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In der Philosophie bezeichnet der Terminus ›Atheismus‹ seit der Antike6 die These, dass es keinen Gott bzw. keine Götter gibt. Üblicherweise spricht man von ›positivem Atheismus‹, wenn wir es mit der Behauptung der Nichtexistenz Gottes zu tun haben. Der Begriff des ›negativen Atheismus‹ bezeichnet demgegenüber das bloße Nichtvorhandensein der Meinung, dass es einen Gott gibt (dazu unten Kapitel 1.3). So verstanden, ist der Atheismus keine philosophische These. Aber genau das ist er zumeist in den heutigen philosophischen Debatten, und er war es in den historischen Kontroversen seit der Antike, in denen der Atheismusbegriff eine metaphysische Position bezeichnete, über deren Wahrheit gestritten werden kann. In diesem Sinne wurde der Satz »Es ist kein Gott« verstanden, den die Bibel (Psalmen 14 und 53) einem fiktiven ›Toren‹ (insipiens) in den Mund legt. Dieser ›Tor‹, der die Existenz Gottes bestreitet (dem also diese Überzeugung nicht bloß fehlt), war seit Anselm von Canterbury der Adressat der Gottesbeweise, die in der Geschichte der Philosophie entwickelt wurden (vgl. Bromand/Kreis: Gottesbeweise). Nicht anders wird auch heute die These, dass Gott kein Teil der Gesamtwirklichkeit ist, also der positive Atheismus, diskutiert. Was die heutige Debattenlage von den rationaltheologischen Kontroversen der Vergangenheit unterscheidet, ist, dass zusätzlich auch der negative Atheismus ein Thema ist. Im Folgenden wird deshalb auf beide Varianten des Atheismus einzugehen sein.

Eine weitere Besonderheit des Terminus ›Atheismus‹ ist noch eigens hervorzuheben. Normalerweise zeigt die Wortendung »-ismus« an, dass wir es – wie im Falle von ›Empirismus‹ oder ›Rationalismus‹ – mit einer Theorie zu tun haben. So ist ›Theismus‹ ein Sammelbegriff für verschiedene mehr oder weniger komplexe Theorien über Gott, seine Eigenschaften und sein Verhältnis zur Welt (Monotheismus, Polytheismus, Standardtheismus, dualistische Spielarten wie der Manichäismus usw.). ›Atheismus‹ dagegen steht für die These, dass Gott nicht existiert – und nicht für eine Theorie, die mehr beinhaltet als diese negative Existenzaussage. Allerdings begegnen wir der Negation der Existenz Gottes zumeist in Verbindung mit anderen (ontologischen, erkenntnistheoretischen oder moralphilosophischen) Annahmen; es ist dann häufig von einem ›naturalistischen‹, ›skeptischen‹ oder ›politischen Atheismus‹ die Rede. So hat es sich, obwohl dies streng genommen nicht korrekt ist, eingebürgert, ›Atheismus‹ als Sammelbegriff für verschiedene komplexe Theorien zu verwenden, in die die Negation der Existenz Gottes eingebettet ist.

Atheismus

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