Читать книгу Hypnose und Selbsthypnose einfach erklärt - Wilfried Bauer - Страница 9
Оглавление2. Die geschichtliche Entwicklung der Hypnose in der Neuzeit
Die Hypnose geriet viele Jahrhunderte in Vergessenheit. Bis zum Jahre 1200 wurde hier und da die Hypnose in der Volksmedizin angewandt.
In der damaligen Zeit hatte die Kirche den allumfassenden Einfluss auf die Menschen und damit auf die Gesellschaft und den Staat.
Die Kirche hat viele Jahrhunderte hindurch die Hypnose verboten und hat das hypnotisieren unter Strafe gestellt. Es wurde die Hypnose mit dem Teufel in Verbindung gebracht. Das war der Grund, dass die Hypnose eine sehr lange Zeit nicht praktiziert wurde.
Die Inquisition hat jeden, der sich mit Hypnose beschäftigte als Teufelbeschwörer verbrannt. Erst als sich die Wissenschaften langsam etablierten, beschäftigten sich vereinzelt einige Personen mit ihr.
Maximilian Hell (1720-1792)
Der damals bekannte Astronom, und Professor Hell führte so genannte „magische Kuren" durch. Bei seinen Kuren nahm er selbst gebaute Magnete, die die Form der erkrankten Organe hatten und legte diese auf die schmerzhaften Körperteile.
Seine Heilergebnisse waren außergewöhnlich. Die Heilungsrate soll zwischen 60 und 70% gelegen haben. Es wird berichtet, dass sich das allgemeine Befinden der Kranken zudem verbessert hat.
Franz Anton Mesmer (1734-1815)
Mesmer ist am 23. Mai 1734 als Sohn eines bischöflichen Jägers in Iznang am Bodensee geboren.
Über die früheste Kindheit Mesmers ist so gut wie nichts bekannt. Messner soll nach der Volksschule zwei Jahre lang das Jesuitengymnasium in Konstanz besucht haben. Zwischen 1759 und 1766 studierte er Medizin.
Bis zum Jahre 1774 befasste er sich mit Physik, Mathematik, Philosophie und vor allem mit Musik.
Mesmer war bekannt mit Maximilian Hell und griff seine Idee mit den Magneten auf.
Bald erkannte Mesmer, dass er auch ohne Magneten die Patienten heilen konnte.
Bekannt von ihm sind die so genannten mesmerischen Striche oder auch Passes genannt. Diese Streichungen führte Mesmer etwa 5 cm über dem Körper des Patienten aus, ohne den Körper zu berühren.
Er begann langsam vom Kopf zu den Füßen im Abstand von 5 cm diese Striche zu machen. Wichtig dabei ist, das über die Füße in weitem Bogen hinaus gestrichen wird und beide Hände in weitem Bogen über dem Körper bis hinter den Kopf zurückgeführt werden.
Beide Hände des Ausführenden dürfen sich dabei nicht berühren. Einmal werden die Striche vom Kopf zu den Füßen gradlinig durchgeführt. Beim nächsten Mal wird wieder am Kopf begonnen und die Hände gehen an beiden Armen entlang zu den Händen des Patienten und werden dann wieder zusammengeführt und über die Beine bewegt.
Diese alte Technik hat auch heute noch Bestand. Es ist eine sehr wirksame Methode, die jeder selbst ausprobieren kann.
Nach sieben bis 12 Minuten fühlt sich der Proband sehr entspannt und erreicht in der Regel einen Trancezustand.
Mesmer entwickelte daraufhin die Theorie, dass es im Weltall ein universelles Fluid magnetischen Ursprungs gibt.
Dieses universelle Fluid durchdringt und beseelt alles lebendige. Mit lebendig verstand Mesmer Tiere, Pflanzen und Menschen. Ausgehend von dieser Theorie hat Mesmer sämtliche materielle Gegenstände und ebenso Bäume „magnetisiert“. Mesmer hatte spektakuläre Heilerfolge. Unter anderem heilte er eine Pianistin die seit ihrem vierten Lebensjahr erblindet war.
Dies brachte ihm einflussreiche Feinde aus der damaligen Ärzteschaft ein.
