Читать книгу Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 157

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"Die beiden Festgenommenen werden uns wohl kaum verraten, wohin diese Sekte ihr Hauptquartier verlegt hat", sagte Milo, als wir durch das nächtliche New York Richtung Holland Tunnel fuhren.

Wir wollten noch einmal zu dem Industriegelände in Jersey City, dessen Eigentümerin die Firma Parker & Serrasco war.

Milo war nicht sonderlich begeistert, aber der Gedanke an die abtransportierten Teile für einen ABC-Schutzraum ließen mir einfach keine Ruhe. Und wenn auch nur die geringste Chance dafür bestand, über diese Bauteile den Weg zum Hauptquartier der AUSERWÄHLTEN zu finden, dann war es den Einsatz wert.

Es war ziemlich spät, als wir das Gelände erreichten.

Beinahe Mitternacht.

Wie dunkle Ungetüme lagen die Umrisse der Lagerhallen vor uns. Das Gelände befand sich direkt am Hudson. Auf der anderen Seite blickten die Lichter Manhattans hinüber.

"Nimm's mir nicht übel, Alter, aber ich frage mich, was du hier eigentlich willst...", meinte Milo und ließ die Wagentür in Schloss fallen.

"Wenn ich das selbst so genau wüsste. Aber der Zusammenhang von diesem Grundstück zu den AUSERWÄHLTEN ist einfach zu geradlinig..."

"Geradlinig? Eine Verbindung über eine dubiose Immobilienfirma und ein Postfach auf den niederländischen Antillen nennst du geradlinig!"

"Alles ist relativ, Milo."

"Wie wahr!"

Ich zuckte die Schultern. "Weißt du, vielleicht sind wir auch nur deswegen hier, weil mich der Gedanke wahnsinnig machen würde, eventuell der entscheidenden Spur nicht intensiv genug nachgeforscht zu haben!"

Wir sahen uns etwas auf dem Gelände um.

Die Spurensicherer hatten jeden Zentimeter dieses Geländes unter die Lupe genommen. Und das unter besseren Lichtverhältnissen. Sogar Reifenabdrücke von Lastwagen waren gesichert worden.

"Da hinten ist jemand!", stellte Milo fest und deutete hinüber zum Hudson.

Gegen die Lichter Manhattans hob sich tatsächlich eine Gestalt ab.

Ein Mann.

Er stand direkt am befestigten Ufer des Hudson, der hier in eine Art Betonbett gezwungen worden war.

Ich ging auf die Gestalt zu.

Milo folgte mir.

Als ich näherkam, erkannte ich, dass er eine Angelrute in der Hand hielt. Eine weitere Rute war am Boden fixiert. Der Mann trug eine Schiebermütze.

Er drehte sich zu uns herum.

Seine Haltung wurde starr.

"Guten Abend", sagte ich und hielt meinen Dienstausweis in die Höhe. Ich war mir nicht sicher, ob er den überhaupt sehen konnte. "Ich bin Agent Trevellian vom FBI", sagte ich und deutete dann auf Milo. "Mein Kollege Agent Tucker."

"Habe ich gegen irgendwelche Gesetze verstoßen?", fragte der Mann.

Das Hudson-Wasser roch nach Salz und Tang.

"Wir sind nicht Ihretwegen hier", versicherte ich ihm.

"Kann ich Ihren Ausweis nochmals aus der Nähe sehen?"

"Sicher."

Ich gab ihm den Ausweis. Er legte die Angel auf den Boden und sah ihn sich eingehend an.

"Das müssen Sie schon verstehen," meinte er. "Schließlich gibt es eine Menge Gesindel heutzutage... Und wenn man hier so ganz allein ist..."

"Sind Sie öfter hier?", unterbrach ich ihn.

"Ja, immer wenn ich's einrichten kann. Wissen Sie hier ist es schön ruhig. Deswegen beißen die Fische auch an."

"Verstehe."

"Hier ist nichts los. Ich frage mich, warum ein Grundstück in dieser Lage nicht verkauft wird! Stattdessen lässt man hier alles vor sich hin rotten. " Er zuckte die breiten Schultern.

"Vielleicht warten die Brüder einfach nur ab, bis der Preis entsprechend gestiegen ist. Kann ja auch sein..."

"Wie heißen Sie?"

"Garry Parrots. Ich wohne zehn Minuten von hier entfernt. Können Sie alles überprüfen..."

"Vor einiger Zeit sind hier verschiedene Güter gelagert und später wieder abgeholt worden. Ist Ihnen das irgendwie aufgefallen?"

"Hier stand mal ein Container", erinnerte sich der Mann. "Ein paar Wochen ist das aber schon her... Ich war so gegen elf Uhr abends hier, so wie immer. Und da stand das Ding schon. Einige Tage später wurde der Container abgeholt. Von einem Truck. Ich war ein Stück weiter flussabwärts und habe mir das ganze Spektakel angesehen."

"Hat Sie jemand gesehen?"

"Nein. Ich habe mich auch nicht bemerkbar gemacht, sondern zugesehen, dass ich im Dunkeln bleibe..."

"Warum?", fragte ich.

"Ja, was soll ich sagen?" Er kratzte sich am Kinn. "Die haben sich irgendwie seltsam benommen..."

"Seltsam?", hakte ich nach.

"Einer der Kerle war mit einer Maschinenpistole bewaffnet. Ich dachte an irgendwelche Hehlerware oder dergleichen..."

"Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen?"

"Nicht einmischen, ist meine Devise. Bringt nur Ärger."

Ich atmete tief durch.

"Ist Ihnen an dem Truck irgendetwas aufgefallen?"

"Was meinen Sie damit?"

"Vielleicht haben Sie sich ein Teil der Autonummer gemerkt oder wissen Sie noch das Fabrikat?"

"Nein. Aber auf der Fahrertür stand ein Name. CRANSTON. In Großbuchstaben."

"Könnte der Name des Spediteurs sein", meinte Milo.

Ich sagte an den Mann namens Garry Parrots gewandt: "Ich möchte mir Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer aufschreiben. Es könnte sein, dass wir noch weitere Fragen an Sie haben..."


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