Читать книгу Kalte Kernreaktion - Willi Meinders - Страница 14

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Gewinninteressen

Die folgenden Kapitel sind immer wieder von Geschichten, Tendenzen und Vorkommnissen durchzogen, die eines zeigen: wie unwillkommen die Kalte Fusion ist. Beim Verbraucher selbst, bei den Menschen in Stadt und Land, in Entwicklungs- und Schwellenländern, überall wäre die Kalte Fusion hoch willkommen, wenn man sie denn kennen würde. Denn sie befreit vom Preisdiktat der Energiekonzerne, sie schont die Umwelt und ist billig. Aber die Menschen kennen sie nicht und so baut sich kein politischer Druck auf, um der Kalten Fusion den entscheidenden Schub zu verleihen. Die Heiße Fusion dagegen wird seit Jahrzehnten mit Unmengen Geldes versorgt, weil sie einerseits wissenschaftlich logisch, aber andererseits eine „Feigenblatt“-Funktion auf dem Gebiet der sauberen Atomforschung innehat, obwohl sie von Anfang an den Keim der Erfolglosigkeit in sich trug. Wissenschaftler, die sonst viel Zeit damit verbringen, Forschungsbudgets zu erlangen, haben mit der Heißen Kernfusion seit Jahrzehnten das große Los gezogen: Geldsorgen gibt es nicht und Politik und Öffentlichkeit stört es nicht, dass von jeher keine Erfolge sichtbar und auch nicht zu erwarten sind. Stattdessen haben wir eine Jahrzehnte währende „Ankündigungspolitik“, die jeden Wahlkampf bei weitem in den Schatten stellt. Selbst wenn die Heiße Kernfusion irgendwann gelingen sollte stellen sich zwei entscheidende Fragen:

1. Produzieren die Anlagen tatsächlich Überschussenergie, also mehr Energie als sie selbst verbrauchen und 2. Zu welchem Preis. – Es ist zu vermuten, dass selbst die heutigen Techniken der Wind- und Solarenergie billigere Energie produzieren als eine Heiße Kernfusion liefern könnte. Dabei sind die Milliardenbeträge nicht mitgerechnet, die die Forschungen zur Heißen Fusion seit rund 30 Jahren bereits verschlungen haben. Die Forschungen zur Kalten Fusion werden dagegen seit jeher von Idealisten auf eigene Kosten betrieben, die es sich trotz ihrer nachweisbaren Erfolge zudem gefallen lassen müssen, von großen Teilen der Fachwelt verspottet und angefeindet zu werden.