Er floh von Wien nach Paris. In Paris fand er begeisterte Anhänger und Freunde. Mitglieder des französischen Hofes kamen als Patienten zu ihm. Darunter war sogar Marie-Antoinette.
Bei seinen Behandlungen legte Mesmer keinerlei Wert auf die Einschläferung. Es kam ihm besonders darauf an, bei seinen Kuren die so genannten Heilkrisen zu erzeugen.
Bei seinen Kuren saßen die Patienten um einen mit magnetisiertem Wasser gefüllten Behältnis herum, aus dem viele Eisenstäbe herausragten. Diese Eisenstäbe wurden von den Patienten berührt und festgehalten.
Mesmer glaubte das dadurch der magnetische Strom von einem Patienten zum anderen gelangt. Hier spielte die Erwartungshaltung und die induzierte Autosuggestion einen nicht zu unterschätzenden Faktor, die zu erwartende Heilkrise auszulösen.
Wenn der erste Patient in eine solche Krise fiel, kam es dazu, das die anderen Patienten ebenfalls etwas zeitversetzt in eine solche Heilkrise fielen. Aus heutiger Sicht wissen wir, dass hier das Gesetz der psychologischen Ansteckung in der Gruppe seine Wirkung entfaltete. Durch diese Krisen wurden die meisten Patienten von ihrem Leiden geheilt.
Der französische König ordnete 1784 eine Überprüfung der Lehren Mesmers an. In dieser Kommission waren alles Mitglieder der französischen Akademie der Wissenschaften.
Unter ihnen befand sich auch der Arzt Gullotin, nachdem später die von ihm entworfene Gullotine stammte.
Die Kommission kam zu dem Ergebnis, dass Mesmers Theorie vom „tierisch-magnetischen Fluidum“ ein Schwindel sei.
Sie wurde deshalb als unwissenschaftlich abqualifiziert. Mesmers große Heilerfolge schrieb die Kommission der Einbildungskraft der Patienten zu.
Die Anhänger Mesmers argumentierten gegen die Entscheidungen der Kommission. Die Kommission hätte die wichtigste Frage, wie so die Heilkrise bei Tieren ähnliche Symptome hervorbringt wie beim Menschen überhaupt nicht untersucht.
Der König von Dänemark, der König von Bayern und der Zar von Russland befohlen den Ärzten ihres Landes, sich mit den Lehren Mesmers zu befassen.
Somit kann Mesmer als Vorkämpfer der modernen Psychotherapie angesehen werden.
Mesmer hat die Hypnose wieder entdeckt, ohne dass es ihm bewusst war, dass es die Hypnose ist.
Er war der neue Wegbereiter und Wiederentdecker der Hypnose.
Wer sich mit dem Leben von Franz Anton Mesmer näher beschäftigen möchte, dem sei das Buch von Stefan Zweig: "Die Heilung durch den Geist" empfohlen.
Mögliche Erklärungen des Mesmerismus aus heutiger Sicht
Theorie der Wirkweise aus heutigem wissenschaftlichem Verständnis
In jedem Körper, in dem Energie fließt, der hat auch eine energetische Abstrahlung (im weitesten Sinne als menschliche Aura zu bezeichnen). So wie jedes Elektrogerät eine bestimmte Abstrahlung nach außen hat. Auf Grund der Funktionsweise unseres Nervensystems stellen wir eine Art biologisches Elektrogerät dar und strahlen einen Teil der Energie nach außen hin ab.
Die Abstrahlung ist messbar und ohne weiteres messtechnisch nachzuweisen. Zudem kennt jeder statische Phänomene wie z.B. das Berühren einer Metalltür nach dem Gehen auf einem Kunststoffbelag. Ein elektrischer Ladungsausgleich wird hier deutlich spürbar.
Heute wird davon ausgegangen, dass ein Mensch mittels seiner energetischen Abstrahlung den Körperenergiefluss eines anderen Menschen beeinflusst (es erscheint physikalisch nur logisch).
Durch die bloße Berührung findet schon ein Ladungsausgleich mit dem Körper des Anderen statt, der aber mittels gezielten Einsatzes sehr differenziert gesteuert werden kann.
Bewegt ein Mensch seine Hände über dem Körper eines anderen Menschen (eine Berührung muss hierbei keinesfalls stattfinden), entsteht ein statischer Effekt, der den Fluss der Energie im Körper des Anderen beeinflusst.
