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EINLEITUNG THEISMUS, RATIONALE THEOLOGIE, ATHEISMUS 1

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Vor bald zweieinhalbtausend Jahren hat Platon – in Abgrenzung von der mythischen Vorstellung von Göttern, die als übermenschliche Wesen den Kosmos bewohnen – im 10. Buch der Nomoi die erste Skizze einer nicht auf Glaube und Tradition, sondern auf Argumente gestützten philosophischen Theorie entworfen, die wir heute ›Theismus‹ nennen. Sie besagt, dass es eine transzendente göttliche »Ursache von allem« gibt, die die Prozesse im Kosmos lenkt (896a ff.). Seither stehen verschiedene Varianten eines monotheistischen Gottesbegriffs1 auf der Tagesordnung der Philosophie. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die gegenüber Platons Skizze erweiterte Gestalt des Theismus – der sogenannte ›Standardtheismus‹ – ist Gegenstand von Debatten, die mit ungeminderter Intensität geführt werden: Lässt sich die Annahme begründen, dass es einen Gott – eine transzendente Person, die allmächtig, allgütig, allwissend und der Schöpfer und Lenker des Universums ist – gibt? Dass diese Debatten nach wie vor in der Philosophie geführt werden, ist keineswegs selbstverständlich; man denke an das neopositivistische Verdikt gegen jede Form von Metaphysik, dem zufolge alle Aussagen über Gott – affirmative wie negative – sinnlos sind.2 Aber dem wird seit langem kaum mehr Beachtung geschenkt. Nicht wenige Atheisten halten zentrale doktrinale Elemente des Theismus keineswegs für sinnlos, sondern für grundsätzlich wahrheitsfähig, wenngleich sie sie als falsch zurückweisen.

Die Stichworte ›Gott‹ und ›Religion‹ lassen an eine Reihe von gegenwärtig intensiv diskutierten Fragestellungen und Theorien denken: Fragen im Schnittfeld von Religionsphilosophie und Sozialwissenschaften sowie Politikwissenschaft, etwa zur gemeinschaftsstiftenden Funktion religiöser Praxis und kirchlicher Institutionen (vgl. Crane: Die Bedeutung des Glaubens) und zum Zusammenhang von Religion und Gewalt (vgl. Assmann: Die mosaische Unterscheidung); im engeren Sinne religionsphilosophische Fragen, die die Epistemologie des religiösen Glaubens und seine psychologische Dimension sowie göttliche Offenbarungen in heiligen Schriften betreffen; die Frage nach der Möglichkeit und dem Sinn einer »Religion ohne Gott« (Dworkin) oder einer »Spiritualität ohne Gott« (Comte-Sponville); und schließlich theologische, auf die Autorität von Offenbarungen gestützte und diese auslegende sowie systematisierende Theorien. Diese Themen liegen außerhalb des hier gewählten Rahmens und werden allenfalls am Rande (letzteres etwa im Schlusskapitel) angesprochen. Es wird vielmehr um die Debatten über die metaphysische These gehen, dass ein allmächtiger und allgütiger göttlicher Welturheber existiert.

Eine Darstellung, Vertiefung oder Erweiterung des Arsenals von Argumenten gegen den Theismus wird im Folgenden nicht geboten. Das leisten mehrere Bücher, insbesondere von Mackie, Martin, Hoerster und Beckermann, deren Ausführungen hier nicht wiederholt und diskutiert werden sollen. In den einschlägigen Debatten trifft man jedoch eine Reihe von Einwänden gegen den Atheismus an, die eine nähere Auseinandersetzung verlangen (im Einzelnen unten Abschnitt 5). Um sie geht es in diesem Buch.

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