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2. DER MITTLERE MISSOURI

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25. August – 26. Oktober 1804

25. August [CLARK] Capt. Lewis und ich beschlossen, den Hügel zu besichtigen, der sämtliche Nationen in dieser Gegend solchen Schrecken einflößt … Dieser Hügel sieht wie ein Kegel aus … Unser Hund war so erhitzt und ermüdet, dass wir gezwungen waren, ihn zum Wasserlauf zurückzuschicken. Um zwölf Uhr erreichten wir den Hügel. Captain Lewis war von der besonderen Hitze des Tages stark erschöpft und befand sich wegen der Vorsichtsmaßregeln, die er ergreifen musste, um die Wirkungen des Kobalts und der mineralischen Substanz einzuschränken, in entkräftetem Zustand. Diese Substanzen hatten ihn wahrscheinlich vor zwei Tagen vergiftet. Sein Verlangen nach Wasser und der große Durst mehrerer anderer Männer veranlassten uns, auf die erste Wasserstelle zuzustreben … Die regelmäßige Form dieses Hügels führt zunächst stark zur Annahme, dass er von Menschenhand erschaffen ist; aber da der Boden mit losen Kieselsteinen und anderen Substanzen, aus denen er besteht, große Ähnlichkeit mit dem Steilhang aufweist, der an das benachbarte Flüsschen grenzt, schlussfolgerten wir, dass er höchstwahrscheinlich doch ein Werk der Natur ist … Die umliegenden Ebenen sind offen, baumlos und weitflächig eben: Folglich treibt der Wind, aus welcher Gegend er auch blasen mag, mit ungewöhnlicher Kraft über die nackten Prärien und gegen diesen Hügel. Verschiedenste Insekten werden durch die Kraft des Windes unwillkürlich hin zu dem Erdhügel getrieben, oder sie fliegen zu seiner windabgewandten, geschützten Seite, dass dort immer wieder große Scharen kleiner Vögel, deren Nahrung sie sind, hinfliegen.

Ein Zeichen dafür, dass dieser Hügel Wohnsitz einiger besonderer Geister sei, wie es die Indianer glauben, ist, dass man häufig eine große Ansammlung von Vögeln um diesen Erdhügel herum beobachten kann. – Meiner Meinung nach reicht allein diese Beobachtung aus, um in ihrem ungeordneten Verstand einen sicheren Glauben an all die Eigenschaften, die sie ihm zuschreiben, zu festigen. Vom Gipfel dieses Hügels erblickten wir eine überaus prächtige Landschaft; zahlreiche Büffelherden konnten wir in verschiedenen Richtungen beim Weiden sehen, die Ebene nach Nordwesten und Nordosten erstreckt sich endlos, soweit das Auge reicht. Der Boden dieser Ebenen ist herrlich.

[WHITEHOUSE] Einige unserer Männer haben neun Welse gefangen. Fünf von ihnen waren besonders groß und wogen im Durchschnitt jeder 100 Pfund.

26. August [LEWIS und CLARK, Abkommandierungsbefehle] Die befehlshabenden Offiziere haben es für richtig befunden, Patrick Gass zum Sergeant im Korps der Freiwilligen für die Nordwestliche Entdeckungstour zu ernennen, ihm ist somit zu gehorchen und er soll dementsprechend respektiert werden. Sergeant Gass wird befohlen, die Verantwortung für die Gruppe des verstorbenen Sergeants Floyd zu übernehmen … Die kommandierenden Offiziere sind aufgrund seiner bisherigen pflichtgetreuen Dienste davon überzeugt, dass Sergeant Gass diesen Eindruck auch weiterhin bestätigen wird und in Zukunft die ihm obliegenden Pflichten als Sergeant mit umsichtiger Aufmerksamkeit erfüllen wird. Die kommandierenden Offiziere werden noch weiter in der hohen Meinung bestärkt, die sie sich schon früher von der Fähigkeit, Redlichkeit und Integrität des Sergeants Gass gebildet hatten, weil seine Ernennung zum Sergeant mit der ausdrücklichen Zustimmung der Mehrheit seiner Kameraden und auf deren ausdrücklichen Wunsch erfolgt ist.

