmanagerin Kate Reed, die dabei war, nach einem langen und erholsamen Urlaub wieder ihren Dienst im HQ-TESECO anzutreten.

Während der Pilot konzentriert hinter seinen Steuerkontrollen arbeite, saß die Chefin der größten Sicherheitsorganisation in der Stellaren Union völlig entspannt auf ihrem Pneumositz und hielt das Buch „Eine Geschichte zweier Städte“ von Charles Dickens in der Hand, in dessen aufgeschlagenen Seiten sie hin und wieder las. Ab und zu warfe sie aber auch einen Blick durch die von innen heraus völlig transparente Hülle der SILVERJET, und musterte die Umgebung des Raumbootes. Dieses passierte eben die äußerste Grenzregion der irdischen Atmosphäre, wo die Erdkrümmung schon deutlich sichtbar erschien. Der Pilot richtete den Kurs der SILVERJET auf den Mond aus und beschleunigte weiter. Ein Signal auf dem Display seines Steuerpultes zeigte ihm an, dass die Flugleitzentrale von SPOT dem kleinen Raumboot automatisch einen Anflugkorridor nach Luneville zugewiesen hatte. Mit einem flüchtigen Fingerwischen übernahm er die Daten in den Steuercomputer. Die SILVERJET führte einige geringe Kurskorrekturen durch und beschleunigte erneut.

„Die Flugdauer wird 25 Minuten betragen, Generalmanagerin“, meldete er seinem einzigen Passagier. „Wir haben viel Flugverkehr heute morgen!“

„Danke Mr. Luca“, erwiderte Kate Reed. „Ich bin gar nicht so wild darauf, besonders schnell wieder an meinem Schreibtisch zu sitzen. Da wartet nur Arbeit auf mich. Und ich befürchte: sogar jede Menge Arbeit!“

„Das sind die Momente, in denen ich froh bin, nur Pilot in der Flugbereitschaft zu sein, Chefin“, meinte Mr. Luca. „Ich bekomme dafür zwar weniger Tecs, aber die Verantwortung, die Sie haben, möchte ich nicht geschenkt bekommen. Wenn ich nur an die Invasion der schwarzen Schiffe zurück denke …“

„Ja, da sind wir gerade noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Den Noraki sei Dank!“

Die Leiterin von TESECO erschauerte noch nachträglich, wenn sie an die mehr als 40.000 Robotschiffe dachte, die vor knapp einem Jahr ins Sonnensystem eingefallen waren, weil deren Computersteuerung die Menschheit fälschlicherweise für die Humanoiden hielt, welche einst den Heimatplaneten der Schiffserbauer verwüstet hatten. Dieser Irrtum hätte zur Katastrophe führen können, denn die gesamte Macht der terranischen Raumflotten konnte die Invasorenschiffe nicht aufhalten. Erst, als die Noraki mit ihren Schiffen auf Seiten Terras in das Kampfgeschehen eingriffen, konnte die Wende im Abwehrkampf herbeigeführt werden. Mit diesem selbstlosen Einsatz wollten die dreiäugigen Außerirdischen die Schande reinwaschen, die sie nach eigenem Verständnis mit der Vernichtung der Sonne Sadir auf sich geladen hatten. Das war ihnen damit mehr als gelungen. Tatsächlich begannen nach Ende des Abwehrkampfs gegen die Invasoren erste Verhandlungen, die das Ziel des Beitrittes des norakischen Gebietes zur Stellaren Union hatten. Eine hoffnungsvolle Entwicklung bahnte sich damit an.

