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Die Wahnsinnsidee

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Tagesgespräch am Montag in der Schule war, wie könnte es anders sein, mein kurzrundiger Kampf. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hatte sich der Eine oder Andere gewünscht, dass ich ordentlich die Fresse poliert bekomme. Unter diesen neuen Umständen hatte ich allerdings nun nur Freunde. Das permanente Schulterklopfen ging mir sehr schnell auf die Nerven, einmal ganz davon abgesehen, dass mir ziemlich schnell die Schulter schmerzte.

Die hiesige Presse trug nicht unerheblich dazu bei, dass mich auf einmal hundert Prozent mehr Leute kannten als noch zwei Tage zuvor. In riesigen Lettern wurde von einem „Jahrhunderttalent“ gesprochen und eine ganze Seite widmete die größte Tageszeitung allein mir, meinen Eltern, Babsi und ihren Eltern, mit Kurzgeschichten, Interviews und Bildern in allen Lebenslagen. Das da von Babsi und mir, als dem Liebespaar des Jahres gesprochen wurde, war noch die harmloseste Bemerkung und das man uns zwei in allen möglichen verfänglichen Situation abgelichtet hatte, damit mussten wir nun wohl zukünftig des Öfteren auseinandersetzen und abfinden. Ich fand es zwar abscheulich wie unsere zarte Liebesgeschichte in den Dreck gezogen wurde, aber das ist wohl unter Pressefreiheit abzubuchen.

Babsi machte gute Miene zum für mich bösen Spiel und sagte:

„Nun wissen es wenigstens alle, dass wir uns lieben, und lassen uns in Frieden.“

Ich mochte nicht so recht daran glauben, wie ich auch bereits in der großen Pause durch Monika erfahren musste, die sich klammheimlich bei mir einhing und in mein Ohr flüsterte:

„Ich nehme mal an du hast genauso über die vielen Bilder gelacht wie ich?“

„Die Bilder vom Boxkampf“, stellte ich mich dumm?

„Du weißt genau von was ich rede. Stell dich nicht dümmer an, als du wirklich bist. Ich rede von den albernen Bildern mit Babsi. Ein Wunder, dass kein Bild von euch Beiden im Bett dabei war.“

„Irgendwo haben auch die Reporter keinen Zutritt mehr und außerdem finde ich die Aufnahmen gut.“

„Geschmackssache“, antwortete sie verächtlich, „denke nur nicht, dass ich dich jetzt, wo der Herr Bauunternehmer dich schon für seinen Schwiegersohn hält, aufgebe. Nun beginnt mein Kampf erst und vielleicht ist ja irgendwann auch einmal ein kleiner Papparazzi in der Nähe, der eine Aufnahme von uns macht, die dem mächtigen Herrn gar nicht gefallen wird.“

„Monika bitte reiß dich zusammen...“

Weiter kam ich nicht, weil sie einfach meinen Kopf nahm und mich zu küssen versuchte. Da ich den Kuss nicht erwiderte gab sie ihr Vorhaben auch sehr schnell auf und verschwand in der Menge der Schüler und Schülerinnen und ließ mich sehr nachdenklich zurück.

„Na altes Haus, Liebeskummer mit der Verflossenen?“

Hartmut stand frech feixend vor mir.

Ich lächelte ihn an und sagte:

„Du erwartest gewiss keine Antwort von mir, oder?“

„Ich dachte dafür besitzt man einen Freund, wenn man Probleme hat?“

„Das kannst du Recht haben, aber ich habe zurzeit keine Probleme, insofern ist deine Frage beantwortet.“

„Was wollte Monika dann von dir und warum ging sie in den Clinch?“

„Wie wäre es, wenn du sie selber fragst?“

„Ich sehe schon, der neue Ruhm ist dir doch etwas in den Kopf gestiegen!“

„Da muss ich dir allerdings vehement widersprechen. Ich bin nach wie vor der Alte und solche Lappalien bringen mich nicht von meiner einmal eingeschlagenen Linie ab.“

Da die Pause sich zwischenzeitlich dem Ende neigte, ließ ich einfach stehen und begab mich ins Schulgebäude, wo mich auf der Treppe Babsi erwischte, meine Hand drückte und fragte:

„Was wollte Monika von dir?“

„Ich bin mir nicht sicher, aber ich hatte das Gefühl sie will Stunk machen.“

„Monika Stunk? Das kann ich mir nicht vorstellen.“

„Wenn du dich mal nicht täuscht. Eine liebende Frau ist unter Umständen unberechenbar.“

„Eine Frau“, fragte Babsi lauernd?

