Читать книгу Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 145
Оглавление44
Ich zuckte hoch, als ich ein Geräusch hörte.
Eine weitere Tür führte in einen Nebenraum.
Ich tastete mich bis dorthin vor.
Dann hörte ich Schritte aus dem Nebenraum heraus.
Als ich versuchte eben einen Blick ins Innere zu werfen, knatterte eine Maschinenpistole los. Rot züngelte das Mündungsfeuer aus einem kurzen Lauf heraus und ein Kugelhagel von mindestens dreißig Geschossen wurde in meine Richtung abgefeuert.
Blitzschnell zog ich mich zurück in meine Deckung.
Kurz nachdem der Kugelhagel verebbte, hörte ich Schritte.
Ich setzte alles auf eine Karte, stürmte in den Raum hinein und hielt dabei meine P226 im Anschlag.
Ein kühler Luftzug kam mir entgegen. Er rührte von einem zerstörten Fenster her. Einen Ausgang gab es aus diesem Raum nicht, es sei denn durch das Fenster.
Ich rannte hin.
Ein Sprung aus dem zweiten Stock ist genau so hoch, um sich dabei den Hals zu brechen.
Ich blickte durch das Fenster in einen Hinterhof.
Aber in der nächsten Sekunde musste ich mich ducken. Ein Feuerstoß von drei, vier Schüssen, ließ mich zusammenzucken. Die Kugeln ließen das Holz des längst völlig verzogenen Fensterrahmens splittern. Einen Moment später kam ich aus meiner Deckung hervor und sah eine Gestalt über den Hinterhof davonlaufen. Ein Mann, schätzungsweise etwas kleiner als der, den ich außer Gefecht gesetzt hatte. Aber er trug ebenfalls eine Ledermontur. Auf dem Rücken war in blutroten Buchstaben das Wort TERROR aufgestickt. Mit einer Hand wirbelte er die MPi herum, mit der er bewaffnet war. Ein Feuerwerk ungezielter Schüsse. Er musste ziemlich große Angst haben.
Ein paar Meter noch und er verschwand hinter der ausgebrannten Ruine eines Lastwagens, den man genauso ausgeschlachtet hatte, wie alles andere hier. Lediglich das Firmenemblem des ehemaligem Lebensmittelladens im Erdgeschoss hatte man ihm noch gelassen.
Etwa in der Mitte des Hinterhofs lag ein weiterer Toter.
Der Mann nahm eine seltsam verrenkte Stellung ein. Seine Rechte hatte sich um den Griff einer Pistole mit langgezogenem Schalldämpfer gekrallt. Er trug Schlips und Kragen, dazu ein kleinkariertes Jackett.
Der Flüchtende mit dem Wort TERROR auf der Lederjacke konnte mit seiner Ballerei dafür nicht verantwortlich sein.
Dazu war die Blutlache viel zu groß, die sich neben dem Toten gebildet hatte.
Ich blickte aus dem Fenster.
Unten befand sich ein völlig überfüllter Müllcontainer mit halbverrotetem Verpackungsmaterial.
Der Flüchtende war vermutlich dort hineingesprungen.
Wenn ich noch eine Chance haben wollte, den Kerl zu kriegen, dann musste ich das auch tun.
"Jesse! Was machst du da?", hörte ich noch Orrys Stimme, als ich bereits auf der Fensterbank war.
Ich sprang.
Der Kerl mit der MPi tauchte indessen wieder hinter dem Lastwagen hervor und feuerte in meine Richtung. Grellrot sah ich das Mündungsfeuer am Heck des Lastwagens aufblitzen.
Dann kam ich unsanft auf den Pappkartons auf, die in den Container gequetscht worden waren. Der Regen hatte sie sich mit Wasser vollsaugen lassen. Ich duckte mich, riss die P226
hoch und feuerte in Richtung des Lastwagens.
Mein Gegner zog sich zurück.
Ich rappelte mich hoch, sprang aus dem Container.
Dann setzte ich zu einen Spurt an.
Eine breite Einfahrt führte aus dem Hinterhof heraus auf eine schmale Nebenstraße.
Der Kerl mit der MPi tauchte plötzlich hinter dem Lastwagen auf und spurtete in diese Richtung.
Ziemlich ungezielt ballerte er dabei in meine Richtung.
Dann machte es 'klack!'.
Das Magazin der Maschinenpistole war leer.
Der Flüchtende verlangsamte seinen Lauf, riss das Magazin aus seiner Halterung heraus und schleuderte es davon. Mit einem harten, metallisch klingenden Laut kam es auf den Asphalt auf.
Ein Ersatzmagazin holte er aus der Jacke heraus.
Aber er hatte Schwierigkeiten, es schnell genug einzusetzen.
Ich spurtete los.
"Bleib stehen!", rief ich. "Du bist verhaftet."
Der Kerl rannte wieder schneller. Das Magazin hielt er noch in der Linken. Das bedeutete, dass er im Moment nicht auf mich schießen konnte. Ich holte auf. Das Gesicht des Flüchtigen verlor den Großteil seiner Farbe.
Der Kerl hatte die Seitenstraße erreicht, bog nach links.
Ich folgte ihm.
Die Nebenstraße ähnelte eher einem Autofriedhof. Dutzende von schrottreifen, verrosteten Fahrzeugen standen hier herum.