27. August [CLARK] G. Drewyer traf ein und teilte mit, dass er weder Shannon noch Pferde finden könne. Wir schickten Shields und J. Fields zurück, um Shannon und den Pferden nachzustellen … Wir ließen die Prärie anzünden, damit die Sioux merken, dass wir am Fluss sind und als ein Signal für sie hierherzukommen. Um zwei Uhr passierten wir die Mündung des Flusses Jacques oder Yankton. Ein Indianer an der Mündung dieses Flusses schwamm zur Piroge, wir gingen an Land und zwei andere kamen dazu. Die Indianer informierten uns, dass ein großes Lager der Sioux am Fluss Jacques in der Nähe der Mündung aufgeschlagen sei. Wir sandten Sergeant Pryor und einen Franzosen mit Mr. Dorion, dem Sioux-Dolmetscher, zu dem Lager mit der Anweisung, die wichtigsten Häuptlinge einzuladen, mit uns an einem Steilufer namens Calumet Rat zu halten.

28. August [CLARK] Captain Lewis und ich selbst sehr indisponiert. Ich denke von dem Maisbrei, den wir anstatt Brot zu uns nehmen.

[CLARK] Eine der Pirogen lief auf einen Baumstumpf auf und war nach Meinung der Truppe fast am Sinken. Wir gingen unterhalb des Calumet-Steilufers vor Anker und errichteten ein Lager in einer wunderschönen Ebene beim sanften Anstieg zum Hochland. Die beschädigte Piroge ließ ich ausladen und die Ladung in die andere Piroge verstauen, die wir zurückschicken wollten.

Nachdem wir sie untersucht und festgestellt hatten, dass sie zum Einsatz untauglich geworden war, beschlossen wir, sie mit der Truppe zurückzuschicken. Ein Teil der Ladung war stark beschädigt … J. Shields und J. Fields, die zurückgeschickt worden waren, um Shannon und die Pferde zu suchen, kamen wieder zurück und teilten uns mit, dass Shannon mit den Pferden eine Nasenlänge voraus war und sie ihn nicht einholen konnten. Da dieser Mann kein erstklassiger Jäger ist, beschlossen wir, ihm einen Mann mit einigen Vorräten hinterherzuschicken.

29. August [CLARK] Ich bin sehr mit Abschreiben beschäftigt. Um vier Uhr nachmittags kamen Sergeant Pryor und Mr. Dorion mit fünf Häuptlingen und etwa 70 Mann etc. auf der gegenüberliegenden Seite an. Wir schickten eine Piroge und Mr. Dorion sowie sein Sohn, die mit den Indianern Handel treiben, kamen mit Sergeant Pryor herüber und informierten uns, dass die Häuptlinge eingetroffen seien. Wir schickten Sergeant Pryor und den jungen Mr. Dorion mit etwas Tabak, Mais und einigen Kochtöpfen zu ihnen zurück und mit der Anweisung, die Häuptlinge zu informieren, dass wir morgen zu ihnen sprechen würden … Sergeant Pryor unterrichtet mich, dass in der Nähe des Indianerlagers Männer mit einer Büffelrobe auf sie gewartet hätten, um sie zu tragen. Mr. Dorion habe ihnen gesagt, [»]sie wären nicht die Eigentümer der Boote und wünschten nicht, getragen zu werden« – die Sioux-Zelte sind hübsch, in Kegelform und mit Büffelhäuten bedeckt, mit verschiedenen Farben bemalt und alle dicht und ansehnlich angeordnet. Sie haben in der Mitte einen offenen Teil, der als Feuerstelle vorgesehen ist. Jeder Wigwam hat einen abgetrennten Platz zum Kochen, in den Wigwams leben zehn bis 15 Personen. – Als Geschenk für die Truppe und als Zeichen ihres großen Respekts überreichten sie uns einen fetten Hund, von dem sie herzhaft mitaßen und ihn für gut und schmackhaft hielten.

[ORDWAY] Wir haben reichliche Vorräte an feinem fettem Wels, dem in dieser Jahreszeit häufigsten Fisch. Gestern Abend haben wir mehrere große Welse gefangen. Der Missouri-Fluss spendet uns Fisch in Hülle und Fülle und das Land eine Fülle aller Art von Wild.

30. August [CLARK] Nachdem wir einige Geschenke für die Häuptlinge vorbereitet und eine Rede fertiggestellt hatten, die wir ihnen zu halten beabsichtigten, schickten wir Mr. Dorion in einer Piroge zu den Häuptlingen und Kriegern, um sie zu einer Beratung unter einer Eiche in der Nähe eines hohen Mastes einzuladen, an dem unsere Fahne wehte. Um zwölf Uhr trafen wir zusammen, und Captain L. hielt die Rede. Wir zeichneten einen als Oberhäuptling aus, indem wir ihm eine Medaille und einige Kleidungsstücke gaben, und einen zweiten und drei dritte Häuptlinge auf ähnliche Weise. Alle empfingen unsere Zuwendungen mit Vergnügen. Dem Oberhäuptling überreichten wir eine Fahne und eine Urkunde5 und einen Wampum mit einem Hut und Häuptlingsmantel. Wir rauchten die Friedenspfeife, und die Häuptlinge zogen sich in eine von ihren jungen Männern aus Büschen gemachten Laubhütte zurück, um ihre Geschenke zu teilen, zu rauchen, essen und Rat abzuhalten … Die Sioux sind stämmige, kühn blickende Leute (die jungen Männer ansehnlich) und gut gewachsen, die meisten benutzen Bogen und Pfeile, einige haben Steinschlossflinten. Die Krieger sind üppig mit Farbe, Stachelschweinborsten und Federn geschmückt, tragen lange Beinkleider und Mokassins und sind alle mit Büffelgewändern verschiedener Färbung bekleidet. Die Squaws tragen und weiße Büffelüberwürfe. Ihre schwarzen Haare fallen über Hals und Schultern herab.

