Читать книгу Der Struwwelpeter muss a Franke gwesn sei - Werner Rosenzweig - Страница 29
22. Nachtgieger
ОглавлениеWer strolcht da so spät durch die Gassen der Stadt,
einen schweren und dunklen Umhang an hat?
Er zerrt einen Knaben mit seinem Arm,
lieber Gott, seiner Seel dich erbarm.
Der arme Junge verbirgt sein ängstlich Gesicht,
doch dieses stört den Nachtgieger nicht.
Der Nachtgieger mit Schnabel und Schweif,
der arme Bub ist vor Angst schon ganz steif.
„Du böses Kind, du musst nun mit mir,
ich werd dich schon lehren, ne gute Manier.“
Schon zieht er den Jüngling mit sich geschwind,
mit ihm in der finsteren Nacht drauf entschwind.
„Nachtgieger, Nachtgieger, hörest du nicht,
auf strenge Strafe, ich bitt dich, verzicht“,
so bettelt der Knabe im heulenden Wind.
„Ich werd nunmehr sein ein artiges Kind.“
„Jammer du nicht, du musst mit mir gehen,
ob artig du wirst, werden später wir sehn.
Du warst schrecklich bös, drum Strafe muss sein,
Ich glaube dir nicht, ist alles nur Schein.“
„Nachtgieger, Nachtgieger, an welch finsteren Ort,
was hast du denn vor, wohin schleppst du mich fort?“
„Du böser Knabe, du weißt’s doch genau,
ich bring dich jetzt hin zur Nachtgieger-Frau.“
Sie ist eine strenge und graue Gestalt,
wird austreiben dir deine rohe Gewalt.
Willst du nicht bereuen, was du hast getan,
dann schürt sie sofort den Kochkessel an.“
„Hat oft schon verschlungen so mach böses Kind.
Du wirst dich noch wundern, das geht ganz geschwind.
Jetzt mach schon, komm mit!“, der Nachtgieger droht.
„Sonst werd ich noch sauer, und schon bist du tot.“