Читать книгу Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare, William Shakespeare - Страница 54

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FÜNFTE SZENE

Inhaltsverzeichnis

Ein Saal in Capulets Hause

Musikanten warten. Diener kommen.

ERSTER DIENER

Wo ist Schmorpfanne, daß er nicht abräumen hilft? Der wird Teller wechseln, Teller scheuern!

ZWEITER DIENER

Wenn die gute Lebensart in eines oder zweier Menschen Händen sein soll, die noch obendrein ungewaschen sind: 's ist ein unsaubrer Handel.

ERSTER DIENER

Die Klappstühle fort! Rückt den Schenktisch beiseit! Seht nach dem Silberzeuge! Kamerad, heb mir ein Stück Marzipan auf, und wo du mich liebhast, sag dem Pförtner, daß er Suse Mühlstein und Lene hereinläßt. Anton! Schmorpfanne!

[Andre Diener kommen.]

ZWEITER DIENER

Hier, Bursch, wir sind parat.

ERSTER DIENER

Im großen Saale verlangt man euch, vermißt man euch, sucht man euch.

ZWEITER DIENER

Wir können nicht zugleich hier und dort sein. - Lustig, Kerle, haltet euch brav; wer am längsten lebt, kriegt den ganzen Bettel.

Sie ziehen sich in den Hintergrund zurück. Capulet etc. [und die Seinen] mit den Gästen und Masken [und Dienerschaft].

CAPULET

Willkommen, meine Herrn! Wenn Eure Füße

Kein Leichdorn plagt. Ihr Damen, flink ans Werk!

He, he. Ihr schönen Fraun, wer von Euch allen

Schlägts nun wohl ab zu tanzen? Ziert sich eine,

Ich wette, die hat Hühneraugen. Nun,

Hab ichs Euch nah gelegt? Ihr Herrn, willkommen!

Ich weiß die Zeit, da ich 'ne Larve trug

Und einer Schönen eine Weis' ins Ohr

Zu flüstern wußte, die ihr wohlgefiel.

Das ist vorbei, vorbei! Willkommen, Herren!

Kommt, Musikanten, spielt! Macht Platz da, Platz!

Ihr Mädchen, frisch gesprungen!

Musik und Tanz. [- Zu den Dienern:] Mehr Licht, ihr Burschen, und beiseit die Tische! Das Feuer weg! Das Zimmer ist zu heiß. - Ha, recht gelegen kommt der unverhoffte Spaß. Na, setzt Euch, setzt Euch, Vetter Capulet! Wir beide sind ja übers Tanzen hin. Wie lang ists jetzo, seit wir uns zuletzt In Larven steckten?

ZWEITER CAPULET

Dreißig Jahr, mein Seel.

CAPULET

Wie, Schatz? So lang noch nicht, so lang noch nicht.

Denn seit der Hochzeit des Lucentio

Ists etwa fünfundzwanzig Jahr, sobald

Wir Pfingsten haben; und da tanzten wir.

ZWEITER CAPULET

's ist mehr, 's ist mehr! Sein Sohn ist älter, Herr,

Sein Sohn ist dreißig.

CAPULET

Sagt mir das doch nicht!

Sein Sohn war noch nicht mündig vor zwei Jahren.

ROMEO

[zu einem Diener aus seinem Gefolge.] Wer ist das Fräulein, welche dort den Ritter Mit ihrer Hand beehrt?

DER DIENER

Ich weiß nicht, Herr.

ROMEO

Oh, sie nur lehrt die Kerzen, hell zu glühn!

Wie in dem Ohr des Mohren ein Rubin,

So hängt der Holden Schönheit an den Wangen

Der Nacht; zu hoch, zu himmlisch dem Verlangen.

Sie stellt sich unter den Gespielen dar

Als weiße Taub in einer Krähenschar.

Schließt sich der Tanz, so nah ich ihr: ein Drücken

Der zarten Hand soll meine Hand beglücken.