[ORDWAY] Nach Einbruch der Dunkelheit machten wir ein großes Feuer für die Indianer, um einen Kriegstanz zu erleben, alle jungen Männer bereiteten sich auf den Tanz vor. Einige von ihnen bemalten sich in merkwürdiger Weise, manche das ganze Gesicht weiß, eine Trommel wurde gebracht, und die Musiker fingen an, auf ihren kleinen Instrumenten zu spielen und die Trommel zu schlagen, dazu wurde gesungen. Die jungen Männer begannen, um das Feuer herumzutanzen. Es begann immer mit einem Hüpfen und Gebrüll und endete mit dem Gleichen, und in bestimmten Abständen erhob sich einer der Krieger mit seiner Waffe und sprach davon, was er früher gemacht und welche kriegerischen Handlungen er vollbracht hat etc. Dies ist für sie von Verdienst. Sie bekennen dabei, wie viele sie getötet haben und von welcher Nation sie waren oder wie viele Pferde sie gestohlen haben etc. Sie lagerten längsseits von uns und benahmen sich ehrenhaft.

31. August [CLARK] Ich nahm ein Vokabular der Sioux-Sprache auf und notierte die Antworten auf einige Nachfragen, die sich auf ihre Situation, Handel, Zahl der Kriege etc. bezogen. Die Nation ist in 20 Stämme geteilt, welche separate Interessen hegen. Insgesamt sind sie zahlreich, d. h. etwa zwei- bis dreitausend Personen, ihre Interessen sind so unterschiedlich, dass einige Gruppen im Krieg mit Nationen stehen, mit denen andere Gruppen auf bestem Fuß leben. Diese große Nation, der die Franzosen den Spitznamen Sioux gegeben haben, nennt sich selbst Dar co tar. Sonderbarerweise haben sie bloß bedingt eine eigene Sprache, viele ihrer Wörter sind in jeder Beziehung die gleichen wie bei den Mahar, Poncas, Osage und Kansas. Das beweist eindeutig, dass diese Nationen irgendwann, wahrscheinlich vor weniger als einem oder zwei Jahrhunderten, vereint gewesen sind. Diese Dar co tars oder Sioux wohnen oder wandern über das Land am Red River des Lake Winnipeck, St. Peters und im Westen des Mississippis oberhalb der Prairie Du Chien an den Quellen des Flusses Des Moines und dem Missouri auf der Nordseite. Sie befinden sich nur mit acht Nationen im Frieden und ihrer eigenen Einschätzung nach mit mehr als zwanzig im Krieg. Handel treiben sie mit den Briten, mit Ausnahme dieser Gruppe hier und einer weiteren am Des Moines, die mit den Händlern von St. Louis Geschäfte machen. Sie liefern Biber-, Marder-, Wolf-, Luchs-, Bären- und Hirschhäute; unter ihnen leben 40 Händler. Die Dar co tar oder Sioux wandern umher und folgen den Büffeln, sie pflanzen weder Mais noch Sonstiges, da die Wälder und Prärien ausreichenden Lebensunterhalt bieten. Sie essen Fleisch und nehmen Bodenkartoffeln, die in den Prärien wachsen, als Brotersatz.

3. September [CLARK] Wir entdeckten Spuren der zwei Männer Shannon und Colter. Shannon schien Colter voraus zu sein.

4. September [CLARK] 4 ½ Meilen flussaufwärts passierten wir auf der Backbordseite die Mündung des Flusses Que Courre (Schneller Fluss) und gingen etwas oberhalb an Land. Dieser Fluss ist an der Mündung 152 Yards breit und vier Fuß tief und häuft Sande auf wie der Platte (nur körniger), die in seiner Mündung Sandbänke bilden. Ich ging den Fluss drei Meilen aufwärts und gelangte zu einer wunderschönen Ebene, wo früher eine Pania-Siedlung stand. Der Fluss verbreitert sich oberhalb seiner Mündung stark und ist durch Sandbänke und Inseln unterbrochen, die Strömung ist sehr schnell und wegen der Sandbänke selbst für Kanus nur mit Schwierigkeiten befahrbar. Er ist von heller Farbe, wie der Platte.

