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VI. Schluss-Punkt
ОглавлениеGesetzt den Fall, irgendwann hätte eine bekannte Persönlichkeit, ein Schriftsteller oder Friedensforscher beispielsweise, folgende Gedanken entwickelt und öffentlich gemacht:
Angesichts der Milliarden Notleidenden, Ausgeplünderten, dem Hungertod preisgegebenen, gäbe es eine Lösung, um diesen Zustand weitgehend zu überwinden: die Staaten dieser Welt – vor allem die Großmächte und die wirtschaftsstärksten Regionen – würden ihre Soldaten und Offiziere in die ärmsten und bedürftigsten Regionen entsenden, um dort Wirtschaft und Landwirtschaft so mit zu gestalten, dass moderne Fabriken gebaut und höhere Erträge auf den Feldern erreicht werden könnten, um wüste Flecken urbar zu machen oder um den Schutz vor Naturkatastrophen zu verbessern.
Schließlich verschlingen Jahr für Jahr die Streitkräfte weltweit Milliarden Dollar – Tendenz steigend. Immer neue und noch teurere Waffen mit hochtechnologischen Systemen werden entwickelt. Das Budget für militärische Ausgaben wahrscheinlich der meisten Staaten ist im jährlichen Haushalt der größte Posten.
Allein der Gedanke an ein solches globales Projekt erscheint nicht nur irreal und absurd, sodass er ins Reich der Träume verbannt gehört. Dieser Mann würde einerseits bei vielen Menschen sehr wahrscheinlich Zustimmung finden, auch wenn wohl niemand damit die Hoffnung verbinden würde, dass es jemals dazu kommen könnte. Die gestrigen und heutigen politischen Entscheidungsträger und ihre Generalität dagegen würden entweder – wie so oft – einen solchen Plan ignorieren oder ihn, im Bündnis mit den globalen Wirtschaftsunternehmen, ob seiner Weltfremdheit mit Hohn, Spott und Verachtung bedenken. Vielleicht würden sie – vor Jahrzehnten wäre das Usus gewesen – mit Hilfe willfähriger Ärzte den Mann für unzurechnungsfähig erklären lassen, damit sein Gedanke als ein Hirngespinst zusammen mit ihm verschwände.
Alle würden auf die tödlichen Gefahren verweisen, denen ihr waffenloses Land dann tagtäglich ausgesetzt wäre, ist es doch Vertrauen in der Politik, selbst den eigenen Verbündeten gegenüber, einfach undenkbar.
Und solange das so ist, kann die Welt keinen Frieden finden, weil auf absehbare Zeit niemals „Schwerter zu Pflugscharen“ werden, sondern die „Pflugscharen zu Schwertern“.