Читать книгу Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv - Wiglaf Droste - Страница 29

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Präterium

I.

Das Präteritum gefiel mir schon immer besser, als das Perfekt mir je gefallen hat. Zwar kann man sagen, »Ich habe einen Apfel gegessen«, aber »Ich aß einen Apfel« ist kürzer, dichter und bündiger.

Ich traf eine alte Freundin. Wir tranken etwas Brause, plauderten, tranken noch etwas Brause, plauderten und tranken noch etwas Brause. Ihre Augen schimmerten und ihre Aussprache geriet ein ganz klein wenig auf die Achterbahn, als sie sagte: »Ich habe oft an dich gedacht.« Das rührte mich, ich sah sie an und antwortete: »Danke. Könntest du das auch im Präteritum sagen?«

Sie sah mich leicht verwirrt an. »Wie? Präterium?« Ihr Blick verdüsterte sich. »Merkt man das schon, dass ich im Präterium bin?«

Präterium gefiel mir sehr, ich bestellte augenblicklich mehr Brause und gratulierte ihr. Sie hatte der deutschen Sprache eine neue Zeitform geschenkt, das Klimakteritum.

II.

»Präterium, Präterium«, sagte meine alte Freundin, stieß mit mir an, nahm einen Schluck Brause und lächelte mich honigsüß an. »Du willst doch nicht etwa irgendwelche Sauereien von mir?«

Ich verneinte das entschieden, kam aber ins Nachdenken. So hatte ich die Sache noch gar nicht betrachtet.

Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv

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