Je nachdem wie die Bewegung oder die Striche vorgenommen werden, haben sie unterschiedliche Effekte. Bei der Mesmerisierung hat sie bspw. einen beruhigenden Effekt, der zu hypnotischen Trancezuständen führen kann. In umgekehrter Richtung (also nicht körperab- sondern -aufwärts) wirkt sie sehr vital und belebend - bis hin zur Nervosität und Unruhe.
In anderen Heilkünsten wie bspw. dem Jin Shin Jujitsu als manuelle Methode und der Akupunktur als Technik, die eine Beeinflussung durch Nadeln bevorzugt, sind die körpereigenen Energieflüsse schon sehr gut erforscht und erläutert und ebenfalls wissenschaftlich nachgewiesen.
Die Abgrenzung "Geistiges Heilen", "Energetisches Heilen" und "Handauflegen" werden in manchen Bereichen fast als Schimpfworte gebraucht und als Scharlatanerie abgetan.
Abbé Faria (1755-1819)
In Paris ließ sich 1813 der aus der portugiesischen Kolonie kommende Abbé Faria nieder. In Indien hatte er hypnotische Erscheinungen beobachtet und kam zu der Auffassung, dass zur Induktion des hypnotischen Schlafes keinerlei Fluidum des Hypnotiseurs erforderlich ist.
Im Gegensatz zu Mesmer vertrat er die Auffassung, dass die entscheidende Wirkung von den Worten ausgelöst wird.
Er hatte zu seiner Zeit eine sehr ungewöhnliche Methode, die Menschen in Trancezustände zu versetzen. Seine Methode bestand darin, dass er an den Kranken herantrat, blickte ihn scharf und stur an und rief ihm urplötzlich zu:
" Dormez! "(schlafen Sie!)
Es wird berichtet das fast 50% der Personen in eine spontane Hypnose fielen. Nun muss man auch wissen, dass er eine sehr große und imposante Erscheinung als Mensch darstellte.
James Braid (1795-1860) und der Begriff "Hypnose "
James Braid war ein englischer Augenarzt der viel zur Entwicklung der Hypnose im wissenschaftlichen Sinn beigetragen hat. Lafontaine ein Enkel des Fabeldichters Jean de Lafontaine führte in Manchester öffentlich Hypnose vor. James Braid begab sich dahin und wollte unbedingt dieser öffentlichen Sensation beiwohnen.
Anfangs dachte er, dass alles nur ein Trick sei. Im Verlauf der Vorstellung beobachtete Braid das bei einer Person die Augenlieder wie beim Zwinkern vibrierten.
Als Augenarzt hatte er sich von Beginn an auf die Augen der Personen konzentriert.
Mit seinem ärztlichen Wissen wurde ihm klar, dass dieses Phänomen nicht gespielt sein konnte.
Das Phänomen der vibrierenden Augenlider beschäftigte ihn so sehr, dass er sich sofort entschloss, eigene Versuche anzustellen.
Zuhause bat er seine Frau, seinen Freund Walker und seinen Diener, dass sie ihm als Versuchspersonen zur Verfügung stehen.
Er hielt ihnen den Knopf seiner Lanzettenbüchse in Höhe der Nasenwurzel vor die Augen und war selbst mehr als überrascht, als alle drei Personen in die hypnotische Trance fielen.
James Braid gelang es auch, sich selbst zu hypnotisieren. Er schrieb seine Ergebnisse erstmals 1843 auf und führte den Begriff Hypnose ein.
Von ihm stammt auch der Ausspruch: " Hypnose hilft auch dann, wenn alles andere versagt“.
Während die französischen Wissenschaftler sehr begeistert von seinen Resultaten waren, schenkten ihm im eigenen Lande die Wissenschaftler wenig Aufmerksamkeit. James Braid wurde in seiner Heimat sehr angefeindet und vergessen.
Jean Martin Charcot (1825-1893)
Er war Oberarzt an einer Heilanstalt in Paris und Professor der pathologischen Anatomie. Als Neurologe genoss er internationalen Ruhm.
Besonders seine Arbeiten über Nervenkrankheiten waren in der damaligen Zeit sehr angesehen.