„Sie ist zwar noch ein junges Mädchen, aber ich glaube sie besitzt die Reife einer Frau!“

„Dann bin ich auch eine Frau.“

„Natürlich mein Schatz“, sagte ich lachend und drückte ihr im Gehen einen Kuss auf die vor Aufregung gerötete Wange.

Die nun folgende Unterrichtsstunde schlug wie eine Bombe ein.

Mathe stand auf dem Programm und Herr Paul wollte sich offenbar revanchieren für den Streich mit dem Adventskranz und veranlasste eine unangemeldete Klassenarbeit, die sich gewaschen hatte.

Uns rauchten im wahrsten Sinne des Wortes die Köpfe. Es handelte sich zwar um einen Bereich, den wir in den letzten Tagen intensiv bearbeitet hatten, aber mit einer Klassenarbeit zu einem so frühen Zeitpunkt konnten wir nicht rechnen, da Herr Paul ja in der Vergangenheit auch immer seine Gewohnheiten besaß, von denen er selten abwich. Eine dieser immer wiederkehrenden Gewohnheit war zum Beispiel eine Klassenarbeit anzukündigen und in den Stunden davor den Stoff noch einmal durchzugehen, so dass man sich erahnen konnte wie die Aufgaben in der Klassenarbeit gestellt wurden.

Auch ich als guter Schüler hatte immense Schwierigkeiten und schaffte in der vorgegebenen Zeit mal gerade die Hälfte der Aufgaben, und da war ich mir nicht sicher ob sie richtig gerechnet waren? Ein Blick über die Schulter in Richtung Babsi zeigte mir, dass auch sie völlig daneben lag.

„Schluss“, rief Herr Paul, „alle Arbeiten zur Mitte durchreichen.“

„Weinert, sammle die Werke ein und bring sie in das Lehrerzimmer.“

Auch das war liebe Gewohnheit, außer, dass jedes Mal ein Anderer einsammeln musste. Er schien da eine Liste erstellt zu haben, denn während meiner Schulzeit konnte ich mich nicht erinnern jemals zweimal aufgerufen worden zu sein.

Babsi sammelte ein und verließ mit Herrn Paul die Klasse in Richtung Lehrerzimmer. Auch dort verlief alles nach einem bestimmten Ritual. Herr Paul öffnete eine nicht verschlossene Schublade, holte eine Mappe heraus, ließ die Klassenarbeiten dort hineinlegen, packte die Mappe wieder in die Schublade und schob sie zu.

Dieser Umstand brachte mich spontan auf eine Idee, die ich aber noch für mich behielt!

Ich wartete zunächst auf Babsi und nahm sie dann zur Seite:

„Wie ist es bei dir gelaufen?“

„Katastrophal.“

„Bei mir auch.“

„Paul darf diese Arbeit nicht auswerten.“

Babsi lachte laut:

„Und wie willst du das verhindern?“

„Ich habe da so eine Idee.“

„Um Himmels willen, nicht schon wieder!“

Diesmal lächelte ich und sagte:

„Der olle Paul ist leicht auszurechnen. Wie lange dauert es bis er eine Arbeit korrigiert?“

„Mindestens eine bis zwei Wochen.“

„Siehst du! Genau in dieser ersten Woche müssen wir zuschlagen und an die Arbeiten kommen.“

„Wenn das so einfach wäre, hätten es schon andere probiert.“

„Die sind vielleicht nicht so einfallsreich wie wir und die haben keine Steffi in der Klasse.“

„Was hat Steffi mit unserer Klassenarbeit zu tun?“

„Nichts.“

„Und warum erwähnst du sie dann?“

„Weil sie einen Papa hat, der in den E- Werken arbeitet.“

„Ich glaube jetzt drehst du völlig durch.“

„Irrtum! Steffis Papa ist der Schlüssel zum Erfolg!“

„In Ordnung, ich sage nichts mehr und du trägst mir deine Idee vor. Einverstanden?“