Die meisten davon sahen aus, als wären sie als Ersatzteillager missbraucht worden. Die Fassaden der Häuser mussten schon seit einer Ewigkeit nicht mehr erneuert worden sein.
Ich rannte hinter dem Kerl mit der TERROR-Jacke her.
Er wurde nervös.
Immer öfter drehte er sich zu mir herum.
Ich kam auf zehn Meter heran, schließlich auf fünf. Dann hatte ich ihn. Ich sprang ihn an, riss ihn zu Boden. Gemeinsam kamen wir auf dem Asphalt auf. Aber dann reagierte er schneller als ich. Er schleuderte mir das volle MPi-Magazin ins Gesicht und rammte mir gleichzeitig die ungeladene Waffe in den Magen. Ich ächzte. Eine Welle aus Schmerz und Benommenheit durchflutete meinen gesamten Körper.
Der Flüchtige war schon wieder auf den Beinen. Ich erwischte gerade noch seinen Fuß. Wieder er fiel hin. Und ehe er sich dann rühren konnte, hielt ich ihm die P226 ins Gesicht.
"Keine Mätzchen mehr", zischte ich. "Ich bin Special Agent Trevellian vom FBI. Sie sind verhaftet. Sie haben das Recht zu schweigen. Falls Sie auf dieses Recht verzichten, kann alles, was Sie von nun an sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden..."
Mein Gegenüber sah mich an, als hätte er diesen Spruch nicht zum ersten Mal gehört.
Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Als er den Kopf drehte, sah ich, dass er am Hals eine Narbe hatte, die sich vom Ohrläppchen fast bis zum Adamsapfel hinzog. Sie sah aus wie aus einer Messerstecherei.
Der Mann verzog das Gesicht zu einer zynischen Grimasse.
"Was soll das werden?", fragte er dann.
"Genau das, was ich gesagt habe! Sie werden uns eine Menge erklären müssen. Und so, wie das für mich auf den ersten Blick aussieht, wird eine Anklage wegen Mordes dabei herauskommen."
"Da sei dir mal nicht zu sicher, G-man!"
Ich erhob mich.
"Aufstehen!", sagte ich.
Er gehorchte. Dann wies ich ihn an, mit erhobenen Händen die paar Meter bis zur nächste Hauswand zu gehen. Dort stellte er sich hin. Ich durchsuchte ihn nach Waffen. Außer der MPi hatte er nur noch einen Schlagring bei sich. Papiere hatte er auch bei sich. Einen Führerschein auf den Namen David Lennox.
Außerdem trug er ein Handy bei sich.
Auch das nahm ich an mich.
"Warum haben du und dein Komplize die beiden Männer umgebracht?", fragte ich. "Den im zweiten Stock und den im Hinterhof..."
"Du machst 'nen gewaltigen Fehler, G-man! Glaub mir..."
"Nein, der Fehler liegt auf deiner Seite!"
"Du wirst es noch sehen und dir wünschen niemals so eine Dummheit begangen zu haben!", zischte er zwischen den Zähnen hindurch.
"Mach dir um mich mal keine Sorgen", erwiderte ich kühl.
Ich registrierte, dass jeder Muskels, jede Sehne seines Körpers angespannt waren. Wie eine Raubkatze, kurz vor dem entscheidenden Sprung, mit dem sie ihre Beute erlegt.
Ich musste auf der Hut sein.
Trotz der Tatsache, dass ich im Moment eine P226 in der Hand hielt, während er unbewaffnet war.
"Hände auf den Rücken!", befahl ich.
Er gehorchte.
Ich nahm die Handschellen von meinem Gürtel, legte sie im an und ließ sie ins Schloss schnappen.
"Wie gesagt, ein großer Fehler, G-man. Dies ist UNSER Gebiet. Hier hat niemand etwas zu sagen... Hier regieren nur wir..."
"War das auch der Grund, weshalb ihr die beiden über den Jordan geschickt habt?"
"Das verstehst du nicht, du Cop!"
"Ich an deiner Stelle würde langsam den Mund aufmachen."
"Ach, ja?"
"Besser für dich! Ansonsten kommt dir dein Komplize zuvor und das kann für dich nur von Nachteil sein."
Er verzog verächtlich das Gesicht.
Dann spuckte er aus.
Ich holte indessen das Handy aus der Innentasche meiner Lederjacke heraus. Den Lauf der P226 hielt ich dabei nach wie vor in David Lennox' Richtung.
Ein Knopfdruck und ich hatte Milo am Apparat.
"Ich hab den Flüchtigen", sagte ich.
In diesem Augenblick brausten zwei Geländewagen um die Ecke. Reifen quietschten. Es waren große, sechssitzige Chrysler.
Die Wagen bremsten.
Die Türen sprangen auf.
In dunkles Leder gekleidete Gestalten sprangen heraus.
Ich wirbelte herum, packte den Gefangenen und stellte ihn vor mich, während mit einem scharf klingenden Ratsch die Waffen der Ledermänner durchgeladen wurden.
Mit grimmigen Gesichtern starrten sie in meine Richtung.
Ich blickte in die Läufe von mehr als einem Dutzend Maschinenpistolen.
"Ich dachte schon, ihr kommt gar nicht mehr!", knurrte Lennox.