5. September [CLARK] Schickten Shields und Gibson zu den Ponca-Siedlungen, die am Ponca River auf der unteren Seite etwa zwei Meilen von der Mündung entfernt in einer offenen, schönen Prärie gelegen sind. Zu dieser Zeit ist diese Nation außer Reichweite und auf Büffeljagd. Es werden weder Mais noch Bohnen angebaut, Gibson tötete einen Büffel in der Siedlung. Die zwei Männer, die schon mehrere Tage abwesend sind, sind uns voraus.

7. September [CLARK] Captain Lewis und ich gingen stromaufwärts zu dem kegelförmigen Gipfel, er ist etwa 70 Fuß höher als die Hochebenen ringsumher.

Nachdem wir die Kuppel hinuntergestiegen waren, entdeckten wir eine Ansammlung kleiner Tiere, die in der Erde gruben (diese Tiere werden von den Franzosen ›kleine Hunde‹ genannt). Wir töteten eines und eines fingen wir lebend, indem wir eine große Menge Wasser in sein Loch gossen. Wir versuchten, bis zur Höhle eines der Tiere hinunterzugraben, aber nachdem wir sechs Fuß gegraben hatten, ließen wir eine Stange hinunter und stellten fest, dass wir noch nicht einmal die Hälfte bis zu seiner Behausung gegraben hatten. Wir fanden zwei Frösche in dem Loch und töteten ganz in der Nähe eine dunkle Klapperschlange mit einer solchen Erdratte im Bauch (diese Ratten sind sehr zahlreich). Das Revier dieser Tiere geht über ungefähr vier Acres Boden auf einem sanft abfallenden Abhang und enthält oben am Hang viele Löcher, aus denen diese kleinen Tiere sich aufrichten und ein pfeifendes Geräusch von sich geben. Bei Gefahr schlüpfen sie schnell in ihr Loch. Wir schütteten in eines der Löcher fünf Fass Wasser, ohne dass es voll wurde. Man sagt, dass eine Art Eidechse, auch eine Schlange mit diesen Tieren in Gemeinschaft lebt. Wir können dies aber nicht bestätigen.

[ORDWAY] Shields tötete einen Präriehund, der den Captains zum Abendessen zubereitet wurde.

10. September [CLARK] Auf einem Hügel backbords entdeckten wir das Rückgrat eines Fisches, 45 Fuß lang und zum Schwanz hin sich verjüngend und einige Zähne etc. Die Gelenkstücke waren abgetrennt und alle versteinert. Gegenüber dieser Insel gibt es 1 ½ Meilen vom Fluss entfernt eine große Salzquelle mit hohem Salzgehalt.

11. September [CLARK] Hier stieß der Mann wieder zu uns, der uns vor 22 Tagen mit den Pferden verlassen hatte, seitdem uns voraus war und beinahe verhungerte. Seit zwölf Tagen hatte er keine Nahrung außer Weintrauben und einem Hasen, den er erlegte, indem er ein Stück hartes Holz statt einer Kugel verschoss. Weil er annahm, das Boot sei ihm voraus, war dieser Mann vorangeeilt, solang er konnte, und als er schwach und klapprig wurde, entschloss er sich aufzugeben und auf ein Handelsboot zu warten, das kommen sollte. Er sparte ein Pferd als eiserne Reserve auf. So wäre ein Mann in einem Land des Überflusses aus Mangel an Gewehrkugeln oder einer anderen Waffe, die sich zum Töten eines Wildtieres geeignet hätte, fast verhungert.

13. September [LEWIS] Ich tötete ein … Stachelschwein; ich entdeckte es in einem Silberpappelbaum in der Nähe des Flusses auf dem Backbordufer. Die Blätter der Silberpappeln waren zerrupft. Ich nahm deshalb an, dass es sich in dieser Jahreszeit am Blätterwerk der Bäume mästet. Das Fleisch dieses Tieres ist eine wohlschmeckende und gesunde Nahrung. Die Stacheln hatten noch nicht ihre übliche Länge erreicht.