„Einverstanden! Steffi hat nichts weiter zu tun, als uns ein oder zwei leere Briefbögen zu besorgen. Damit haben wir die Grundlage geschaffen, einen offiziellen Brief von den E- Werken an unsere Schule zu schreiben, worin wir eine umgehende Überprüfung der elektrischen Anlage in unserer Schule, nach Schulschluss natürlich, ankündigen. Zu diesem Zweck muß für freien Zugang zu allen E- Verteilern im Hause gesorgt werden. Ich kenne jemanden im Boxverein der als Elektromonteur arbeitet und, wenn ich ihn bitte, in unsere Schule geht, die Arbeiten herausgibt, die wir dann korrigieren werden und ihm zurückgeben. Er legt sie an dieselbe Stelle und niemand merkt etwas.“

Babsi stand mit offenem Mund vor mir:

„Das klingt genial! Wenn das klappt bist du der Größte. Nur wie willst du alle Schüler und Schülerinnen dazu bringen, mit uns zusammenzutreffen und die Arbeiten berichtigen?“

„Der Kreis wäre viel zu groß. Ich dachte nur an unsere Truppe.“

„Monika auch?“

„Natürlich auch Monika.“

„Wird sie dichthalten?“

„Sicher! Das hat doch nichts mit uns Beiden zu tun.“

„Dann versuche dein Glück. Die Idee könnte Gold wert sein.“

Wir hatten noch ausreichend Zeit Steffi zu informieren die sofort Feuer und Flamme war und sich, sobald sie zu Hause ist, darum kümmern wollte, denn je eher umso besser.

Ich bereitete nachmittags schon mal den entsprechenden Text vor und telefonierte mit Mike, meinem Elektromonteur. Der lachte sich kringelig und versprach mir das Ding durchzuziehen.

„Ich habe sogar noch von Tag der offenen Tür einen Overall von den E- Werken. Den haben sie damals aus Werbezwecken verschenkt.“

„Na großartig“, sagte ich nur und hoffte jetzt nur noch auf Steffi.

Gegen Abend kam dann der erlösende Anruf von ihr:

„Ich habe ein paar Bögen von Papas Schreibtisch ergattert. Er hat nichts gemerkt. Willst du sie heute noch haben?“

„Das wäre Spitze, dann kann ich den Brief sofort schreiben und umgehend in den Kasten stecken. Ach verdammt, die haben sicher eine Frankiermaschine?“

„Daran habe ich natürlich auch gedacht. Ich habe zwei frankierte Briefumschläge mitgenommen. Einen als Ersatz falls du dich verschreibst.“

„Du bist mit Geld nicht zu bezahlen, ich bin in fünfzehn Minuten bei dir.“

„Tschüs, bis dann.“

Den Brief schreiben war eine reine Formsache. Es klappte sogar auf Anhieb, ohne Fehler und ohne verschreiben.

Anschließend ging ich ein zweites Mal aus dem Haus und steckte den Brief direkt in der Schule in den Briefschlitz, um sicher zu sein, dass wir den Termin am Mittwoch auch einhalten konnten.

Am darauf folgenden Tag überzeugten Babsi, Hartmut und ich unsere Truppe, und verabredeten uns am Mittwoch bei Alexandra, die der Schule am nächsten wohnte, um dort die Korrekturen vornehmen zu können. Die ganze Angelegenheit verlief nicht so einfach, wie ich dachte, da einige doch etwas Gewissensbisse an den Tag legten und Angst hatten entdeckt zu werden. Schließlich erkannten sie aber alle, dass ohne diese Maßnahme fast alle eine glatte fünf oder sechs erhalten hätten, und somit die Zensur auf den Halbjahres- Zeugnissen arg in Gefahr bringen konnte. Eine Marotte von mir unterstützte unser Vorhaben positiv. Ich schrieb nämlich immer alle Aufgaben auf einen Schmierzettel mit, den wir im Unterricht benutzen durften, und dadurch konnten wir im Vorfeld schon alles ordentlich und richtig durchrechnen! Wir mussten allerdings ungeheuer aufpassen, damit die Mitschüler, die wir nicht berücksichtigen konnten und wollten, keinen Wind von unserem Vorhaben bekamen. Schließlich brachten wir alles unter Dach und Fach und sahen unserem Vorhaben mit Interesse entgegen.