Seufzend legte Generalmanagerin Reed ihren Roman beiseite, denn aufs Lesen konnte sie sich nun wirklich nicht mehr konzentrieren. Statt dessen ließ sie ihren Blick durch die Kanzel der SILVERJET in den erdnahen Raum wandern, in dem der Erdtrabant einen rasch anwachsenden Platz einnahm. Eben passierte das Raumboot den „Weltraum-Legenden“ - Komplex, einem Hotel- und Freizeitressort, in dem die bekanntesten Raumschiffe aus Literatur, Film und Fernsehen versammelt waren: die USS Enterprise, der Kampfstern Galactica, die Discovery aus 2001, die ORION, die Adler der Mondbasis Alpha 1 und noch weitere, die der TESECO-Chefin jetzt nicht alle einfielen. Die größeren Schiffe dienten als Hotel und Fun-Parks, wo man unter anderem die Abenteuer in Rollenspielen nacherleben konnte. Kleinere Schiff waren flugfähig und wurden zum Beispiel für Rundflüge oder ähnliches benutzt. Kein billiges Vergnügen, aber trotzdem stark frequentiert.

Schon glitt der Komplex seitlich an der SILVERJET vorbei, und der Mond nahm nun bereits das gesamte Sichtfeld in Flugrichtung ein. Das Raumboot steuerte den Mond-Nordpol an, wo sich die Mondhauptstadt Luneville befand. Den Komplex aus mittlerweile 42 Nullplast-Kuppeln konnte man bereits aus dieser Entfernung deutlich erkennen. Ein gutes Stück seitlich der Stadt war PORT TESECO zu finden, Raumhafen und Heimatdock der TESECO-Flotte und eigentliches Ziel ihres Fluges. Von dort gab es eine direkte Travel Tube Verbindung zum HQ-TESECO im Zentrum von Luneville.

Die Fluglage des Raumbootes änderte sich, als der Pilot das Schiff nunmehr parallel zur Mondoberfläche steuerte, die so schnell unter dem silbernen Ellipsoid dahin raste, dass man keinerlei Einzelheiten erkennen konnte. Die hell schimmernden Kuppeln der Mondhauptstadt wanderten dabei rasch nach rechts weg, während nun die wesentlich kleineren, zur Seite schwenkbaren Kuppeln der Start- und Landeplattformen PORT TESECOS ins Sichtfeld gerieten. Nur einen Atemzug später meldete sich schon die Raumhafenkontrolle, deren Sitz im Konusbau des Raumhafentowers zu finden war.

„CONTROL an TESECO-SJ 4563/34. Wir übernehmen die Steuerung für automatischen Landeanflug. Die zugewiesene Plattform ist die Nummer 85. Lehnen Sie sich zurück und entspannen Sie. Willkommen in PORT TESECO.“

„Danke CONTROL“, bestätigte der Pilot. „Ich übergebe!“

Fernando Luca, der Pilot, lehnte sich zurück, schob seinen Pneumosessel ein Stückchen nach hinten und drehte sich mit diesem dann zu seinem Passagier um.

„Damit ist mein Job für heute getan, Generalmanagerin Reed“, sagte er zu seiner Chefin. „Den Rest erledigt CONTROL. Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug!“

„Perfekt, wie immer, Mr. Luca!“, antwortete die vor wenigen Tagen 45 Jahre alt gewordene Frau freundlich. „Schnell, und vor allem angenehm ruhig!“

„So, wie Sie es bevorzugen!“

Ein akustisches Signal zeigte an, dass die Endphase des Landeanfluges begann. Das Beiboot näherte sich einer geöffneten Plattform, auf deren stahlgrauem Metallboden eine leuchtend rote '85' aufgemalt war, und bremste stark ab. Etwa einen Meter über dem Grund kam das silbern glänzende Ellipsoid zum Stillstand und fixierte sich mittels Traktorfelder im Mittelpunkt der 50 Meter durchmessenden Stahlscheibe. An ihrem Rand leuchteten gelbe Blinklichter auf. Sie markierten die Ränder der beiden Hälften der Druckluftkuppel, die sich nun aus den Seiten des Landefeldes nach oben hoben, aufeinander zubewegten und sich innerhalb von nur zwei Minuten über der SILVERJET schlossen. Als der vakuumdichte Verschlusszustand hergestellt worden war, flammte helles Licht aus mehreren großen Scheinwerfern auf und tauchten das Kuppelinnere in gleißende Helligkeit. Zeitgleich liefen starke Pumpen an, die den Innenraum mit Normal-Atmosphäre fluteten. Hätte der Pilot die Außenmikrofone aktiviert, wäre ein rasch anschwellendes Pfeifen und Rauschen vernehmbar gewesen. So zeigte lediglich ein Lichtsignal auf dem Display an, dass außerhalb des Beibootes nun Normaldruck herrschte.

