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VORBEMERKUNG DES AUTORS

Wie die meisten normalen Menschen habe ich mich nicht mit dem Gedanken im Hinterkopf auf meinen Lebensweg gemacht, eines Tages ein Buch darüber zu schreiben. Manche Leute sind da vielleicht anders, aber ich nicht. Selbst als die Idee an mich herangetragen wurde, unter die Autoren zu gehen, war ich unsicher, ob ich der Richtige dafür wäre. Ich hatte nichts zu beichten, aber einiges zu erzählen. Ich wollte nicht irgendein Buch schreiben.

Im Juli 2011 nahm dieses Buch dann langsam Formen an, und inzwischen hatte ich auch eine klare Vorstellung davon, worüber ich schreiben wollte: über das wahre Leben im Profipeloton. Die Ereignisse der vergangenen beiden Jahre haben es schwer gemacht, an diesem Vorhaben festzuhalten, ohne einem Thema, das in meiner Laufbahn nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, unverhältnismäßig viel Platz einzuräumen.

Als Radprofi, dessen Karriere von 2000 bis 2011 dauerte, durchlebte ich eine für diesen Sport sehr turbulente Zeit – geprägt von zahlreichen Skandalen, Drogenrazzien, Geständnissen, Anschuldigungen, Enthüllungen und all den Problemen, die mit der im Radsport tief verwurzelten Dopingkultur einhergehen.

Insofern hinterlässt es einen bittersüßen Geschmack, dass auch im Jahr 2013 offenbar noch ein hinreichendes Interesse an meinem Sport besteht, so dass ein Typ wie ich ein Buch darüber schreiben kann, ich mich gleichzeitig aber genötigt fühle, gleich darauf hinzuweisen, dass dieses Buch – so wie meine ganze Karriere – keine spannenden Geschichten rund um das Thema Doping erzählt und dies auch gar nicht erst versucht.

Das soll nicht heißen, dass um mich herum nicht gedopt worden wäre. Ganz gewiss sogar ist dies der Fall gewesen. Wer mag, kann die Namen der Leute nachschlagen, mit denen ich zusammen in einem Team gefahren bin, und wird auf etliche Dopingvergehen stoßen. Ich versuche nicht, das zu bestreiten. Ich habe aber beschlossen, mich nicht auf dieses Thema zu konzentrieren.

Ich bin meiner Idee für dieses Buch treu geblieben. In dem Buch, das ich schreiben wollte, sollte es um etwas anderes gehen: um eine ganz normale Karriere im Radsport. Klar, hin und wieder geht es um Doping, wie könnte es auch anders sein, aber ich hoffe, dass die wenigen Auftritte, die das Thema in diesem Buch hat, einen Eindruck davon vermitteln, welch geringe Rolle es in meiner Laufbahn als Radprofi tatsächlich gespielt hat. Ich hatte schlicht und ergreifend andere Sorgen, und es gab zu viele andere Dinge, die mich beschäftigten und um die ich mich kümmern musste.

Die Rolle, die ich ausfüllte, die eines Domestiken, eines Fußsoldaten des Radsports, war eine oft undankbare Aufgabe, die mich elf Jahre lang auf dem schmalen Grat zwischen der Gosse und den Sternen wandeln ließ. Nur diese Geschichte ist es, die zu erzählen ich mich berechtigt fühle, anhand der Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe.

Sie können mir glauben, dass ich dadurch, die Geschichte in dieser Form zu erzählen, eine Reihe von Leute verschont habe. Manche von ihnen habe ich vermutlich eher unbewusst ein klein wenig geschützt. Sollte dem so sein, ist ihr Fehlen vielleicht meine Art, ihnen etwas von dem menschlichen Anstand zurückzuzahlen, mit dem sie mir begegnet sind. Es gibt andere, die mir das Gegenteil entgegengebracht haben und die zu schützen mir von den Anwälten nahegelegt worden ist. Denen sage ich: Glück gehabt, ihr Drecksäcke.

Wie auch immer, ich kann Ihnen versichern, dass ich mich selbst nur wenig geschont habe in dieser Geschichte, und das ist letztlich alles, was ich tun kann.

Charly Wegelius, im Februar 2013

Domestik

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