Der Mittwoch begann mal wieder mit Schneetreiben von der feinsten Sorte, so dass ich mich außerstande fühlte, zu Fuß zu gehen, und den Bus benutzte. Ich wollte mich gemütlich in eine Ecke verziehen und ein wenig Augenpflege treiben, als mich ein aufregend heißes Lippenpaar weckte. Ich erkannte diese Lippen mit geschlossenen Augen und hätte gern „Hallo Monika“ gesagt, aber wie gesagt, das Lippenpaar verschloss meinen Mund und als ich ihn dann doch öffnen wollte, stieß sie ihre Zunge hinein, was einer normalen Artikulierung auch etwas störend gegenüber steht. Da ich wenig Anstalten machte ihren Kuss zu erwidern, stellte sie schließlich enttäuscht ihr Vorhaben mich zurückzugewinnen ein:

„Du alter Eisblock. Bin ich dir gar nichts mehr wert?“

„Doch Monika, sehr viel sogar. Aber da ich Angst habe rückfällig zu werden, muß ich mich so teilnahmslos anstellen.“

Die Antwort schien ihr zu gefallen!

„Aber ein kleines bisschen hättest du mir schon entgegenkommen können, aber selbst er“, und dabei griff ihre Hand beherzt in eine bestimmte Richtung, „...ach nein, welche Überraschung! Er ist wacher als sein Herr!“

Ihr Lachen brachte den ganzen Bus zum Aufwecken und alle starrten auf uns zwei, was mir überhaupt nicht recht sein konnte, denn es befanden sich sehr viele Menschen im Bus, die mich kannten und um meine Verbindung mit Babsi gut unterrichtet waren.

Also lachte ich der Einfachheit halber mit und nickte zustimmend in die Runde.

„Bevor es jemand sieht“, konterte ich, „könntest du deine Hand wieder wegnehmen bevor er noch wacher wird?“

„Oh ich denke, so breit und fest wie er sich anfühlt, gibt es kaum noch eine Steigerung, es sei denn ich bringe ihn in der verbleibenden Zeit zum Überlaufen“, sprach sie und fasste noch etwas derber zu. Gleichzeitig schmiegte sie sich an mich und presste ihre zartrosa geschminkten, festen Lippen erneut auf meinen Mund. Diesmal erwiderte ich ihren Kuss, in der Hoffnung, sie würde ihre Hand dort unten wegnehmen. Sie dachte aber gar nicht daran!

Als ich mir selber helfen wollte, fasste sie noch fester zu und da ich meinen männlichen Stolz nicht verletzen oder gar verlieren wollte, gab ich ihre Hand wieder frei, was sie sofort schamlos ausnutzte und ihn nun sogar rhythmisch zu bearbeiten begann. Ich versuchte mich im Sitz tiefer gleiten zu lassen, um dieser Hand zu entkommen, aber ihr schien dies überhaupt nichts auszumachen, denn sie ging jede meiner Bewegungen mit und wäre nicht die Endhaltestelle vor unserer Schule erreicht worden, ich glaube, diesmal wäre es ihr hundertprozentig gelungen, mich mit feuchter Hose aus den Bus steigen zu sehen. Dabei schien sie aber zum Glück nicht zu wissen, wie weit ich schon war, denn die drei Sekunden hätte sie mich mit Sicherheit weitergereizt!

„Das machst du nicht noch einmal mit mir“, zischte ich sie an.

„Das kann schon sein, denn das nächste Mal mache ich so etwas mit dir im Bett“, fauchte sie grinsend zurück.

In diesem Augenblick ärgerte ich mich fürchterlich, dass sie heute Nachmittag mit dabei war und wenn es gelang, davon profitierte. Nach ihren gestrigen Aussagen hatte sie nämlich alle gerechneten Aufgaben verkehrt.

Der Unterricht verlief zäh und schwerfällig, denn, und daran gab es keinen Zweifel, unsere Truppe, die sonst den Unterricht bestimmte, blieb mit den Gedanken heute ganz woanders.