Gleichzeitig sank nun die Landeplattform auf ihrem hydraulischen Teleskop-Lager in die Tiefe der sublunaren Kavernen PORT TESECOS. Am untersten Punkt angekommen, wurde die SILVERJET von Traktorfelder durch das weitläufige, riesenhafte Transportröhrensystem vollautomatisch zu einem freien und passenden Hangarplatz manövriert. Nach weiteren 10 Minuten hatte das silberne Raumboot dann seine endgültige Parkposition erreicht.

„Da wären wir wieder einmal, Chefin“, kommentierte der Pilot den Vorgang und öffnete mit einem Fingerdruck die Zugangsröhre des Flugkörpers, woraufhin sich an deren unterem Ende automatisch Trittstufen, die bis zum Boden reichten, aus dem Korpus hervor schoben.

Generalmanagerin Reed nahm ihr Buch und erhob sich aus ihrem Sessel.

„Grüßen Sie Ihre Frau von mir, Mr. Luca. Bis zum nächsten Mal dann!“, verabschiedete sie sich von dem Piloten. Der tippte sich grüßend an die Stirn.

„Ich werde den Gruß gerne ausrichten. Auf Wiedersehen, Generalmanagerin!“

Die TESECO-Chefin kletterte durch die Röhre nach draußen und begab sich dann ohne Eile zum nächsten Ausgang. Durch einige kurze Korridore ging sie anschließend zum nächsten Haltepunkt der LTS-Direktverbindung von PORT TESESO zum Hauptquartier in der Kuppel 1 der Mondhauptstadt. Im Haltepunkt warteten einige leere Transportfahrzeuge auf Passagiere. Sie wählte eine Einpersonen-Kabine, und bereits während sie Platz nahm, fädelte das Gefährt in die Vakuum-Hochgeschwindigkeitsröhre ein, nahm Fahrt auf und raste Luneville entgegen. Die Fahrt währte gerade mal sieben Minuten, da entstieg die schlanke Frau bereits im Tiefbahnhof des HQ-TESECO wieder ihrem Gefährt. Obwohl es von hier aus einen speziellen Expressaufzug in die Chefetage gab, wählte sie einen der Antigrav-Lifte, dem sie schon in der dritten Etage des Hochhauses wieder entstieg. Sie schlug anschließend den Weg zur dort befindlichen Kantine ein. Da es nach allgemeiner Mondzeit erst 05.30 Uhr, also früh am Morgen war, begegneten ihr noch nicht sehr viele Mitarbeiter. Die Verwaltungsetagen begannen erst um 08.30 Uhr mit ihrer Arbeit. Davor befanden sich bloß die Angehörigen der Einsatzleitung, der Koordination, Kommunikation und der Notfallbereitschaft im Haus. Kate Reed genoss diese ruhigen Minuten, bevor sich hier die Hektik und Emsigkeit eines summenden Bienenstocks entfaltete. Und auch in der großen Kantine, die 24 Stunden am Tag geöffnet hatte, verloren sich höchstens eine Handvoll Kolleginnen und Kollegen an den vielen Tischen.