14. September [CLARK] Bei meinem Erkundungsgang tötete ich einen der in dieser Gegend häufigen Gabelböcke. Er ist etwa so hoch wie ein ausgewachsener Hirsch, nur ist sein Körper kürzer, die Hörner sind nicht sehr hart und gabeln sich oberhalb des Ansatzes. Eine Geweihsprosse ist kurz, die andere rund und scharf gekrümmt, sie wachsen unmittelbar über seinen Augen. Sein Fell ist hellgrau, hinter den Ohren verläuft ein schwarzer Streifen den Hals hinunter, an der Kinnlade und rund um den Hals ist er weiß; ebenso an den Flanken und am Hinterteil rund um seinen kurzen Schwanz. Er ist sehr lebhaft veranlagt, hat nur ein Paar Hufe an jedem Fuß. Seine Nüstern sind groß, seine Augen wie die eines Schafes. Er ähnelt mehr einer Antilope oder afrikanischen Gazelle als irgendeiner Ziegenart.

16. September [LEWIS] Wir entschieden, den Rest dieses Tages und den nächsten an dieser Stelle zu bleiben, um unser Gepäck zu trocknen, das durch die schweren Regenschauer der letzten drei Tage durchnässt war, und auch um einen Teil unserer Ladung vom Boot auf die rote Piroge umzuladen. Wir hatten beschlossen, die rote Piroge nun doch bis zum Winterquartier mitzuführen, wo auch immer das sein würde. Während einige der Männer damit beschäftigt waren, bereiteten andere Häute auf, wuschen und besserten ihre Kleidung aus etc. … Dieser Platz ist stärker bewaldet als alle anderen Flussabschnitte seit Tagen und mit Silberpappeln, Ulmen, irgendeiner Esche und vielen Bäumen einer kleinen Weißeichenart mit schmackhaften Eicheln bewachsen … Fast das ganze Jagdwild frisst gerne Eicheln; Büffel, Wapiti, Hirsch, Bär, Truthahn, Enten, Tauben und sogar Wölfe ernähren sich von ihnen.

17. September [LEWIS] Da ich seit vielen Tagen auf dem Boot geblieben war, entschloss ich mich, an diesem Tag mit dem Gewehr am Ufer zu jagen und das Hinterland zwischen Fluss und Corvus Creek zu erkunden. So brach ich vor Sonnenaufgang mit sechs meiner besten Jäger auf … Das Land fällt wie üblich in eine prächtige, ebene Prärie ab, die sich bis zum Horizont erstreckt. Von dieser Ebene aus hatte ich einen ausgedehnten Überblick stromabwärts, und die unregelmäßigen Hügel, die die gegenüberliegenden Seiten des Flusses und des Wasserlaufes säumen, lagen vor meinen Augen ausgebreitet. Das umliegende Land war etwa einen Monat vorher abgebrannt, und junges Gras war zu einer Höhe von vier Zoll aufgeschossen und bot ein lebhaftes frühlingshaftes Grün dar.

Nach Westen erstreckte sich eine hohe Hügelkette von Nord nach Süd durch das Land und schien ungefähr 20 Meilen entfernt … Diese überaus angenehme und wunderschöne Landschaft wurde noch großartiger durch riesige Büffel-, Hirsch-, Wapitihirsch- und Antilopenherden, die wir in jeder Richtung auf den Hügeln und Prärien beim Grasen sahen … Wir fanden die Antilopen außergewöhnlich scheu und wachsam, sodass wir keinen Schuss abfeuern konnten, weil sie, sobald sie ruhen, dafür gewöhnlich den höchstgelegenen Platz in der Umgebung nehmen und weil sie wachsam und äußerst schnell außer Reichweite sind. Ihr Geruchssinn ist sehr fein, so ist es fast unmöglich, sich ihnen auf Schussweite anzunähern; kurzum, sie wittern den Jäger fast immer und fliehen gut drei Meilen weit … Antilopen, die in einer steilen Schlucht verschwunden waren, erschienen nun in einer Entfernung von etwa drei Meilen auf der Seite des Kammes, der sich schräg über mir über etwa vier Meilen erstreckte. So schnell hatten sich diese Antilopen entfernt und waren wieder in meinem Blickfeld erschienen, dass ich zunächst zweifelte, ob es dieselben waren, die ich gerade überrascht hatte. Aber meine Zweifel verschwanden bald, als ich die Geschwindigkeit ihrer Flucht entlang des Kammes vor mir begriff. Es kam mir eher wie der schnelle Flug von Vögeln vor als wie die Bewegung von Vierfüßlern. Es ist sicher nicht übertrieben zu behaupten, dass die Schnelligkeit dieses Tieres der eines prächtigen Vollblutpferdes gleichkommt, wenn nicht gar überlegen ist.

