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Utes Erklärung

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Die folgenden Tage entschloss ich mich, wegen der eisigen Kälte und dem andauernden Schneefall, mit dem Bus zur Schule zu fahren.

Am Freitag hatte ich mich gerade fröstelnd im Bus niedergelassen, als Ute ihn außer Puste gerade noch erreichte und nachdem sie sich kurz umgeblickt hatte, zielstrebig auf mich zusteuerte, und ohne zu fragen, neben mir Platz nahm.

„Guten morgen du Schwerenöter“, begrüßte sie mich lauernd.

„Guten morgen Ute“, erwiderte ich zaghaft und überrascht, sie plötzlich, nach Wochen der Schweigsamkeit und der Abstinenz, neben mir sitzen zu sehen.

„Dich sieht man ja gar nicht mehr“, begann sie vorsichtig, „gehst du mir aus dem Weg oder ist das Zufall?“

„Ich hatte eher das Gefühl du meidest mich“, antwortete ich der Wahrheit entsprechend.

„Warum sollte ich das tun? War ich auf Klassenfahrt und habe alles genommen was nicht schnell genug auf die Bäume kam, oder du?“

Donnerwetter, der Angriff saß!

„Ich hatte zweifelsfrei und unstrittig ein Mädchen kennengelernt und eine schöne Woche genossen, aber inzwischen ist das aus und vorbei, wie immer wenn man räumlich getrennt wohnt.“

„Und Monika und Babsi?“

Ich überlegte einen Moment und entschloss mich dann nichts von unseren neuesten Beziehungen preiszugeben, und nur auf die Klassenfahrt einzugehen.

„Da kann ich eigentlich wenig zu sagen. Monika ist und bleibt eine meiner Freundinnen, die ich im Prinzip schon aus der Sandkiste kenne und mit Babsi war aus einiger Meinungsverschiedenheiten während dieser Woche nichts, was ich bereuen müsste.“

„Was seit ein paar Tagen keine Gültigkeit mehr besitzt.“

Donnerwetter, wusste sie doch mehr? Kannte sie unser neuestes Verhältnis? Ich entschloss mich erst einmal für meine liebste Rolle, ganz dumm stellen.

„Wie meinst du das?“

„Stell dich doch nicht dümmer an als die Polizei erlaubt. Erstens pfeifen es die Spatzen von den Dächern und zweitens bin ich mit Babsi befreundet.“

„Na schön“, sagte ich, mich geschlagen gebend, „wir haben das Kriegsbeil begraben.“

„Wo“, fragte sie, „unter der Bettdecke?“

Ich schluckte zweimal.

„Wie kommst du auf so eine unsinnige Annahme?“

„Dieter, bitte. Ich bin nicht deine Sandkastenfreundin und backe auch keine Kuchen mehr aus Sand. Ich habe Augen im Kopf, gute Ohren und bin, wie gesagt, mit Babsi befreundet.“

„Das gibt dir noch lange nicht das Recht solche Behauptungen in die Welt zu setzen.“

„Was hast du? Du bist doch sonst nicht so empfindlich? Ich habe lediglich versucht einen kleinen Witz zu machen. Aber ich merke schon wie du reagierst, du möchtest nicht mit mir darüber reden.“

„Ich habe noch nie mit anderen über meine Freundinnen gesprochen, da das zu meinem intimen Bereich gehört, der für Außenstehende tabu ist.“

„Habt ihr miteinander geschlafen?“

Mit der Frage hatte ich gerechnet.

„Kein Kommentar.“

„Keine Antwort ist auch eine Antwort! Da es die ganze Schule behauptet wird schon etwas daran stimmen.“

Ich blieb still und schaute trotzig nach draußen.

„Nun sei nicht eingeschnappt. Beleidigt sein müsste ich, wenn ich an dein Versprechen vor der Klassenfahrt denke.“

Sie meinte meinen kindlichen Treueschwur, den ich allerdings erst unter ihren Druck geleistet hatte.

