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Liebesdrama? Mord? Entführung?

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Am Morgen danach liefen die Ermittlungen auf Hochtouren. Der mutmaßliche Tatort musste aufwändig von See und Land gegen Neugierige abgesperrt bleiben. Ein Helikopter mit Wärmebildkamera suchte trotz der Proteste von Leuten der Vogelschutzwarte die Uferbereiche nach einer möglichen zweiten Leiche ab. Bisher vergeblich.

Für das geborgene Schlauchboot „Seagull“ musste ein großer Raum gefunden werden, wo das triefend nasse Objekt für die weitere Spurensicherung abgelegt werden konnte. Die kleinen Fundstücke sammelten sich in den Büros von Velmond und Elsterhorst.

Alarmierend war, dass vermutlich zeitgleich mit dem Unglücksfall oder gar Mord der ehemalige hochverdiente und sehr geachtete Kriminalhauptkommissar Paul Krüner verschwunden war, möglicherweise entführt. Das mit erdigen Fingern auf die Kekspappe geschmierte Wort HELP ließ nicht Gutes erwarten.

Was suchte Krüner vorgestern oder gestern beim Cafe Seeseiten? War er dort nur zum Kaffeetrinken, zum Mittagessen und ist danach spazieren gegangen. Wurde er dann zufällig Zeuge einer Straftat, eines Kapitalverbrechens gar? War er zur falschen Zeit am falschen Ort, so dass man ihn beseitigen musste? Lag er irgendwo tot im moorigen Gelände? Im nahen Rußgraben? Irgendwo im Unterwald, wie das Gelände bezeichnet wird?

In Anbetracht der Häufung möglicher krimineller Ereignisse rief Kriminaldirektor Georg Metzner, auch er war befördert worden, die Kollegen Elsterhorst und Velmond zu einer dringenden Besprechung zusammen. Ihm war natürlich nie entgangen, dass zwischen den beiden nicht gerade ein besonders kooperatives und schon gar nicht freundschaftliches Klima herrschte. Daher hatte er sich zu folgender Lösung entschlossen:

„Meine Herren, in Anbetracht der Dringlichkeit, aber auch des Umfangs der notwendigen Ermittlungen werden Sie eine „Soko Schilf“ leiten. Damit es zu einer klaren Abgrenzung der anfälligen Aufgaben kommt, möchte ich Sie, Herr Kollege Elsterhorst, mit den Ermittlungen ab ‚Westufer vorwärts’ betrauen, während der Kollege Velmond die Ermittlungen ‚Ostufer rückwärts’ vornehmen wird. Zeitliche Abgrenzung demnach: Verfolgung der Vorgänge ‚Verschwinden vom ehemaligen Kollegen Krüner’ und mutmaßliches Tötungsdelikt des jungen Mannes, dessen Namen wir noch nicht kennen, ist Zuständigkeitsbereich von Ihnen, Herr Elsterhorst. Alles, was vor Ablegen des Schlauchbootes vom Ostufer geschah, darum werden Sie sich, Herr Velmond, kümmern. Bei eventuellen Überschneidungen erwarte ich von Ihnen enge Zusammenarbeit. Es ist keine Zeit zu verlieren. Fahrzeuge stehen Ihnen vorrangig zur Verfügung. In Anbetracht Ihrer Erfolgsbilanz aus den früheren Fällen vermute ich, dass Sie mir bald Ergebnisse vorlegen können, spätestens übermorgen, vorzugsweise bereits morgen um diese Zeit. Halten Sie mich auf dem Laufenden. Vielen Dank!“

Die Blicke, die sich die beiden frischgebackenen Hauptkommissare auf der Treppe zu ihren Büros zu warfen, könnte man so interpretieren: Jeder glaubte, der andere habe den besseren Part erwischt.

„Na ja, lieber Kollege Velmond, Sie haben ja mal wieder das große Los gezogen. Da läuft Ihnen nichts weg. Sie kehren wieder an den Badestrand zurück. Mir bleiben der Sumpf, die Scherben und der Tote.“

„Und Sie können jetzt erstmal auf Spesen im feinen Café Seeseiten dinieren und Fotos rumzeigen. Sofern das Motorrad am ADAC-Parkplatz noch am selben Platz steht und mutmaßlich das Fahrzeug ist, mit dem das Pärchen zu seinem Ausflug angereist ist, kann ich Ihnen wahrscheinlich bald den Namen des Fahrzeughalters beisteuern. Auf meiner Seeseite war er noch lebendig, auf Ihrer tot. Dann obliegt es wohl Ihnen, die Eltern ausfindig zu machen, um denen die traurige Nachricht zu überbringen.“

Der Tote im Schilf

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