In der dritten Stunde erklärte uns Lerche, dass der für heute nachmittag angesetzte Förderunterricht in Englisch und Mathe ausfällt, da die E- Werke dringende Servicearbeiten im Haus durchführen müssten und alle Räume, wo sich elektrische Verteiler befinden würden, frei zugängig bleiben müssen.

„Wir wissen nicht genau wo überall diese Dinger sind, aber vorsichtshalber fällt dieser Unterricht aus.“

Hartmut stieß mich unauffällig an:

„Damit wäre dieser Punkt abgehakt“, flüsterte er.

Wolfgang und Uli strahlten um die Wette, da für sie dieser Förderunterricht in Frage kam.

Ich sah mich nach Babsi um und sah ihr fröhliches Augenzwinkern. Auch einige andere unserer Truppe schienen sichtlich erleichtert.

Nach Schulschluss begaben wir uns umgehend zu Alexandra, nachdem ich zuvor bereits meinem Elektromonteur grünes Licht gegeben hatte, der sich dann nach einer knappen Stunde vom verabredeten Treffpunkt meldete, um uns die Hefte übergeben zu können.

Da ich dummerweise inzwischen etwas zu bekannt war, holte Heinz die Mappe mit unseren Arbeiten ab.

Als er damit erschien brachen wir in lauten Jubel aus, so dass Alexandras Mutter neugierig den Kopf herein steckte:

„Gibt es etwas was ich wissen müsste“, fragte sie erwartungsfroh?

„Nein, nein“, beeilten wir uns vielstimmig zu antworten, denn unser heutiges Vorhaben ging nur uns an.

Wir suchten aus dem Stapel unsere Arbeiten heraus, korrigierten, bzw. ersetzten die Blätter, je nach Erfordernis, brachten je Person einen kleinen, unbedeutenden Fehler hinein, außer bei Babsi, Uwe und mir, die sonst auch immer die besten Arbeiten schrieben, und legten sie dann wieder in den Stapel zurück.

Mein Elektromonteur holte die Mappe wieder ab, diesmal von der mittlerweile wieder gesunden Gabriele und brachte sie auftragsgemäß wieder zurück.

Die Zeit, bis er uns seine telefonische Erledigung meldete, dauerte für uns eine Ewigkeit, führte aber zu einer unbeschreiblichen Erleichterung. Wir klatschten uns minutenlang ab und lagen uns in den Armen, als hätten wir eben das Abitur bestanden. Da wir schon zusammen waren, blieben wir auch noch bis zum Abend beisammen, nachdem uns Alexandras Mama ausgiebig mit leckeren selbstgebackenem Brot und hausgeschlachteter Wurst versorgt hatte.

Wir diskutierten einmal mehr die mehr als peinlichen Bilder am Montag in der hiesigen Presse und kamen unter lautstarkem Hallo überein, uns auch eine schöne „Ente“ für die Presse einfallen zu lassen.

Sandras Mutter, die offensichtlich auch bei meinem Kampf anwesend war, fragte mich:

„Was ist denn so schlimm an einem Leberhaken?“

„Da kommen mehrere Komponenten zusammen“, antwortete ich, „durch den Schlag und das gleichzeitige Atmen des Gegners entsteht so etwas wie ein luftleerer Raum, der augenblicklich die Luft wegnimmt, die Beine einknicken lässt, und wenn alles genau passt, zu einem unglaublichen Schmerz, etwa wie ein Krampf, führt. Selbst wenn mein Gegner vom Samstag wieder aufgestanden wäre, er hätte nicht mehr die Kraft gehabt durch seine Deckung weitere Schläge zu verhindern oder abzuwehren.“

„Warum hat er dann die Leber nicht vorher abgedeckt“, wollte Steffi wissen?

