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Republik Usbekistan


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Neben Liechtenstein ist es der einzige Binnenstaat der Erde, der seinerseits nur von Binnenstaaten umgeben ist.

Fläche: 448.978 Quadratkilometer, gleich groß wie Schweden
Einwohner: 31.576.400, mehr als dreimal so viele wie Schweden

Ausgedörrt

Usbekistan ist ein wunderbares Land, gelegen an der geschichtsträchtigen Seidenstraße, gesegnet mit den Weltkulturerbe-Städten Samarkand, Buchara, Chiwa und mit wunderbaren Menschen, denen eine sehr menschliche Eigenschaft nachgesagt wird: Im muslimischen Usbekistan soll ungewöhnlich viel Wein getrunken werden. Aber die Usbeken können sich auf Urvater Noah berufen, der auch im Islam höchste Wertschätzung genießt. Mit seiner Arche rettete Noah zuerst die Menschheit vor der Sintflut, um sie danach als erster Winzer für künftige frohe wie schwere Zeiten zu wappnen. Nicht umsonst bedeutet der Name Noah „Tröster“.

Trost wird wie andernorts auch in Usbekistan reichlich gebraucht: Der Agrarstaat ist mit Abstand der bevölkerungsreichste in Zentralasien. Im autoritär regierten Land werden Menschenrechte und bürgerliche Freiheiten mit Füßen getreten, grassieren Armut und Korruption. Ein idealer Nährboden für Radikalisierung, der Usbekistan unter den zentralasiatischen Republiken zum wichtigsten Rekrutierungsgebiet für Dschihadisten macht, meldet die „International Crisis Group“. Die Politik-NGO schätzt die Zahl von Aktivisten aus Zentralasien für den Islamischen Staat auf bis zu 4000. Seit den 1990er-Jahren terrorisiert die radikale Islamische Bewegung von Usbekistan (IMU) mit Bombenanschlägen ihr Land, aber auch Ziele in Afghanistan und Indien. 2015 schwor die IMU offiziell dem IS die Gefolgschaft. Usbekische Sicherheitskräfte verfolgen sie mit großer Härte.


Weltkulturerbe-Städte Buchara ...

Härte als Politikprinzip übernahm der usbekische Präsident Schawkat Mirsijojew von seinem Vorgänger Islam Karimow, dem er lange als Ministerpräsident diente. Menschenrechtler werfen Mirsijojew auch den jährlichen Zwangseinsatz von Studenten, Lehrern und anderen Staatsbediensteten bei der Baumwollernte vor. Das sogenannte „weiße Gold“ ist Kulturgut und eine der Haupteinnahmequellen für den Wüstenstaat zugleich.


… und Samarkand

Damit zusammenhängend, ist dem studierten Bewässerungsingenieur im Präsidentenamt die Achillesferse Usbekistans bestens bewusst: Als direkte Folge der riesigen Baumwollplantagen leidet das Land unter extremem Wassermangel. In Usbekistan liegen drei Viertel des vertrocknenden Aralsees. Einst das viertgrößte Binnengewässer der Erde, bis sowjetische Planwirtschaftler begannen seine Zuflüsse abzuleiten, um damit die Baumwollplantagen zu bewässern. Der Aralsee verlor neunzig Prozent seiner Wassermenge und zerfiel in mehrere kleine Teile – eine Umweltkatastrophe, „beispiellos in unserer Zeit“. Anstatt einer Kehrtwende hält die usbekische Führung jedoch am einträglichen Baumwollanbau fest und will zudem am versteppenden Seeboden nach Erdöl und Gas bohren. Den Musiker Murat Sydykow aus Aralsk inspirierte das Schicksal des Sees zu traurigen Weisen. „Wenn der See nach Aralsk zurückkommt“, versprach er einmal, „dann schreibe ich eine Symphonie und lasse sie von einem Orchester am Seeufer aufführen.“ Bis dahin werden aber noch viele Gläser mit Wein gefüllt werden müssen – zum Trost.

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