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Goldgräberstimmung

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Traumtage für Gartenfreunde, Selbstversorger, Landliebende, Schöpfungsgenießer, Einkocher, Marmeladenschlecker, Vorratsspeicherstapler, Krautstampfer, Lebensmittelveredler – einfach für alle, die mit Freude und Leidenschaft säen, beim Wachsen zuschauen, gießen, Unkraut jäten, Schädlingen hinterherjagen. Seit einigen Wochen ernten sie endlich die Früchte dessen, wofür sie in ihrer Freizeit den Buckel krumm gemacht haben. Und die heimischen Speisekammern füllen sich mit Köstlichkeiten, die jeder einzelnen Zelle auf der Zunge den Verstand rauben. Nie und nimmer könnte man dieses Geschmackserlebnis kaufen. Es verlangt Geduld, Liebe, Hingabe. Oder – wie in meinem Fall – einen lieben Menschen an der Seite, der all das aufbringt.

In unserer Speisekammer dominiert heuer die Farbe Gold. Das liegt am Honig. Eimerweise steht das süße Gold der Blüten in den Regalen. Es ist der großartige Abschluss unserer Imker-Premiere. Die beiden Bienenvölker haben uns offensichtlich sämtliche Anfängerfehler verziehen. Unglaubliche 100 Kilo feinsten Honig haben die Arbeiterinnen im Sommer hergestellt. Nicht einmal im Traum hätten wir gedacht, dass es so viel werden könnte. Und doch ist die Menge nicht das Entscheidende. Selbst wenn er nur für fünf Brote gereicht hätte: Wir fühlten uns wie die Goldgräber am Klondike, die auf eine dicke Ader gestoßen sind, als der erste eigene Honig aus der Schleuder unserer Lehrmeister heraus lief und wir den ersten Löffel kosten durften.

Das erste Bienenjahr – es war ein Abenteuer für die Sinne. Keine Woche verging ohne eine neue Entdeckung. Die Nase lernte, dass Lindenblüten dem Honig eine ganz andere Note geben als beispielsweise die Bäume des Waldes. Die Augen konnten sich nicht satt sehen am geschäftigen Treiben im Stock. Und auf Zunge und Gaumen verschmolzen die süßen Essenzen des Sommers zu einem kulinarischen Gedicht. Ich weiß jetzt, dass die Begriffe Beuten, Absperrgitter und Weiselfänger nichts mit kriminellen Machenschaften zu tun haben und denke bei den Worten Besen und Schleier nicht zwangsläufig an eine muslimische Hausfrau. Und beim Herumstöbern zwischen all den Gerätschaften beim Bayerischen Imkertag in Straubing hatten meine Frau und ich sogar schon das Gefühl, wir würden da jetzt tatsächlich irgendwie dazugehören.

Jetzt beginnt das neue Bienenjahr. Nach der Bekämpfung der Varroamilbe mit Ameisensäure kommt es jetzt vor allem darauf an, dass das Volk genügend Waben besetzt hat, damit es gut durch den Winter kommt. Wie die Bienen die kalte Jahreszeit überstehen, ist schon wieder der Wahnsinn: Sie spielen mit ihren Flugmuskeln und heizen so mit ihrer eigenen Körperenergie. Dabei kuscheln sie sich in einer Kugel zusammen. Ganz unten sitzen Bienen an den Futterwaben. Die verteilen das Futter an die anderen Bienen. Und damit keine erfriert, wechseln sie ständig ihre Plätze. So kann ein Volk bis zu 50 Minusgrade überstehen.

Nur wie die Bienen mit ihren Männern umgehen, damit werd‘ ich mich nie anfreunden können. Die haben nur einen Lebenszweck: die Begattung der Königin im Frühjahr. Das war‘s dann. Sobald im Hochsommer die Nahrung knapper wird, ist es aus und vorbei mit ihnen. Sie bekommen erst nix mehr zu fressen und werden schließlich aus dem Stock gezerrt, wo sie elend zugrunde gehen. Stellen Sie sich vor, die Biene Maja hätte das mit ihrem Willi gemacht …

Zwischen Gras und Wolken

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