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1.15 Werden bei den biblisch bezeugten Wundern immer Naturgesetze verletzt?

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Gottes Handeln kann im Rahmen der Naturgesetze geschehen (Fall a), aber auch außerhalb dieser Gesetze ablaufen (Fall b). In Jakobus 5,17-18 wird von Elia berichtet, dass sein Gebet 3½ Jahre lang den Regen verhinderte und nach einem weiteren Gebet der Regen prompt einsetzte. Natürlich hat Gott hier gehandelt. Es geschah sein Wille, dennoch würde ein Meteorologe hier aus seiner Sicht kein Naturgesetz als verletzt ansehen. Als David im Kampf mit Goliat stand, traf er diesen tödlich mit einem Stein aus einer simplen Steinschleuder. Auch dies geschah offenbar ohne Verletzung eines Naturgesetzes, aber eindeutig unter der Mithilfe Gottes. Ich bin sogar gewiss: Hätte David den Stein nach hinten losgehen lassen – was bei einer so einfachen Konstruktion von einem Stück Leder mit zwei anhängenden Schnüren leicht denkbar ist –, so hätte er dennoch die eine kleine ungeschützte Stelle an der Stirn Goliats, die nicht gepanzert war, getroffen. Wenn Karl May schon um die Ecke schießen kann – wie viel mehr David im Namen Gottes! Beide Beispiele gehören somit zu Fall a.

Im Zeitalter der Aufklärung durchforstete man alle biblischen Texte danach, ob die berichteten Ereignisse auf natürliche Weise erklärbar seien, d.h., ob sie zu Fall a gehören. Wunder gemäß Fall b wurden als unmöglich verworfen und die entsprechenden Berichte damit als unwahr abgetan. Die moderne Theologie knüpft an diesen Gedanken an und stuft die meisten Berichte als mythologisch ein. In seinem berühmt gewordenen Aufsatz »Neues Testament und Mythologie« (1941) bezeichnete der Marburger Theologe Rudolf Bultmann (1884-1976) die Wunder als unzumutbar für jenen modernen Menschen, der elektrisches Licht benutzt und Radios verwendet.

Die Ereignisse der Bibel wollen und können in den meisten Fällen gar nicht im Rahmen der Naturgesetze verstanden werden. Gott handelt souverän. Er ist der Geber der Naturgesetze und steht somit selbst über ihnen. In seinem Handeln unterliegt er keiner Einschränkung, denn »bei Gott ist kein Ding unmöglich« (Lk 1,37). Sein Wille geschieht. Die Schöpfung selbst, so wie sie in 1.Mose 1 beschrieben wird, ist das erste in der Bibel berichtete Wunder. Er schafft in einem Sechstagewerk nach seinen Ideen und nach seinem Plan einen wunderbaren Kosmos.

Die Auferstehung Jesu ist ein weiteres markantes Ereignis, das sich jeder naturgesetzlichen Erklärung entzieht. Jeder Ansatz, hier eine biologische oder medizinische Deutung zu versuchen, geht am Eigentlichen vorbei. Die Auferstehung ist und bleibt eine besondere Handlung Gottes und geschah außerhalb der Naturgesetze.

Auch die Herkunft des Wortes Gottes entzieht sich jeder menschlichen Erklärung. Es ist ein göttliches Wunder. Paulus formuliert es in 2.Timotheus 3,16: »Denn alle Schrift ist von Gott eingegeben.«

Wir müssen geradezu damit rechnen, dass Wunder gemäß Fall b ständig der Kritik von Nichtglaubenden ausgesetzt sind. Aus ihrer Sicht wird nicht akzeptiert, dass Gottes Gedanken und Taten höher sind als unser menschlicher Verstand (Jes 55,8). So werden statt der Anerkennung der Größe Gottes Erklärungen gesucht, die sein übernatürliches Handeln überflüssig machen und Wunder auf eine menschlich einsichtige oder rein materialistische Ebene zu reduzieren versuchen. Solche Ideen sind von Anfang an zum Scheitern verurteilt und führen in die Irre.

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