[CLARK] Colter tötete … eine merkwürdige Art Hirsch von einer ungewöhnlich dunkelgrauen Farbe, seine Fellhaare sind lang und fein, die Ohren groß und lang, er hat ein kleines Receptaculum unter den Augen wie ein Wapitihirsch. Der Schwanz ist so lang wie bei einem gewöhnlichen Hirsch, rund (wie bei einer Kuh), ein Büschel schwarzer Haare um das Schwanzende herum, diese Art Hirsch springt wie eine Ziege oder ein Schaf.

18. September [CLARK] Ich erlegte einen Präriewolf von etwa der Größe eines grauen Fuchses, buschiger Schwanz, Kopf und Ohren wie ein Wolf, unauffälliges Fell. Er gräbt sich in den Boden ein und kläfft wie ein kleiner Hund. Wir hatten diese Wölfe bisher für Füchse gehalten, aber wir bekamen keine Füchse zu Gesicht. Es gibt sehr viele große Wölfe, sie sind von einer hellen Farbe und haben ein langhaariges Fell.

[ORDWAY] Die Knochen des Wolfes wurden beiseitegelegt und mit den Fellen aufbewahrt … um sie im nächsten Frühling mit den anderen Merkwürdigkeiten in die Staaten zurückzuschicken.

20. September [GASS] Wir kamen auf der Nordseite an einer langen Kette von dunkelfarbigen Steilufern vorbei. Diese und andere der gleichen Art geben dem Missouri seine schlammige Farbe. Die Erde, aus der sie zusammengesetzt sind, löst sich wie Zucker auf; jeder Regen wäscht große Mengen von ihr aus, und die Schnelligkeit der Strömung hält sie bis zur Mündung in den Mississippi vermischt und im Wasser schwebend.

21. September [CLARK] Um halb zwei Uhr heute Morgen wurde die Sandbank, auf der wir lagerten, unterspült und wich zurück, was den wachhabenden Sergeant alarmierte. Die Bewegungen des Bootes weckten mich; ich stand auf und beobachtete unter dem Mondlicht, dass das Land sowohl oberhalb wie auch unterhalb unseres Lagers nachgegeben hatte und dabei war, ins Wasser abzusinken … Nur wenige Minuten, nachdem wir das Boot und die Pirogen abgestoßen hatten, gab die Bank endgültig nach, wobei gewiss beide Pirogen untergegangen wären. Als wir das gegenüberliegende Ufer erreichten, brach unser Lagerplatz ein … Bei Tageslicht fuhren wir zur Schlucht der großen Biegung weiter und frühstückten.

22. September [CLARK] Wir kamen an der Zederninsel vorbei … Beim oberen Teil dieser Insel auf der Südseite steht eine Handelsstation aus Zedern, die ein Mr. Louiselle aus St. Louis erbaut hat, um mit den Teton-Gruppen der Sioux Handel zu treiben. Um dieses Fort herum sah ich viele provisorische Wigwams und Pferdeställe der Indianer, alle rund und oben spitz zulaufend.

23. September [CLARK] Wir passierten die … mit Silberpappeln, den roten, von den Franzosen Gres de Butiff genannten Johannisbeeren und Weintrauben bewachsene Wapitiinsel … Drei Sioux-Jungen kamen zu uns, durchschwammen den Fluss und teilten uns mit, dass die Teton genannte Gruppe von Sioux mit 80 Wigwams oberhalb des nächsten Wasserlaufs lagerte, und weitere 60 Wigwams etwas weiter weg. Wir gaben den Jungen zwei Rollen Tabak für ihre Häuptlinge und wiesen sie an, ihnen mitzuteilen, dass wir morgen mit ihnen sprechen möchten.

[LEWIS und CLARK, Wetteranmerkungen] Die Luft ist äußerst trocken. In 36 Stunden sind zwei Löffel Wasser in einer Untertasse verdunstet.

24. September [CLARK] Wir legten einige Kleidungsstücke und einige Medaillen für die Häuptlinge des Teton-Zweiges der Sioux bereit, die wir heute am nächsten Fluss erwarten … [Wir] bereiteten alles Notwendige für einen möglichen Kampf vor, unsere Pirogen fuhren zu dem Treffen zur Insel. Kurz darauf rannte unser an Land postierter Mann das Flussufer hoch und berichtete, dass die Indianer das Pferd gestohlen hatten. Bald darauf trafen wir auf fünf Indianer und ankerten ein Stück weit draußen im Fluss, sprachen zu ihnen und überzeugten sie, dass wir freundliche Absichten hatten und weiterhin haben würden, wir aber keine Angst vor irgendwelchen Indianern hätten. Einige ihrer jungen Männer hätten sich das von ihrem Großen Vater für den Häuptling gesandte Pferd angeeignet, und wir würden nicht zu ihnen sprechen, bevor man uns das Pferd wieder zurückgegeben hätte. Die Stämme der Sioux, die Teton genannt werden, lagern etwa zwei Meilen stromaufwärts auf der Nordwestseite, und wir werden den Fluss nach dieser Nation, Teton, benennen.