Liebt ich wohl je? Nein, schwör es ab, Gesicht!

Du sahst bis jetzt noch wahre Schönheit nicht.

TYBALT

Nach seiner Stimm ist dies ein Montague.

[Zu einem Diener.] Hol meinen Degen, Bursch! - Was? Wagt der Schurk, Vermummt in eine Fratze, herzukommen Zu Hohn und Schimpfe gegen unser Fest? Fürwahr, bei meines Stammes Ruhm und Adel, Wer tot ihn schlüg, verdiente keinen Tadel!

CAPULET

Was habt Ihr, Vetter? Welch ein Sturm? Wozu?

TYBALT

Seht, Oheim, der da ist ein Montague!

Der Schurke drängt sich unter Eure Gäste

Und macht sich einen Spott an diesem Feste.

CAPULET

Ist es der junge Romeo?

TYBALT

Der Schurke Romeo!

CAPULET

Seid ruhig, Herzensvetter! Laßt ihn gehn!

Er hält sich wie ein wackrer Edelmann;

Und in der Tat, Verona preiset ihn

Als einen sittgen, tugendsamen Jüngling.

Ich möchte nicht für alles Gut der Stadt

In meinem Haus ihm einen Unglimpf tun.

Drum seid geduldig; merket nicht auf ihn.

Das ist mein Will, und wenn du diesen ehrst,

So zeig dich freundlich, streif die Runzeln weg,

Die übel sich bei einem Feste ziemen.

TYBALT

Kommt solch ein Schurk als Gast, so stehn sie wohl.

Ich leid ihn nicht.

CAPULET

Er soll gelitten werden,

Er soll! - Herr Junge, hört Er das? Nur zu!

Wer ist hier Herr? Er oder ich? Nur zu!

So, will Er ihn nicht leiden? - Helf mir Gott! -

Will Hader unter meinen Gästen stiften?

Will sich als starken Mann hier wichtig machen?

TYBALT

Ists nicht 'ne Schande, Oheim?

CAPULET

Zu! Nur zu!

Ihr seid ein kecker Bursch. Ei, seht mir doch!

Der Streich mag Euch gereun; ich weiß schon was.

Ihr macht mirs bunt! Ja, das käm eben recht! -

Brav, Herzenskinder! - Geht, vorwitzig seid Ihr!

Seid ruhig, sonst - Mehr Licht, mehr Licht, zum Kuckuck! -

Will ich zur Ruh Euch bringen! - Lustig, Kinder!

TYBALT

Mir kämpft Geduld aus Zwang mit willger Wut

Im Innern und empört mein siedend Blut.

Ich gehe. - Doch so frech sich aufzudringen!

Was Lust ihm macht, soll bittern Lohn ihm bringen!

Geht ab.

ROMEO

[tritt] zu Julien. Entweihet meine Hand verwegen dich, O Heilgenbild, so will ichs lieblich büßen. Zwei Pilger neigen meine Lippen sich, Den herben Druck im Kusse zu versüßen.

JULIA

Nein, Pilger, lege nichts der Hand zuschulden

Für ihren sittsam-andachtvollen Gruß.

Der Heilgen Rechte darf Berührung dulden,

Und Hand in Hand ist frommer Waller Kuß.

ROMEO

Haben nicht Heilge Lippen wie die Waller?

JULIA

Ja, doch Gebet ist die Bestimmung aller.

ROMEO

O so vergönne, teure Heilge nun,

Daß auch die Lippen wie die Hände tun.

Voll Inbrunst beten sie zu dir: erhöre,

Daß Glaube nicht sich in Verzweiflung kehre!

JULIA

Du weißt, ein Heilger pflegt sich nicht zu regen,

Auch wenn er eine Bitte zugesteht.

ROMEO

So reg dich, Holde, nicht, wie Heilge pflegen,

Derweil mein Mund dir nimmt, was er erfleht.