Die TESECO-Chefin wählte einen Sitzplatz in einer Ecke des Raumes aus, und orderte über den Tisch-Servo Kaffee, Rühreier, Toast, Butter, zwei Croissants und etwas Marmelade. Innerhalb weniger Minuten kam ein eiförmiger Servierroboter auf seinem Antigravfeld angeschwebt und kam leise summend neben ihrem Tisch zum Stillstand. Die obere Hälfte des Robots kippte nach hinten, und aus der entstandenen Öffnung schob sich das Tablett mit dem Bestellten auf GM Reeds Tisch.

„Ihre Bestellung, Madame“, säuselte eine wohl modulierte Männerstimme aus einem unsichtbaren Lautsprecher des Gerätes. Und da GM Reed, wie alle TESECO-Mitarbeiter, ihr persönliches Multikom-Armband trug, folgte noch der Hinweis: „Die Rechnung wird ihrem Hauskonto belastet. Ich wünsche guten Appetit!“

Damit klappte das Oberteil des Servos wieder zu und die Maschine surrte wie eine emsige Biene davon.

GM Reed gab Milch und Zucker in ihren Kaffee und beschäftigte sich dann mit ihrem Rührei. Sie aß ohne Hast und mit Genuss. Als sie bei den Croissants angelangt war und eines davon gerade mit etwas Marmelade bestrich, hörte sie eine angenehme Männerstimme, die ihr einen Guten Morgen wünschte. Sie sah auf und erblickte die schlanke Gestalt ihres persönlichen Sekretärs Engin Ültay. Wie immer sah er blendend aus, wie aus dem Ei gepellt. Und selbst in seiner dunkelblauen TESECO-Uniform schien es, als wäre er kein Sekretär, sondern ein männliches Model auf dem Weg zu einem Fotoshooting. Kein Wunder, denn neben seiner sportlichen Gestalt besaß der Istanbuler auch ein ausnehmend hübsches, männlich-markantes Gesicht, in dem seine ausdrucksvollen, warmen braunen Augen ein dominierendes Merkmal darstellten.

Die TESECO-Chefin zog ihre Stirn kraus. „Guten Morgen, Engin“, erwiderte sie dann den Gruß. „Und es ist mir wie immer ein Rätsel, wie Sie schon so früh am Morgen so fantastisch frisch aussehen können. Sie lassen mich damit alt aussehen, und das missbillige ich auf das Schärfste! Setzen Sie sich bitte! Möchten Sie sich auch etwas bestellen?“

„Nein danke, ich habe bereits gefrühstückt“, lehnte er ab und nahm Platz. „Und? Gut erholt?“

„Das bin ich, in der Tat!“, bejahte Ültays Chefin diese Frage und biss genussvoll von ihrem Croissant ab. Und nachdem sie den Bissen mit einem Schluck Kaffee hinunter gespült hatte, fuhr sie fort: „Nach all den Ereignissen der letzten Monate fühlte ich mich mehr als urlaubsreif. Irgendwann ist der beste Akku eben mal leer. Und ob Sie es glauben oder nicht: ich konnte wirklich total abschalten!“

„Das ist in der Tat erstaunlich!“, kommentierte ihr Sekretär die Worte seines Gegenübers. „Sie haben nicht einmal an die Firma gedacht?“

„Gelegentlich natürlich schon“, gab GM Reed zu. „Wenn man so eine Organisation leitet, dann spukt das zwangsläufig immer wieder im Kopf herum. Aber ich habe viel gelesen, lange geschlafen, Theater, Konzert und Musicals besucht, habe Ausflüge gemacht und Sport getrieben. Kurz: so erholt habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt!“

„Das freut mich für Sie, Kate“, lautete Ültays aufrichtige Entgegnung. „Verdient hatten Sie sich das auf alle Fälle.“

„Und nun hat mich die tägliche Routine wieder“, seufzte die Leiterin der Sicherheitsorganisation. „Wenn Sie schon mal da sind, dann können Sie mich ja vorab mal ein wenig auf den neuesten Stand bringen!“

„Mache ich … SELENE?“ Die zentrale Optronik TESECOS reagierte sofort auf die direkte Ansprache des Sekretärs.