„Hatte er ja bis zu diesem Augenblick. Nur kurz vorher hatte er mich am Kopf erwischt und da ich, wie es die Regel bei Jungendlichen vorschreibt, mich bis neun anzählen lassen musste, dachte er wohl nachsetzen zu müssen und blieb kurzzeitig unkonzentriert, weil er nur auf den finalen Schlag hoffte. Ich war aber nicht angeschlagen, nur von der Wucht des Schlages umgerissen, und zog mit einer ganzen Serie von Schlägen seine Deckung nach oben und feuerte ihn dann eben meine Linke auf die ungedeckte Leber, obwohl eigentlich meine Rechte die Schlaghand ist“

„Ich hatte das alles gar nicht so schnell mitbekommen“, meinte Hartmut, „wunderte mich aber über sein arg ramponiertes Gesicht.“

„Und warum warst du für eine Sekunde unkonzentriert“, fragte Monika?

„Weil ich den Anfeuerungsruf von Babsi gehört hatte und in ihre Richtung zu blicken versuchte. Ein beinahe verhängnisvoller Fehler.“

„Weiber, Weiber“, sagte Hartmut lachend und Monika, die nicht mit dieser Antwort gerechnet hatte, ärgerte sich, auf diese Weise ihre Rivalin wieder ins Gespräch gebracht zu haben.“

„Stimmt das was über euch in der Zeitung stand“, fragte Alex ihre Mutter?

Ich sah verlegen zu Boden und Babsi antwortete:

„Teils, teils.“

„Hat dein Vater Dieter tatsächlich ein Angebot gemacht in euren Betrieb einzusteigen“, fragte sie nach, da sie Babsi Antwort nicht befriedigt hatte?

„Das hat er in der Tat, aber so etwas sollte man nicht überbewerten und kam nur aus der Folgerung heraus, dass Dieter Maschinenbau studieren will.“

„Damit hat er aber als Einziger aus unserer Klasse schon einen Ausbildungsplatz“, zog Hartmut es etwas ins Lächerliche.

„Wenn ihr dann noch zusammen seid“, ergänzte Mama Alex.

„Wir bleiben ein Leben lang zusammen“ sagte Babsi mit dem Brustton der Überzeugung.

Die neue Richtung unseres Gesprächs hatte wohl Mitschuld, dass sich Monika erhob und sagte:

„Es ist spät. Ich muss nach Hause. Kommt jemand mit, der ein schutzloses Wesen begleitet?“

Ich bin sicher, sie hoffte auf mich.

Babsi legte auch sofort ihren Arm auf meine Schultern und sagte:

„Wir müssen auch gehen.“

„Dann gehen wir eben Alle“, sprach Hartmut, „ und ich begleite Monika.“

Dabei handelte es sich in der Tat um eine gute Idee, denn Hartmut wohnte in ihrer Nähe und würde sich bei ihr wie ein Kavalier verhalten.

„Kommst du noch auf einen Schlummertrunk bei mir vorbei“, hörte ich Babsi in mein Ohr flüstern. Ich nickte ihr, nach einem Blick auf meine Uhr, lächelnd und erwartungsfroh zu.

Da der Schneefall inzwischen aufgehört hatte und wir nach der heutigen Aufregung etwas frische Luft schnappen wollten, gingen wir ausnahmsweise mal zu Fuß. Besser gesagt wir rannten, da wir uns wie kleine Kinder immer wieder gegenseitig einseiften und mit Schnee bewarfen und mehr als einmal darin herumpurzelten und minutenlang erschöpft liegen blieben.

Als wir patschnass Babsis Elternhaus erreichten, standen die, aufgeschreckt durch unser Lachen und Babsis Schreien schon in der weit geöffneten Tür und empfingen uns lachend.

„Kommt erst einmal herein und wärmt euch auf“, sprach Babsis Mama, und als sie unsere nassen Mäntel aufhängen wollte und sah, dass wir auch darunter vom Schnee durchnässt waren, ergänzte, „und zieht euch um! Babsi gib Dieter vom Papa etwas Trockenes. Vielleicht duscht ihr euch heiß ab, damit da keine Erkältung kommt. Aber kommt bitte wieder herunter Papa hat für Dieter eine Neuigkeit.“

„Was denn“, wollte Babsi wissen?

„Später“, antwortete ihre Mutter nur.

„Kann Dieter heute hier bleiben“, fragte Babsi nach?

„Ich glaube kaum, dass seine Sachen trocken werden. Ich rufe seine Eltern an.“

„Juch hu“, jubilierte Babsi und jagte mir ausgelassen hinterher.

