Читать книгу Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 153
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Ich kettete den Lockenkopf mit den Handschellen an einen Heizkörper und setzte ihn dabei in einen der klobigen Plüschsessel.
Dann fielen mir die Blutflecken auf dem Boden auf, die im ganzen Raum verteilt waren. Es waren Fußabdrücke. Der Lockenkopf war in irgendetwas hineingetreten.
Ich ging durch die offene Tür ins Nebenzimmer.
Es war das Schlafzimmer.
Auf dem Boden lag eine junge Frau in seltsam verrenkter Stellung. In Höhe des Bauchnabels war ihr Kleid blutdurchränkt. Eine Schusswunde. Der ganze Raum zeigte Spuren eines heftigen Kampfes.
Außer der Schusswunde hatte die Frau noch zahlreiche kleinere Verletzungen im Gesicht und an den Armen. Am Hals war ein Abdruck, der aussah, wie eine Brandwunde. Ich holte den Elektroschocker noch einmal hervor, den ich dem Lockenkopf abgenommen hatte.
Die Form des Abdrucks passte.
Was hier geschehen war, lag auf der Hand. Die Frau war vermutlich mit dem Schocker gefoltert worden, bevor entweder der Lockenkopf oder sein Komplize sie erschossen hatten.
Vermutlich, um etwas aus ihr herauszupressen.
Die Tote war vermutlich Melanie Travis. Und die beiden Killer waren Sally Hirams Spur bis hier gefolgt. Es war nichts Ungewöhnliches, dass Sekten das persönliche Umfeld ihrer Mitglieder sehr genau ausleuchteten. Sie wussten Bescheid. Die AUSERWÄHLTEN waren uns gegenüber immer einen Schritt voraus.
Ich entschied mich dafür, das halbvolle Glas zu sehen nicht das, das halb leer war.
Was hier geschehen war, war grauenhaft.
Aber es bedeutete auch, dass Sally noch lebte und die AUSERWÄHLTEN sie noch nicht in ihrer Gewalt hatten.
Ich kehrte zurück zu dem Festgenommenen.
Er warf mir einen wütenden Blick zu.
"Warum wollt ihr Sally Hiram umbringen?", fragte ich. "Was hat sie getan?"
Schweigen war die Antwort.
Ich sah ihm in die Augen.
"Für dich bin ich nur ein Diener des Bösen..."
Er sah mich erstaunt an. Dann zischte er: "Es wird ein großes Wehklagen kommen, wenn die Diener der Finsternis im Höllenschlund vernichtet werden..."
Ich griff zum Handy, um die Zentrale anzurufen. Die Spurensicherung musste sich die Wohnung genauestens ansehen. Außerdem brauchten wir Verstärkung von der City Police. Der Tatort musste gesichert werden.
Ich blickte aus dem Fenster.
Ein Parkplatz befand sich dort. Zu dieser Tageszeit war er kaum frequentiert, da die meisten Hausbewohner bei der Arbeit waren. Dahinter befanden sich weitere Gebäude. Die engen Lücken, die man zwischen ihnen gelassen hatte, gaben hier und da den Blick auf eine Straße frei.
In der nächsten Sekunde hörte ich das Knattern einer Maschinenpistole.