Eine Ausnahme bilden die Forschungen des US-Militärs und der NASA. Eine Zusammenarbeit mit dem US-Energieministerium (DOE) findet übrigens dabei so gut wie nicht statt. Warum ist das so und warum tut sich die Presse so schwer, positiv über die Kalte Fusion zu berichten, warum interessiert sich die Politik kaum und, vor allen Dingen, warum gibt es so viel aktiven, verbissenen und zähen Widerstand gegen die Kalte Fusion? Da kommt einem zunächst der Begriff „Verschwörungstheorie“ in den Sinn, der heute gelegentlich leider auch als Universalschlüssel dazu genutzt wird, um Diskussionen abzuwürgen. Aber bei der KF gibt es keine Verschwörung: Man verhindert sie, weil man es kann, und zwar aus den unterschiedlichsten Motiven und Interessenlagen. Dabei kann man sich darauf verlassen, dass die breite Öffentlichkeit sich diesem Verhindern nicht entgegenstellt, denn der Unterschied zwischen Heißer und Kalter Fusion und Kernspaltung wird nicht verstanden, die Auswirkungen der Einsteinschen Formel E=MC2 schon gar nicht. In diesem Nebel der Unwissenheit lässt sich zu Lasten der Verbraucher massig Geld verdienen. (Und die Schere zwischen „arm“ und „reich“ öffnet sich weiter und weiter.) Der Kampf um das „schwarze Gold“ (ich beschränke mich hier auf das Erdöl) wird in seiner Konsequenz und Brutalität nur noch vom Drogenhandel übertroffen. Es werden Kriege geführt, Staatsgrenzen nach Bedarf verschoben, Regierungen gestürzt oder eingesetzt. Ein Beispiel: Der demokratisch gewählte Premierminister des Iran, Mossadegh, wollte 1953 die Ölindustrie verstaatlichen, deren Einnahmen bisher ins Ausland abflossen. Durch die Geheimoperation „Ajax“ wurde Mossadegh gestürzt. Der Plan wurde zuvor vom englischen Premierminister Churchill und dem amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower genehmigt und mit einem Budget ausgestattet. Mit Hilfe der CIA inszenierte man einen Putsch, der Mossadegh das Amt kostete. Erst vor wenigen Jahren hat man sich für dieses Vorgehen beim Iran entschuldigt. Angeblich sehnte sich das Volk nach der Rückkehr des Kaisers, Schah Mohammad Reza Pahlavi. Der war völlig überrascht, als man ihn an einer Bar in Griechenland auftrieb und in sein „Amt“ als Kaiser (Schah) einsetzte. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: dem Volk wird eingeredet, dass es besser sei, einen „Herrscher auf dem Pfauenthron“ zu haben, anstatt die Öleinnahmen im Land zu halten und sinnvoll einzusetzen. Geradezu zynisch, aber eher wohl einfach dumm waren während seiner Regierungszeit weltweit die Berichterstattungen in der „Yellow Press“ über das Glamour-Paar Pahlavie und seine Frau Soraya, die er später zu Gunsten von Farah Diba verstieß, weil sie ihm keinen Thronfolger schenkte. Man war voller Bewunderung und die Menschen in aller Welt ließen sich von dem Glanz des Kaiserpaares blenden. – Auf die Unwissenheit „des Volkes“ scheint man sich eben verlassen zu können. Vom Verlust der Demokratie ganz zu schweigen. Es ist leicht, über die „Operation Ajax“ zu recherchieren, das Internet ist voll davon. Eine von vielen Quellen ist der Artikel „Irans gestohlene Demokratie“: (Link 2) Warum wählte man diese eindeutig kriminelle Vorgehensweise: Es war der Durst nach billiger Energie und der Durst auf praktisch unbegrenzte Profite. Diese Politik setzt sich fort bis heute, Kriege wurden geführt und Kriegsgründe werden erlogen. Was ist das „Wunderbare“ am Erdöl? Für die Verkaufserlöse muss man kaum arbeiten. Nicht immer musste man das Öl „pumpen“. Die Lagerstätte wurde angebohrt und der Druck der darüber liegenden Erdschichten ließ es nach oben quellen oder es ergoss sich sogar in hohen Ölfontänen, die dann mit Ventilen gebändigt werden mussten. – Den Rest an dieser Gewinnoptimierung erledigt bis heute das Kartell der OPEC. An der Kalten Fusion lässt sich nichts verdienen, die Rohstoffe sind praktisch umsonst und zudem reichlich, für tausende von Jahren, vorhanden, zudem geht der Verbrauch dieser Rohstoffe gegen null. Denn verbraucht wird ja nur deren „Bindungsenergie“. Die Unterschiede könnten krasser nicht sein: Überall auf der Welt, wenn man nicht von Ölvorkommen profitieren kann, geht man brav zur Arbeit und schafft Güter zur eigenen Versorgung oder zum Verkauf. Wenn dagegen in Saudi-Arabien ein dortiger Staatsangehöriger einer profanen Beschäftigung nachgehen soll, zahlt ihm der Staat das Doppelte oder Dreifache seines Einkommens als Zuschuss dazu. Die wirkliche „Arbeit“ wird in der Regel von jämmerlich bezahlten Gastarbeitern erledigt. Wenn Saudi-Arabien, außer dem Erdöl, etwas exportiert, ist das die mittelalterliche, gewaltaffine Religion des Wahabismus, einer besonders rückwärtsgewandten Form des Islam. Überall auf der Welt finanziert Saudi-Arabien den Bau von Moscheen. Aber nicht nur das: Saudi-Arabien finanzierte auch das Attentat auf das World-Trade-Center. Ob dies durch staatliche Stellen oder einflussreiche Bürger geschah, sei dahingestellt. Praktisch alle Attentäter kamen aus Saudi-Arabien. Länder wie Saudi-Arabien sind zur Finanzierung ihrer Staatsausgaben auf Öleinnahmen angewiesen. Man braucht dort einen Ölpreis von rund 70–80 $ pro Barrel, um den Haushalt zu finanzieren, andere Länder brauchen weniger oder mehr: Venezuela 117,5, Nigeria 139, Kuwait 49. Diese Länder können leicht selbst ausrechnen, wann ihnen das Geld ausgeht, wenn sich erneuerbare Energien und die Nuklearenergie in ihren verschiedenen Formen weiter durchsetzen. Wenn man sich vorstellt, welche riesigen Summen die Öleinnahmen ausmachen, ist es leicht vorstellbar, dass alle Formen des Lobbyismus (in allen seinen Ausdrucksformen) zum Einsatz kommen, um diese Einnahmen zu sichern und zu halten. Wieviel „Trolle“, „Desinformanten“, „Lobbyisten“, „Influencer“ aller Art auf den Gehaltslisten der Energie-Lobby stehen, lässt sich nur erahnen. Eher schlimmer sind politische Einflussnahmen und die Einflussnahme auf Massenmedien. Genug Geld hat man ja. Andere ölproduzierende Länder und Regionen sind von einem Verfall der Ölpreise unterschiedlich betroffen, es hängt davon ab, wie hoch der Anteil der Öleinnahmen am gesamten Steueraufkommen ist. Bei Russland spricht man z. B. im Spaß von „einer Tankstelle mit angeschlossenem Staatswesen“. Bei vielen Ölförderstaaten geht es also um nichts weniger als um die Existenz. Der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte WTI (West Texas Intermediate) liegt seit Monaten (Ende 2020) bei plus/minus 40/55 $. Der zum Ausgleich des Staatshaushaltes in Saudi-Arabien nötige Preis von 70–80 $ ist in den letzten fünf Jahren nur 2018 für einige Zeit erreicht worden. Die staatliche saudische Ölfördergesellschaft Aramco hat sich verpflichtet, jährlich eine Dividende von 75 Mrd. $ zu zahlen, wovon der größte Teil in den Staatshaushalt Saudi-Arabiens einfließt. In Verkennung der eigenen Situation finanziert Aramco derzeit diese Dividende mit der Aufnahme von Schulden. Wenn die Instrumentarien des Kartells weiterhin nicht funktionieren, wird man Krisen benötigen, um den Ölpreis in die Höhe zu treiben. Bei einer Krise steigt die Angst vor einer Verknappung des Angebotes und Verknappungen, befürchtete oder tatsächliche, lassen die Preise steigen. Ein paar Schüsse in der Straße von Hormus reichen. Auch bei der erdölverarbeitenden Industrie geht es um die Existenz. Dabei sprechen wir von „Big-Oil“, den großen Raffinerien und Vermarktern wie Esso, Shell usw. Ich spreche hier von Entwicklungen, die bereits eingesetzt haben, die mittelfristig eintreten werden oder erst in Jahrzehnten eintreten. Denn industrielle Strukturen ändern sich nicht von heute auf morgen. Nur eines ist klar: Aktienkurse nehmen absehbare Entwicklungen voraus. Das bedeutet, wenn klar werden sollte, dass Erdöl auf lange Sicht wertlos wird (und solche Schlagzeilen gab es schon) geht der Preis von Erdöllagerstätten schon bald „in den Keller“, denn Erdöl, das im Boden bleibt, ist nichts wert und kann damit auch nicht mehr als Sicherheit für Kredite dienen.