„Darüber hätte ich auch gern eher mit dir gesprochen und möchte mich dafür entschuldigen, dass ich ihn nicht halten konnte.“

„Wie ich es erfahren musste war sehr schmerzlich.“

„Ich weiß! Babsi gestanden es mir, dass sie dich angerufen hatte.“

„Und trotzdem seid ihr jetzt ein Paar?“

„Vielleicht auch gerade deswegen. Sie tat es damals aus grenzenloser Eifersucht und dafür kann man ihr eigentlich nicht böse sein.“

„Und wie soll es zwischen uns weitergehen“, fragte sie überraschend, „aber bitte nicht den obligatorischen Satz, lass uns Freunde bleiben.“

„Was erwartest du von mir?“

„Ich mag dich noch immer, vielleicht sogar noch etwas mehr als damals. Ich hatte lange Gelegenheit darüber nachzudenken und habe während dieser Zeit auch den Einen oder den Anderen kennen gelernt. Aber ehrlich gesagt, das waren alles Pfeifen und Waschlappen! Ich glaube, ich brauche dich!“

„Wie stellst du dir das vor? Ich bin ehrlich. Ich liebe Babsi. Sie ist das erste Mädchen in meinem Leben wo ich dieses Wort Liebe so anwende, wie es gemeint ist. Ich kann mir augenblicklich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Wenn wir nur ein paar Stunden getrennt sind, werde ich schon kribbelig und unruhig.“

„Schade“, sagte Ute überraschend fair, „aber du wirst nichts dagegen haben wenn ich euch beobachte und wenn meine Chance kommt, unbarmherzig zuschlagen werde?“

Ich sah ihr in die jetzt traurigen, giftgrünen Augen, die mir noch vor einigen Wochen den Himmel auf Erden zu versprechen schienen, und sprach:

„Ich glaube nicht das es diese Gelegenheit in absehbarer Zeit geben wird, aber sei sicher, ich mag dich noch genau so gern wie damals, nur liebe ich inzwischen ein Mädchen, und die möchte ich nie mehr verlieren im Leben!“

Inzwischen hielt der Bus vor unserer Schule und da er heute mit Schülern und Schülerinnen nahezu überfüllt war, dauerte es einen Moment bis wir den Ausgang erreicht hatten. Zuvor hielt ich ihre Hand fest, zog sie zu mir heran, hauchte ihr einen Kuss auf die violett geschminkten Lippen und sagte:

„Danke. Danke für alles!“

Überrascht blieb sie stehen und ich musste sie fast aus dem Bus ziehen.

„Danke für was“, fragte sie, „dass ich dein sanft schlummerndes Inneres und deinen Sexbedarf zum Leben erweckt hatte, damit du es mit anderen verschleudern konntest?“

Um Himmels willen. Sie schien richtig erbost über meine Zärtlichkeit zu sein und so entschied ich mich ihr nur kurz zu antworten:

„Nein dafür, dass du mir gezeigt hast, dass es außer Schule und Boxen noch etwas anderes, viel Schöneres gibt.“

Dann liefen wir getrennte Wege in Richtung unserer Klassenkameraden und- innen.

Wie immer wenn jemand mit einem Mädchen den Schulhof erreichte, wurde er mit lautem Hallo und hintergründigem Gemurmel empfangen. Ein kurzer Blick gab mir Gewissheit, dass sich weder Babsi noch Monika unter den Anwesenden befand. Ich begrüßte Steffi und Alex mit Küsschen und widmete mich dann meinem Freund Hartmut, der lauernd fragte:

„Hast du die diplomatischen Beziehungen mit Ute wieder aufgenommen?“

„Nein, sie mit mir“, antwortete ich lachend.

„Und? Läuft da was?“

„Sei nicht so neugierig.“

„Das wäre Babsi gegenüber ungerecht.“

„Könnte dir aber nur recht sein! Wäre doch dann für dich der Weg frei. Aber sei unbesorgt, ich betrüge meine Babsi nicht, niemals.“

„Über diese Art von Reden könnte ich schon ein Buch schreiben“, tönte er frech los.

„Du hattest schon immer den Hang alles zu übertreiben, aber ich will keinen Streit. Mich bewegt etwas ganz anderes.“

Damit suchte ich in der Tasche einen zusammengeknüllten Zettel, glättete ihn und reichte ihn Hartmut.

Der las ihn durch und sagte dann:

„Na und? Wegen einer technischen Überprüfung blieb das Institut zwei Tage geschlossen. Was ist daran Besonderes?“

„Stell dir vor, das würde in unserer Schule passieren.“

„Na toll, dann hätten wir zwei Tage keine Schule.“

„Ja und? Das könnten wir doch inszenieren, oder?“

„Du bist doch nicht ganz dicht. Dazu gehört reichlich logistische Arbeit...“

„Das ist richtig. Alles was wir brauchen wäre ein Briefbogen von einer öffentlichen Institution. E- Werk, Stadtverwaltung oder Wasserbetriebe.“

„Genau. Da brechen wir ein und holen uns einen Bogen.“

„Du Knalltüte. Steffis Vater ist Abteilungsleiter bei den Elektrizitätswerken...“

„Du bist verrückt.“

„Nicht mehr als du.“

Inzwischen wurden die anderen aufmerksam und traten näher.