25. September [CLARK] Ein schöner Morgen: Sehr guter Wind aus Südosten, wir errichteten einen Fahnenmast und stellten eine Überdachung auf einer Sandbank an der Mündung des Teton Rivers auf für die Unterredung mit den Indianern. Die Bootstruppe bleibt in 70 Yards Entfernung von der Sandbank an Bord. Die fünf Indianer, denen wir gestern Abend begegnet waren, waren wieder da, und etwa um elf Uhr kamen der erste und zweite Häuptling. Wir gaben ihnen etwas von unseren Vorräten zu essen, sie gaben uns große Mengen an Fleisch, das teils verdorben war. Das Fehlen eines Dolmetschers war sehr hinderlich, der eine, den wir haben, spricht nur schlecht.

Wir hielten um zwölf Uhr eine Ratsitzung ab, und nachdem wir wie üblich geraucht hatten, ging Captain Lewis daran, eine Rede zu halten, die aber ohne einen guten Dolmetscher kurz ausfiel. Wir ließen unsere ganze Truppe aufmarschieren. Wir gaben dem Oberhäuptling, der auf Indianisch Un ton gar Sar bar, auf Französisch Buffle Noir, schwarzer Büffel genannt wird, eine Medaille, er soll ein guter Mann sein. Der zweite Häuptling Torto hon gar – oder der Partisan (Schlechter Freund); der dritte ist Buffalo Medison, sein Name ist Tar ton gar wa ker

Wir luden die Häuptlinge an Bord ein, um ihnen unser Boot und andere Dinge, die sie nicht kannten, zu zeigen. Wir gaben ihnen ein viertel Glas Whisky, den sie sehr mochten. Sie sogen noch weiter an der Flasche, als sie schon leer war, und wurden uns bald lästig, wobei der zweite Häuptling tat, als sei er betrunken als Vorwand für seine lumpigen Absichten. Ich ging mit den Häuptlingen (die gar nicht gern vom Boot gingen) in der Absicht an Land, sie wieder mit uns zu versöhnen. Sowie ich die Piroge anlandete, ergriffen drei ihrer jungen Männer das Ankertau der Piroge, die Krieger der Häuptlinge umringten den Mast und der zweite Häuptling war sowohl in Worten wie auch Gesten sehr unverschämt, indem er mich am Weitergehen hinderte. Er behauptete, nicht genügend Geschenke von uns erhalten zu haben, seine Gesten beleidigten mich derart persönlich, dass ich mich gezwungen sah, meinen Säbel zu ziehen. Bei dieser Bewegung befahl Captain Lewis alle Mann im Boot unter Waffen, jeder Mann war bereit, sich und mich zu verteidigen, der Oberhäuptling bekam dann das Ende des Taus zu fassen und befahl die jungen Krieger fort, ich war sehr erleichtert und sprach wieder in freundlichen Worten.

Die meisten Krieger hatten ihre Bogen gespannt und nahmen Pfeile aus dem Köcher. Da sie mich nicht zurückgehen ließen, schickte ich die mich begleitenden außer zwei Dolmetschern zum Boot, die Piroge kehrte bald mit etwa zwölf unserer tapfersten Männer zurück, die zu allem bereit waren. Dies brachte etliche Indianer dazu, sich in einige Entfernung zurückzuziehen. Ihr Verhalten mir gegenüber war sehr grob, und ich denke, dass Rauheit meinerseits gerechtfertigt war, sie alle verließen meine Piroge und beratschlagten untereinander. Das Ergebnis konnte ich nicht erfahren, und fast alle entfernten sich.

Nach einigem Warten bot ich dem ersten und zweiten Häuptling meine Hand, sie lehnten aber ab, einzuschlagen. Ich wandte mich ab und ging mit meinen Männern an Bord der Piroge. Ich hatte nicht mehr als zehn Schritte zurückgelegt, als der erste und dritte Häuptling und zwei mutige Männer mir nachwateten. Ich nahm sie auf und ging mit ihnen an Bord.

Wir fuhren etwa eine Meile weiter und ankerten vor einer Weideninsel, stellten eine Wache am Ufer auf, um die Köche zu schützen, und eine Wache im Boot und machten die Pirogen am Boot fest. Ich nenne diese Insel Schlecht Gelaunte Insel, da wir bei schlechter Laune waren.

