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Lisa Machkowiak sah ihre Mutter ungläubig an.

„Du machst dich über mich lustig, Mama“, sagte sie kopfschüttelnd. „Ich kenne keinen Herrn Diekmann. Wie käme also ein wildfremder Mensch dazu, mich in seinem Testament zu bedenken?“

Karin Machkowiak deutete auf das Schriftstück in ihrer Hand.

„Aus dem Schreiben geht hervor“, erklärte sie, „dass Jörg Diekmann ein Vetter deines Vaters war. Du bist seine einzige, wenn auch nur entfernte Verwandte und erbst demzufolge sein gesamtes Vermögen.“

„Vermögen! Kannst du dir einen von Papas Verwandten vorstellen, der ein Vermögen zu vererben hat?“ Das schwarzhaarige, grazile Mädchen ließ seine dunklen Augen aufblitzen. „Warum war dieser Vetter denn nicht da, als er Hilfe brauchte?“

„Das weiß ich nicht, und darauf werden wir wahrscheinlich auch nie eine Antwort erhalten. Vielleicht waren die beiden verfeindet. Dein Vater hat nie über Jörg gesprochen. Ich hatte selbst keine Ahnung von dessen Existenz.“

Sie hielt noch immer den Brief des Notars in der Hand. „Das sieht nicht danach aus, als würde sich jemand einen Spaß mit uns erlauben. Uns entstehen keinerlei Kosten, zumal wir auf dem Campingplatz untergebracht werden, bis die Formalitäten erledigt sind. Wir nehmen den nächsten Zug und fahren nach Berlin, um uns die Sache anzuhören.“

Campingplatz! Nun ja, es war ja noch trockenes und warmes Wetter in den nächsten Tagen zu erwarten.

„Woran ist dieser Diekmann eigentlich gestorben?“, wollte sie wissen.

Ihre Mutter, eine zweiundvierzigjährige Frau mit weichen Formen, hob die Schultern.

„Davon steht nichts hier. Es ist lediglich von rätselhaften Umständen die Rede.“

„Merkwürdig. Genau wie bei Papa.“

„Wie meinst du das?“ Karin Machkowiak wurde überraschend heftig.

Lisa zuckte erschrocken zusammen. Sie hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Sie hatte dieses Thema nie anschneiden wollen. Zu genau erinnerte sie sich noch die häufigen Polizeibesuche im elterlichen Haus, nachdem man den Leichnam ihres Vaters vor über einem Jahr aus der Leine bei Hannover geborgen hatte. Sie überhörte die Frage, um unerfreuliche Diskussionen zu vermeiden. Ihr Vater war tot. Die Polizei hatte die Akte mit der Begründung geschlossen, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Selbstmord wegen finanzieller Schwierigkeiten gehandelt habe. Fremdverschulden könne nicht nachgewiesen werden.

An den Schwierigkeiten hatte sich seitdem nichts geändert. Der Familienvater war tot, nur die Schulden, die er hinterlassen hatte, mussten bezahlt werden. Dank beachtlicher Zinssätze gediehen sie prächtig. Eine Erbschaft käme da wie gerufen.

Lisa streckte die Hand nach dem Brief aus. Sie las ihn noch einmal Zeile für Zeile, wurde dadurch aber nicht klüger. Weder der Name noch die Adresse des Berliner Notars war ihr vertraut – aber wie auch, sie hatten damit ja noch nie zu tun gehabt. Alles blieb ein Rätsel. Aber ihr Name, der in dem Schriftstück genannt wurde, stimmte. Auch ihr Geburtsdatum und ihre Anschrift. Eine Verwechslung schied daher wohl aus.

„Was wirst du tun?“, fragte ihre Mutter leise. „Es ist deine Erbschaft. Du allein hast das Recht, sie anzunehmen oder abzulehnen.“

Lisa fiel ihrer Mutter um den Hals. Sie wusste, wie schwer die Forderungen der Gläubiger diese Frau drückten. Schon ihretwegen musste sie sich an den Strohhalm klammern.

„Es kostet ja nichts“, sagte sie, „wenn wir uns einmal anhören, was uns der Notar zu erzählen hat.“

„Gut, wir können gleich morgen früh den Zug nach Berlin nehmen und vom Bahnhof dann mit einer Taxe zu dem Treffpunkt. Ist seltsam genug, weil es sich um einen Campingplatz handelt.“

„Einen Campingplatz? Nicht in der Kanzlei des Notars?“

„Nein, hier steht es – am Teufelssee in Berlin-Grunewald.“

Mörderischer Urlaub am Teufelssee Berlin 1968 Kriminalroman Band 49

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