„Was habt ihr zwei da wieder für geheime Pläne“, wollte Alex wissen und Heinz fragte:

„Wollt ihr noch einen zweiten Adventskranz aufhängen?“

„Warum zweiten Adventskranz“, fragte Wolfgang mal wieder völlig ahnungslos?

„Du hast doch gesehen wie schnell der herunterfällt“, sagte Hartmut lachend, „und da wäre ein Ersatzkranz doch gar nicht schlecht.“

Wolfgang verzog sein Gesicht wieder zu einer undefinierbaren Maske und wusste nicht ob er das glauben sollte oder ob man ihn einmal mehr verarschte?

In diesem Augenblick bog Babsi um die Ecke und als sie mich erspähte rannte sie auf mich zu, sprang etwa einen Meter vor mir ab, ließ im Flug ihre Schultasche fallen, und landete ohne Komplikationen in meinen ausgebreiteten Armen.

„Wie war das“, hörte ich Hartmut, „wie weit kann ein nasser Mehlsack fliegen?“ Ohne auf die Umherstehenden zu achten küssten wir uns bis das Glockenzeichen der Schule uns den Beginn des Unterrichts anzeigte.

Auf dem Weg in unser Klassenzimmer trat Babsi Hartmut gekonnt in den Allerwertesten, mit der Bemerkung:

„Ein weiblicher nasser Mehlsack fliegt so weit, bis man ihn auffängt. Anders ist es bei dem männlichen, der fällt wie ein Stein auf die Erde.“

„Warum ein solches“, fragte Hartmut, während er sich mit schmerzverzerrten Gesicht an seinen Hintern fasste?

„Wegen des Sackgewichtes du Schlauberger.“

Riesiges Gelächter zeigte an, dass es alle verstanden hatten.

Da wir heute fast den ganzen Tag bei unserem Fräulein Doktor Unterricht genießen wollten, verging der Tag auch wie im Fluge. In der letzten Stunde vor dem Wochenende durften wir Fragen stellen, aus allen Bereichen die uns beschäftigten.

Wolfgang schoss heute den Vogel mit seiner Frage ab:

„Wie alt muss man sein, um mit einem Mädchen schlafen zu können?“

Während sich alle Blicke auf Babsi und mich richteten, gab Hartmut seinen Senf dazu, noch bevor Lerche antworten konnte:

„Als Baby schon, wenn es beim Schlafen bleibt.“

Alle lachten erleichtert, ohne uns aus den Augen zu lassen.

„Ja lieber Wolfgang, das ist auch für mich eine schwierige Frage. Ich glaube, du wolltest mit dieser Frage etwas ganz bestimmtes erreichen, wirst aber einsehen, dass ich als eure Lehrerin nur eine ganz allgemeine Antwort geben kann. Man sagt, dass beide Partner die dazu erforderliche Reife benötigen. Da ist zugegebenermaßen eine recht dehnbare Auslegung möglich. Die erforderliche Reife kann man mit 16, 17 oder auch 18 Jahren haben, unter Umständen aber auch erst mit 20 oder 21 Jahren, oder überhaupt nicht.“

„Wie Wolfgang“, musste Hartmut dazwischen schießen.

„Deine unqualifizierte Zwischenbemerkung war überflüssig“, konterte Lerche auch gleich, „denn dir spreche ich die erforderliche Reife schlichtweg ab. Vielleicht ist Wolfgang da sogar ein gut Stück weiter als du. Aber zurück zu deiner Frage Wolfgang. Zu der erforderlichen Reife gehört natürlich auch das entsprechende Umfeld, das stimmen muss, und um es ganz krass zu sagen, die Schule sollte solange man in der Ausbildung steckt immer Vorrang haben.“

Wieder richteten sich aller Blicke auf uns zwei.

Aus der hinteren Reihe kam von Monika, die erst auf die letzte Minute eingetroffen war, hart und unerbittlich die Frage:

„Wie denkst du als Klassensprecherin eigentlich über das Alter für die erforderliche Reife?“

Die Frage stand im Raum wie ein Donnerschlag. Es herrschte Totenstille, als Babsi antworten wollte, aber von Lerche unterbrochen wurde:

„Wenn du nicht willst, musst du diese Frage nicht beantworten. Ich finde sie reichlich überzogen.“

„Ich würde aber gern antworten Fräulein Doktor!“

„Aber bitte überlege dir deine Antwort genau“, versuchte es Lerche ein letztes Mal, aber Babsi war nicht zu bremsen.

