Читать книгу Eine Insel in 650m Höhe - Wolfgang Cremer - Страница 7
Die zweite Enttäuschung
ОглавлениеWasser bis zu einem kleinen Fleck am Horizont. Kein Windrad hatte dieses Geräusch verursacht sondern die Wellen schlugen gegen das Land und brachen sich mit den nachfolgenden Wassermassen. Mein Gott, ich war verloren. Ich hatte doch immer auf den Sonnenstand geachtet und war mir relativ sicher, dass die Straße trotz der vielen Biegungen schlussendlich eine Gerade bildete. Ich befand mich also auf einer Halbinsel und hatte diese auf der kürzesten Seite einmal durchquert. Eine tiefe Traurigkeit erfüllte mich und die Verzweiflung drohte Überhand zu nehmen. Was konnte ich noch tun. Ich ging zum Uferrand und versuchte so weit als möglich die Seiten einzusehen. Da die Bäume aber nicht nur bis ans Wasser standen, sondern natürlich im Geländegefälle langsam immer kleiner und an dieser Stelle bestimmt 50m aus dem Wasser ragten und immer kleiner wurden ergab sich kein Bild. Aber ich musste es wissen. Prüfend streckte ich eine Hand ins Wasser und die Kälte verwunderte mich erneut. Nein, hinausschwimmen ist nicht die Lösung. Zu weit hätte ich schwimmen müssen um eventuell einen Überblick zu bekommen. Zudem glaubte ich, dass ich von der Wasseroberfläche sowieso keinen weiten Blick haben würde. Genau wie auf der anderen Seite war weder rechts noch links eine Möglichkeit vernünftig zu gehen. Das Unterholz war relativ dicht und es rankten sich immer Dornen die das gehen praktisch unmöglich machten. Und wohin gehen. Wenn es eine Halbinsel war, hatte sie natürlich drei Seiten zum Wasser hin. Zwei hatte ich erreicht. Befand sich die dritte nun zur rechten oder zur linken Seite. Hatte ich irgendeine Abzweigung übersehen.
Natürlich so wie ich in der Nähe des LKW den kleinen Feldweg nur durch Zufall entdeckt hatte, so konnte ich sicher auch noch einen anderen Weg übersehen haben der von einer Spalte oder einer Aufwerfung über einige Meter hinweg zerstört sein mochte. Wie spät mochte es jetzt sein. Dem Sonnenstand zu Folge weit über Mittag hinaus. Eine Pause musste sein um einem Fuß etwas Entspannung zu gönnen. Etwas warme Suppe mit der Hälfte meiner letzten Wurst geben mir etwas Entschlusskraft zurück. Keinen Fehler durfte ich nun begehen. Die von mir aus linke Seite neben der Straße hatte ich noch nicht kennengelernt. War dies die Landseite ? Nein, meine Überlegung ging etwas zurück. Gekommen war ich von der anderen, der rechten Seite und dort war zumindest Land gewesen. Irgendwie ohne wirklich über die Entscheidung nachzudenken packte ich zusammen und marschierte los. Die Sonne zeigte sich und ich versuchte mein Tempo etwas zu steigern. Vielleicht schaffte ich es noch bis zum LKW bevor es Dunkel wurde. Nur nicht in Panik geraten war mein oberstes Gebot. Sachlich und ruhig musste ich über meine Chancen nachdenken. Für 3-4 Tage hatte ich noch Proviant und weitere 3-4 Tage sollten es auch ausschließlich nur mit viel Wasser trinken gehen. Blieben mir also rund 8 Tage um einen Ort und Menschen zu finden.
Das sollte also eigentlich kein Problem sein redete ich mir ein. In 8 Tagen kann man selbst unter diesen widrigen Bedingungen 10 Stunden am Tag zu etwa 2km je Stunde gehen. Also könnte ich rund 160km zurücklegen und das sollte sicherlich ausreichen. Diese Zahlenspiele halfen sehr mich von den Strapazen abzulenken und mein Entschluss es bis zum LKW zu schaffen entwickelte sich zu einer recht starken Triebfeder. Nun es gelang mir halbwegs. Die Dämmerung war bereits der Nacht gewichen und nur der wolkenlose Himmel hatte es mir ermöglicht bis hierher zu kommen. In unmittelbarer Nähe schlug ich das Nachtlager auf und fiel total erschöpft in einen traumlosen tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen wurde ich durch den Vogelgesang und die aufgehende Sonne geweckt. Schon gestern war mir wieder die große Anzahl von Tieren aufgefallen und auch jetzt jagte eine ganze Hasenbande von bestimmt 15 ausgewachsenen großen Langohren durch den Wald. Irgendwie schienen die Tiere viel konzentrierter in diesem Bereich zu leben. Tiere bedeuten Nahrung, aber wie sollte ich sie erlegen. Na das schlachten würde ich zwar in größter Not noch hinbekommen aber das war sicherlich keine erstrebenswerte Vorstellung. Ohne Frühstück setzte ich mich wieder in Bewegung. Ganz langsam und ohne meinen Blick von der rechten Straßenseite zu wenden. Auf keinen Fall durfte ich diesen kleinen Feldweg übersehen der ja irgendwo hinführen musste. Alle meine Hoffnung konzentrierte sich auf diesen Weg und dennoch hätte ich ihn fast übersehen.