Oben angekommen ließen wir die nassen Klamotten fallen und umarmten uns nackt, wie Gott uns geschaffen hatte. War mir eben noch fröstelnd kalt, jagte nun ein heißer Schauer nach dem Anderen durch meinen Körper und ließ meine empfindlichste Stelle in Sekundenschnelle anwachsen.

Babsi streichelte die Stelle mit ihrem Oberschenkel und flüsterte:

„So können wir ihn nicht lassen“, dabei fasste sie nach unten und schob ihn in die, von der Natur dafür vorgesehene Stelle ihres wunderschönen Körpers.

Nach einigen beiderseits rhythmischer Bewegungen ergriff ich sie an ihren festen, erotischen Pobacken, hob sie vorsichtig hoch und ging langsam in der vereinten Stellung in das Badezimmer. Ihre um meinen Hals geschlungenen dünnen Ärmchen gaben ihr die erforderliche Kraft der ungeheueren Hin- und Herbewegungen, die mir alle Sinne zu rauben schienen. Als mir fast schwarz vor den Augen wurde und ich mich in einem nie gekannten Glücksgefühl befand, dass mir alle Haare zu Berge stehen ließ und eine Gänsehaut nach der anderen durch meinen Körper jagte und eigentlich nur noch durch eine Ohnmacht getoppt werden konnte, erreichten wir mit ungeheuerer Stärke den gemeinsamen Höhepunkt!

Babsi noch immer im Arm und mit nach wie vor vereinten Geschlechtsteilen, aber zitternden Knien, musste ich mich auf den nächsten Stuhl setzen, um nicht umzufallen.

Erst jetzt merkte ich, dass sich Babsi in meiner Schulter fest gebissen hatte, um nicht laut schreien zu müssen. Sie stöhnte und zitterte noch immer.

„War das schön“, stammelte sie nur, „ich möchte in dieser Stellung bleiben bis uns jemand trennt.“

„Bist du verrückt?“

„Nein, nur verliebt.“

Ich küsste sie und merkte wie es schon wieder losging bei mir. Diesmal erlebten wir es im Sitzen und ich empfand es genauso aufregend und schön wie zuvor.

Wir blieben minutenlang sitzen, bis von unten ihre Eltern zur Eile mahnten.

Unter der Dusche wäre es mit Sicherheit erneut passiert, als Babsi ihren Kopf in meinem Schoß vergrub, aber ich konnte sie auf später vertrösten, wo sie nur widerwillig zustimmte.

Heiß geduscht und in einer von Papa zur Verfügung gestellten Jeans und Pullover, während Babsi nur eine Trainingshose und einen Pulli über die nackte Haut gezogen hatte, eilten wir nach unten.

Ihre Eltern hatten Sinn für Stimmung, denn im Wohnraum brannten nur Kerzen, leise Musik ertönte und auf dem Tisch standen 4 Gläser Sekt!

„Wir wollen nicht etwa eure Verlobung feiern“, begann ihr Vater, „obwohl ihr euch da oben so lange aufgehalten habt, als wenn ihr euch verlobt hättet. Nein, ich habe ja vor ein paar Tagen gesagt, dass ich dich lieber Dieter sponsern möchte, was ich inzwischen veranlasst habe. Dabei habe ich auch mit dem Olympia Stützpunkt gesprochen und ich darf dir ein Fax vorlesen, das heute Nachmittag hier eingetroffen ist.“

Er machte eine wahnsinnig lange Pause und fuhr fort:

„Sehr geehrte Herr Weinert, vielen Dank für Ihr zugesagtes Engagement, das wir sehr begrüßen. Wir haben uns entschlossen ihren Schützling, Herrn Dieter Werner ab sofort in den erweiterten Olympiakader aufzunehmen. Wir wünschen Ihnen und Herrn Werner alles Gute und erlauben uns, Ihnen in den nächsten Tagen die entsprechenden Unterlagen zuzusenden. Den Boxclub von Herrn Werner und ihn selber werden wir ebenfalls entsprechend unterrichten.

Viele Grüße Olympiastützpunkt München“

Babsi und ich starrten uns an, bevor wir laut jubelten und wie angestochene Kinder durch den Raum tanzten.

