Читать книгу Der Struwwelpeter muss a Franke gwesn sei - Werner Rosenzweig - Страница 27
20. Florian, der Kormoran
ОглавлениеDer Teichwirt hasst den Kormoran,
dabei hat der ihm nichts getan.
Er frisst ihm nur die Weiher leer
und das erzürnt den Teichwirt sehr.
Dies wusste auch der Florian,
ein stolzer, großer Kormoran.
Die Karpfen fraß er reihenweise,
die waren seine Lieblingsspeise.
Im Aischgrund, da war er zu Haus,
hier lebte er in Saus und Braus.
In diesem weiten Teichgebiet
ein Weiher nach dem andren liegt.
Drin schwimmen Spiegelkarpfen stumm
verlockend in dem Wasser rum.
An einem Montag im August,
da wurde Florian bewusst,
dass bald schon kommt die Karpfenzeit.
Wenn Nebel aus den Wiesen steigt,
wenn Monate das „R“ geerbt,
das Laub sich herbstlich gelb verfärbt,
wenn kürzer werden dann die Tage,
wenn der Teichwirt, keine Frage,
abfischt seine Karpfenweiher,
so ein Frevel, hol’s der Geier,
dann schauts mau aus mit dem Fressen,
Karpfen kannst du dann vergessen,
weil dann sind alle Weiher leer,
nein, Karpfen gibts dann keine mehr.
Und Florian, der Kormoran,
hielt Rat mit dem Familien-Clan.
„Des is a Scheiß, des is a Mist!
Was machen wir, wenn dem so ist?“,
sprach drauf der Ober-Kormoran.
„Das wirft uns alle aus der Bahn.
Net lang dauerts, kummt der Winter,
was gebn wir dann unsre Kinder?“
Der Florian, ganz aufgeregt,
hat sich die Sache überlegt.
„Weit weg fliegn, Richtung Südn?
Nächstes Joahr wo anders brütn?
Odder doch im Aischgrund bleibn,
des fällt mir do ei beizeitn.“
Dann hat er glächelt, hat gscheit glacht,
und einen Freudentanz gemacht.
„Wir brauchn net nach Südn fliegn,
wenn wir zum Fressn hier gnuch kriegn.
Wie mach mer des? Was fällt uns ei?
A eigne Karpfnzüchterei!“
„Hast du an Patscher, Florian?“,
sprach drauf der Ober-Kormoran.
„An Patscher net, bloß a Idee,
ich find fei den Gedankn schee.
Ich wüsst aa scho, wie wir des machen,
des is ganz einfach, ihr werd lach’n.
A Ärwert wärs die nächstn Wochen“,
des hat der Florian darauf gsprochn.
„Net weit vo hier, im Wald versteckt,
hab ich drei Weiher letzt entdeckt.
Ich glab, die ghern kan Teichwirt net,
da geh ich ei a jede Wett.
Da gibts bloß Wildsäu, Füchs und Hosn,
Rehböck ihr Gehörn abstoßen.
Im Winter gfriern die a net ei,
do derfts im Wald aa zwarm zu sei.“
„Etz Florian, etz mach scho, mach,
und kumm doch endlich mal zur Sach“,
hat Ober-Kormoran gesagt
und Florians Vorschlag hinterfragt.
„Ich hab dein Vorschlach nunni gschnallt,
drei Weiher, mittn drin im Wald?“
„Was des wern soll, willst du wiss’n?
Denkst, mir hams ins Hirn nei gschissn?“,
empörte sich der Florian
und hörte sich beleidigt an.
„Halt dein Schnabl und hör mer zu,
pass etz schee auf und gib a Ruh.
Zu die drei Weiher in dem Wald,
da fliegn mier die Karpfn halt,
die mier dann fanga und net fressn,
sunst kannst die ganze Sach vergessn.
Mier legn uns an Vorrat an,
a jeder den gebrauchn kann,
weil bald sen alle Teiche leer,
Karpfn gibts dann kane mehr.
Und wenns im Winter is oarschkalt,
dann fliegn mer hie zu unserm Wald.
Dann sterzn mier mit Energie
von oben auf die Karpfn hie.