„Ich höre?“, erklang eine weiche, wohl modulierte Frauenstimme, die durch gerichtete Schallprojektionsfelder nur am Tisch vernommen werden konnte.

„Bitte projiziere eine Schallbarriere um uns!“

„Selbstverständlich.“ Gleichzeitig mit der Bestätigung des Rechners leuchtete auf dem Boden eine feine, kreisförmige Linie auf, die den gesamten Tisch mit beiden Personen umschloss. „Abschirmung steht.“

„Danke, SELENE!“

„Keine Ursache Mr. Ültay.“

Der Sekretär wendete sich nun wieder seinem Gegenüber zu. „So, jetzt können wir ...“

„Dass Sie eine Abschirmung errichten ließen sagt mir, dass ihre Informationen wohl nicht einer gewissen Brisanz entbehren“, kommentierte GM Reed das Geschehen mit gerunzelter Stirn.

„Zum Teil trifft das auch zu“, bestätigte ihr Sekretär ihre Mutmaßungen. „Die 'Kinder der Sterne' … unseren eingeschleusten Spion haben wir vor wenigen Tagen tot am Strand von Marthas Vineyard aufgefunden ...“

„Das darf doch nicht wahr sein!“, stöhnte die TESECO-Chefin unterdrückt auf. „Wieder Gift?“

Ültay nickte bestätigend. „Das gleiche unbekannte, exotische Gift, mit dem auch schon unsere beiden vorherigen Agenten ausgeschaltet wurden!“

„Diese Sektenjünger enttarnen unsere Leute in derart kurzer Zeit, dass sich mir ein ungeheuerlicher Verdacht geradezu aufdrängt ...“ Reed warf ihrem engsten Mitarbeiter einen vielsagenden Blick zu.

„Ich fürchte auch, dass wir einen Maulwurf in den eigenen Reihen sitzen haben“, sprach der das aus, worauf seine Chefin anspielte.

Die nickte düster. „Nun, ein ernstes Problem. Wir werden eine interne Ermittlungsgruppe einsetzen müssen, welche wir nur aus besonders überprüften Spezialisten bilden werden.“

„Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen“, meinte Ültay zustimmend nickend. „Und wie verfahren wir mit unseren Ermittlungen bei der Sekte?“

„Da habe ich schon eine Idee im Hinterkopf“, erwiderte GM Reed. „Aber darüber wird niemand etwas erfahren. Das werde ich persönlich in die Wege leiten, und je weniger davon wissen, um so sicherer für den nächsten Agenten!“

Ültay nahm die Info ohne äußerliche Regung auf. Er wusste, dass seine Chefin ihm blind vertraute, doch manchmal war es einfach sicherer, den Kreis der Eingeweihten so klein wie möglich zu halten. Deshalb insistierte er nicht weiter, sondern fuhr mit seinen Informationen fort.

„Wir werden morgen die WITCHCRAFT endgültig und offiziell verloren geben. Selbst eine Ausweitung des Suchbereiches auf einen Radius von 50 Lichtjahren um die vorgesehene Fluglinie des Kolonistenschiffes brachte nicht mal ansatzweise eine Spur. Wenn ein Unfall im Hyperraum die Ursache für das Verschwinden sein sollte, kann das Schiff wer weiß wo sein – bis hin zu seiner vollständigen Vernichtung!“

„Hm ...“, machte GM Reed nachdenklich. „Das wird Präsidentin Loka wirklich nicht gefallen ...“

Ültay zuckte mit seinen Schultern. „Auch, wenn die Tochter der Präsidentin an Bord der WITCHCRAFT war, wird sie nicht umhin kommen, diese Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen. So tragisch das für sie, die Kolonisten und deren Angehörigen im Solsystem auch sein mag.“

„Das sagt sich immer so leicht, wenn man nicht selbst Betroffener in so einer Sache ist“, sagte GM Reed sanft, aber nachdrücklich. „Aber die Präsidentin ist eine vernünftige Frau. Sie wird damit zurecht kommen. Noch was?“