„Ich weiß nicht wie es um deine Reife bestellt ist, aber ich für meine Person kann sagen, ich fühle mich physisch und psychisch voll in der Lage mit einem Jungen den ich liebe diesen Schritt zu vollziehen.“

Völlig unerwartet begann Alex zu klatschen und Steffi schloss sich an, bis schließlich die ganze Klasse unter Johlen und anderen Beifallskundgebungen in das Klatschen einfiel.

Monika saß ziemlich erschlagen auf ihrem Stuhl und tat mir sofort unglaublich leid. Das hatte sie nicht verdient! Entschlossen stand ich auf und sagte:

„Ich glaube nicht dass wir dieses Thema hier vertiefen sollten, da die überwiegende Mehrheit nicht über diese von unserem Fräulein Doktor erwähnten Reife verfügt.“

Über einige Missfallenskundgebungen setzte ich mich hinweg und ergänzte meine Ausführungen:

„Und was Monika betrifft, die besitzt hundertprozentig die erforderliche Reife, die einigen in unser Klasse noch abgeht.“

Erneut erklungen einige Missfallensbekundungen und Hartmut raunte mir zu:

„Das war es dann mit deiner Wiederwahl als Babsis Stellvertreter.“

Lerche die still in sich hineinlächelnd unsere kleine Auseinandersetzung verfolgt hatte, bemühte sich nun, wieder alle Wogen zu glätten:

„Ich sagte es ja eingangs, der Eine ist eher und der Andere später dazu in der Lage. Niemand muss darauf stolz oder traurig sein. Bei seiner Geburt ist das in der Tat schon programmiert.“

Sie sah sich um sagte:

„Wenn es keine Fragen mehr gibt, vielleicht noch ein Wort zu Dieter.“

Alle schauten auf mich, weil sie dachten, jetzt kommt doch noch ein Anschiss, aber sie beendete lächelnd ihre Ausführungen mit den Worten:

„Wie ihr alle wisst ist er einer von einigen aktiven Sportlern in der Klasse. Am Samstag nun steigt er das erste Mal in den Ring gegen einen nicht sehr bequemen Gegner, wie ich mir habe sagen lassen. Es wäre sicherlich auch für ihn recht schön, wenn er eine lebhafte Unterstützung erfahren würde. Herr Walter hat mir hier noch einige Freikarten gegeben, die ich an Interessenten verteilen soll. Dann wünsche ich euch ein schönes Wochenende.“

„Kommen Sie denn auch“, wollte ich wissen?

„Ich werde doch den ersten Kampf meines Lieblingsschülers nicht verpassen“, sagte sie leise zu mir und ich war sehr stolz darauf.

Auf dem Schulhof wartete Babsi freudestrahlend auf mich:

„Du ahnst gar nicht wie gut du meinen Eltern angekommen bist. Ich bin richtig stolz auf dich.“

Sie umarmte mich und presste einmal mehr ihre atemberaubenden Lippen auf meinen Mund.

Trotz der noch immer herrschenden eisigen Kälte jagten mir Hitzeschauer über den Rücken.

„Musstest du eigentlich vor der gesamten Klasse eingestehen, dass wir zusammen geschlafen haben“, fragte ich sie nachdem ich wieder Luft holen konnte?

„Erstens habe ich nichts eingestanden und zweitens hat mich Moni mit ihrer provozierenden Frage unnötig gereizt.“

„Du hast gesagt dass du dich physisch und psychisch voll in der Lage fühlst mit dem Jungen, den du liebst zu schlafen und alle wissen, dass du mich liebst.“

„Ich habe das Wort schlafen nicht in den Mund genommen, sondern von dem Schritt vollziehen gesprochen, was auch immer das bedeutet. Außerdem ist es mir völlig egal was die Anderen von mir denken. Du hast doch selber auf der Klassenfahrt gesagt mein Ruf ist ruiniert.“

„Das geschah allerdings unter anderen Umständen.“

„Und warum musstest du Monika in Schutz nehmen“, fragte sie?

„Weil sie mir leid tat und weil ich sie nach wie vor gerne habe.“

„Hoffentlich bleibt sie die Einzige von deinen Verflossenen die dir Leid tut?“

„Babsi, wollen wir uns streiten“, fragte ich leicht angesäuert?

„Wer hat den angefangen“, fragte sie trotzig?

Mir wurde die Angelegenheit zu dumm und ich wollte mich umdrehen und einfach gehen. Da hatte ich aber die Rechnung ohne sie gemacht.

Wie ein Schraubstock umklammerte ihr zartes Händchen mein Handgelenk und zog mich mit einem Ruck zurück, dass ich beinahe das Gleichgewicht verlor.