Es geht aber auch um die Energiekonzerne, die mit der Förderung und Vermarktung von Erdöl wenig zu tun haben, wie EON, Vattenfall u. a. Diese Versorger nutzen zwar im Wesentlichen andere Energiequellen als Erdöl, aber sie wären von einer breiten Einführung der Kalten Fusion auf längere Sicht massiv betroffen. Der Grund: In letzter Konsequenz benötigt die Kalte Fusion kein Verteilernetz. Alle diese Versorger können mit jeglicher Art von Energie „leben“, solange sie die Verteiler sind. Die zentrale Erzeugung von Strom ist das Lebenselixier der Versorger. Wenn man einmal das Monopol der Durchleitung hat, bedient sich an den Einnahmen natürlich auch der Staat. Er verteuert nicht nur den Strom, sondern sorgt auch dafür, dass Führungspositionen mit eigenen Parteimitgliedern besetzt werden. Dabei ist mir natürlich klar, dass diese Zuschläge überwiegend sinnvoll, z. B. zur Förderung der Wind- und Solarenergie eingesetzt werden. Aber: Die Verteilung von Strom dient auf diesem Wege als Finanzierunginstrument des Staates und hat uns so die teuerste Elektrizität der Welt beschert. Das heißt, auch bei den Energiekonzernen geht es auf lange Sicht um die Existenz. Auch deswegen kann man sich eher für die sog. Heiße Fusion erwärmen: sie ist nämlich Großindustrie und benötigt zwingend ein Netz zur Verteilung der Energie. So ist dann ihre Unterstützung der Heißen Fusion sicher auch eine Strategie zur Zukunftssicherung. Vor Jahren habe ich mich einmal für eine andere Form alternativer Energiegewinnung interessiert. Dazu sollte ein Physiker einer deutschen technischen Hochschule Stellung nehmen. Dieses, natürlich ablehnende, Gutachten kam, aber es wurde auch bekannt, dass dieser Hochschulangehörige gleichzeitig im Telefonbuch eines Energiekonzerns aufgeführt war. – Die Energiekonzerne sorgen mit Forschungsaufträgen an die deutsche Wissenschaft dafür, dass diese sich in „die richtige Richtung“ bewegt.

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