Er küßt sie. Nun hat dein Mund ihn aller Sünd entbunden.

JULIA

So hat mein Mund zum Lohn Sünd für die Gunst?

ROMEO

Zum Lohn die Sünd? O Vorwurf, süß erfunden!

Gebt sie zurück!

[Küßt sie wieder.]

JULIA

Ihr küßt recht nach der Kunst.

WÄRTERIN

[tritt heran.] Mama will Euch ein Wörtchen sagen, Fräulein.

ROMEO

Wer ist des Fräuleins Mutter?

WÄRTERIN

Ei nun, Junker,

Das ist die gnädge Frau vom Hause hier,

Gar eine wackre Frau und klug und ehrsam.

Die Tochter, die Ihr spracht, hab ich gesäugt.

Ich sag Euch, wer ihr' habhaft werden kann,

Ist wohl gebettet.

ROMEO

Sie eine Capulet? O teurer Preis! Mein Leben

Ist meinem Feind als Schuld dahingegeben!

BENVOLIO

Fort, laßt uns gehn; die Lust ist bald dahin.

ROMEO

Ach, leider wohl! Das ängstet meinen Sinn.

CAPULET

Nein, liebe Herrn, denkt noch ans Weggehn nicht!

Ein kleines, schlichtes Mahl ist schon bereitet. -

Muß es denn sein? Nun wohl, ich dank Euch allen;

Ich dank Euch, edle Herren: Gute Nacht! -

Mehr Fackeln her! - Kommt nun, bringt mich zu Bett.

Zum zweiten Capulet. Wahrhaftig, es wird spät, ich will zur Ruh. Alle ab, außer Julia und Wärterin.

JULIA

Komm zu mir, Amme; wer ist dort der Herr?

WÄRTERIN

Tiberios, des alten, Sohn und Erbe.

JULIA

Wer ists, der eben aus der Türe geht?

WÄRTERIN

Das, denk ich, ist der junge [Marcellin] Petruchio.

JULIA

Wer folgt ihm da, der gar nicht tanzen wollte?

WÄRTERIN

Ich weiß nicht.

JULIA

Geh, frage, wie er heißt! - Ist er vermählt,

So ist das Grab zum Brautbett mir erwählt.

WÄRTERIN

[kommt zurück.] Sein Nam ist Romeo, ein Montague Und Eures großen Feindes einzger Sohn.

JULIA

So einzge Lieb aus großem Haß entbrannt!

Ich sah zu früh, den ich zu spät erkannt.

O Wunderwerk: ich fühle mich getrieben,

Den ärgsten Feind aufs zärtlichste zu lieben.

WÄRTERIN

Wieso, wieso?

JULIA

Es ist ein Reim, den ich von einem Tänzer

Soeben lernte.

Man ruft drinnen: Julia!

WÄRTERIN

Gleich, wir kommen ja!

Kommt, laßt uns gehn; kein Fremder ist mehr da.

Ab. Der Chorus tritt auf.

CHORUS

Die alte Liebe stirbt in ihm dahin,

Und junge Zuneigung beerbt sie da;

Die Schöne, nach der schmachtend stand sein Sinn,

Scheint nicht mehr schön nun neben Julia.

Er wird geliebt und liebt nun auch zum Schluß,

Ein Zauberblick kann beiderseits nicht fehln,

Doch scheint als Feind sie, der ers klagen muß,

Und seiner Falle Köder muß sie stehln.

Als Feind gesehn, darf er nicht zu ihr her,

Zu schwörn, wie wirs sonst bei Verliebten sehn;

Auch sie liebt ihn, doch kann noch weniger

Zum neu geliebten irgendwohin gehn:

Doch Zeit schafft Rat, Verlangen leiht die Kraft

Und lindert Leid durch süße Leidenschaft.

Geht ab.

Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch)

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