„Dieter gewinnt eine Goldmedaille“, schrie Babsi immer wieder und war nicht zu beruhigen.

„Kann ich meine Eltern anrufen“, fragte ich jubelnd?

„Natürlich, das Telefon steht dort hinten“, sagte Babsi Mutter, und fügte hinzu, „aber Papa hat schon mit deinen Eltern gesprochen.“

Ich musste trotzdem meine Freude mit ihnen teilen und wählte die Nummer. Meine Mutter freute sich natürlich, dass ich sie bei meinem Glücksgefühl nicht vergessen hatte und sagte, da ich nicht nach Hause kam:

„Aber pass auf dich auf. Jetzt noch viel mehr, denn es geht um deine Zukunft.“

„Mach dir keine Sorgen um mich und deine Schwiegertochter.“

„Dieter!“

„Schon gut. Bis Morgen. Grüße an Papa.“

Nachdem ich zurückgekehrt war, stießen wir glücklich und freudestrahlend an.

„Das ist aber nicht nur eine lapidare Zusage, das ist auch eine Verpflichtung. Ich habe gestern mit einem Mitarbeiter von diesem Stützpunkt gesprochen und der erzählte mir, dass noch nie ein junger Boxer nach nur einem Kampf in den Kader aufgenommen wurde, aber die ganze Kampfesführung, deine Kaltschnäuzigkeit und Überlegenheit gegen einen Mann, der auch zu diesem Kader gehört, waren so deutlich und überlegen, dass man darüber nachdenken wollte. Nun, hier liegt das Ergebnis. Ich habe dir eine Kopie gemacht für die Schule. Die wirst du wohl zukünftig benötigen, wenn du freinehmen musst für irgendwelche Lehrgänge oder Kämpfe.“

Diese Worte von Babsis Vater wirkten auf sie wie ein Schock.

„Heißt das, er wird zukünftig unterwegs sein, ohne mich?“

„Damit muß man sich abfinden wenn man einen berühmten Freund hat.“

„Damit bin ich aber nicht einverstanden. Ich will nicht das er Olympiasieger wird, ich will dass er mich liebt und heiratet.“

Gleichzeitig öffnete sie alle Schleusen und die Tränchen kullerten aus ihren wunderschönen blauen Augen, ergossen sich über die zart erröteten Wangen und tropften auf ihren knappen Pulli.

Ich stand auf und nahm sie in die Arme. Dabei küsste ich ihr die Tränen weg und drückte sie an mich.

„Nun warte erst einmal ab“, begann ich, „zunächst passiert sicherlich gar nichts. Das war mein erster Kampf und das was ich gezeigt habe muß ich erst noch bestätigen. Da man als Jugendlicher nur ein paar Kämpfe im Jahr bestreiten darf, passiert vorläufig sicherlich nicht viel, denn ich gehöre zum erweiterten Kader, also noch nicht zum festen Kader. Außerdem habe ich meinen Eltern versprochen, und dazu stehe ich, erst die Schule und immer an die Zukunft denken, bevor der Sport kommt.“

Meine Worte schienen sie wirklich beruhigt zu haben, denn sie brachte es sogar fertig, mit tränenverschmierten Gesichtchen zu lächeln.

„Jetzt bin ich müde“, sprach sie und erhob sich, mich an der Hand fassend, „und du kommst mit.“

„Na hoffentlich bist du müde“, lachte ihr Papa, „damit ihr keine Dummheiten mehr macht.“

Lachend tobten wir die Treppe hinauf und anschließend im Bett schien es, als habe uns die kleine Auseinandersetzung noch enger zusammengeschweißt, denn wir liebten uns einmal mehr heiß und innig bis zum Morgengrauen und ich betete zum ersten Mal seit meiner Konfirmation wieder, damit Gott diesen Zustand und dies Glücksgefühl lange erhalten möge.

Vielleicht empfand ich diese Nacht, wo wir uns inzwischen auch in der Liebe aneinander gewöhnt hatten, noch schöner und romantischer als die erste gemeinsame Liebesnacht, die doch von Unsicherheiten und Ängstlichkeit begleitet und überschattet war.

Unser Fräulein Doktor Teil 2

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