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In den gegenwärtigen Debatten sieht sich der Atheismus mit einer Reihe von sehr unterschiedlichen Einwänden konfrontiert. So ist die Auffassung verbreitet, dass die Bestreitung der Existenz Gottes eine dogmatische Behauptung ist, die sträflich die unüberwindlichen Schwierigkeiten verkennt, die grundsätzlich mit dem Vorhaben eines Nichtexistenz-Beweises verbunden sind. In diesem Zusammenhang wird nicht selten der Agnostizismus, der auf die Negation wie auf die Affirmation der Existenz Gottes verzichtet, als die dem Atheismus überlegene Position ins Spiel gebracht (Kapitel 1). Gelegentlich wird behauptet, der Atheismus sei auf eine materialistische Ontologie festgelegt. Er stehe deshalb – anders als ein idealistischer oder dualistischer Theismus – einer Erklärung der Existenz des Mentalen, also der Tatsache, dass Wesen mit einem Ich-Bewusstsein in einer physikalischen Welt existieren, im Wege (Kapitel 2). Ein weiterer Einwand bezieht sich auf ein anderes, womöglich fatales Defizit des Atheismus: Wie können beispielsweise die im Universum zu beobachtenden Ordnungsstrukturen, wie kann die geradezu unwahrscheinliche Feinabstimmung der Naturkonstanten erklärt werden, ohne eine göttliche Intelligenz als deren Urheber anzunehmen? Der Atheismus scheitert, so heißt es oft, an den Erklärungslücken, die er nicht zu füllen vermag (Kapitel 3). Die These, dass der Atheismus eine Erosion der Moral nach sich zieht, und die oben erwähnte Behauptung, dass der Atheismus bloß ein philosophisch kostümierter, in Wahrheit jedoch politischer, antiklerikaler Angriff auf das Christentum und seine Institutionen ist, sind Thema des 4. Kapitels. Schließlich wird häufig geltend gemacht, dass der Atheismus sich kritisch auf eine historisch wirkmächtige, aber inzwischen obsolete Form des Theismus bezieht. In Abkehr vom Standardtheismus seien alternative Gotteskonzeptionen entwickelt worden, die die atheistischen Einwände ins Leere laufen lassen. Diverse Varianten eines modifizierten Theismus scheinen daher ernstzunehmende und kritikresistente Optionen zu sein (Kapitel 5).

Bei einem Buch, das sich die trockene Aufgabe gestellt hat, die wichtigsten Einwände gegen den Atheismus darzustellen und zu diskutieren, versteht sich eines von selbst: Es soll keine säkularistische ›frohe Botschaft‹ verkündet werden, wie man sie gelegentlich in den Verlautbarungen atheistischer oder ›humanistischer‹ Organisationen vernehmen kann und wie sie in der unter anderem von Richard Dawkins unterstützten Atheist Bus Campaign des Jahres 2008 spektakulären Ausdruck gefunden hat. Der Slogan, mit dem die damals durch die Londoner Innenstadt geschickten Busse plakatiert waren, klang tatsächlich fröhlich: »There’s probably no God. Now stop worrying and enjoy your life.« (vgl. Tomlins/Bullivant: The Atheist Bus Campaign, 1). Es wäre jedoch unredlich, diejenigen Aspekte und Implikationen des Atheismus mit Schweigen zu übergehen, die alles andere als erfreulich sind. Deshalb soll im abschließenden Kapitel die Frage nach den Verlusten, die der Atheismus uns womöglich zumutet, angesprochen werden.

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