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Ne Ruheständler

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Wer Rentner ist, ihr liebe Leut,

der hat heut alles – nur kein Zeit.

Wie war dagegen doch vordem,

das Büro-Dasein so bequem.

Da saß ich bei der Firma Schmitz

den ganzen Tag auf meinem Sitz.

Da hat die Zeit sich ungelogen,

wie Gummi in de Läng gezogen.

Ich machte pünktlich jede Stunde

mit meinem Kaffeepott die Runde,

und mehrmals täglich unverdrossen

hab ich den Gummibaum begossen.

Und hin und wieder kam der Schmitz

ganz unverhofft ereinjeflitzt,

dann hat der sich bald umgebracht,

weil ich ein Nickerchen gemacht.

Ich bin noch heute ganz verschreckt,

so oft hat der mich aufgeweckt.

Ich weiß et noch, als wär et heut,

wie ich mich auf den Tag gefreut,

wo ich am letzten Arbeitstag

dem Alten meine Meinung sag.

Dann sag ich dem von Mann zu Mann,

was der mich kreuzweis alles kann.

Den mach ich vor der ganzen Crew,

mach ich den Burschen zu Ragout.

Und hinterher, das tut mir gut,

ist dieser Herr so klein – mit Hut.

Doch wie er dann so vor mir stand,

nen Strauß mit Blumen in der Hand,

schön eingepackt in Zellophan,

für 6 Euro 90 – der Preis hing noch drahn,

hat der so lieb von mir gesprochen:

Sein bestes Pferd – im Kaffeekochen,

pünktlich stets auf die Minute –

bei jeder Feierabendtute.

Auch war ich stets, so sprach er weiter,

ein aufgeweckter Mitarbeiter.

Was ich nicht alles Nicht gemacht,

das hätt er nicht von mir gedacht.

Nachdem er mich so hoch gehuldigt,

hat sich der Alte dann entschuldigt,

von wegen Konferenz und so,

gab mir ´ne Pulle – JABIKO,

drückt mir die Blümchen in die Hand,

dann stand ich da – im Ruhestand,

und dachte bei mir: Ei verflixt,

er hat dich wieder ausgetrickst.

Wir Rentner sind ja heutzutag,

als Wirtschaftsfaktor sehr gefragt.

In jedem Baumarkt bin ich zu Haus.

In der Hobbyabteilung, da kenn ich mich aus.

Erst gestern noch bin ich da durchgelaufen,

wollte eigentlich nur en Nägelchen kaufen.

Ich bin dann bei ´ne junge Spund,

der grade an der Auskunft stund.

Ich sage: Hallo, junger Mann,

so‘n Einzelnagel muss ich han,

so zwei ein halb bis drei Zoll Länge

für dat Bild von der Oma drahn opzehänge.

Da sagt mir die gebrannte Mandel,

die gibt es nur im Einzelhandel.

Zum Glück kam der Abteilungsleiter,

der war so nett und half mir weiter.

Einzelnägel? Dat triff sich joot,

die ham mer heut im Angebot.

Und wenn se viele davon kaufen,

dann sparen se ´nen ganzen Haufen.

Da gibt et jede Menge Zinse,

je mehr dat sie kaufen, desto billiger sin se.

Mit 4 Kilo Nägel – marschier ich zur Kasse –,

da staut sich in Schlangen die breite Masse.

Die kürzeste Schlange, die such ich mir aus,

und denk mir, hier bis du am schnellsten raus.

Doch wenn ich dann merke, et jeht nicht voran,

probier ich et mal in der Schlang nebenan.

Doch ich weiß et nicht, ich kann tun was ich will,

da wo ich mich anstell, die Schlange steht still.

Dagegen ist die, die ich eben vertauscht,

im Nullkommanix durch die Kasse gerauscht.

Aber irgendwann hab ich den Stau überwunden,

hinter mir lauern jetzt zwei Dutzend Kunden.

Ich – mit 4 Kilo Nägel – zum Zahlen bereit,

natürlich mit Bank-Card – man geht mit der Zeit.

Doch immer wieder hab ich Kummer

mit der geheimen Zahlennummer.

Die ist mitunter so geheim,

die fällt mir einfach nicht mehr ein.

Nach drei vergeblichen Versuchen,

die 19 Euro abzubuchen,

versuch ich´s auf die alte Masche

mit Kleingeld aus der Hosentasche.

Die Kassendame unter Quälen

hilft mir derweil beim Kleingeldzählen,

und hinter mir drei Dutzend Minsche

sehn aus, als wollten se mich lynche.

Nach 5 Minuten stell ich fest:

Es fehlt nur noch ein kleiner Rest.

Doch die Kassandra will mitnichten

auf die sieben Cent verzichten,

nimmt mir stattdessen – zappzarapp,

die schönen Nägel wieder ab,

drückt mir mein Kleingeld in die Hände

und wünscht ein schönes Wochenende.

Total frustriert, wie ein Karnickel,

schwing ich mich auf mein „Mountenbickel“

und schwör beim Barte des Propheten,

den Laden nie mehr zu betreten.

Doch hundert Meter vor daheim

fällt mir meine Glückszahl wieder ein.

Ich – schnell zurück im Affenzahn,

schweißgebadet komm ich ahn,

verkündet mir ein Zerberus:

Feierabend – Ladenschluss.

Wenn du dir das so überlegs:

drei Stunden war ich unterwegs,

ohne Nagel in der Hand

komm müdgestrampelt ich an Land.

Mein Adelheid macht mich zur Schnecke,

wo ich den ganzen Tag rumstecke,

und was ich mir dabei gedacht –,

die Betten wären noch nicht gemacht –,

kein Mittagessen auf dem Tisch,

ich wär ein müder Heinerich,

ein richtig fauler Bummelant.

Und sowas nennt sich Ruhestand.

ZU-GA-BE!

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