Charcot vertrat in krassem Gegensatz zur „Schule von Nancy“ vollkommen andere Ansichten über die Hypnose.
Wahrscheinlich kam er zu anderen Ergebnissen, weil er mit geisteskranken Patienten experimentierte. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Hypnose eine künstliche Hysterie(1) sei.
1 Hysteria bedeutet im griechischen: Gebärmutter. Die alten Griechen vermuteten, dass bei den hysterischen Charakterstrukturen, die Gebärmutter bei den Frauen im Körper umherwandere.
Nach heutigen Erkenntnissen wird die Hysterie als intelligenteste aller Krankheiten definiert, weil sie jede Krankheit kopieren kann, ohne dass körperliche Befunde erhoben werden können. So gibt es „hysterische Lähmungen, Blindheit usw. Einen wesentlichen Beitrag leistete Freud bei der Neudefinierung des Begriffs.
Als Technik verwendete er explodierende Schießbaumwolle und plötzlich aufflammende „Drummond-Kalklichter“ oder er ließ einen überlauten Gong erschallen. Die Geisteskranken fielen gruppenweise in einen hypnotischen Zustand der ausgelöst wurde durch den plötzlichen Schreck. Von ihm stammt auch der Ausspruch: "Es ist der Glaube, der heilt“.
Damit hat er die „Schreckhypnose“ praktiziert.
Die Schreckhypnose weist Ähnlichkeiten mit der Schreckstarre bei Tieren auf.
Aus heutiger Sicht hat er der Hypnose sehr großen Schaden zugefügt.
An dieser Stelle ließen sich noch zahlreiche andere historische Persönlichkeiten anführen, die sich große Verdienste erworben haben.
Hier seien nur einige genannt:
Der Pariser Arzt Auguste Ambroise Li?beault (1823-1904) gewann den französischen Professor Hyppolyte M. Bernheim (1843-1919) für seine Forschungen in Hypnose. Beide haben die Hypnose sehr erfolgreich eingesetzt und gelten in der Geschichte als die Begründer der „Schule von Nancy“
Erwähnt sei an dieser Stelle der österreichische Arzt und Psychologe Sigmund Freud (1856-1939), der Begründer der Psychoanalyse.
Freud sah in der Hypnose eine Möglichkeit, psychoanalytisch zu arbeiten. Mit dem „Werkzeug Hypnose“ wollte er an die traumatischen Kindheitserlebnisse der Patienten herankommen.
Freud gab die Hypnose dann aber auf. Verschiedene literarische Quellen geben Hinweise darauf, dass die Hypnose ihm „nicht besonders lag“ und dass Freud kein sehr guter Hypnotiseur gewesen sein soll.
Aus der Idee von Freud wurde in der Neuzeit die „Hypnoanalyse“ entwickelt.
Johannes Heinrich Schultz (1884-1970)
Verwandt mit der heterogenen Hypnose ist das autogene Training, dass der Altmeister der Hypnose über viele Jahre hinweg entwickelte und lehrte. Schultz war ein entschiedener Vertreter der „Psychologisierung des Arztes“. Selbst bis ins hohe Alter sei er von erstaunlicher körperlicher und geistiger Vitalität gewesen, weil er seine eigene Methode, die er anderen lehrte, selbst praktizierte. Schultz erkannte die Bedeutung der Psychotherapie im alltäglichen Bereich und hat immer mit Nachdruck darauf hingewiesen. Wahrscheinlich hat er erkannt, dass die meisten Leiden und Krankheiten ihren Ursprung in der Seele haben. Zudem war ihm bewusst, dass das gesunde Verhältnis von Anspannung und Entspannung Krankheiten und Leiden im Keim ersticken kann. Sein publiziertes Autogenes Training (Unterstufe) und die Selbsthypnose empfahl er für den nicht psychiatrischen Bereich. Vielmehr sollten sich die praktischen Ärzte damit anfreunden und ihren Patienten empfehlen.
Sein Verdienst war außerordentlich, weil er auch viele Langzeitstudien anfertigte und diese Ergebnisse wissenschaftlich auswertete.
Außer der Unterstufe des Autogenen Trainings entwickelte er noch die „Oberstufe“, die heute nur wenigen Insidern bekannt ist.