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Verschwörungserzählungen in der Corona-Pandemie

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In Krisenzeiten haben Verschwörungserzählungen Konjunktur. Sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft sind ungewiss, und alles sehnt sich nach Rückkehr in die »Normalität« – oder das, was als solche empfunden wird. Ein wichtiger Aspekt im Umgang mit einer solchen Krisensituation ist die sogenannte Ambiguitätstoleranz, also die Fähigkeit, Ungewissheit und Widersprüche auszuhalten. Für Menschen, die über diese nicht oder nur schwach verfügen, ist eine Krise wie die Corona-Pandemie besonders schwer zu bewältigen. Auch persönliche Faktoren wie die eigene berufliche Situation oder das eigene Selbstwertgefühl spielen dabei eine Rolle. Diese Verunsicherung, Angst und Überforderung mit Komplexität kann dann zur Lösungssuche in Verschwörungserzählungen führen ( Kap. 3). Der Gut/Böse-Dualismus bzw. das Freund/Feind-Schema bieten hier eine einfache Lösung an. So überrascht es nicht, dass mit dem Auftreten eines noch unbekannten Virus auch viele Spekulationen sowohl über das Virus selbst als auch seine Herkunft auftraten. Diese gingen in den sozialen Medien viral, mobilisierten zu Demonstrationen (»Querdenker«) und riefen sogar


Abb. 5: Zeitstrahl (eigene Darstellung, angelehnt an Mohr et al., 2015)

zu Gewalt gegen Sachgegenstände (5G-Funkmasten, Impfstofftransporte), Institutionen (Krankenhäuser, Impfzentren) und Personen (Politiker:innen, Wissenschaftler:innen; Journalist:innen, Ärzt:innen, Pflegepersonal) auf. Dies zeigt die Gefahr, die von Verschwörungserzählungen ausgeht, da sie als Legitimationsgrundlage für Gewalt dienen (Amadeu Antonio Stiftung, 2020). Über diese Ereignisse berichteten sowohl etablierte als auch »Alternative Medien« – letztgenannte glorifizierten die Berichterstattung als Erfolg.

Im Folgenden werden die am häufigsten verbreiteten Verschwörungserzählungen zum Corona-Virus dargestellt und hinsichtlich der Faktenlage erläutert ( Tab. 1):

Tab. 1: Verschwörungserzählungen in der Corona-Pandemie (Amadeu Antonio Stiftung, 2020)





VerschwörungserzählungFakten

Auch diese Übersicht verdeutlicht, dass alte wie neue Verschwörungsmythen in die daraus generierten Erzählungen eingebaut oder auf alte Ideologien projiziert werden. Weiterhin wird die Adaptions- und Evolutionsfähigkeit von Verschwörungserzählungen erkennbar: Religiös-extremistische Motive sowie der »Klassiker« der (jüdischen) Weltverschwörung werden bedient, wobei das Merkmal der Wissenschaftsleugnung und -feindschaft dem (Verschwörungs-)Glauben diametral gegenübersteht. Somit wirkt die Corona-Pandemie einmal mehr als Projektionsfläche, Katalysator und Brennglas für gesellschaftliche Tendenzen, die nun verstärkt und beschleunigt in Erscheinung treten und buchstäblich viral gehen.

Basiswissen Verschwörungsmythen

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