Читать книгу 360° um die Welt - Wolfgang Machreich - Страница 49
ОглавлениеTurkmenistan
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Entstanden durch Probebohrungen, lodern am Derweze-Krater seit über vierzig Jahren ewige Flammen. Das „Tor der Hölle“ im Herzen der Karakum-Wüste soll zu einer Touristenattraktion werden. Für Nervenkitzel ist gesorgt: Die Grube ist nicht abgezäunt.
Fläche: | 488.100 Quadratkilometer, ein wenig kleiner als Spanien |
Einwohner: | 5.758.075, ein Achtel von Spanien |
Weißes Rauschen
Turkmenistan ist ein wundervolles Land mit wundervollen Menschen, die einen Präsidenten mit einem Faible für Rekorde der besonderen Art haben: Mit der über vierzig Meter hohen größten Pferdekopfskulptur der Welt schaffte das Land 2017 einen weiteren Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Zu den anderen Rekorden zählt der Weltrekord im Kanon-Singen: 4166 Bürger sangen die vom Staatschef komponierte Hymne „Vorwärts, nur vorwärts, mein liebes Land Turkmenistan“. Darüber hinaus ist Asgabat die Stadt mit den meisten weißen Marmorgebäuden, über 500, und den meisten weißen Autos. Seit 2015 besteht ein Importstopp für farbige Pkw – offiziell aus Gründen des Klimaschutzes, da sich dunkle Fahrzeuge mehr aufheizen. Dass die Lieblingsfarbe des Präsidenten weiß ist, könnte die Entscheidung begünstigt haben. Sollte jemand eine Runde mit dem weltweit größten Riesenrad geschlossener Bauart drehen wollen, wäre Asgabat ebenfalls eine Adresse. Bei der Gelegenheit kann man den längsten handgeknüpften Teppich und den höchsten Fahnenmasten bewundern. Ein weiterer Superlativ gelang dem Land mit dem größten Wassersportpark der Welt. Präsident Gurbanguli Berdimuchamedow, ein früherer Zahnarzt, gilt als großer Sportfreund und holte die Asiatischen Kampfsport-Spiele sowie ein großes Defizit gleichzeitig ins Land.
Derweze-Krater
Berdimuchamedow wollte dem Personenkult ein Ende setzen, mit dem sich sein nicht minder autoritär regierender Vorgänger Saparmurat Nijasow umgab. 2015 konnte er aber der Versuchung nicht länger widerstehen und ließ ein 21 Meter hohes, goldverziertes Reiterdenkmal mit ihm auf hohem Ross errichten. Das Riesenbuch „Ruhnama“, eine Art Manifest des Vorgängers, steht auch noch auf einem großen Sockel. Früher ließ sich der Buchdeckel öffnen, und es erschienen präsidiale Phrasen. Seit dem Tod des ersten Präsidenten 2006 bleibt der Deckel aber zu.
Dafür beglückte Präsident Berdimuchamedow seine Bürger zum Weihnachtsfest 2018 mit einem selbst geschriebenen Lied. Das Staatsfernsehen präsentierte den Song exklusiv: An einem weißen Flügel sitzend, sang Berdimuchamedow das Lied „Traum“ auf Englisch, Turkmenisch und Deutsch, während ihn sein Enkel am Synthesizer begleitete. Im Hintergrund rieselten Schneeflocken. Mit seiner „schönen Melodie und den aus tiefstem Herzen kommenden Worten“ sei das Weihnachtslied „allen Zuhörern zu Herzen gegangen“ und habe „starken Eindruck hinterlassen“, kommentierte ein Moderator.
Asgabat mit über 500 weißen Marmorgebäuden
Im Internetmagazin „Novastan.org“, in dem man weniger geschönte Nachrichten aus der Region findet, heißt es in einem Beitrag über die Knebelung der Presse in Turkmenistan: „In den Neunzigern ging der Scherz um, das Akronym TMT (Turkmenisches Staatliches Fernsehen) als ,dein toter Fernseher‘ (Russisch ,tvoj mertvyj televisor‘) zu entziffern. Später wurden die Fernsehsender umbenannt. Das Fernsehen konnte damit aber nicht wiederbelebt werden und verbleibt nach wie vor größtenteils als weißes Rauschen in der Medienlandschaft des Landes.“