Die Bäuch, die hau mer uns dann voll.
Des werd a Spaß, des werd ganz toll.
Und kaner wird dann hungern müssn,
Des wollt ich sogn, des sollt ihr wissn.“
„Mei is des super, Florian!“,
sprach drauf der Ober-Kormoran.
„Bist und bleibst doch unser Gscheiter,
immer denkst an Schritt du weiter.
Mier nehma deinen Vorschlag an,
ich sprech für den Familien-Clan.
Gleich ruf ich a Versammlung ei,
verkünd, was drauf zu machn sei.“
Am nächstn Toch, zur Mittagsstund,
dort bei Neuhaus im Aischesgrund,
da steckn auf an großen Bamm
viel Vögl ihre Hälse zam.
„In drei Wochn, im September,
ziecht sis hie bis zum November“,
verkündeten der Florian
und auch der Ober-Kormoran.
„Do wern die Weiher abgelassn,
a großes Unglück, kaum zu fassn.
Weil mier nix mehr zum Fressn ham,
drum kumma mier heit alle zam,
um zu beratn, zu entscheidn,
Was machn mier da drauf beizeitn?
Des is die Frach in dera Not,
drum mach ich eich a Angebot:
Kormorane, etz horchts schee her,
scho bald sen alle Weiher leer!
Naa, des lass mer uns net bietn,
des kummt goar net in die Tütn,
dass mier am End nu hungern müssn,
des soll a jeder Teichwirt wissen.
Drum klaua mier die nächstn Wochen
ihr ganzn Karpfn, is versprochn.
Mier fanga alle, ja verregg,
und fliegns hie in a Versteck.
Drei Weiher liegn da versteckt
im Wald nu gänzlich unentdeckt.
Da werfn wir die Karpfn nei,
dann sen die Karpfn widder frei.
Wenn er kummt, der kalte Winter,
ham mer Fisch für unsre Kinder.
Seid ihr alle einverstanden?
Väter, Mütter und auch Tanten?
So müss mer net nach Südn fliegn,
weil wir zum Fressn hier gnuch kriegn.“
„Ja, was is dees für a Gewimmel,
schwarze Schwärme sen am Himml,
sterzn runter auf die Weiher,
mier is des fei net geheier.
Tauchen unter und widder auf
Und fliegn gleich weiter, kurz darauf.
Des sen doch lauter Kormoran,
Was is bloß in die Vögl gfahrn?“,
fracht si der Teichwirt Bruno Schmidt,
der unter Fischraub eh schon litt.
Daham in seiner Gastwirtschaft,
er backne Karpfn gern verkaft.
Im nächstn Monat is soweit,
is widder da, die Karpfnzeit.
Im Herbst, do geht sei Gschäft net schlecht,
s gibt aa Waller, Zander, Hecht.
Des Butterschmalz, des wird bald zischn,
zwa Wochn nu, um abzufischn.
Die Reiher und die Kormoran,
die ham dem Bruno nix getan.
Die fress’ bloß sei Weiher leer
und das erzürnt den Bruno sehr.
Es war August, die letzte Wochn,
des Tageslicht grad angebrochn.
Am Ufer stand der Bruno Schmidt
und brachte seine Helfer mit.
Kescher, Netze, Plastikwannen,
Brotzeit, Bier und Kaffeekannen,
die standen allerorts bereit,
doch leider wars noch nicht so weit.
Noch stand das Wasser gar zu tief,
der Mönch nicht schnell genug ablief.
Die Luft schon warm, voller Mücken,
und kein einzger Karpfenrücken,
der sich auf dem Wasser zeigte,
das sich nun zu Ende neigte.
Auf einem Baum mit viel Geäst,
da war versteckt ein großes Nest.
Ob ihr’s nun glaubt oder auch nicht,
das Nest, das bot ne gute Sicht
auf die Männer, Schlimmes ahnten
und die Welt nicht mehr verstanden,
wo die Karpfen abgeblieben,
suchen wollten nach den Dieben.
Im Nest da woarn zwa Vögl ghockt,
Die woarn all zwa ganz abgezockt.
„Des ham mier gut gmacht, Florian“,
meinte der Ober-Kormoran.