Der Türke nickte. „Wir mussten einen Regionalpolitiker aus Alice Springs festnehmen, der auf einer Wahlveranstaltung seiner Partei „Aufrechtes Ozeanien“ Nicht-Ozeanier beleidigte und gegen sie hetzte!“

Kate Reed schüttelte verständnislos ihren Kopf. „Diese radikal-ideologische Partei wird uns noch viel Ärger bereiten. Es ist mir ein Rätsel, wieso so viele Ozeanier diese Spinner wählen. Nun gut, das werden wir im nächsten Geheimdienstausschuss näher beraten. Gibt es auch irgend etwas Erfreuliches zu berichten?“

„Der Name für das Expeditions-Schiff steht nun fest“, antwortete Ültay.

„Das schnelle Fernflug-Experimentalschiff, welches wir unter Mitarbeit der Noraki und den Erkenntnissen aus den schwarzen Schiffen gebaut haben? Durften nicht die Noraki den Namen bestimmen?“

„Genau dieses“, bestätigte der Sekretär. „Und ja, sie haben den Namen auswählen dürfen!“

„Und?“ GM Reed wirkte ungeduldig. „Mache Sie es nicht so spannend, Engin!“

„Das Schiff wird N'YAN NOR heißen. Das bedeutet 'Ferner Stern'.“

„N'YAN NOR ...“, wiederholte die Irin den Namen des neuen Schiffs. „Das klingt sehr angenehm … doch, gefällt mir gut! Gibt es auch schon Informationen darüber, wer die Besatzung bilden soll?“

„Bis auf die Kommado-Crew wurden schon einige Mitglieder ausgewählt.“ Ültay zog ein Datenpad aus einer der Taschen seiner Dienstuniform und rief eine Datei ab.

„Die Crew soll zum großen Teil aus Angehörigen der USF gebildet werden. Einer aus dieser Besatzung wird stellvertretender Kommandant sein, nämlich Oberst Jeremia Youlou . Als dessen erster Stellvertreter hat man Oberst Younzlong Cha bestimmt. Erfahrene Männer mit einem weiten Horizont und aufgeschlossen für Neues!“

„Ich hätte mich auch sehr gegen sture Kommissköpfe gewehrt“, kommentierte die TESECO-Chefin diese Auswahl. „Wer ist noch dabei?“

„Von den Wissenschaftlern steht Dr. Saroniji Nehru fest. Sie ist Exo-Planetologin, Biologin und promovierte Chemikerin. Außerdem haben wir dann noch den Noraki Thoo-Aran-Akima von der norakischen Integritätsbewahrung und zwei weitere seiner Artgenossen. Wissenschaftler, so weit ich weiß.“

„Na, das wird bestimmt aufregend für sie und die Mannschaft – die erste Expedition, an der mehr als eine raumfahrende Spezies teilnimmt“, bemerkte Reed. „Gibt es schon Vorschläge, wer als Kommandocrew eingesetzt werden soll?“

Ültay zögerte einen Moment, dann rief er rasch eine neue Datei auf. „ZENTRACOMP hat tatsächlich einen Vorschlag erarbeitet, der viele Faktoren berücksichtigt und nach Meinung des Großrechners die beste Möglichkeit von allen darstellt!“

„Machen Sie es nicht so spannend!“, beschwerte sich seine Chefin. „Um wen handelt es sich?“

Als Antwort reichte der Sekretär GM Reed das Datenpad hinüber. Diese nahm es in Empfang und überflog die dort aufgelisteten Namen. Verblüfft rutschten ihre Augenbrauen nach oben, und als sie Engin Ültay wieder anschaute, merkte man ihr das Erstaunen deutlich. „Na, sieh mal einer an ...“

TERRA FUTURA - TESECO im Einsatz (5): Testflug zum Deneb

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