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Wer war Hermann Gundert? - Ein Umriss

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Der Großvater des Dichters Hermann Hesse

Wer war Hermann Gundert? Hermann Hesse schreibt 1937 über seinen Großvater in der Kindheit des Zauberers: „Dieser Mann, der Vater meiner Mutter, stak in eimem Wald von Geheimnissen, wie sein Gesicht in einem weißen Bartwalde stak, aus seinen Augen floss Welttrauer und floss heitere Weisheit, je nachdem, einsames Wissen und göttliche Schelmerei. Menschen aus vielen Ländern kannten, verehrten und besuchten ihn, sprachen mit ihm englisch, französisch, indisch, italienisch, malaiisch und reisten nach langen Gesprächen wieder spurlos hinweg, vielleicht seine Freunde, vielleicht seine Gesandten, vielleicht seine Diener und Beauftragten“.

Hermann Gundert, geboren 1814 in Stuttgart und gestorben 1893 in Calw, war also einer der beiden Großväter Hermann Hesses, zu denen sich der Schriftsteller besonders hingezogen fühlte. In dem Briefband „Kindheit und Jugend vor Neunzehnhundert“ schildert Ninon Hesse, die dritte Ehefrau des Dichters, eine Begebenheit, die dazu passt: Über die schwerste Krise seines Schullebens, das Davonlaufen von Maulbronn und die Folgen, berichtet Hermann Hesse in dem Gedenkblatt „Großväterliches“, geschrieben 1952 (Ges. Schriften, 824 ff.). Da sagt der Großvater zu ihm, dem fünfzehnjährigen Hermann Hesse, der nach Hause zurückkehrt und furchtsam das Heiligtum des

Arbeitszimmers betritt, „gefasst auf Verhör, Urteil und Verdammung: So, du bist´s Hermann? Ich habe gehört, du habest neulich ein Geniereisle gemacht“. Und damit war die Sache abgehakt.

Das war 1892, ein Jahr vor Gunderts Tod. Diese Episode bezeichnet am Ende den typischen Widerspruch (und seine Auflösung in Menschlichkeit!) zwischen Toleranz und Strenge, Offenheit und Enge, Glauben und Denken, der sein Leben und Werk von Anfang bis Ende durchzog wie ein roter Faden.

Der Missionar

Hermann Gundert spielte eine führende Rolle beim Aufbau der Basler Mission in Südindien – einer exakten Kopie der evangelischen Landeskirche Württembergs. Eike Middell beschrieb 1975 in seiner Hesse-Biographie die geistlichen Pole, zwischen denen Gunderts Leben verlief, mit den Worten: „Über das Landexamen nach Maulbronn und schließlich nach Tübingen, wo er unter den Einfluss des damaligen Repetenten am Tübinger Stift David Friedrich Strauß geriet, sich jedoch von der junghegelschen Richtung wieder ab – und dem schwäbischen Pietismus Bengelscher Prägung zuwandte“.

Der Sprachwissenschaftler und Publizist

Im südindischen Malabar schuf Gundert ein vollständig eigenes Lebenswerk neben der eigentlichen Mission. Seine Bibelübersetzungen, Wörterbücher und anderen Publikationen in der Malayalam-Sprache wurden Grundlagen für die literarische und kulturelle Identität eines Volkes von 20 Millionen Menschen. Das hat ihm mit Bezug auf die Wirkungsgeschichte den Beinamen „Luther von Malabar“ verschafft. Ohne enorme sprachwissenschaftliche Leistungen und intensive Erfahrungen mit der Gedankenwelt des Hinduismus wäre so etwas völlig unmöglich gewesen.

Der Verleger und Theologe

Damit nicht genug, wirkte Gundert nach seiner Rückkehr ab 1860 im Calwer Verlagsverein als bedeutender Theoretiker in Theologie und Publizistik. Das bekannteste Zeugnis dieses dritten Gundert´schen Lebenswerkes ist wohl das „Calwer Bibellexikon“. Hermann Gunderts Leben und Werk waren so vielschichtig wie seine Persönlichkeit.

Hermann Gundert – Der

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