Читать книгу Mörderischer Urlaub am Teufelssee Berlin 1968 Kriminalroman Band 49 - Wolf G. Rahn - Страница 7
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Bernd Schuster blätterte gelangweilt in der BZ. Er fand nicht, wonach er suchte. Stirnrunzelnd faltete er die Zeitung zusammen und legte sie beiseite. Als das Telefon sich bemerkbar machte, wartete er darauf, dass Franziska das Gespräch entgegennahm. Erst beim vierten Läuten fiel ihm ein, dass er sie selbst weggeschickt hatte, um noch ein paar andere Zeitungen zu besorgen.
„Detektei Schuster“, meldete er sich. „Büro für private Ermittlungen. Was kann ich für Sie tun?“
„Mir das Leben retten“, kam die spontane Antwort, die Bernd Schuster aufhorchen ließ. „Man will mich nämlich umbringen.“
„Was berechtigt Sie denn zu dieser Befürchtung?“, fragte Bernd.
„Das lässt sich schwer in Worte fassen, Herr Schuster“, gab der Anrufer zu. „Auf jeden Fall ist es mehr als nur eine Ahnung. In den letzten drei Tagen entging ich zweimal nur knapp dem Tod. Am Sonntag geriet ich um ein Haar unter einen Wagen. Der Fahrer raste davon, ohne dass ich ihn erkennen konnte. Heute wurde auf mich geschossen. Zum Glück verfehlte mich die Kugel, wenn auch nur sehr knapp.“
„Und der Schütze verschwand ungesehen?“
„So ist es. Ich badete gerade im Teufelssee. Deshalb konnte ich ihm nicht schnell genug folgen. Ich hörte ihn aber in scharfem Galopp davonreiten.“
Bernd staunte.
„Er kam zu Pferde?“
„Wie gesagt, hier draußen am Havelufer. Mein Name ist Jörg Diekmann. Ich bin Bauer, vielmehr war ich es. Ich habe meinen gesamten Viehbestand in Schleswig-Holstein verkauft und werde auch den Grund mit den Gebäuden veräußern. Ich bin vor ein paar Wochen nach Berlin aufgrund einer Erbschaft gekommen, die mir weitere Grundstücke bescherte. Damit fing alles an, ich merkte rasch, dass mit Immobilien mehr zu verdienen ist, vor allem hier im aufstrebenden West-Berlin. Aber dabei muss ich jemand auf die Füße getreten haben, denn ich vermute im Handel mit den Grundstücken das Motiv für die Anschläge auf mein Leben. Der Mörder ist hinter dem Geld her. Es handelt sich um annähernd zwei Millionen D-Mark.“
Bernd pfiff durch die Zähne.
„Aber das Geld haben Sie doch vermutlich nicht unter der Matratze versteckt“, meinte er.
„Bevor Sie weitere Möglichkeiten durchchecken“, unterbrach ihn der Anrufer, „will ich Ihnen gleich sagen, dass ich all diese Einzelheiten auf keinen Fall am Telefon erörtern kann. So ein Gespräch kann von jedem mitgehört werden. Das ist mir zu gefährlich. Ich bin sicher, dass man einen Killer auf mich angesetzt hat. Einen eiskalten Profi, gegen den ich keine Chance habe. Deshalb setze ich meine Hoffnungen auf Sie, Herr Schuster. Sie werden Sie mich hoffentlich nicht im Stich lassen.“
„Können Sie es einrichten, herzukommen?“
Diekmann lehnte ab.
„Mir wäre es lieber, wenn Sie zu mir kämen. Sie könnten an Ort und Stelle die Leute in Augenschein nehmen, mit denen ich zu tun habe. Es ist ein schreckliches Gefühl zu wissen, dass vielleicht einer von ihnen ein Mörder ist.“
„Leute – welche Leute, Herr Diekmann?“
„Hier auf dem Campingplatz am Teufelssee. Ich habe den laufenden Betrieb kurzfristig übernommen und konnte die vorhandenen Buchungen nicht stornieren. Deshalb sind hier in den Bungalows eine ganze Reihe von Gästen untergebracht.“
Bernd überlegte kurz. Er bearbeitete zwar zurzeit mehrere Fälle, doch keiner war so wichtig, dass er nicht eine Unterbrechung von zwei, drei Tagen vertragen hätte. Momentan beschäftigte er sich hauptsächlich mit dem Studium von Zeitungen und Akten, und das konnte Franziska auch ohne ihn erledigen. Sie wusste, worauf es ankam.
„Wo finde ich Sie, Herr Diekmann?“, erkundigte er sich.
Bernd hörte förmlich das erleichterte Aufatmen.
„Kennen Sie die Gegend rund um den Teufelssee?“
„Ziemlich gut sogar.“
„Wunderbar. Mein Campingplatz ist ausgewiesen. Ich darf also mit Ihnen rechnen?“
„Wenn Sie mit meinen Konditionen einverstanden sind.“
„Ich bin nicht kleinlich, wenn es um mein Leben geht“, versicherte der Anrufer. „Wann können Sie kommen?“
„Praktisch sofort. Allerdings habe ich zuvor noch einen Behördengang. Fahrzeit vermutlich etwa eine dreiviertel Stunde – so kann ich damit rechnen, am Nachmittag bei Ihnen einzutreffen.“
„Wunderbar. Ich habe, wie gesagt, den See nebst Zeltplatz übernommen und halte mich dort im Haupthaus auf, weil es mir einigermaßen sicher erscheint. Kommen Sie bitte dorthin.“
„Dann wäre also alles klar. Passen Sie auf sich auf, und gehen Sie in der Zwischenzeit möglichst nicht mehr nach draußen.“
„Darauf können Sie sich verlassen. Ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft, mir zu helfen. Jetzt ist mir schon wesentlich wohler.“
Bernd legte den Hörer zurück.
Franziska kehrte zurück und warf mit gekonntem Schwung einen Packen Zeitungen auf seinen Schreibtisch.
„Viel Spaß bei der spannenden Lektüre“, wünschte sie lächelnd.
„Der Spaß liegt jetzt ganz auf deiner Seite, Franziska“, gab Bernd ungerührt zurück. „Du darfst dich nämlich allein da durchwühlen.“
Er berichtete, dass er an den Teufelssee fahren würde.
„Und mich nimmst du natürlich wieder mal nicht mit. Wir könnten doch gleich noch ein Wochenende in dem Blockhaus deines Freundes anhängen!“
„Im Prinzip ein verlockender Gedanke, Franzi. Aber ich denke mal, ich mache mir erst ein Bild vor Ort.“
Wann wirst du zurück sein?“
„Kann ich noch nicht sagen. Jedenfalls brauchst du mit der Arbeit nicht auf mich zu warten.“