[ORDWAY] Die große Drehbasse wurde sofort mit 16 Musketenkugeln geladen, die zwei anderen Drehbassen gut mit grobem Schrot gefüllt und jede von ihnen bemannt. Captain Clark war bei der Unterredung mit ihnen maßvoll und erklärte, dass wir weiterziehen werden und müssen. Der Häuptling sagte, er habe auch Krieger, und wenn wir weitergehen sollten, würden sie uns folgen und uns töten. Dann erklärte ihnen Captain Clark, dass wir von ihrem Großen Vater, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten geschickt worden seien, und dass, falls sie uns misshandelten, ein Brief an den Präsidenten genüge, damit sie alle sofort vernichtet würden. Der Häuptling ließ dann das Ankertau los und entschuldigte sich.

26. September [CLARK] Sie [die Tetons] boten uns Frauen an, was wir nicht annahmen.

[CLARK] [Die Tetons] scheinen koboldhaft, allgemein krank aussehend, ihre Beine sind nicht wohlgeformt und sie haben schmächtige Arme … Sie fetten sich ein und ›schwärzen‹ sich mit Kohle, wenn sie sich ankleiden, und schmücken ihre Häupter mit einer Falkenfeder. Die Männer tragen einen Umhang und einen Beutel aus Iltishaut, um ihren Bais roly zum Rauchen aufzubewahren. Sie mögen Kleidung und zeigen sich gern. Sie sind schlecht mit Steinschlossflinten etc. bewaffnet. Die Indianerfrauen sind fröhlich und sanft blickend, aber nicht schön, sie haben hohe Wangen und langes wolliges Kopfhaar. Sie sind in Felle gekleidet, tragen einen Unterrock und ein Gewand, das über die Schulter zurückgeschlagen wird. Sie verrichten die ganze schwere Arbeit und sind nichts als Sklavinnen der Männer, wie alle Frauen von kriegerischen Nationen … Captain Lewis und fünf Männer gingen mit den Häuptlingen, die versöhnlich schienen, ans Ufer. Nachdem Captain Lewis etwa drei Stunden an Land gewesen war, wurde ich aus Furcht vor einem möglichen Betrug unruhig und schickte einen Sergeant, um zu sehen, wie es ihm erging. Er berichtete, dass er freundlich behandelt wurde, die Indianer bereiteten sich auf einen Tanz am Abend vor.

Sie bedrängten uns immer wieder, wenigstens eine Nacht zu bleiben, um uns ihre gute Gesinnung zu beweisen, und so beschlossen wir zu bleiben. Nach der Rückkehr von Captain Lewis ging ich an Land. Ich sah mehrere Mahar-Gefangene und versuchte bei den Häuptlingen deren Freilassung zu erwirken und sie dazu zu bringen, Freundschaft mit den Mahars zu schließen, wenn sie dem Rat ihres Großen Vaters folgen wollten. Ich war in mehreren Wigwams, die ebenso hübsch aufgestellt waren wie die beim Bauruly-Stamm. Ich begegnete ungefähr zehn gut gekleideten jungen Männern, die mich in einen reich dekorierten Tragstuhl hoben und mich an der Seite ihres Häuptlings in einem großen Ratshaus niedersetzten. Diese Behausung bildete einen Dreiviertelkreis aus gut aufbereiteten und zusammengenähten Häuten. Unter diesem Schutz saßen ungefähr 70 Mann im Kreis vor den Häuptlingen. Ein Bereich von sechs Fuß im Durchmesser blieb frei, dort stand die Friedenspfeife auf dürren Zweigen, die mit Spänen vermischt waren. Auf jeder Seite des Kreises gab es zwei Pfeifen, dort standen auch die spanische Flagge und die, die wir ihnen im Beisein des Oberhäuptlings überreichten.

Bald nachdem sie mich abgesetzt hatten, gingen die Männer zu Captain Lewis, brachten ihn in der gleichen Weise her und setzten auch ihn neben den Häuptling.

Nach wenigen Minuten erhob sich ein alter Mann und sprach anerkennend von dem, was wir getan hatten, und sagte, dass wir wegen ihrer Lage Mitleid mit ihnen haben sollten etc., worauf wir antworteten. – Der Große Häuptling erhob sich daraufhin mit großer Feierlichkeit, ergriff dann äußerst ernst die Friedenspfeife. Solange die führenden Häuptlinge sprachen, ergriff er ein paar der besten Stücke des Hundes, der für das Fest zubereitet worden war, und opferte der Flagge und nachdem er die Pfeife nach oben, in alle vier Himmelsrichtungen und gegen die Erde gerichtet hatte, zündete er sie an und hielt uns das Mundstück zum Rauchen hin.

Der weite Weg nach Westen

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