„Hier geblieben du Scheusal! Das soll auch für die Zukunft Gültigkeit haben. Nie im Streit auseinander gehen. Ich liebe dich du Dussel. Ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt und ich will dich nie, nie verlieren! Schon gar nicht wegen so einer Banalität.“

Ich zog sie an mich und küsste zuerst ihre Märchenaugen und anschließend ihr Näschen und schließlich trafen sich unsere Lippen und vereinigten sich wie es schöner nicht sein konnte.

„Ich danke dir“, sagte ich, „dass du mich vor der ersten Dummheit in unserer jungen Beziehung bewahrt hast.“

„Schon gut. Themawechsel. Mein Papa möchte im Anschluss an deinen Kampf morgen Abend einen kleinen Empfang geben.“

„Und wenn ich verliere?“

„Du verlierst nicht. Und wenn dann einen etwas anderen Empfang. Lass das mal meinen Papa machen. Übrigens sind deine Eltern herzlich eingeladen.“

„Dann habe ich noch einen kleinen Nachholbedarf.“

„Wieso und warum?“

„Meine Eltern wissen noch nicht, dass wir seit einer Woche ein Paar sind.“

„Du hast ihnen noch nichts davon erzählt?“

„Ich hatte dazu noch nicht die passende Gelegenheit gefunden.“

„Dann werde ich dir dabei helfen, indem ich dich heute Abend abhole.“

„Einverstanden, aber bis dahin muss ich es ihnen unter die Weste gejubelt haben.“

„Wie sprichst du von unserer Verlobung?“

„Babsi bitte.“

„O.k. habe verstanden, nix Verlobung.“

Lachend lagen wir uns ein letztes Mal in den Armen bevor jeder für sich seinen Heimweg anging.

Ich hätte es eigentlich ahnen müssen.

Hinter der ersten Ecke, die von Babsi nicht mehr einzusehen war, stand eine frierende Monika.

„Kommst du auch schon“, fragte sie vorwurfsvoll, „habt ihr eure Knutscherei endlich beendet?“

„Wenn ich gewusst hätte, dass du hier auf mich wartest, hätte ich schneller geküsst.“

„Sei nicht albern. Warum hast du mich heute so vehement verteidigt, mit allen Risiken, in der Klasse verschissen zu haben?“

„Weil ich dich nach wie vor mag und weil man die Monate die wir zusammen waren nicht einfach auslöschen kann wie eine Lampe.“

„Du hast aber, ohne dass es jemand von dir verlangt hat, sehr liebe Worte gefunden und mich fast verlegen gemacht mit meiner dummen Frage an Babsi. Tut mir leid, ich bereue diese Frage, aber ich liebe dich eben noch immer und kann es nur schwer ertragen, dass diese Ziege mit dir ins Bett steigt.“

„Bitte sachlich bleiben“, versuchte ich sie zu bremsen, „denn diese Ziege ist immerhin das Mädchen welches ich liebe.“

„Ich kann mich noch sehr gut an deine Worte während unserer Klassenfahrt erinnern, als du zu mir gesagt hast, was ist Liebe? Ich glaube dafür sind wir noch zu jung. Wenn ich mir vorstellen könnte ein Mädchen zu lieben, dann wärst du das.“

„Das ist richtig und dazu stehe ich auch. Damals konnte ich mir nur dich als meine zukünftige große Liebe vorstellen, wurde aber inzwischen eines Besseren belehrt.“

„Ich bin mir ganz sicher dass du, hätten wir zuerst miteinander geschlafen, heute eine andere Aussage über das Mädchen, das du liebst, machen würdest.“

„Monika bitte quäle mich nicht weiter. Ich bin dir nach wie vor wohlgesonnen und wie du richtig bemerkt hast, auch meine Gefühle für dich bestehen noch immer in ausreichender Menge. Unsere Wege müssen sich aber vorläufig trennen, ob du es nun wahrhaben willst oder nicht? Gib Babsi und mir die Chance, die wir auch verdienen. Sie hat uns Beiden diese Chance auch gegeben, aber wir konnten sie offensichtlich nicht nutzen.“

Sie sah mich mit ihren treuen blauen Augen an und ich wusste jetzt würden wieder Tränen fließen, Tränen die ich in diesem Augenblick überhaupt nicht gebrauchen konnte. Ich nahm sie daher schnell entschlossen in die Arme, küsste sie ein letztes Mal und rannte dann davon ohne mich noch einmal umzusehen.

Unser Fräulein Doktor Teil 2

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