Читать книгу Gewalt des Glaubens Teil 2: Blut für die Kirche - Werner Diefenthal - Страница 12
ОглавлениеErster Teil
Antonigartzem, Februar 1530
Markus hatte das Gefühl, dass seine Beine ihm den Dienst versagen wollten, als unbarmherzig die Erinnerungen aus seiner Vergangenheit in Rothenburg über ihn hereinbrachen. Jetzt verstand er auch, warum Bandit sich so aufführte! Unwillkürlich fuhr seine rechte Hand zum Griff seines Schwertes, doch dann obsiegte sein Pflichtgefühl. Zu gerne hätte er diesem Mann den kühlen Stahl in dessen Herz gestoßen, doch er wusste, von Waldow würde alles tun, um das zu verhindern – notfalls seinen eigenen Soldaten niedermähen. Selbst wenn er ihm hinterher seine Beweggründe erklären könnte, Markus wusste, er wäre dann des Todes. Das konnte sein Hauptmann nicht durchgehen lassen. Von Ravensburg schien von dem Zwiespalt, der in dem jungen Soldaten tobte, nichts mitzubekommen, ein leicht zynisches Lächeln legte sich auf seine Lippen.
»Wie schön, dass man mir eine Eskorte schickt. Und so eine schöne Kutsche. Meine Ankunft hier war bei Weitem nicht so feudal«, sinnierte er vor sich hin, dann sah er Markus in die Augen. Die Stirn, die für das Alter des Mannes noch erstaunlich glatt war, furchte sich. »Kennen wir uns?«, frage er leise.
Der Angesprochene schüttelte den Kopf und schluckte seinen Abscheu hinunter.
»Nein, Eminenz.«
Von Ravensburg trat einen Schritt näher.
»Mir kommt es vor, als wenn wir uns schon einmal begegnet sind. Zumindest du scheinst mich zu kennen, wenn ich deine Haltung richtig deute.«
»Verzeiht, Eminenz, aber es ist die Ehrfurcht. Ich bin nur ein kleiner Soldat und habe nicht oft die Gelegenheit, mit höhergestellten Persönlichkeiten zu reden.«
Markus trat einen Schritt zurück und senkte den Kopf wie zu einer leichten Verbeugung. Tatsächlich versuchte er jedoch nur, sein Gesicht zu verbergen, damit der Geistliche nicht doch noch darauf kommen konnte, wo er ihn schon einmal gesehen hatte.
Von Ravensburg legte dem jungen Soldaten eine Hand auf die Schulter.
»Nicht so bescheiden, mein junger Freund.« Er musterte Bandit, der mit angelegten Ohren und hochgezogenen Lefzen hinter Markus saß und den Inquisitor nicht aus den Augen ließ, mit zusammengekniffenen Augen. »Du hast da einen seltsamen Hund«, bemerkte er fast lautlos. »Ich habe vor geraumer Zeit in einem Ort zu tun gehabt, da hatte jemand ein ähnliches Tier.«
Markus erstarrte. Daran hatte er nicht gedacht. In Rothenburg hatte jeder gewusst, dass sein Lehrmeister drei Wölfe großgezogen hatte. Würde ihm das nun zum Verhängnis werden? Doch von Ravensburg schüttelte den Kopf.
»Ach, was stehe ich da und plaudere über Hunde und alte Zeiten.« Er wandte sich an von Waldow. »Hauptmann, verzeiht mir meine schlechten Manieren, aber ich war zu lange nur von Nonnen und Wachen umgeben. Können wir aufbrechen? Ich würde diesen Ort sehr gerne verlassen.«
Hauptmann von Waldow nickte.
»Selbstverständlich, Eure Eminenz. Ich habe einige erhitzte Steine in die Kutsche legen lassen, damit Euch nicht zu kalt wird.«
Von Ravensburg lächelte.
»Ich sehe, Ihr seid ein Mann, der nichts dem Zufall überlässt. Nun gut, Ihr wisst, wohin es gehen soll?«
»Ja, Eminenz. Wir sollen Euch nach Augsburg geleiten. Es heißt, Ihr werdet dort gebraucht.«
»So ist es.« Er legte von Waldow eine Hand auf die Schulter. »Große Ereignisse stehen bevor. Und es gilt zu verhindern, dass der Antichrist die heilige Zeit, die anbrechen wird, mit seinem Erscheinen verfinstert.«
Der Hauptmann warf Markus einen hilflosen Blick zu. Die Worte des Geistlichen waren in seinen Ohren nur hohle Phrasen. Doch es war nicht seine Aufgabe, ihn zu verstehen, er sollte ihn nur nach Augsburg geleiten.
»Dann lasst uns aufbrechen, Eminenz. Der Weg ist weit und ich möchte vor Anbruch der Dunkelheit noch ein schönes Stück schaffen.«
Der Inquisitor nickte und begab sich in die Kutsche, in der er es sich gemütlich machte.
»Wohlan, ans Werk«, murmelte er, als das Fuhrwerk sich ruckelnd in Bewegung setzte.